ich bin neu hier im Forum, hab mich noch nicht so eingelesen, aber möchte gleich mal mit einer Vorstellung von mir anfangen (wobei ich echt sehen muss, wie ich dem eine überschaubare Länge gebe, denn aus 9 Jahrne Leidenszeit gibt es viel zu erzählen und zu erklären, auch um Missverständnissen vorzubeugen).
Ich bin 27 Jahre alt, männlich, und hatte über viele Jahre lang stärkste Depressionen. Das fing mit 18 an, war in der Zeit von 20 bis 25 am schlimmsten, und die letzten zwei Jahre flacht das ab, ich hab auch viel dafür getan: Psyhotherapien und darüber hinaus auch sehr viel Selbstreflexion, wo ich viel über mich, mein Leben, mein Unterbewusstsein lernte, gelernt hab, wie ich so ticke (ziemlich anders als der Rest *g*) und auch schon mit vielen Dingen, die nicht so schön waren, schließlich „meinen Frieden“ gemacht habe.
In meiner langen Depressionskarriere kam auch sehr früh (mit 18 oder 19) eine massive Internetsucht dazu, zu Zeiten von 33k-Modems, wo man (wg Telefonkosten) erst abends nach 21 Uhr online gehen konnte, wo es in der schönen neuen Welt sooo viel zu entdecken gab, und was leider (aufgrund von langen Ladezeiten, kleinen Bandbreiten) 10mal so langsam vonstatten ging wie heute. Dementsprechend hatte ich immer erst ausreichend viel im Internet gesehen, wenn es schon 3 oder 4 Uhr nachts war. Kurzum: Mein Schlafrhythmus litt damals enorm, und hat sich bis heute (also fast 9 Jahre) nicht wieder richtig eingependelt. Inzwischen, über die Jahre, hat auch mein Immunsystem ziemlich drunter gelitten, glaub ich... und ich sehe ganz schön strapaziert und alt aus, und fühle mich auch so, denn es gibt sehr viele Tage, da bin ich schon total außer Atem, wenn ich nur eine Treppe gestiegen bin... und das als ehemals sehr eifriger (und in Wettkämpfen auch sehr erfolgreicher) Jogger, der sich noch vor Jahren einen Spaß draus machte, mehrmals hintereinander den Kölner Dom (flott) hochzuspazieren und sich zu wundern, wie die Reisegruppen keuchten und pausieren mussten.
Oder sich ebenso zu wundern, damals im Zivildient (obwohl mit damals 20 Jahren selbst auch schon schlafgestört), als ich hin und wieder sehr alte Menschen besucht und ihnen die Einkäufe gebracht habe, wo ich mich wirklich wunderte, wie alt, gebrechlich, müde und träge Menschen werden können, und mir graute es vor dem Tag, wo ich selbst 90 sein würde. Tja, jetzt bin ich 27 und an 3 von 7 Tagen (Tendenz Richtung 4 oder 5 von 7) fühle ich mich exakt so, wie diese Greise damals wirkten. Neulich musste ich einen fertig geschriebenen Brief zum wenige 100 Meter entfernten Briefkasten bringen. Es lag nicht an psychischer Antriebsschwäche, sondern echt an körperlicher Müdigkeit, dass ich meinen Hintern nicht hochkriegte, und tatsächlich 3 Tage lang nicht anderes machte als aus dem Fenster zu gucken oder hin und wieder ein paar Mails abzurufen (hatte zu dieser Zeit bis auf den Brief alle anderen Termine abgesagt). Oder wenn ich am Schreibtisch Hunger bekomme, kann es 3 Stunden dauern, bis ich mich mal dazu bequeme, in die Küche zu gehen und mir ein Brot zu schmieren.
Ich bin SO müde, aber kann einfach nicht schlafen, insbesondere seit ein 3 Monaten, wo es irgendwie von Nacht zu Nacht schlimmer wird. Die letzten 2 Nächte habe ich jeweils 15(!) Stunden im Bett gelegen, nicht gegrübelt oder (das habe ich mir tatsächlich abtrainiert), zum verrecken MÜDE, brachte es in beiden Nächten aber jeweils nur auf 2 Stunden Schlaf. Die ganze Nacht hinüber – und auch jetzt am Tag – habe ich dieses Gefühl, welches Leute kennen, die eine Nacht (oder zwei Nächte) „durchgemacht“ haben, dass sie jeden Moment „im Stehen einschlafen“ könnten. (Jetzt gerade geht es, Autosuggesion: Ich versuche mich beim Schreiben mit aller Kraft zu „aktivieren“, Adrenalin auszuschütten, sonst würde ich bis heute Abend 23 Uhr NICHTS machen, als hier in den Seilen zu hängen. Für ein paar Stunden kann ich das, danach bin ich dann aber noch müder.) Aber so geht das schon seit Wochen und Monaten, wie ich bereits sagte.
All dies beeinträchtigt mich zur Zeit sehr. Immerhin habe ich eigentlich mit den meisten Depressionen und ihren Ursachen reinen Tisch gemacht und wäre nun wieder bereit, zu leben. Aber schlafen ist schon eine wichtige Voraussetzung für sowas. Seit gut 2 Monaten nehme ich Baldriparan, was die Einschlafprobleme anfangs abgemildert hat, aber seit 2 Wochen irgendwie gar nicht mehr wirkt (Gibt es da einen Gewöhnungseffekt?). Härtere Schlafmittel verschreiben will mein Hausarzt mir nicht, weil er meint, dadurch könnten wir das Problem als solches nicht lösen, ich würde evlt. schlafen, mich danach aber auch nicht erholt fühlen... Mag sein, aber dann jedoch frage ich mich, wozu man überhaupt solche Schlafmittel verschreibt, und inwiefern sie wem überhaupt „helfen“ können. Ich denke, ein „schlechter“ Schlaf ist immer noch besser als gar kein Schlaf – oder?
Aber ich bin ja auch kein Freund von „harten“ Mitteln. Hab auch während meiner Depressionen (fast) komplett auf chemische Unterstützung verzichtet. Deshalb ist es ein Hauptanliegen meines Postings hier, eine neue „Strategie“ zu finden, auf „natürlichem Wege“
wieder schlafen zu können. Bisher hatte ich so meine eigene Methode, wo natürlich jeder sofort dogmatisch sagt, dass sie das falscheste überhaupt ist, aber mir ging es wenigestens „erträglich“: Die Situation ist, dass ich – noch Student – gelernt habe, dass ich mir trotz Vorlesungen meine Zeit relativ frei einteilen kann. Klar, da schreit jeder: „Gerade der Schlaflose braucht Strukturen und feste Termine.“ Viele Semester lang habe ich das ausprobiert. Habe mich jeden morgen wenigstens so früh aus dem Bett gequält, dass ich zur 10-Uhr-Vorlesung erscheinen kann, d.h. ca. 8:30 aufstehen. Dabei ging es gesundheitlich von Woche zu Woche bergab: In der Uni war ich so daneben, dass ich selbst in den leichtesten Vorlesungen nichts mitbekommen habe, und nachmittags zu Hause angekommen fühlte ich mich als hätte ich 18 Stunden auf’m Bau gearbeitet. Und dann noch Hausaufgaben machen, lernen?? Keine Chance. Meinem großen Hobby Musik (Gesang und Komposition) konnte ich in dem körperlichen Zustand auch über Jahre nicht nachgehen.
Bis ich mich dann mal wirklich entschieden habe, zu schauen, wie viele Vormittagsvorlesungen ich ausfallen lassen darf (Erkenntnis: sehr viele) und stattdessen auszuschlafen (auch mal bis 13 Uhr), um danach in der Zeit eines halben Tages (ohne ernsthafte Probleme) das Lernpensum von zwei ganzen Tagen zu bewältigen. Das hängt sicher mit meiner Hochbegabung zusammen (IQ 149, womit ich nicht prahlen will, was aber einfach in den Erklärungskontext gehört), und es wäre auch eine äußerst praktische Sache, wenn das jeden Tag funktionieren könnte: Ausschlafen, 13 Uhr aufstehen und bis zum Abend das Pensum von zwei Lerntagen reinpfeifen. Auch das körperliche Befinden ist dann so, dass ich meinem Hobby (Musik) ganz toll nachgehen kann, was für mein Seelenleeben sehr wichtig ist. Daher war nun über Jahre meine Devise: “Lieber 6 Stunden am Tag topfit als 16 Stunden in den Seilen zu hängen!“
Nur leider habe ich solche „guten“ Tage irgendwie nur ca. einmal in der Woche, wo ich mich fit wie ein Turnschuh fühle, klar im Kopf und Bäume ausreißen könnte. An anderen Tagen, wenn ich morgens um 6 oder 7 merke, dass ich das Gegenteil von wach bin, und noch bis Mittag im Bett zu bleiben beschließe, ist es sehr oft um 12 oder 13 Uhr keinen Deut besser geworden – und dann hätte ich auch genauso gut gleich um 6 Uhr aufstehen können.
Folge all dieser Schlaflosigkeit ist, dass ich eben wirklich oft körperlich UND geistig ganz und gar nicht zu gebrauchen bin, an der Uni auch Klausuren und Pflichttermine ausfallen lassen muss, daher schon viele Semester wiederholen musste, und auch im privaten Bereich schon lange keine verbindlichen Verabredungen mehr einhalten kann und 4 von 5 Geburtstagsparties oder Bandproben etc. einfach absagen muss. Also beruflich wie privat ganz unzuverlässig, und mein Nebenjob (TRAUMJOB!), wo ich jetzt schon ganz oft nicht erscheinen konnte, obwohl es mir dort sehr gefällt und ich relativ leichtes Geld verdiene, ist inzwischen in Gefahr.
Vor diesem Hintergrund stehe ich nun an einer Schwelle, an der es vielleicht Zeit wird für eine neue Strategie: Vorschläge gibt es da ja unterschiedliche. Manche Leute raten gerade bei zu Depressionen neigenden Personen zu bewusstem Schlafentzug bis man quasi von selbst einschläft. Eine Methode könnte als sein, da ich wenige Termine und fast freie Zeiteinteilung habe, immer so lange aufzubleiben, wie ich nur kann, ganz unabhängig von Tages- und Nachtzeiten, und wenn’s nicht mehr geht, ins Bett zu fallen. Der Vorteil wäre sicherlich, dass ich all meinen Ideen nachgehen kann, die ich schon lange verwirklichen möchte und die im Kopf schon komplett fertig sind: z.B. diverse Computerspiele programmieren, eine Patentschrift für eine vielversprechende Erfindung formulieren, ein Buch schreiben, und sehr viele musikalische Kompositionen zu Papier bringen... und nebenbei auch mal für die Uni lernen. Der Nachteil wäre vllt, dass ich auf diese Weise sicher nie zu einem vernünftigen „Rhythmus“ finde. Außerdem hätte ich meiner angeschlagenen Gesundheit gegenüber ein schlechtes Gewissen, sie täglich so lange auszureizen, bis ich umfalle. Denn erfahrungsgemäß fühle ich mich gesundheitlich immer dann besonders schlecht wenn ich nachts sehr spät schlafen gegangen bin, d.h. wenn ich z.B. von 4-12 geschlafen habe, kann ich davon ausgehen, dass ich am nächsten Tag eine „dicke Erkältung“ habe, wohingegen ich bei einer Schlafzeit von 0-8 meist zwar auch müde und leicht erkältet bin, mich aber nicht so „versifft“ fühle, den ganzen Tag danach, wenn ihr versteht, was ich meine.
Das andere Extrem wäre – und ich stehe kurz davor, es auszuprobieren – sich militärisch dazu zu zwingen täglich exakt zu denselben strengen Zeiten aufzustehen und schlafen zu gehen. Hätte den Nachteil, dass ich in den nächsten Wochen (wo gerade viele wichtige Dinge anstehen, die ich fertig kriegen muss) nie „ausgeschlafen“ wäre und noch mehr zombie-like durch den Alltag irren würde als jetzt schon, allerdings den Vorteil, dass ich mehr als „doppelt so viel Wachzeit“ hätte, die zu Nutzen wäre, um mich zu verwirklichen. Auf deutsch: Genau das Gegenteil dessen zu machen, was ich oben als Spruch „besser 6 Stunden fit als 16 Stunden im Arsch“ formuliert hatte.
Langer Rede kurzer Sinn: Mich würde mal interessieren, wie hier so die Erfahrungswerte mit der letztgenannten Methode sind. Ist zu erwarten, wenn ich einen strengen Plan (z.B. jeden Morgen (auch ohne Terminnot) 6 Uhr aufstehen, jeden Abend 22 schlafengehen) mehrere Wochen durchgehalten habe, dass mein Körper sich an diesen Rhythmus gewöhnt und ihn akzepiert?
Über meinen chronobiologischen Typus bin ich mir nicht mehr so sicher. Zwar werde ich oft, selbst wenn ich schlecht geschlafen habe und den ganzen Tag müde war um 22 Uhr hellwach und sehe auch beim Blick in den Spiegel plötzlich kerngesund und wie neugeboren aus (leuchtende Augen, frische Gesichtsfarbe) und kann abends plötzlich „viel klarer denken“ als den ganzen beschwerlichen Tag über, die körperliche Müdigkeit schwindet... wäre ich jedoch tatsächlich chronobiologisch eine „Eule“, so müsste ich gesundheitlich mit der anschließenden Nacht (z.B. von 4-12) ja besser klarkommen und mich danach nicht so deutlich geräderter fühlen als bei einem Schlaf von 0-8.
Ja, das war jetzt ein bisschen lang, aber vielleicht fällt jemandem etwas Hilfreiches dazu ein. Würde mich freuen.
Sleepy
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