Ich habe an einem der Seminare teilgenommen und bin - salopp gesprochen - enttäuscht. Es wird einem suggeriert, dass durch eine Spritzensession die Lust am Tabak genommen wird. Das ist m. E. Quatsch!
Der Kurs beinhaltet im Wesentlichen folgende Bausteine: Aufklärung - Spritzen - Hypnose. Einen ganz großen Teil hat dabei die Aufklärung eingenommen: Warum Rauchen wir und was sind die gesundheitlichen Nachteile. Es geht darum, dass wir uns belohnen wollen, aber eben auch darum, dass viele, viele Krankheiten auf das Rauchen zurückzuführen sind. Das ist alles nichts Neues und wird von anderen Coaches auch so zur Anwendung gebracht.
Vor allem wurde die Zeit mit einigen Redundanzen überbrückt. Aber das gehört wohl zum Konzept. Außerdem: Ein wenig mehr Eitelkeit wäre auch schick: Ein ständiger Hinweis auf die eigene Vita wirkt fast rechtfertigend.
Dann wurde gespritzt. Das dauerte nicht mal eine Minute. Angeblich wird in einem Nebenkanal des Nervus Vagus in der Ohrmuschel injiziert. Keine Ahnung! Muss ja auch nicht lange dauern, aber bei mir hat genau DAS, weswegen ich viel Geld ausgegeben habe, so rein gar nichts gebracht. Nun, ich bin mit drei Freunden dort gewesen und alle haben einschlägig die gleichen Erfahrungen gemacht. Wer soll das auch kontrollieren? Wer weiß denn, ob es sich um ein wirksames Mittel handelt oder vielleicht einem per Plazebo einfach nur eine Kochsalzlösung eingespritzt wird?
Letzendlich vermittelt der Kurs genau das, was ALLE, ALLE anderen Kurse auch vermitteln: Disziplin ist das A & O, immer wieder wird vor der ganz, ganz bösen ersten Zigarette nach dem Kurs gewarnt. In diesem Fall vom Teufel.
Gähn - das weiß ich auch. Aber die Wunderwirkung der Spritze, die angeblich die - Zitat - "Nikotin-Rezeptoren in den Schlafmodus versetzen sollen" - blieb zumindest bei mir aus.
Ganz ehrlich:Mir ging es am Tag 1 richtig beschissen. In dem Kurs wird immer wieder gesagt, dass es sich nicht um einen richtigen Entzug handelt, sondern nur um eine Begierde. Man hat ja schließlich keine körperlichen Schäden, keinen Rausch. Immer wieder wird einem gesagt, dass das Rauchen nur eine mentale Sache sei.
So - hat man nicht? Offensichtlich negieren die "Therapeuten" neuere medizinische Erkenntnisse. Rauchentwöhnung kann Depressionen hervorrufen, zur körperlicher Einschränkung führen. Ja, mir ging es auch so. Ich bin wie ein Zombie durch die Gegend gelaufen. Ich weiß, dass das Mist ist - aber so war es nun mal? Mir ging es beschissen, dreckig! Am Tag 1 - und später auch. Und hier ist der Punkt: Mit jedem anderen Konzept wäre ich genauso gut oder schlecht gefahren. Halte durch, dann wird es! Jo, mit der Aussage brauche ich nicht 185 € auf den Tisch zu legen!
Ich habe mich natürlich mit Prodopa in Verbindung gesetzt und gefragt, warum ich so dermaßen unter Entzug leide, was ja eigentlich wegen der Spritzen nicht sein dürfte.Man sagte mir, dass es mir ohne Spritze schlechter gehen würde.
Quod erat demonstrandum! Was zu beweisen ist!
Die abschließende "Hypnose" klang mehr wie eine Extra-Runde auf der Schiffschaukel. Im Prinzip ohne Bedeutung, aber "nice to have".
Herr Selzer ist auf die Standard-Einwände gut vorbereitet. Klar, die hat er schon -zig Mal gehört. Sofern er denn Fragen zulässt.
Einige jedoch möchte ich gerne beantwortet wissen:
- Warum werden die Fragebögen, die jeder zugeschickt bekommt, nicht ausgewertet, wieso wird nicht auf diese eingegangen? Ganz ehrlich - zu den Gründen der Motivation hätte man auf dem Zettel auch ein Rezept für Kartoffelsalat schreiben können - es wär nicht aufgefallen
- Bitte hören Sie auf, die Geschichte vom Kanarienvogel zu erzählen. KEINER, wirklich KEINER der Kursteilnehmer aus meinem Kurs hat behauptet, er/sie würde mit dem Rauchen aufhören, um dem Kanarienvogel einen Gefallen zu tun. Das ist eine Geschichte, welche immer wieder der Dramaturgie wegen aufgebauscht wird. Gleiches gilt für andere Aussagen, die angeblich von den aktuellen Kursteilnehmern stammen. Ob in Hamburg, Frankfurt, oder wo auch immer. Stets wiederholt sich das Repertoire an angeblichen Antworten.
- Ich hoffe sehr, dass sie Geschichte mit den Eltern wahr ist und nicht eine billige, reißerische Geschichte dahinter steckt.
- Warum müssen wir einen medizinischen Anamese-Bogen ausfülen, wenn dieser doch überhaupt keine Rolle spielt? Also - Fragen zum Rauchverhalten, Allergien, Medikamente, Vorerkrankungen.... Ein Freund von mir hatte kurz zuvor eine Bandscheiben-OP und bekam Morphium... andere gaben Bluthochdruck und extremes Rauchverhalten an... macht nix! Denn alle bekamen exakt die gleiche Dosierung (hat Hr. Dr. Seyler bestätigt, alle Spritzen sind schon im Vorfeld identisch aufgezogen worden. Mit was nochmal?). Die Antwort hierzu: Die Auseinandersetzung mit dem eigenen fragilen Leben ist Zweck der Fragen. Schnarch!
- Auch auf dedizierter Nachfrage sind mir zwei Fakten NICHT geliefert worden: Was ist die tatsächliche Erfolgsquote? Betrachtet über den Zeitraum, "Wiederholungstätern" etc.?
- Warum wird das Thema E-Zigarette als mögliche Alternative so unter den Teppich gekehrt? Auf Nachfrage wird nur knapp behauptet, dass die Nikotinzufuhr durch solche höher sein kann, als beim konventionellen Rauchen. ABER.... Nikotin ist ja - nach eigenen Angaben - NICHT der böse Bube. Es verkleistert zwar die Rezeptoren, aber gesundheitsschädlich sind vor allem die Stoffe, die beim Verbrennen vom "Laub" (Zitat Selzer) entstehen. Kann es sein, dass zu diesem Thema keine Antwort vorliegt, weil es das seit Jahren lukrative Geschäft konterkarieren würde?
Keine Mißverständnisse: Ich gönne den Herren die ca. 10.000 bis 14.0000 € Umsatz je Nachmittag. Aber etwas mehr Individualität wäre toll. Und in meinem Fall: Etwas mehr Erfolg auch. Aber ich weiß - ICH bin der falsche Hase. ICH könnte mich ja auch mehr ins Zeug legen. ;-)
- Noch eine Frage: Sie schimpfen auf die Krankenkassen, weil die zu doof sind, ein so tolles Programm anzuerkennen und die Kosten nicht zu übernehmen. Es wird sogar behauptet, dass Mitarbeiter der Krankenkassen dieses Seminar statt eigener Veranstltungen besuchen. Ich frage mich jedoch, warum es Ihnen in den vielen Jahren der Anwendung mit vielen, vielen Teilnehmern, welche für die empirische Anerkennung durch die Krankenkassen erforderlich sind, nicht gelingt, Anerkennung zu finden?
Sind wirklich die Krankenkassen schuldig - oder gelingt es Ihnen einfach nicht, diese zu überzeugen?
Ich habe einen Weg gefunden, mich der Sucht zu entziehen. Hatte aber nichts mit diesem Programm zu tun. Ich finde es auch extrem interessant, dass wir vier Freunde allesamt identisch gefahren sind, was Prodopa anbelangt.
Ach ja.... Apropos. Es wird KEIN Dopamin gespritzt, wie es der Name vermuten lässt. Lediglich soll es darum gehen, dass Dopamin wieder besser an die Rezeptoren anhaftet. So wird es auch im Kurs verdeutlicht.
Ich habe meine Zweifel....
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