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25J Patient, er hat alles und auch nichts

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  • 25J Patient, er hat alles und auch nichts

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    aktuell bin ich einer Praxisphase und habe dabei einen jungen Patienten kennengelernt dem anscheinend keiner helfen kann, er kommt andauernd ins Krankenhaus und wird meist nach 2-3 Tagen entlassen (diesmal war er 8 Tage wegen Verdacht auf TBC da).

    Mir geht dieser Fall nicht aus dem Kopf und so habe ich mich mal mit ihm unterhalten, und er hatte auch seinen Ordner dabei (habe ihn natürlich gefragt ob ich das hier schreiben darf).

    Er ist 25 Jahre, männlich, 178cm groß und 72kg schwer. Allgemein Zustand klar und orientiert.

    Raucher: 15 Zig/Tag, kein Drogenskonsum

    Vorerkrankungen: Tinnitus seit 9 Jahren (stört ihn nicht), Reflux/Reizmagen/Darm seit 2 Jahren

    Blinddarm OP Feb. 16 (vorsorglich und in Vollnarkose)

    Aktuelle Medis: Pantozol 20mg und Sertralin 50mg (beide morgens), Foster Asthmaspray 1-0-1

    Seine Leitsymptome sind:

    Schmerzen auf Druck am ganzen Thorax, seit 6 Monaten (chronische Neuralgie?)
    Puls und Blutdruckanstiege, meist zwischen 100-120 Puls und Blutdruck bis zu 180/110 einmal sogar über 210, seit 6 Monaten
    nicht allg. Asthma, seit 5 Monaten
    zittrig (zielgerichtete- und Haltebewegungen), sowie desorientiert und leichter Schwindel, seit 3 Monaten
    Schlafstörungen, seit 6 Monaten
    Nachtschweiß (v.a. Kopf bis mitte Bauch), seit 6 Monaten

    Seid eines starken Infekts (wohl Angina) behandelt mit Cefurox 2 Wochen: seit 4,5 Monaten

    Ungewollter Gewichtsverlust -12kg (in den ersten 4 Wochen -5kg, nun langsamer aber stetig, wohl Muskelmasse), seit 4,5 Monaten
    dauerhafte Reizung des Rachens, immer wieder Rachen- u Mandelentzündungen
    Angeschwollene Schleimhäute im Nasen-Rachenbereich (ca. 50% vergrößert)
    Schleimiger Auswurf (meist gelb und ziemlich klumpig, mit sehr dunklen Stellen, gelegentlich grünlich)
    Hustenanfälle, trockener Husten mit o.g. Auswurf
    Hautveränderungen, Petechien? Unterarme+Hände+Nacken/Schultern und vereinzelnt an Oberschenkeln und Thorax verschwinden nicht alle auf Druck, weiterhin einen neuen bläulichen richtig großen Dehnungsstreifen am linken Oberschenkel bis in den Intimbereich?!? Haut sehr trocken
    Stärker werdende Schluckbeschwerden (beim Husten hört er meist 2 mal ein "Knacken")

    Weiterhin:

    Immer wieder Muskelzuckungen, vor allem Oberschenkel, aber teilweise auch an der Schläfe und im Halsbereich, unrhytmisch, mal schnell und 1 Sekunder später dann langsam, seit 4 Monaten
    Immer wieder "Messerstichartige" und pochende Schmerzen an verschiedensten Körperteilen, meist Hände (mitten im Daumen) und Arme , seit 2,5 Monaten (meines erachtens an Stellen wo Venen und Arterien entlang laufen)
    Kribbeln/Spannungsgefühl der Waden, seit 2 Monaten
    Gelegentlich sehr kalte Hände und Taubheitsgefühle in Händen und Beinen
    (Haarausfall und langsam graue Haare, seit 1,5 Jahren)

    Er selbst sagt, dass er in diesen plötzlichen auftrenden Phasen des Blutdruck und Pulsanstiegs keinerlei Gedanken oder Ängste zuvor gehabt hat, meist hat er eine Serie geschaut, mit Freunden geredet über Gott und die Welt oder Computer gespielt. Zusätzlich habe er meist sofort Atemnot und Schwindel, diese Phasen kommen immer öfter und gehen mittlerweile bis zu einem deutlichen Tunnelblick, er sagt er kippe von der ein auf die andere Sekunde fast um, er versucht dann ruhig zu atmen und fährt dann zum Arzt, den Pulsanstieg und die Nervosität bringe er selbst mit dann normalen "Angstreaktionen" in Verbindung.

    Nun kam er gestern wieder zu uns ins KH (wird wohl jetzt bald entlassen), diesmal wurde er vom Bereitschaftsdienst eingewiesen. Er war dort um 21:30 Uhr, EKG sagt leichte SinusAr. (wobei ich denke ganz normales EKG, einfach die Atmung) 70bpm, 124/85 Blutdruck.

    In der Nacht, nach höllischen Schmerzen im kompletten Brustbereich kam er wieder dort an, EKG wurde um 5 Uhr geschrieben, diesmal mit einer deutlichen Verlängerung der Endphase (T-Wellen), zwischen QRS-Komplex und T-Welle waren kleine Zacken Puls 96 Blutdruck 154/95. Gegen 6 Uhr kam er ins KH, hier wieder ganz normales EKG mit normalen Blutdruck und Puls um die 65.

    Am Nachmittag haben wir ein Herzultraschall gemacht, ebenfalls unauffällig, genauso wie Röntgenthorax (etwas viel Luft im Magen, hat das letzte mal 14h vor dem Röntgen gegessen?!?)

    Er selbst sage, dass nach nun 6 Monaten irgendwo sicherlich eine Beteiligung der Psyche dabei ist, aber die plötzlich einsetzenden Phasen wie o.g. beschrieben und auch, dass immer irgendwas gefunden wird, kommen mir pers. merkwürdig vor.

    Was uns aufgefallen ist:

    leichter Erythrozytenmangel ~4,0 Reff 4,57-5,98 | Mio/ul
    Hämaglobin ~12,3 Reff 13,9-17,7 | g/dl
    Hämatokrit ~35,3 Reff 39,6 - 51,8 | %
    Eiweiss im Serium ~6,20 Reff 6,4-8,3 | g/dl
    Albumin ~5400 Reff 3540-4780 | mg/dl
    Immunglobulin G ~657 Reff 700-1600 | mg/dl

    Sputum an 2 Tagen (angeblich verunreinigt):

    Klebsiella pneumoniae ssp ~ Reichlich - Massenhaft
    Pseudomonas putida ~ Massenhaft
    grampos. Kettenkokken ~Massenhaft
    Candida albicans (Kulturell) ~ ganz vereinzelnt
    Rachenflora ~ Massenhaft

    Bronchialsekret:

    grampos. Kokken, gramneg. Stäbchen ~ vereinzelnt

    Liquor:

    Herpes simplex 1/2 AK IgG 1:27985 Reff <1:231 | Titer
    HSV 1/2 AK IgG im Liquor 1:4015 Reff <1:231 | Titer
    FSME AG IgG 482,7 Reff <10 | U/ml
    FSME AK IgM negativ, sowie im Liquor die IgG <4 Reff <15
    Röteln AK IgG 25,5 Reff <15 | IU/ml
    Röteln AK IgG im Liquor <4 Reff 0-1 | IU/ml

    Untersuchungen

    In einer Magenspiegelung wurde eine Gastritis festgestellt, in der Bronchieoskopie eine akute Entzündung beider unterer Lungenlappen.

    Gastritis nun ausgeheilt, nach Absetzen von Pantozol sofort eine Entzündung der Speiseröhre (klar Reflux).

    Sonographie -> insgesamt unauffällig, Milz schmerzt jedoch auf Druck stark, viel Luft


    Er selbst war beim:

    Kardiologen (4 Monate her), PA-Druck nicht messbar, leichte Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz

    24h Blutdruckmessung, einzelne Spitzen bis 180/100

    L-EKG (3 Tage, kein Sport gemacht) 42-146 bpm, im Mittel 91; Sinusrhythmus der gelegentlich von schnellen Phasen mit 500ms sich abrupt in 650ms verändert; morgendlich z.T. SA-Blockierungen mit retrograder P-Erregung -> möglich. zweites supraventrikuläres Rhythmuszentrum laut Kardiologe. Insgesamt unauffällig.

    Urologen (4 Monate her); leichter Testosteronmangel (zu kleine Hoden?!? vllt. stressbedingt?); erhöhte Bilirubinwerte (direkt 0,45 (Reff <0,30) indirekt 0,95 (Reff <0,85)); Nierentumor ausgeschlossen --> Überweisung zum Magen-Darm-Zentrum

    MDZ stellte fest (November bis Dezember):

    leichten Kupfermangel im Blut fest (COER 21,6 mg/dl Reff >22),
    24h Urin 2,7L
    CUU <3,0 ug/l (Reff 9-18)
    Blub 0 Reff 1 (was ist das für ein Wert?)
    ANF <1:160 Reff <1:80 (nehme an Titer)
    CYTK <1:40 Reff <1:20 (nehme an Titer)
    EBNA u EBVG positiv Reff negativ
    Bilirubin ingesamt leicht erhöht 1,1 Reff 1,0

    Neurologe hat die Nervengeschwindigkeit getestet, unauffällig, ebenso die Reflexe, in Ordnung

    Was mir noch aufgefallen ist, er wackelt im sitzen und liegen immer mit einem Bein (Restless Leg?).

    Also irgendwie hat er alles, aber auch nichts, unternommen haben wir nichts, da es nichts akutes zu sein scheint. Kein Antibiotika etc. verabreicht, das es auf die Psyche geht gibt er ja selbst zu, aber 4 Monate gelber Auswurf hier und da Entzündungen, es ist schon komisch.
    Eigentlich sollte er kern gesund sein mit 25, ist ja grade mal 1 Jahr älter als ich. Da er wohl heute entlassen wird habe ich mir seine Handynr. besorgt, zumal er mir auch zusagt und echt symphatisch ist, vllt. hat ja hier einer eine Idee und ich kann ihn ggf. mal informieren.

    Habe ihm geraten mal in die Klinik für Diagnostik nach Mainz zu gehen.

    Psychotherapie hat er schon angefangen, allerdings meinte diese, sie ist sich selbst nicht sicher ob es vom Kopf kommt, diagnostizierte jedoch eine leichte Depression (verständlich).

    Er bekam Mirtazapin 15mg und anschließend Sertralin 50mg, er selbst stellte keine unterschiede fest.

    Kann es vllt sein, dass es was Autoimmunes ist?
    Oder vllt eine Streptokokken oder Pilzinfektion?

    So viel Text, mal sehen ob sich jemand den durchliest, ich kann mit einigen Werten sowieso nichts anfangen, aber vllt. hat ja hier jemand eine Idee.

    Freundliche Grüße


  • Re: 25J Patient, er hat alles und auch nichts

    Hallo,

    also gelesen habe ich alles

    Nicht schön, was Ihr Patient da alles erlebt/erleben muss!

    Also > ich bin kein Arzt .... habe selbst "viel Mist" und eine seltene Erkrankung am Hals.
    Würde gerne trotzdem meine Gedanken mal schreiben wollen ... ich hoffe, das ist in Ordnung.

    1) Unbedingt in die DKD Wiesbaden! "Verlieren" kann man dabei nichts.
    2) Es gibt in der Uniklinik Frankfurt eine Abteilung für seltene Erkrankungen FRZSE nennt sich das. Dortin würde ich mich ebenfalls wenden.
    3) Mich interessiert neben den "medizinischen" Dingen mal das Umfeld des Patienten.
    Z.b. Berufliches (mögliche Gefahr von Arbeiten mit Gefahrenstoffen ....) oder die Wohnsituation (Pilze, Schimmel, Asbest ........) .... oder auch Hobbys ....
    Vielleicht gibt es hier etwas "Auffälliges" was das alles erklären könnte.
    4) Nicht aufgeben! Bitte sagen Sie ihm unbedingt, dass er nicht alleine ist! Ich finde es toll, dass Sie hier für ihn Hilfe suchen .....leider ist hier im Forum kaum ein Arzt ..
    5) Daher ggf. mal ruhig eine Rundmail an verschiedene Kliniken schreiben .... auch hier hat man nichts zu verlieren.
    6) hat man mal Unverträglichkeiten auf Medikamente gemacht??? Z.B. auf ASS ...
    Bronchialasthma, Sinusitis etc. kann für Morbus Widal/SamterTrias sprechen. Dazu gehört auch eine ASS-Intoleranz. ASS ist auch in zig hunderten Lebensmittel enthalten ... all das könnte einige Beschwerden erklären ...
    Hiervon bin ich neben anderen Sachen auch betroffen und könnte bei Bedarf auch Unterlagen weitergeben.
    7) Das man bei den Beschwerden "depressiv" wird oder einen chron. Magenschleimhautentzündung hat, ist kein Wunder!!!! Das ist leider eine häufige Begleitung in solchen Fällen wo man länger im Dunkeln tappt .... Ihr Patient sollte sich dafür NICHT rechtfertigen! Ein echter Mediziner mit Herz und Verstand wird 1 und 1 zusammenzählen können .... und kapieren das die Depression Folge der Situation ist und nicht umgekehrt!
    8) Eine Psychotherapie kann helfen > Wichtiger ist aber im näheren Umfeld Menschen um sich zu haben, die bei ihm sind, zuhören und ihn unterstützen!
    9) Wurden in Richtung "rheumatische Erkrankungen" Untersuchungen gemacht? Sapho-Syndrom; Schnitzler .... etc.pp. ...auch inflammatorisches Syndrom ...

    So, dass waren nun meine Gedanken als langjährige Patientin aber aufgrunddessen auch inzwischen viel angeignetem mediz. Wissen und durchlebten Erfahrungen ...

    Ich wünsche Ihrem Patienten (aber auch Ihnen), dass er nicht die Hoffnung verliert und an sich und seine Gefühle weiter glaubt. Er soll sich auf keinen Fall in eine Schublade stecken lassen!!!!!!

    Ganz wichtig > unbedingt mal über mehrere Wochen (mind. 4) ein aggribsches Tagebuch führen. Über ALLES! Ernährung, Tätigkeiten, Schlaf, Gemütszustand, Vorkommnisse und und und und ......

    Man kann leider nur weiter Detektiv sein und nach und nach im Ausschlussverfahren an des Rätsels Lösung kommen ... Dafür braucht man Kraft!! Die wünsche ich Ihnen und Ihrem Patienten.

    Katzenauge



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    • Re: 25J Patient, er hat alles und auch nichts

      Die Immunglobulin G sind ja leicht erniedrigt. Ist daraufhin eine IgG-Subklassenanalyse gemacht worden? Um ein IgG subklassenmangel auszuschließen? Das würde erklären, wieso er ständig Infekte hat bzw. die nicht los wird. Würde fast die ganze Symptomatik erklären.

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      • Re: 25J Patient, er hat alles und auch nichts

        Wurde mal TSH bestimmt?

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        • Re: 25J Patient, er hat alles und auch nichts

          Und, gibt es etwas Neues??????
          Wir würden uns über ein kleines Feedback sicherlich alle freuen

          Katzenauge

          Kommentar


          • Re: 25J Patient, er hat alles und auch nichts

            Wir würden uns über ein kleines F

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