Die inzestuösen Phantasien von Eltern ihren Kindern gegenüber und deren Auswirkungen in Verhalten und Familienatmosphäre sowie eventueller Psychopathologie werden aus psychoanalytischer Perspektive als latenter, nicht real ausagierter Inzest definiert. Sein Wesen liegt in der Instrumentalisierung des Kindes und seiner Beziehung zu ihm für die unbewussten oder gerade eben bewussten inzestuösen Bedürfnisse der Erwachsenen. Abgewehrte ödipale Strebungen der Eltern ihren Kindern gegenüber führen zur Ich-Schwächung. Kommen die abgewehrten Tendenzen ihrem Bewusstsein zu nahe, behandeln sie das Kind, als ob es gefährlich und nicht liebenswert wäre. Weibliche Kinder werden eher mit Schuldgefühl und verringertem Selbstwertgefühl reagieren, männliche durch Schwanken zwischen Grandiosität und Depression sowie nach außen gerichteter Aggression. Eine latent-inzestuöse Mutter-Sohn-Beziehung wird mit sexueller Perversion in Verbindung gebracht, während das Opfer einer entsprechenden Vater-Tochter-Beziehung eher sexualisiert und hysteriform reagiert. Im Sinne einer Entwicklungshemmung wird der Eintritt in den Ödipus-Komplex unmöglich und die adäquate Ablösung in der Adoleszenz durch die Wiederauflage der inzestuösen Dynamik behindert.
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