Vor ein paar Tagen hat er mir beiläufig in einem Telefonat erzählt, dass es ihm viel besser ginge, da er seine Medikamente abgesetzt hätte. Er hätte nur eine Woche Kopfschmerzen gehabt und hätte etwas schlechte Laune bekommen. Jegliche Versuche ihm zu erklären dass diese Medikamente lebensnotwendig sind, sind gescheitert. Er wurde nur sauer und meinte das hätte er mir auch im Vertrauen erzählt und ich solle es keinem sagen, es sei schließlich seine eigene Entscheidung. Ich habe ihn gebeten zum Arzt zu gehen, wenn er merkt, dass die Medikamente ihm nicht gut tun. Als Antwort kommen Dinge wie: Jedes mal wenn ich das getan hab, kam ich mit zwei zusätzlichen Medikamenten nachhause und es ging mit dadurch nicht besser.
Ich möchte einfach dass er noch eine Weile lebt und ein möglichst normales Leben führen kann. Ich komme bei ihm einfach nicht durch und weiß einfach nicht was ich noch tun soll. Ich habe es noch keinem anderen Familienmitglied erzählt weil ich Angst habe dass er sich von allen abwendet.
Ich glaube dass er nicht nur ärztlichen Rat sondern auch psychologische Hilfe braucht. Er hat bereits vorher schon zugegeben dass er manchmal Depressionen hat wegen seiner Situation. Wenn er sich allerdings bei mir meldet, ist er ganz oft übertrieben gut gelaunt und meint, dass es ihm gerade viel besser ginge. Zuletzt eben durch das Absetzen der Medikamente. Ich habe keine Ahnung wohin ich mich wenden könnte, dass er Hilfe bekommt.
Ich versuche ihm ständig zu erklären wie fahrlässig das ist. Auch wenn er es kurzzeitig einsieht, dann ist es am nächsten Tag wieder vergessen und ich kann nochmal alles von vorne erklären. Ich als sein Bruder bin eigentlich derjenige in der Familie auf den er bisher am meisten gehört hat.
Das ist nicht das erste Mal, dass er Medikamente nicht nimmt. Seinen Zustand hat er einer unbehandelten Schilddrüsenüberfunktion zu verdanken. Die Medikamente zur Behandlung hat er nicht genommen, da sie ihn nur schlapp gemacht hätten. Dadurch verursachte Herzrhythmusstörungen, haben ein großes Gerinsel im Herzen verursacht und letztendlich hatte er dadurch ein Herzinfarkt mit Schlaganfall. Deswegen, so sagt er, seien dies die einzigen Medikamente die er aktuell noch nimmt. Keine Ahnung ob ich ihm glauben kann.
Ich bitte um Rat, wie ich persönlich damit umgehen sollte und wie ich ihm auch professionelle Hilfe bieten kann. Vielleicht braucht er auch nur einen Arzt dem er richtig vertraut. Aber da muss ER ja freiwillig hin, denn kein Arzt wird auf ihn zukommen.
Ich möchte euch auch bitten bevor ihr schreibt „selber schuld, dem ist nicht zu helfen“ lieber gar nichts zu schreiben. Ich denke kaum einer kann verstehen wie es ihm geht... ich ja genau so nicht.
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