Hallo, im folgenden das Resumé einer wissenschaftlichen Studie des am Karolinska Institut, Department of Medical Radiology , Stockholm, tätigen Forschers B. Tribukait:
In seiner Publikation
Acid Determination in Patients with Prostate Carcinomas: Clinical Research and Application" (1993) untersucht Tribukait auf der Grundlage einer Studie mit 287 unbehandelten unter kontrollierter Beobachtung stehender Patienten und 309 mit Hormonentzug behandelter Patienten den diagnostischen und den prognostischen Wert von DNA-Messungen mittels der in Schweden gebräuchlicheren Feinnadel-Aspirationsbiopsie. Die Untersuchung erstreckte sich über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren.
Er kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis einer signifikant längeren Überlebenszeit bei unbehandelten gegenüber mit Hormonentzug behandelter Patienten. Er führt dies zurück auf die Vernichtung hormonabhängiger diploider Tumoranteile,wodurch das Wachstum hormonunabhängiger tetraploider oder aneuploider Tumoranteile vermehrt gefördert werde.
Er schreibt: (übersetzt) "Sofern der Tumor aus einer einzigartigen,hormonabhängigen Zellpopulation besteht,führt Androgen-Entzug zu ausgezeichnetem klinischen Ergebnis, Schrumpfung des Tumors, keine Schmerzen, usw. In einem Tumor jedoch, der sowohl hormonabhängige als auch hormonunabhängige Anteile enthält, führt Hormonentzug zunächst auch zu einem guten klinischen Ergebnis entsprechend dem Anteil der hormonabhängigen Komponente des Krebses. Dessen Eliminierung führt jedoch zu einem Wachstumsschub der hormonunabhängigen Komponente.
In Anbetrachr dessen kann man hinsichtlich der Überlebensrate von unbehandelten gegenüber hormonell behandelten Patienten folgendes sagen: Diploide, also gut oder hochdifferentierte Tumore sind hormonabhängig und werden nach Hormonentzug lange Zeit ruhig bleiben. Desgleichen wird deren Weiterentwicklung zu tetraploiden oder aneuploiden Tumoren bei diesen Patienten zu Gunsten langer Überlebensszeiten unterdrückt. 14 Jahre Beobachtung in dieser Studie haben nicht ausgereicht zu entscheiden, ob hormonell behandelte Patienten wirklich einen Überlebensvorteil haben.
Grob aneuploide, schwach oder schlecht differentierte Tumore sind hormonunempfindlich. Androgenentzug eliminiert die hormonabhängigen Teile des Tumors. Das Ergebnis ist schnelleres Krebswachstum zur Metastasenbildung und signifikant kürzere Überlebenszeiten im Vergleich zu nicht behandelten Patienten.
Hoch interessant ist dass Verhalten tetraploider Tumore, die normalerweise viele Jahre stabil bleiben gemeinsam mit Androgenen, aber recht schnell zu wachsen beginnen, wenn man die Androgene entzieht."
Die Studie Tribukaits (in englischer Sprache) kann angefordert werden vom Institut für Cytopathologie des Universitätsklinikums Düsseldorf, Chefsekretariat, Moorenstr. 5 40225 Düsseldorf gegen Vorauszahlung einer Spende von 5 EURO auf das Konto Univerdsitätsklinikum Düsseldorf Nr. 10001550 Stadtsparkasse Düsseldorf, BLZ 30050110, Verwendungszweck Vorhaben 701300646.
Würdigung:
1) In den Fällen rein peridiploider Prostatakarzinome mit niedrigen Wachstumsraten kann bei älteren, aber auch zunächst bei jüngeren Männern auf eine belastende Hormontherapie verzichtet werden, wenn das Tumorwachstum durch 1-2 jährige Feinnadel-Biopsien kontrolliert wird. Ein Überlebensvorteil durch Hormonbehandlung ergibt sich bei diesen Tumoren nicht. Viele unter uns hätten die DHB also gar nicht machen brauchen oder zumindest den Beginn ohne Schaden hinauszögern können.
2) Operation und Bestrahlung stellen bei Tumoren peridiploider Beschaffenheit eine Übertherapie dar. Hackethal hatte Recht. Haustierkrebse operiert man nicht !!
3)Die Hormontherapie ist viel mehr als es derzeit geschieht zu hinterfragen. So haben Männer, die sich einer Strahlentherapie unterziehen, durch zusätzliche Hormontherapie keinen Überlebensvorteil, wenn es sich um Tumore nicht peridiploider Beschaffenheit handelt. (Pollack et al., 2003) Durch die Hormontherapie kann es zu einer Selektion besonders bösartiger Tumorzellen kommen. Nach einem anfänglichen missgedeuteten PSA-Rückgang erleidet der Patient eine durch die Hormontherapie bewirkte Beschleunigung seines Krebsleidens. (Bichler et al, 1998, Sauer et al. 20019
4)Prostatakrebs wird ungenügend diagnostiziert. Jeder Krebs sollte auf seine DNA-Struktur untersucht und mit dem Betroffenen ein hierauf fussendes Therapieprotokoll besprochen werden. Wie die Diskussionen über Erst- und Zweitgutachten gezeigt haben ist der Gleason-Score ein sehr subjektives Urteil von Pathologen, wohingegen die Bildzytometrie den Befund objektiviert und auch bessere Prognosen über das zu erwartende Krebswachstum ermöglicht.
Ich bin durch Zufall in der SHG Berlin/Brandenburg auf die von der Gmünder Ersatzkasse GEK herausgegebene Schrift Prostatakrebs - Diagnose und Prognose - gestossen (www.gek.de) und wundere mich sehr, dass die Thematik der DNA-Bildzytometrie in den Foren nicht diskutiert wird. Die Thesen sind schlüssig. Die Diagnostik ist objektiv. Sie führt zu verlässlichen Prognosen und vermeidet, wenn möglich, eine für den Patienten belastende Übertherapie, die dem aktuellen Wissensstand gar nicht mehr enrspricht.
Gruss, Reinardo
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