ich leide nun schon seit einem halben Jahr phasenweise an extrem starken, diffusen psychischen Symptomen. Ich hatte bereits Kontakt zu mehreren Hausärzten, Fachärzten, Psychologen und Psychiatern von denen niemand etwas mit den Symptomen anfangen konnte. Aufgrund der Intensität und Häufigkeit bzw. Länge der Phasen ist ein Leben mit den Symptomen nicht möglich, weshalb ich mittlerweile am Ende meiner Kräfte bin. Vielleicht weiß hier jemand etwas mit den Symptomen anzufangen oder hat eine Idee was ich noch machen könnte.
Eine kurze Beschreibung meiner Person:
Ich bin 25 Jahre alt, am Ende meines Maschinenbaumasters, welches mir immer sehr leicht gefallen ist und hatte ansonsten immer viel Glück im Leben. Dem Studium kann ich jedoch nur in den symptomfreien Phasen nachgehen. Ich hatte nie psychische Probleme, eine unbeschwerte Kindheit und bis auf 2-3 Sportverletzungen musste ich nie zum Arzt.
Um dem Beitrag etwas Struktur zu geben, werde ich den Beitrag in die drei Abschnitte Erste Phase, Beschreibung der Symptome, zeitlicher Verlauf und Begegnungen mit Ärzten etc. gliedern.
Erste Phase
Die erste Phase ist Anfang Juni aufgetreten. Ich war am Abend vorher mit einigen Freunden am See und habe 2-3 Bier getrunken. Als ich zuhause war habe ich etwas gegessen und vor dem Schlafen etwas Cannabis geraucht. Mit Cannabis hatte ich bereits einige Jahre Erfahrung, habe aber nur ca. einmal pro Monat etwas konsumiert. In den Monaten vor der ersten Phase noch weniger. Probleme hatte ich durch den Konsum noch nie gehabt. Ich habe von diesem Rausch auch nicht viel mitbekommen, da ich recht schnell einschlief. Ein Zusammenhang mit dem Cannabis ist an dieser Stelle recht naheliegend. Dennoch sind andere Ursachen denkbar, da die weiteren Phasen auch ohne Cannabiskonsum ausgelöst wurden. Seit diesem Tag habe ich generell kein Cannabis mehr konsumiert.
Nach ca. 5 Stunden Schlaf bin ich recht früh aufgewacht und habe gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Was genau konnte ich aber nicht sagen. Dieses Gefühl wurde stärker und ich habe starke Panik bekommen. In diesem Moment habe ich sogar den Notruf gewählt, da ich mit diesem Zustand nichts anfangen konnte und völlig "durchgedreht bin". Mir wurde gesagt ich solle mich einfach nochmal hinlegen. Nachdem ein Freund vorbei kam und sich die Panik gelegt hat, habe ich das auch getan. Nach dem Aufwachen bestand das diffuse Gefühl, dass etwas nicht stimmte jedoch weiter. Wie genau die Symptome sich äußern beschreibe ich im nächsten Abschnitt.
Meine Hoffnung, dass die Symptome sich von alleine auflösen werden, wurde nicht erfüllt. Daher habe ich nach einigen Tagen einen Termin beim Hausarzt gemacht. Die Symptome waren so extrem stark und nicht mehr auszuhalten, dass ich mich jedoch entschied schon vorher in die Notaufnahme zu fahren, um dort Hilfe zu bekommen. Der dortige Neurologe hat mich nicht wirklich ernst genommen und mir nach einigen kurzen Untersuchungen nahegelegt mich an die psychiatrische Notaufnahme zu wenden, was ich am nächsten Tag auch tat. Der dortige Psychiater konnte mit den Symptomen jedoch nichts anfangen und hat mich mit der Anmerkung die Symptome würden sich von alleine auflösen nach Hause geschickt. Zu diesem Zeitpunkt war ich völlig am Ende und habe mich gefragt wie viele Tage ich die Symptome noch aushalten würde. Ein Suizid, um die Symptome nicht weiter ertragen zu müssen, kam dort erstmalig in Betracht. Das wäre für mich eine Woche zuvor vollkommen undenkbar gewesen. Vielleicht gibt das einen Eindruck wie unerträglich dieser Zustand ist.
Noch am Abend des selben Tags, ca. eine Woche nachdem alles angefangen hat, haben sich die Symptome aber tatsächlich innerhalb einer halben Stunde ohne erkennbare Ursache vollkommen aufgelöst.
Eine Besonderheit der ersten Phase war, dass sich die Symptome an zwei oder drei Abenden sehr plötzlich innerhalb weniger Minuten ohne erkennbare Ursache auflösten. In den folgenden Nächten wachte ich aber nach ca. zwei Stunden auf und die Symptome waren wieder da.
Beschreibung der Symptome
Die Symptome sind wie bereits erwähnt äußert diffus und schwer in Worte zu fassen, da ich so etwas noch nie gespürt habe. Wahnvorstellungen/-gedanken oder Halluzinationen zählen ausdrücklich nicht dazu, da ich öfter danach gefragt wurde. Charakterisiert wird der Zustand neben einigen anderen Symptomen vor allem durch:
- das Gefühl der Kopf sei angestrengt ohne etwas zu tun. Kleinste Aufgaben oder Beschäftigungen führen zu einem extrem unangenehmen Gefühl, das ich nicht näher beschreiben kann. Selbst das Anschauen eines Videos ist sehr unangenehm, sodass die einzigen erträglichen Beschäftigungen im Bett liegen und nichts tun oder spazieren gehen sind. Zudem sind meine Gedanken sehr eingeengt und drehen sich nur um den Zustand selber. Der Kopf ist nicht "frei".
- ein Gefühl, das ich am ehesten als Anspannung beschreiben würde, so aber noch nie gespürt habe. Dieses Gefühl ist am unangenehmsten und so extrem, dass es kaum auszuhalten ist. Nur Bewegung lindert das Gefühl etwas, weshalb ich in der schlimmsten Phase fast den ganzen Tag nur durch die Gegend gelaufen bin.
- das Gefühl berauscht zu sein oder mein Leben wie ein Traum zu erleben. Dies ist jedoch nur in den ersten beiden Phasen aufgetreten und bei weitem nicht so unangenehm wie die obigen Symptome.
- starke Schlafstörungen. In der intensivsten Phase bin ich nach zwei Stunden aufgewacht und lag den Rest der Nacht wach. Tagsüber einzuschlafen war trotz sehr starker Müdigkeit nicht möglich.
- Meine Stimmung ist aufgrund dieses Problems ohnehin nicht gut, aber den Umständen entsprechend. An vereinzelten Tagen trat jedoch eine grundlos so extrem schlechte Stimmung auf wie ich sie noch nie gespürt habe. Diese hat sich aber spätestens nach wenigen Tagen aufgelöst.
- akustische Reize sind unangenehm
- Appetitlosigkeit
- z.T. Zittern
Zeitlicher Verlauf
Die erste Phase hatte eine Länge von einer Woche. Die zweite Phase startete 1,5 Wochen später. Am Tag zuvor hatte ich sehr viel Alkohol getrunken, weshalb ich dies als Auslöser ansah. Zwischen den beiden ersten Phasen habe ich aber auch an einem Abend zwei Bier ohne Folgen getrunken. Alkohol trinke ich seitdem trotzdem nicht mehr. Die zweite Phase dauerte insgesamt 4,5 Wochen. Nach zwei Wochen wurden die Symptome etwas schwächer, absolut gesehen aber immer noch extrem stark. Nach weiteren 1,5 Wochen lösten sich die Symptome plötzlich kurzzeitig komplett auf, traten zwei Tage später jedoch wieder auf. Nach einer weiteren Woche lösten sich die Symptome wieder sehr plötzlich innerhalb einer halben Stunde endgültig auf. Wieder 1,5 Wochen später trat der Zustand dann wieder auf. Ich befürchtete, dass dieser wieder mehrere Wochen anhalten würde. Er löste sich aber nach nur 48 Stunden ohne erkennbare Ursache auf.
Drei Wochen später folgte die nächste Phase, diesmal aber mit deutlich schwächeren Symptomen. Diese hielt eine Woche an. Eine ähnliche Phase trat dann nach 5 Wochen wieder auf. Dieser Zeitpunkt ist jetzt zwei Monate her und ich war fest davon überzeugt, dass die Phasen nun wohl immer seltener auftreten werden. Nach nur einer Woche trat der Zustand jedoch wieder auf und hielt seitdem bis auf einige kurze Unterbrechungen an. Die Intensität war wie in den beiden Phasen zuvor vergleichsweise niedrig, seit drei Tagen aber erstmals wieder recht hoch.
Diese lange Phase fing eine Woche nachdem ich einen körperlichen Ferienjob in Schichtarbeit angefangen habe an, weshalb dies vielleicht ein Auslöser sein könnte.
Begegnungen mit Ärzten etc.
Insgesamt hatte ich zu folgenden Personen Kontakt:
- zwei Hausärzte: Beide haben die Schilddrüsenwerte kontrolliert, welche wohl in Ordnung sind und haben mir gesagt ich solle mich an einen Psychologen wenden, da sie nichts für mich tun könnten.
- Zwei Psychologen mit jeweils einem Gespräch: Beide konnten nichts mit den Symptomen anfangen und haben mich beruhigt, dass diese von alleine weggehen würden. Das habe ich zunächst auch geglaubt, aber wurde leider eines Besseren belehrt.
- den Psychiater aus der psychiatrischen Notaufnahme
- ein Psychiater mit insgesamt fünf Terminen während und nach der intensivsten Phase: Dieser konnte mit den Symptomen ebenfalls nicht viel anfangen und kam zum Schluss die Symptome würden sich wohl von alleine wieder auflösen. Am Ende gab er mir eine Überweisung zurück zum Hausarzt, der mich mit dem Hinweis, er hätte keine Idee was das sein könnte, abwies.
- Eine Neurologin, die mit den Symptome ebenfalls nicht direkt etwas anfangen konnte, mich aber weiter untersuchen will. Ein EEG war unauffällig.
- Ein Radiologe: Die Aufnahmen des Kopfes waren unauffällig.
Viele Grüße
OU
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