Es kommt selten vor, dass ich mal selbst einen Text im Forum verfasse. Ganz oft lese ich mich durch Foren durch und versuche durch ähnliche Erfahrungen mir Hilfe zu erschließen. Momentan ist meine Situation für mich unerträglich, habe das Gefühl, noch nie in so einem Gefühlschaos gesteckt zu haben. Wo fange ich am besten an...
Das Gefühl, anders zu sein, eine Mutter zu haben, die einem nicht gut tut, weil sie aus allem was man für Sie und mit ihr tun möchte ein großes Durcheinander macht. Gefühle und Schrulligkeiten an die man sich gewöhnt hat und sie akzeptiert hat/musste. Seitdem, als mein Vater Anfang Dezember 2020 verstarb, ist Alles anders. Mein bisheriges Leben fühlt sich wie eine einzige Lüge an. Ich fühle mich benutzt, verraten, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, Entscheidungen zu fällen, wie es vor allem in meinem Beruf weitergehen soll kann ich nicht treffen. Habe Angst vor irgendwelchen Konsequenzen.
Ich war schon immer eher ein unsicherer Mensch. Seit meinem 25. Lebensjahr jedoch, als ich den Umzug in ein anderes Bundesland gewählt habe und eine 8-jährige Karriere bei der Bundeswehr absolviert habe, habe ich viel an Selbstbewusstsein gewonnen. Übe jetzt sogar einen Job als Erzieherin aus, im ambulanten Bereich psychisch kranker Menschen.
Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass meine Mutter eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat.
Ich fühle mich dumm, dass ich es bisher nicht so wahrgenommen habe, somit meinem Vater keine große Hilfe sein konnte, um sich aus diesem Zustand der Kränkungen, Manipulationen etc. zu lösen. Als mein Papa noch lebte, hat er des öfteren Situationen beschrieben, in denen sie an allem herummeckerte was er für sie tat, meine Mutter ihn psychisch fertig machte, indem sie u.a. abgesprochene Ausflüge, Fahrten zu uns Kindern, (ich habe drei Kinder im Alter von 4-14 Jahre, im letzten Moment verweigerte. Wir wohnen 400 km entfernt, die Möglichkeit, dass meine Eltern uns besuchen konnten war da. Sich durchzusetzen fiel ihm schwer. Einen Dialog mit ihr zu führen fällt jedem schwer, da sie den Eindruck vermittelt nicht zuzuhören, sondern ständig ihre Sichtweise darzustellen oder über andere Menschen herzuziehen. Uns allein zu besuchen, hat er dennoch einige Male durchgezogen, aber in ständiger Unruhe, da er Angst hatte, sie allein zu lassen, da sie auf einen Rollator angewiesen ist und die Wohnung nicht wirklich behindertengerecht eingerichtet ist. Das kommt daher, dass meine Mutter kaufsüchtig ist, nicht merkt, dass sie keinen Platz mehr für dekorative Gegenstände wie Porzellanfiguren, Blumentöpfe, zig Uhren, Bücher, (die gleichen in jedoch mehreren Ausgaben) hat. Sie schläft sogar auf Büchern, hat nur eine kleine Mulde im Bett wo sie noch Platz zum Liegen findet. Meine Mutter hatte vor 8 Jahren Krebs und zwei Schlaganfälle. In der Zeit, als meine Mutter im Krankenhaus lag, hat mein Vater für einen Neuanfang gesorgt. Eine neue gemeinsame Wohnung angemietet, viel Ramsch (alte Zeitungen, kaputte Gegenstände, von denen sie sich auch nicht trennen wollte) entsorgt. Meine Mutter hat ihre Krankheiten relativ gut überstanden, ist aber auf einen Rollator angewiesen. Leider konnte mein Vater die Kaufsucht nicht unterbinden. Heimlich, wenn er nicht da war, bestellte sie. Den anfänglichen Gegendruck konnte er nicht lange aufrechterhalten.
Mein Vater war ein aktiver, praktischer Mensch. Hat gerne geangelt, Pilze gesammelt. Mit ihrer körperlichen Diagnose war er immer mehr mit ans Haus gebunden.
Eine Pflegehilfe hat sie stets abgelehnt. Und mein Vater aus Scham vor den wohnlichen Verhältnissen und den verbalen Aussetzern seiner Frau gegenüber Anderen, hat sich dem gefügt und den kompletten Haushalt, samt Kochen, Einkaufen, Putzen...übernommen. Meine Mutter war stets in ihrer Welt, eigentlich schon seitdem ich denken kann. Eine Welt in der sich alles nur um Bücher und Fernsehgucken dreht. Wir Kinder waren uns selbst überlassen. Mein 10 Jahre älterer Bruder war die Hauptperson für mich. Selbst wenn ich sie mit meinen Kindern nach einem längeren Zeitpunkt von ca. halben Jahr besuchen kam, gab es Diskussionen bezüglich Fernseher ausmachen wenn mein Vater zu Tisch bat. Den Tisch freizuräumen, weil da zig Keramikfigürchen standen, war meinem Vater und mir nicht gestattet. Stattdessen blieb sie am Couchtisch sitzen, da dort ja mehr Platz war auf dem Tisch und sie auch noch trotzdem Fernsehgucken durfte. Mein Vater schämte sich sehr für die Zustände. Ich konnte nicht gut schweigen. Natürlich hab ich versucht friedlich zu vermitteln, wenn eine Auseinandersetzung zwischen meinen Eltern entflammte. Am Ende habe ich böse Sprüche von meiner Mutter kassiert. Wir wurden des öfteren so verabschiedet, dass es schön war uns zu sehen, sie sich aber jetzt sehr auf ihre Ruhe freut. Ich habe mich stets darauf gefreut meine Eltern, vor allem meinen Vater wiederzusehen. Jedes mal gab es diese Enttäuschung. Ich habe stets versucht ihr freundlich entgegen zu treten, mit Aufmerksamkeiten zu Geburtstagen, an Muttertagen. Die Kinder dazu animiert ihr zwischendurch mal eine Postkarte zu schreiben.
Es gab auch schöne Wiedersehen, z.b. das letzte Mal als meine Eltern im August zum Geburtstag meines Sohnes anreisten. Aus diesem Anlass schlug ich meinen Eltern vor, einen gemeinsamen Urlaub in den Herbstferien zu machen. Sie war einverstanden. Ich organisierte nach längerer Recherche ein barrierefreies Haus. Und siehe da, kaum war es gebucht, da wollte sie nicht mehr. Stattdessen fuhr eine gute Freundin mit. Meinem Vater tat es sehr leid, dass er diesen Urlaub mit uns nicht gemacht hat. Dort hätten wir zusammen seinen 72. Geburtstag feiern können. Trotz der Entfernung von 400 km seit 2001, haben wir jedes Jahr seinen Geburtstag zusammen gefeiert. Er war sehr gerne mit seinen Enkeln zusammen, hat sich stets um sie bemüht. Er war mir stets eine große Stütze, sowohl moralisch als auch finanziell, da ich einige Jahre alleinerziehend war. Ich konnte meinem Vater alles erzählen. Er war sehr tolerant und hat mich meinen Weg gehen lassen.
Am 20.11. bekam ich einen Anruf von meiner Mutter, Papa wäre im Krankenhaus. Sie hatte ihn morgens im Wohnzimmer bewusstlos vorgefunden. Obwohl sein Herz zweimal aufgehört hatte zu schlagen, konnten ihn die Ärzte wiederbeleben und mit dem Hubschrauber abtransportieren. Die Klinik befand sich 60 km vom Wohnort meiner Eltern entfernt. Logisch, dass es für meine Mutter
eine Hürde bedeutete dort alsbald hinzufahren. Bereits am Telefon machte mich meine Mutter darauf aufmerksam, dass sie keinen Besuch in ihrer Wohnung gestattet, aus Angst vor Corona. Und ob es nötig sei, dass ich überhaupt käme.
Für mich war klar, dass ich helfen will, vor allem meinem Vater. Bereits am nächsten Tag nahm ich die Strecke mit meinem lieben Partner auf mich. Mein Vater befand sich im Koma. Eine Prognose konnten mir die Ärzte noch nicht geben.
Übernachten konnten wir bei meinem Bruder, der nur 7 km von meinen Eltern entfernt wohnt, der jedoch schon längere Zeit ein zerrüttetes Verhältnis zu meiner Mutter hat. Er hatte sich schon früher von ihren Launen abgegrenzt. Der Kontakt zu meinem Vater bestand dennoch und war sehr gut.
Im Krankenhaus wurde mir das Amt der Vormundschaft für meinen Vater angeboten mit der Begründung, dass die Ärzte mit meiner Mutter nicht kommunizieren könnten. Aus ihrer Sicht würde sie nichts verstehen und der Bitte nicht nachkommen weniger anzurufen. Ich habe das Amt angenommen, da ich im Falle eines Notfalls schneller handeln könnte. Eine Patientenverfügung bestand nicht.
Bereits in der Zeit, als es darum ging meinem Vater zu helfen, habe ich das wahre Gesicht meiner Mutter erkannt. Für eine Therapie, um meinen Vater wieder ins Bewusstsein zurückzuholen, baten mich die Ärzte private Gegenstände mitzubringen, die die Sinne anregen könnten, z.B. ein Parfüm. Meine Mutter weigerte sich, meinte, sie hätte jetzt nicht die Lust das zu suchen, ich könnte doch ein neues kaufen, wenn ich in zwei Tagen wieder zu ihm fahren würde. Ich musste ja zwischendurch wieder nach Hause, die Betreuung meiner Kinder regeln, mich krankschreiben lassen. Die Bitte, meine 4-jährige Tochter bei ihr für zwei Stunden zu lassen während ich bei Papa im Krankenhaus bin, hat sie abgelehnt, mit der Ausrede, ihre Heizungen wären ausgefallen und die Wohnung wäre nun sehr ungemütlich. Stattdessen konnte ich meine Kleine bei Freunden und einer Tante, die ich jahrelang nicht gesehen hatte, lassen.
Kommentar