Ich beschreibe im Folgenden die Symptomatik, weil ich bis jetzt auch durch verschiedene Arztbesuche keine richtige Erklärung, geschweige denn Therapiehinweise bekommen habe.
Derzeit schlafe ich von ca. 23.00 bis 8.00 Uhr. Soviel Zeit dazu habe ich erst seit dem Wechsel zu einer 30-Wochenstunde-Stelle, letztlich hat es sich aber mit der Müdigkeit nicht geändert. Am Wochenende verschiebt sich der Rhythmus etwas, ab ca. 9.00 – 10.00 Uhr döse ich eher, mit Traumphasen. Wenn ich auf etwa 9 Stunden komme, geht es mit der Müdigkeit, richtig „klar da“ bin ich aber nicht. Im Gespräch mit anderen dagegen wirke ich lebhaft, ich werde dadurch „aktiviert“. Ich könnte nach etwa einer Viertel- bis maximal halben Stunde zu jeder Zeit einschlafen. Wenn ich einmal einen Mittagsschlaf mache, schlafe ich meist 1 ½ Std., bin danach manchmal benommen, aber oft auch fitter. Dass ich über den Tag nicht einschlafe, liegt daran, dass ich mir immer eine Beschäftigung suche und mich sehr gut beherrschen kann. (Ich bin noch nie vor dem Fernseher eingeschlafen, obwohl ich es bestimmt könnte.) Dass ein Teil des Problems auch mein hoher Anspruch an mich selbst ist, ist mir schon klargeworden, aber ich habe durchaus Phasen des Ausgleiches, wo ich mich entspannen kann, „nichtstun“, mit Freunden treffen, Sport machen (kurzes Joggen und Rückenübungen) oder mich tatsächlich hinlege. Was mich belastet, sind die Tage, in denen es wegen Schlafmangel einfach noch schlimmer ist: Dann kann ich mich schlecht konzentrieren, habe Schwierigkeiten beim Formulieren, bekomme die Dinge nicht klar, verliere den Faden und bin insgesamt viel mehr angestrengt als sonst. Abends bin ich dann total kaputt, würde mich am liebsten gleich ins Bett gehen, aber zumindest zu Abend Essen muss ich dann und meist gibt es noch ein paar Dinge zu erledigen. Ich schaffe es dann selten, tatsächlich um 21.00 Uhr oder bisschen später ins Bett zu gehen, schließlich will ich ja den Feierabend nicht einfach verschlafen.
Nach wenig Schlaf (für mich ca. 7 Std. oder mehrere Nächte hintereinander 8 Std.) bin ich niedergeschlagen und habe eine negative Sicht der Dinge, die dann nach dem Schlaf, auch z.B. einem Mittagsschlaf „wie weggeblasen“ ist; insgesamt bin ich ein Mensch, der meist eine positive Sicht hat. Eine Depression wurde von Hausarzt und einem psychologischen Psychotherapeuten (bisher 5 probatorische Sitzungen) ausgeschlossen. Auch das chronic fatigue syndrom passt nicht, ich bin arbeitsfähig, wenn auch aus meiner Sicht etwas eingeschränkt (30 Wochenstunden) und mit viel Energieaufwand verbunden, wenn ich besonders müde bin.
Ich habe auch schon versucht, weniger zu schlafen, oder am Wochenende genauso aufzustehen, nach einer kurzen Nacht geht es manchmal noch den Tag danach, dann ist es aber nur noch schlimmer. Im Urlaub ist es besser; das Gefühl, richtig ausgeschlafen zu haben habe ich aber nur selten; abends bin ich meistens trotzdem „platt“, auch wenn ich versuche, es durch Aktivität zu überspielen.
Ausgeschlossen wurden: Atmungsstörungen, Narkolepsie, Restless-Legs-Syndrom, periodische Beinbewegungen (im Schlaflabor), hämatologische Systemerkrankung bzw. Immundefekt, Schilddrüsenfunktionsstörung, Hypogonadismus, Nebenniereninsuffizienz, Allergien, Würmer, Lungenerkrankungen.
Im Alter von 4 Jahren hatte ich eine Hirnhautentzündung, die jedoch gut verlief; in den Jahren danach normalisierte sich das EEG und war danach immer unauffällig, manchmal (1 mal im Monat) konnten leichte Kopfschmerzen auftreten, aber auch diese sind schon länger sehr selten und dann durch eine Belastung gut erklärbar.
Alle im Normbereich waren die Werte von Blut (Blutfettwerte besonders gut), Blutzucker, Blutdruck; Harnsäure, Testosteron, EKG, EEG (beide im Schlaflabor über 24 Std.).
Auffällig: niedriger Ruhepuls (50 – 60), beim Belastungs-EKG aber normal; Gewicht: 65 – 70 kg bei 1,80 m, dabei häufig Hunger und auch bei viel essen keine Gewichtszunahme.
Vom Befund des Schlaflabors: Epworth-Sleepiness-Scale 13 von 24 Punkten, Tief- und REM-Schlafanteile regelrecht, keine Sauerstoffentsättigung.
Von einer psychosomatischen Erklärung bin ich auch abgekommen, besonders, weil die Müdigkeit in direktem Zusammenhang mit der Schlafmenge steht und mir keine besonderen Belastungsthemen bewusst sind. In der begonnenen Psychotherapie möchte ich dennoch den psychischen Anteil und den Umgang mit der „Störung“ bearbeiten; zudem möchte ich sie als Selbsterfahrung nutzen.
Als Fazit könnte man jetzt sagen, ich müsste einfach immer genügend schlafen und mich damit abfinden, wenn ich halt fast nie „richtig wach“ bin; damit geht mir aber ein gutes Stück Lebensqualität verloren, Bekannte verstehen nicht, was ich mit meiner ganzen Zeit mache oder warum ich keine Zeit für sie habe (die Freunde kennen das Thema schon), und weniger als 30 Wochenstunden kann ich mir nicht leisten zu arbeiten. Noch bekomme ich das irgendwie hin und halte es eben aus, aber wie soll es in 10, 20 oder 30 Jahren gehen?
Vielleicht kann mir jemand einen Hinweis geben, welche Spur ich zur Diagnostik noch verfolgen könnte, oder welche Therapie bzw. Verhaltensänderung mir helfen könnte. Vielen Dank, Murmeltier12
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