ich möchte mich an euch mit einer Bitte um Rat wenden. Ich bin Mitte Dreißig und habe (sehr wahrscheinlich) Zwangsgedanken, wohl aber in einer abgemilderten Form. Das erste Mal ereilten mich aufdringliche Gedanken in jungen Jahren, indem ich (nachdem ich die Truman-Show gesehen habe) verzweifelt war, weil ich nicht 100%ig sicherstellen konnte, nicht auch Bestandteil eines solchen Filmes zu sein. Als Teenie hatte ich (tatsächlich fast panische) Angst, weil mir Gedanken kamen, dass ich in einer Welt wie Matrix leben könnte bzw. dass die Realität anders ist, als wie von mir festgestellt. In den darauffolgenden Jahren kamen dann weitere Gegankengespinste/Ängste hinzu wie:
=> dass ich mich oder andere verletzen/umbringen könnte
=> dass es Gott nicht gibt (Hintergrund-Info: Ich bin ein leidenschaftlicher Christ)
=> verrückt/schizophren zu werden und mich deswegen nicht mehr um meine Familie kümmern könnte, etc.
=> Farben nicht mehr zu erkennen (ja, auch das :-) )
=> keine Luft mehr zu bekommen
Die Gedanken gingen immer mit starken negativen Gefühlen (wahrscheinlich Angst) einher und es war teilweise die pure Hölle.
Früher habe ich mit rationalem Denken versucht die Gedanken zu entkräften bzw. zu relativieren (ohne dauerhaften Erfolg). In den Zwanzigern war ich bei einem Psychologen (3 Sitzungen), der mir die Zwangsgedanken diagnostizierte und einem Psychiater (1 Sitzung), der:
=> mir keine Medikamente verschreiben wollten (nur Beruhigungstabletten bei akut-starken Fällen)
=> Die Diagnose "Zwangsgedanken" in Frage stellte (da ich eigentlich keine "Zwangshandlungen" ausübe)
=> Eine Depression ins Spiel brachte, bei der mir aber die Motivationslosigkeit fehlte (darüber hinaus schlafe ich schon mein Leben lang (Gott sei Dank) sehr gut).
=> Eine generalisierte Angststörung für möglich hielt
Konkrete Therapien gab es nie, da es bisher eigentlich nicht nötig war. Es gab immer wieder Phasen in dem die invasiven Gedanken und schlechten Gefühl gehäuft (teilweise sehr intensiv) auftraten, dann wieder Phasen in denen nahezu gar nichts ist. Ich habe die Themen dann teilweise sogar über Monate und Jahre komplett vergessen und es ist eine "Egalisierung" eingetreten ("Wenn es so ist, na dann...").
Ich konnte mein Leben bisher sehr gut führen und würde mich als zielstrebig, etwas penibel aber eher lebensfroher Mensch bezeichnen. Ich habe eine wunderbare Frau, mit zwei wunderbaren Kindern und eine erfüllende aber (zugegeben) sehr stressige Arbeit, die mich in den letzten Jahren sehr auf Trab gehalten hat. Trotzdem bin ich in dem was ich tue wohl ganz erfolgreich (dafür bin ich dankbar) und werde gegebenenfalls auch in Kürze befördert. Derzeit habe ich eine Position im (kleinen) Management.
Leider habe ich seit nun 8-9 Jahren wieder eine eher schlechte Phase. Alles fing vor wenigen Wochen mit einem plötzlichen, sehr negativen Gefühl (ich denke Angst) an, die keine Gedanken mit sich gebracht haben. Das Gefühl hat mich aber sehr an früher erinnert. Vor wenigen Tagen kamen nun die obigen Gedanken in einer großen Intensität wieder.
Es gibt teils mehrere Stunden indem mein Bewusstsein sehr an meinen Gedanken hängt und ich fühle mich wie in einer Blase und kann nicht so am Leben teilnehmen wie ich möchte. Mein Alltag ist möglich und ich glaube nach außen wirke ich wenig anders als sonst, wohl aber etwas ruhiger. Schön anfühlen tut sich das ganze aber nicht.
Meine Frage ist:
=> Sind es wirklich Zwangsgedanken, die sich da wieder einschleichen oder war es vielleicht doch etwas ganz anderes von Anfang an?
=> Wie gehe ich am besten mit akuten Phasen um? Ist es tatsächlich in Ordnung (wie bei Zwangsgedanken üblich) die schlechten Gedanken zu akzeptieren bzw. nicht "willkommen zu heißen", sie aber eben auch nicht zu blockieren als eine Art Zwangshandlung?
=> Wie merke ich, dass ich an meine Grenzen komme, also der Leidensdruck so hoch wird, dass ich wirklich einen Arzt aufsuchen sollte?
Viele Grüße,
NutzerXYZ
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