Weil nach dem Allheilmittel Aloe vera jetzt die Ursache Nahrungsmittelunverträglichkeit und Antibiotika (Anmerkung zur Schreibweise: das AntiBiotikUM, die AntiBiotika ... im ganzen Wort kein "p") in jedem Thread als Antwort fallen und dieses genauso einseitig dargestellt wird, hier noch einmal eine ausführliche Stellungnahme zu diesen Themen. Jegliche Form von engstirniger Sichtweise ist in der Medizin sehr gefährlich. Erstaunlicherweise findet man diese aber sehr häufig ausgerechnet bei jenen Personen, die sie ihrerseits den Schulmediziniern vorwerfen.
Generell haben wir hier die gleiche Situation wie bei der Aloe, es KANN eine Rolle spielen/helfen, MUSS aber nicht. Jeder der hier teure Tests oder Therapien und Beratungen anbietet sollte hinterfragt werden. Eine echte Unverträglichkeit kann auch beim Arzt diagnostiziert werden.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten gibt es tatsächlich in vielfältigster Form, da natürlich jedes Nahrungsmittel solange eine allergisierende bzw. antigene Potenz hat, wie es nicht ausreichend in die Einzelbestandteile aufgespalten wurde, also bei Eiweißen in Aminosäuren beispielsweise.
Eine Nahrungsmittelintoleranz ist als ein Verlust der Nahrungsmitteltoleranz zu werden, d.h. dass der Körper täglich mit den Allergenen aus der Nahrung in Kontakt kommt, aber gelernt hat, diese zu tolerieren. Dies alles findet in erster Linie im Zwölffingerdarm, also im Dünndarm statt. Aus verschiedenen Gründen kann dies gestört werden, so z.B. durch chronische Entzündungen, Infektionen (bei Bakteriellen Infektionen sind Antibiotika hilfreich, Pilzinfektionen können durch Antibiotika hingegen begünstigt werden, da würde Beat recht haben. Allerdings findet sich die durch Antibiotika gestörte Darmflora im Dickdarm!) oder Einschränkungen der Verdauungstätigkeit des vorgeschalteten Verdauungstrakt durch Helikobakter-Befall des Magens (hier ist eine Antibiotikatherapie wiederum sinnvoll).
Hierbei kann es zu einer gesteigerten Durchlässigkeit der Dünndarmwand kommen, die dazu führt, dass auch größere Teilstücke von Eiweßen aufgenommen werden, die groß genug sind, um zu einer allergischen Reaktion zu führen.
Dies gilt für alle Eiweiße so z.B. für Casein, aber auch für diverse andere. Die selektive Verteufelung von Milch [Beat] und überhaupt tierischen Eiweißen [CMS] ist gefährlich engstirnig und vor allem angesichts der Tatsache, dass eine der verbreitetsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten das Gluten betrifft, welches das Klebereiweiß in pflanzlicher Kost ist.
Die Hauptsymptomatik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die auf einer derartigen Allergisierung (nicht auf einem Enzymmangel wie die LI) beruhen, beschränkt sich auf den Magen-Darm-Trakt, es können aber auch andere Autoimmunsymptomatiken begünstigt werden. Ob z.B. eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegt und deshalb möglicherweise mit der Hautsymptomatik zusammenhängt, kann der Arzt durch den Nachweis spezifischer Antikörper vom Typ IG-g feststellen. Wenn dabei keine Unverträglichkeit herauskommt, bringt auch eine Meidung der entsprechenden Lebensmittel nichts. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist also keineswegs in jedem Falle die Ursache allen Übels, wie es einige hier gerne pauschalisieren.
Was Antibiotika angeht, so sind sie in vielen Fällen sehr hilfreich. Sie "schädigen" nicht wie z.B. Immunsuppressiva das Immunsystem, sondern dienen der Unterstützung desselben an dem Punkt, wo die natürliche Abwehr scheitert. Ich bin durchaus der Meinung, dass heutzutage vielerorts zu locker mit der Verschreibung von Antibiotika (AB) umgegangen wird! Ganz sicher sollte ein Antibiotikaeinsatz immer gut abgewogen werden und das Mittel sorgfältig gewählt werden, um keine unnötigen Nebenwirken oder Resistenzentwicklungen zu riskieren.
Wie gesagt, die zelluläre und die im Blut befindliche sog. humorale Immunabwehr werden durch AB in der Regel nicht direkt geschädigt. Was je nach verwendeter Substanz gestört werden kann, ist das Gleichgewicht der natürlichen Keimflora im Körper und zwar an solchen Stellen, wo sie existiert. Dies ist z.B. im Dickdarm der Fall (man beachte: es ging oben um die Durchlässigkeit des Dünndarms!). So kann es hier z.B. zu einer Überwucherung mit Pilzen kommen, wenn die natürlichen Bakterien diese nicht mehr in Schach halten, da sie durch AB dezimiert wurden. Die lokale Abwehr in Form von der natürlichen und gesunden Konkurrenz verschiedener Keime wird hier gestört, sodass sich einer davon übermäßig vermehren kann. Mit einer Nahrungsmittelallergie hat dies erst einmal gar nichts zu tun. Was hier im Dickdarm relevant ist, ist z.B. die LI, denn die Symptomatik dieser LI kommt u.a. dadurch zustande, dass die Darmbakterien die enzymatisch nicht verstoffwechselte Laktose unter Bildung von Gasen verarbeiten, was zu Blähungen führt.
Was beispielsweise recht interessant im Zusammenhang mit AB ist, sind neuere Erkenntnisse bezüglich AD und Pso: Hier spielen Streptokokken und Staphylokokken oft eine zentrale Rolle in der Entstehung und Verschlechterung der Erkrankung. So sollten solche Keime, auch wenn z.B. keine sichtbare Impetigo (Infektionskrankheit durch og Keime) vorliegt, Beachtung finden. Deshalb zahlt es sich für den zukünftigen Krankheitsverlauf oft aus, für zehn Tage eine antimikrobielle Therapie durchzuführen. Dies umso eher bei der AD, weil natürliche antimikrobielle Substanzen, wie sie etwa bei Psoriasis in großer Menge vorkommen, in atopischer Haut vermindert sind.
Mit freundlichen Grüßen,
T. Wündrich
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