Und zwar habe ich seit einiger Zeit den Verdacht ich könnte unter Borderline leiden. Wie komme ich darauf? Tatsächlich wäre das immer das Letzte gewesen was ich für möglich gehalten hätte, bzw. ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht.
Erstmal muss ich vllt ein bisschen ausholen. Ich war in der Kindheit schon leicht auffällig, da ich ein ziemlich verträumtes Kind war und organisatorische Probleme hatte und bekam einmal die Diagnose Asperger-Autismus. Später hat sich das aber wieder erweicht. In den ersten Jahren im Gymnasium hat sich alles auch gebessert, ich war motiviert, hatte gute Noten und war auch sonst nicht auffällig. In der Mittelstufe fing ich dann an behäbig zu werden, nahm deutlich an Gewicht zu, hab meine Hobbys und Sport auf und lernte gar nichts mehr und schwänzte dauernd die Schule. Mit Freunden machte ich hin und wieder was, hat mich aber eher gelangweilt.
Mit 17 wurde ich dann wieder lebendiger. Ich fing an mit Klassenkameraden in Clubs und Bars zu gehen, erst langsam und es war ganz angenehm, irgendwann habe ich darin aber voll mein neues Hobby gefunden. Ich lernte dauernd neue Leute kennen, hängte mich an jede Möglichkeit und nahm automatisch das angefressene Gewicht wieder ab. Jedoch hat mir auch der Alkohol angefangen zu schmecken und ich lieferte mir heftige Eskapaden. Krankenwagen, schlecht getarnte Diebstähle weil mir die Hauptverhandlungen Spaß machten, Fahren ohne Fahrerlaubnis kurz vor meiner Prüfung und Raufereien mit Polizisten.
So ging es lustig dahin und habe halt meinen Alltag und meine Wochenenden gelebt. Im Sommer 2016, Ich war gerade 19 und es waren Sommerferien, fing ich an richtig krasse Grübeleien zu entwickeln. Es ging um Sachen die in der Vergangenheit gut liefen, wenn die anders gelaufen wären. Also „Was-Wäre-Wenn Gedanken.
Ich entschloss mich relativ schnell Hilfe zu suchen und mir wurde geraten in eine psychosomatische Klinik zu gehen. Ich blieb dort drei Monate, es war eine tolle Zeit und meine Zwangsgedanken besserten sich auch deutlich. Dort fiel mir eine Frau von einer anderen Station auf, genau mein Typ. Wir lächelten uns immer zu, aber ansprechen hätte ich mich nicht getraut, außerdem dachte ich mir es wird zurecht eh verboten sein. Irgendwann ist sie mir aber nachgelaufen und ich dachte mir erst toll, als sie zwei Meter vor mir war, bekam ich Panik, senkte meinen Kopf. Sie stellte sich vor mir auf und ich starrte nur auf ihre Schuhe bis sie weg war. Damals stand im Entlassungsbrief einfach nur „Zwangsstörung“.
Kaum war ich aus der Klinik entlassen, fingen meine Gedanken stärker den je an. Dieses Mal wandelten sie sich und ich stellte mir vor wie ich der Frau aus der Klinik Sachen sage die mich schlecht aussehen lassen könnten, aber an sich recht harmlose. Was ja Paradox ist, da ich Real schon hätte froh sein können überhaupt einen Satz rauszubringen. Ich machte dann mit ambulanter Therapie weiter. Da ich in der Zwischenzeit auch Angst vor Terroranschlägen hatte und meine Gedanken nicht viel besser wurden, meldete ich mich nochmal in der Klinik an. Das war Frühjahr 2019.Ich erwähnte meine Angst vor Anschlägen und am nächsten Tag, holte mich der Direktor, der eigentlich nicht mehr behandelt, zur Befragung. Er stellte mir seltsame Fragen ob ich denke die Anschlage könnten mir persönlich gelten. Natürlich nicht. Ein paar Tage später teilten sie mir mit, dass sie denken ich würde mich in der Vorlaufsphase einer paranoiden-Schizophrenie befinden und setzten mich unter Risperdal. Ich hatte ständig Angst verrückt zu werden. Später erfuhr ich, dass sie sich bei den Konferenzen sehr uneinig waren und meine Bezugstherapeutin glaubte nicht daran. Nach meiner Entlassung suchte ich eine Psychiaterin auf und sie meinte es würde sich nicht nach einer klassischen Schizophrenie anhören. Auch mein ambulanter Therapeut meinte das sei Quatsch und meine Mutter und mein Umfeld meinten, ich soll die Tabletten absetzen, die würden mich total verändern. Traute mich aber nicht aus Angst vor einer Psychose. Hier fragte ich 2019 auch nach und auch DR. Riecke meinte damals, es deutet nichts auf eine Schizophrenie hin laut Text.
Im Oktober 2020 schlich ich sie dann doch aus. Es hat mir wahnsinnig gut getan. Ich wurde wieder der Alte und da ich von zuhause das erste Mal auszog war ich gut abgelenkt und fühlte mich wohl, auch die Gedanken waren viel weniger als die letzten Jahre. Ich war auch die Angst verrückt zu werden los.
Im August diesen Jahres, ich bekam schreckliche Zustände, Wahnsinnige Unruhe, wie als würde eine Riesenlast auf einem liegen, auch veränderte sich einmal die Umwelt für 15 min wie eine Theaterkulisse, ging ich in die Psychiatrie. Dort haben sie mir eine Tavor gegeben, dann ging es wieder. Bei der Visite fingen sie dann wieder an mit Psychose und Abilify, da ich natürlich von meinen Aufenthalten erzählt habe. Und wahrscheinlich weil ich 10 Monate davor meine Neuroleptika abgesetzt habe. Natürlich wie sollte es anders sein, wollte mich in der ersten Nacht eine Frau verführen. Ich war wieder Handlungsunfähig aufgrund meiner Adrenalinschübe, das geht in solchen Situationen so weit, dass sich fast das Gesicht der Person verändert. Habe ich aber denen natürlich nicht erzählt, sonst wäre ich noch mehr abgestempelt worden. Also wurde daraus nichts, aber sie war geduldig und wir lernten uns kennen. Wir blieben auch nach der Klinik in Kontakt und ich habe bei ihr nicht mehr diese Zustände bekommen. Und ich konnte sogar ein bisschen weitergehen. Leider entschied sie sich vor einem Monat für ihren Freund, was damals noch in der Schwebe stand. Sie waren gerade selbst erst am Anbandeln vor Monaten bevor sie nach D zurückkehrte und dann irgendwann in die Psychiatrie kam. Am Anfang hatte ich wieder diesen Druck und obwohl ich nie das Bedürfnis hatte mich selbst zu verletzen, fügte ich mir wie automatisch eine Brandblase zu. Dann ging es erstmal wieder. Jetzt habe ich mich generell wieder gefangen. Aber jetzt wo der Kontakt zu ihr weniger wurde und seitdem es wieder geht, habe ich nur Feiern im Kopf, ich komme zwar,toi toi, ohne die Nachwehen wie früher brav heim, aber anscheinend brauche ich entweder Liebe Bzw sowas ähnliches oder Feiern. Normale Hobbys geben mir nichts. Mit ihr hat es mir nicht gefehlt und wir sind Spazieren gegangen etc.
Nun bin ich durch die Lektüre auf die Idee gekommen ich könnte eben unter Borderline leiden. Habe mich in einigen Berichten wieder erkannt. Am Montag war ich wieder bei einem Psychiater und er meinte das sieht er überhaupt nicht. Hat dann dazu nur die Frage gestellt ob ich mich in der Grundschule oft geprügelt habe. Und ist dann wieder bei Psychose hängengeblieben. Zwar meinte er auch ist keine Schizophrene, dafür sei es zu wenig und er schreibt mir „Nicht definierbar“ rein. Sonst war er schon nett und es tat ihm wirklich Leid, dass er nicht mehr sagen konnte, aber er hat auch wirklich wenig Fragen gestellt.
Klar, können Sie mir hier keine seriöse Diagnose geben, aber ist Borderline nicht gut möglich?
VG
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