Gerade lese ich hier rechts unter "News": "Schädliche multivitamine" - muss ich mir gleich anschauen. Dieses Stichwort bringt mich jetzt aber auf einen anderen Gedanken, der mich schon lange juckt:
Auch ich nehme div. NEM, mein Urologe zum "Orthomol", welches "von jedem etwas" beinhalten soll. Und hier ist eben das Problem (das keineswegs nur Orthomol betrifft, sondern viele ähnliche Kombi-Präparate): Lt. Beschreibung auf der Schachtel wie auch im Beipackzettel vereint Orthomol in einer und derselben Kapsel sowohl Vitamin C als auch Natriumselenit - eine gleichzeitige Einnahme beider Bestandteile ist also unvermeidlich.
Jeder nur halbwegs gebildeter PK-Kranke weiß aber, dass man Vitamin C nie zusammen mit dem anorganischen Selen (Natriumselenit bzw. -selenat) wegen der schlechten Bioverfügbarkeit des Selenits einnehmen soll.
Diese zwei Bestandteile - Vitamin C und Natriumselenit – kann man unmöglich im selben Kombi-Präparat, also in einer und derselben Tablette bzw. Kapsel, unterbringen, denn diese müssen zeitversetzt, d.h. mit Abstand von mindestens 1 Stunde, eingenommen werden. Bei Natriumselenit handelt es sich um das anorganische Selen und nicht um Selenomethionin (organisches Selen), welches vom Organismus besser resorbiert wird als das anorganische Selenit-Selen. Die Aufnahme von Natriumselenit durch den Körper wird bei gleichzeitiger Einnahme von Vitamin C vermindert, weil Selenit durch Ascorbin-säure zum wenig bioverfügbaren elementaren Selen reduziert wird, d.h. in einfachen Worten: Die Selenit-Beimischung in solchen Kombi-Präparaten, die auch Vitamin C beinhalten, ist wertlos – die Selenwirkung ist gleich Null.
http://www.webmed.ch/docs/selen/Selen_Teil_III.htm
Insofern ist die Angabe auf der Schachtel des obigen Produkts irreführend, zumal sie in dem Käufer den Eindruck erweckt, er würde durch 1 Kapsel am Tag auch mit 25 mcg Selen versorgt sein.
Darüber hinaus ist auch die Frage zu berücksichtigen, zu welchem Zweck diese selenithaltigen Nahrungsergänzungsmittel überhaupt vertrieben werden. Die Angabe „Nahrungsergänzungsmittel“ auf der Schachtel besagt eindeutig, dass es sich um eine vorbeugende Maßnahme, also eine Prophylaxe handelt. Es gilt jedoch grundsätzlich:
1.) Zur Prophylaxe (z.B. bei einem nachgewiesenen Selenmangel oder wenn man noch keinen Krebs hat) eignet sich nur das organische Selen (= Selen enthaltende Aminosäuren, meist Selenomethionin oder Selenocystein).
2.) Das anorganische Selen (meist Natriumselenit bzw. –selenat, in Injektionsform oder hochdosiert sogar verschreibungspflichtig) findet fast ausschließlich nur als Therapeutikum Anwendung, z.B. bei bereits vorhandenem Krebstumor, eignet sich jedoch nicht zur Vorbeugung.
http://www.webmed.ch/docs/selen/Selen_Teil_IV.htm
Vgl. hierzu auch:
http://www.webmed.ch/docs/selen/Selen_Teil_I.htm
http://www.webmed.ch/docs/selen/Selen_Teil_II.htm
http://www.webmed.ch/docs/selen/Selen_Teil_III.htm
Es hat mich interessiert, ob die „Natriumselenit“-Angabe auf der Schachtel und dem Beipackzettel nur ein Druckfehler ist oder tatsächlich ein Denkfehler der hochbezahlten Wissenschaftler in den Pharmabetrieben bei der Zusammensetzung der o.g. Präparate. Deshalb habe ich die Hersteller in diesem Sinne angeschrieben, erhielt jedoch nie eine Antwort. Ich bezweifle auch, dass Verbraucherzentralen mir eine befriedigende Antwort geben würden.
Auch empfehlen Urologen lustig Kombipräparate, die Beta-Karotin beinhalten, auch Rauchern, ohne den Patienten gefragt zu haben, ob er raucht oder nicht.
Darum meine Frage: Was haltet Ihr von solchen Kombipräparaten und der Unsitte der Urologen, nicht einmal die Beipackzettel zu lesen, damit sie wenigstens wissen, was sie da empfehlen?
Gruß
cicero
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