Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

[Ilse_B]

In diesem Jahr ist es mir ganz bewußt geworden, dass ich extremes Schwitzen (überwiegend Rücken, Po) durch die Einnahme von Venlafaxin erleide. Ich kann kaum das Haus verlassen um ohne Schwitzanzeichen einkaufen zu gehen. Auch habe ich das Gefühl durch dieses enorme Schwitzen sind meine Nerven auf dem Nullpunkt. Mich regt alles auf! Mein Mann leidet darunter und ich bin unausgeglichen, muffig, laut und wütend.
Eigentlich wollte ich mir einen Termin beim Psychiater/Psychologen holen, denke aber, dass ich dort auch nur die Antwort bekomme: das sind halt die Nebenwirkungen von Venlafaxin.
Venlafaxin nehme ich jetzt seit 2010 1 x tägl. 75 mg. Grund der Einnahme sind seit 1986 Angstzusammenbrüche, Hyperventilationsthetanie. Durch die Einnahme von Venlafaxin ist das im Griff. Als Notfall habe ich noch Bachblüten Rescue Notfalltropfen, die mir sofort helfen.

Was kann ich tun, um endlich ohne Schwitzen (vor allem gerade jetzt bei der unnatürlichen Wetterlage) mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Ich möchte gelassener werden, meinen Mann bei seinen Problemen unterstützen und mit ihm noch glückliche Zeiten (wir sind 52 Jahre verh.) verbringen.
Gruß
Ilse

[Tired]

Re: Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

Sport kann helfen.
Normalerweise sind die heutigen Psychiater offen, wenn es um einen zu hohen Leidensdruck geht, den man auch klar kommunizieren muss.
Ich würde würde mit dem reden, eventuell auch über einen Wechsel zu einem Medikament wo das vielleicht nichts so ausgeprägt ist, ob es dann genauso hilft, oder schlechter, oder besser, das weiß man allerdings erst wenn man es versucht hat.
Ein Psychologe kann dir da nicht weiter helfen, also zum Psychiater.

[Ilse_B]

Re: Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

Vielen Dank für die Antwort. Sport, hmmm, ich weiß, dass das auch was bringt, aber....Sport ist Mord und ich bin kein Anhänger von Sport. Dann lieber zum Psychiater :-).

[Tired]

Re: Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

Naja, durch Sport kann man oft die Medikamente reduzieren und auch NW.
Medikamente alleine reichen oft nicht aus, nichts weiter zu machen bedeutet auch die Medikamente eventuell immer nehmen zu müssen.
Und, man kann ja langsam anfangen, Spaziergänge, steigern auf stramme Spaziergänge, Walken, Treppen laufen statt Aufzug, mal schwimmen gehen, es gibt so viele Möglichkeiten, eigentlich sollte da jeder was für sich finden und man muss sich ja nicht verausgaben sondern langsam steigern, was auch den Muskelkater minimiert.

Aber,, es ist natürlich eine individuelle Entscheidung.
Eine parallele Psychotherapie ist natürlich mindestens genauso wichtig, aber auch da muss man dann zuhause den Löwenanteil leisten, die Therapie kann nur Anstöße geben, Strategien eröffnen, Probleme definieren. Die ist nichts wo man hingeht und ohne weiter was zu machen wird es besser, also genauso wie mit den Medikamenten, die bessern nur in bestimmten Fällen ohne weitere Maßnahmen, wenn sie abgesetzt werden und man hat nichts von dem was die Ursache ist bearbeitet, dann funktioniert es meist nicht.
Es ist eben auch harte Arbeit, da wieder raus zu kommen.
Und aus eigener Erfahrung als früherer Sportmuffel, kann ich sagen dass Sport hilft und man den Unterschied definitiv auch relativ schnell bemerkt, vor allem wenn der Sport aus irgendwelchen Gründen wieder weg fällt wird einem bewusst was der alles bewirken kann.
Man muss auch kein Anhänger sein und ohne Ende Sport machen, zwanzig Minuten Dauerlaufen bringen schon eine Menge, die kann man immer mal einschieben, man sollte aber langsam mit fünf, bis zehn Minuten beginnen.
Also anfangs nicht viel mehr als eine kleine Aufwärmphase, um die NW zu vermeiden die den meisten den Sport schnell wieder verleiden.

Musst du natürlich wissen, ob du solche Möglichkeiten für dich nutzen willst, oder lieber auf ausschließlich auf Medikamente setzt, die ja auch immer mal wieder Probleme machen.

[Ilse_B]

Re: Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

Hallo Tired, ein Jahr ist vergangen und ich möchte noch einmal auf meinen Beitrag zurückkommen. Das extreme Schwitzen ist dieses Jahr noch schlimmer geworden. Mein letzter Besuch beim Internisten (Hausarzt) hat ergeben, dass organisch alles o.k. ist und auch der Doc vermutet, es liegt an Venlafaxin. Er meint, ich soll damit absetzen oder ein anderes Medikament versuchen. Würde ich gerne, aber Termine beim Psychiater oder Psychologen zu bekommen ist ja wohl ein Wunschgedanke. Kann mir Onmeda da vielleicht weiterhelfen und mir sagen, in welchem Zeitraum und wie ich Venlafaxin absetzen muss/kann. Ich würde gerne den Versuch starten ohne Antidepressiva meine restlichen Lebensjahre zu verbringen. Wenn ich depressive Probleme spüre, weiß ich mir zu helfen (Notfallmaske, Rescue-Tropfen, Innere Ruhe Spray). Das Schwitzen muss ein Ende haben!
Lieben Gruß

[Tired]

Re: Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

Hi Ilse,
wie du ausschleichst hängt auch von der Dauer der Einnahme ab und von der Dosierung, zwischen den einzelnen Schritten mindestens eine Woche bei der nächsten Dosis bleiben, am besten sogar zwei und wenns schlechter wird zur letzt höheren Dosis zurückkehren und diese dann noch eine Weile beibehalten bevor wieder reduziert wird.
Mit psychiatrischer Begleitung wäre es besser und normalerweise solltest du da auch einen Termin bekommen, schließlich hast du ja sicher regelmäßige Kontrolltermine und Termine für die Rezepte, du müsstest also schon einen Termin für das nächste Gespräch haben?
An deiner Stelle würde ich warten bis dieser stattfindet, wenns gar so dringend für dich ist vielleicht zur nächsten Stufe runter gehen, aber da bleiben bis zum Termin auch um zu sehen ob es besser oder schlechter wird, kann ja sein dass das Schwitzen und die NW bei reduzieren weniger werden, aber es dennoch eine gute Antidepressive Wirkung hat und es kann sein dass es auch jetzt diese Wirkung hat und sich bei zu schneller Reduzierung der Boden unter dir auftut.
Also sprich mit deinem Arzt, der Psychotherapeut darf da eh nichts machen. Zur Not kannst du auch mit deinem Hausarzt darüber sprechen.
Generell halt so langsam wie möglich reduzieren, viel Geduld und auch die Einsicht wieder höher zu gehen wenns schlechter wird.

Hast du es mal mit Sport versuch?
Es ist belegt dass Ausdauersport eine genauso gute Wirkung haben kann wie ein Antidepressiva, wenn du es also ohne versuchen willst dass wäre das den Versuch Sport zu machen und damit besser durchzukommen sicher wert.

Gruß Tired

[Ilse_B]

Re: Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

Herzlichen Dank Tired für die ausführliche Antwort. Eine psychiatrische Begleitung habe ich all die Jahre nicht gehabt. Mein erster Zusammenbruch brachte mich mit Notarzt ins KH, dort bekam ich Diazepam. Diese habe ich ca. 5 Jahre genommen, bis mein damaliger Hausarzt mich umgestellt hat auf Venlafaxin. Bei zwei Reha-Aufenthalten bekam ich psychiatrische Gespräche, die damit endeten, "dann nehmen Sie ruhig Venlafaxin, das hilft ihnen". So ging es halt die Jahre durch und die Hyperventilationstetanie wurde merklich weniger und jetzt fast gar nicht mehr.
Mir ist es unverständlich, woher dieses extreme Schwitzen jetzt kommt. Bei den Wechseljahren war ich wohl mal "eine Tomate" und es lief auch mal ein Schweißtropfen. Aber nun, ich denke so, es sind jetzt 2 Jahre ist dieses Schweißproblem unlösbar und keiner findet einen Grund. O.k. das Gewicht ist erhöht, aber da kümmere ich mich nicht drum, zumal bei OP's die Ärzte immer wieder sagen: "sie haben was zuzusetzen, das hilft."

Sport: Sport ist doch Mord :-) Auch da weiß ich, es gibt viele Möglichkeiten um sportlich aktiv zu sein, aber wenn Schmerzen überall sind, habe ICH kein Verlangen nach Sport. :-).

Meine Hoffnung ist jetzt, es soll ja kälter werden.

Nochmals vielen Dank und weiterhin viel Erfolg als Med Ass und Forenmitglied.

Gruß
Ilse

[Tired]

Re: Durch tägl. Einnahme von Venlafaxin extrem starkes Schwitzen

Hi Ilse,
das Schwitzen ist eine NW, oft geht sie nach einiger Zeit weg, oft aber eben auch nicht und wenn man damit nicht klar kommt, der Nutzen vom Medi geringer ist als die Belastung, dann sollte man in der Tat ausschleichen und auch gegebenenfalls etwas anderes versuchen, falls es weiter Probleme gibt.

Besprich das nochmal mit deinem Hausarzt und schleiche dann so langsam wie möglich aus, in den kleinsten Schritten und wie gesagt, wenn es wieder schlechter wird auf die letzte wirksame Dosis zurück gehen und die dann wieder eine Weile nehmen bevor du wie runter gehst.
Wenn es dir dabei generell schlechter geht sollte über einen Medikamentenwechsel nachgedacht werden, wenn nicht dann hat sich das erledigt.
Du solltest auch Termine bei einem Psychiater machen, bei Psychotherapeuten auf die Wartelisten setzen lassen, das dauert ja alles etwas und wenn du die dann brauchst hast du zumindest schon mal Termine, wenn nicht kannst du immer noch abspringen.

Ja, Sport ist Mord, er hilft aber wirklich ungemein, besonders wenn man sin Ding und seinen Modus gefunden hat und es geht auch mit Schmerzen oft auch gegen Schmerzen.
Natürlich musst du dann ganz langsam beginnen, nicht los rennen sondern vielleicht erst einmal Spaziergängen und dann langsam steigern oder was komplett anderes, wichtig wäre da auch das Gespräch mit dem Facharzt der dich über die Möglichkeiten und was gut für dich beraten zu lassen.

Wenn man so gar keinen Sport mag (aber schwimmen geht eigentlich immer:-)), dann halt einfach draußen bewegen, damit die Hormone wenigstens etwas in die Gänge kommen, das wäre bei einem Ausschleichen schon wichtig um stabil zu bleiben und es kann vielleicht auch gegen das Schwitzen helfen.

Aber, natürlich ist wichtig dass du vor allem das machst was dir gut tut.