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Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich auf!

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  • Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich auf!

    Ich muss es einfach mal loswerden:
    Vor ca. 2 Monaten hat mich mein Freund auf eine ziemlich miese Art und Weise abgeschossen. Es war keine der üblichen Abschiedsszenen und -methoden, sondern lief mit massiven Demütigungen und Angriffen tief unter die Gürtellinie (nicht wörtlich zu verstehen!) ab. Ich will das gar nicht im Einzelnen erzählen, ich will ihn auch gar nicht zurück, darum geht es gar nicht. Es geht um die Gefühle, die diese Behandlung in mir ausgelöst hat. Ich koche seitdem vor Hass und Rachegefühlen! Ich kenne das sonst nicht so. o.k., man ist eine bestimmte Zeit sauer, aber das wird dann immer weniger und ist irgendwann vorbei. Diesmal wird es eher immer mehr! Ich denke nur noch darüber nach, was ich ihm alles antun könnte, male mir die schlimmsten Dinge aus (die ich natürlich nie tun würde!), wünsche ihm die Pest an den Hals. Ich kann nur noch schlecht schlafen, weil ich ständig grüble und habe auch an anderen Dingen keinen wirklichen Spaß mehr, weil mir ständig mein Hass und meine Rachegefühle im Kopf sind. Dazwischen tun mir die Gedanken auch wieder sehr weh, wenn ich daran denke, dass die Beziehung ja auch irgendwann mal gut war. Dies treibt mir dann die Tränen in die Augen, aber eher vor Wut und Enttäuschung, nicht aus Trauer.
    Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich tun soll, um wieder Freude am Leben zu haben und diese wahnsinnigen Rachegefühle los zu werden! Sie fressen mich auf!
    Könnt ihr mir vielleicht helfen?


  • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


    rache mag den feind strafen,
    aber jedenfalls verdirbt die ausübung derselben den eigenen charkter.

    zum abbau von rachegefühlen gibt angemessene alternative strategien, wie dr. riecke z.b. vorschlug, durch sportliche betätigung - es muss ja nicht gleich extremsport sein,
    aber judo, jiujitsu, boxing, schießsport/bogen- und kleinkaliber etc.
    auch die kognitive überwältigung des stressors ist sehr gut geeignet.

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    • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


      Ich gehe zweimal in der Woche ins Fitness-Studio. Das hilft nur begrenzt und auch nur in dieser Zeit. Oft hänge ich auch während der Übungen den Gedanken nach.

      Was ist eine "kognitive Überwältigung des Stressors"?

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      • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


        Kognition (lat.: cognoscere: „erkennen“ ) ist die von einem verhaltenssteuernden Subsystem (bei höher entwickelten Lebewesen das Gehirn) zur Verhaltenssteuerung ausgeführte Informationsumgestaltung.

        die kognitive überwältigung des stressor bedeutet also durch erkennen der eigenen innerseelischen motive und bedeutungszuweisungzuweisungen einen vermeintlich "feind" quasi geistig zu "besiegen"

        Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff, mit dem auf die Informationsverarbeitung von Menschen und anderen Systemen Bezug genommen wird. Oft ist mit „Kognition“ das Denken in einem umfassenden Sinne gemeint. Auch wenn viele kognitive Prozesse im Menschen bewusst sind, haben „Kognition“ und „Bewusstsein“ nicht die gleiche Bedeutung. So können kognitive Prozesse im Menschen unbewusst und dennoch kognitiv sein, ein Beispiel hierfür ist das unbewusste Lernen.

        Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen zum Beispiel die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, das Lernen und die Kreativität. Kognitive Fähigkeiten werden von verschiedenen Wissenschaften, wie der Psychologie, der Philosophie, der Neurowissenschaft und der künstlichen Intelligenz untersucht. Die wissenschaftliche Erforschung der Kognition wird unter dem Begriff der Kognitionswissenschaft zusammengefasst.
        In der Psychologie bezeichnet Kognition die mentalen Prozesse eines Individuums wie Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche, Absichten. Kognitionen können auch als Informationsverarbeitungsprozesse verstanden werden, in dem Neues gelernt und Wissen verarbeitet wird, siehe Denken und Problemlösen.

        Kognitionen beinhalten, was Individuen über sich selbst, ihre (soziale) Umwelt, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft denken. Kognitionen können Emotionen (Gefühle) beeinflussen und/oder durch sie beeinflusst werden.

        Man kann demzufolge festhalten, dass Kognitionen all die internen Vorstellungen sind, die sich ein Individuum von der Welt (subjektive Realität) und sich selbst konstruieren kann (im Sinne des Radikalen Konstruktivismus).

        Seitdem sich etwa am Ende des 19. Jahrhunderts die Ansicht durchgesetzt hat, dass das menschliche Denken Gegenstand naturwissenschaftlicher Untersuchung und nicht nur philosophischer Betrachtung sein kann, entstehen die Ansätze der Psychologie als Wissenschaft. Wilhelm Wundt legt Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner Introspektion einen Grundstein auch für die Kognitionspsychologie. Nach der langen Dominanzphase des Behaviorismus Mitte des 20. Jahrhunderts in Nordamerika beginnt schließlich die sogenannte Kognitive Wende. Angeregt wurde diese durch gesellschaftliche Bedingungen und vom Wunsch nach einem wissenschaftlichem Theorieansatz über das "Denken", der den mittlerweile besser erforschten biologischen Bedingungen Rechnung trägt, dabei aber auch die Vorstellung vom Menschen als informationsverarbeitendem Organismus zu Grunde legt. Die moderne Kognitive Psychologie nahm somit Gestalt an. Mit der Entwicklung des Informationsverarbeitungsansatzes zwischen 1950 und 1960 waren einige wichtige Fortschritte der Computerwissenschaften eng verbunden, insbesondere im Gebiet Künstliche Intelligenz. Es bildete sich schnell ein entsprechendes gesellschaftliches Interesse an dieser neuen wissenschaftlichen Perspektive auf den menschlichen Verstand, an einer Erkenntniswissenschaft vom Erleben und Verhalten, die per Computer-Metapher funktionierte. Die Etablierung dieses neuen Menschenbildes kennzeichnet die Kognitive Wende insbesondere, da man von nun an auch "in die 'Black Box'" schauen konnte und diese in die behavioristische Theorie integrieren konnte. Die Methodik der Kognitionspsychologen damals beschränkte sich häufig nur auf Experimente im Labor. Seit den 70er Jahren jedoch zeigt die Kognitive Psychologie größeres Interesse an Kognitionen in realen Situationen, an übergreifenden Theorien und an den Gehirnmechanismen, die der Kognition zu Grunde liegen. Sie ist mittlerweile Pflichtfach für Psychologiestudenten und zusammen mit der Kognitionswissenschaft ein anerkanntes Forschungsfeld, mit einem noch sehr hohen Potential für zukünftige wissenschaftliche Erkenntnisse. Heutzutage können spezielle bildgebende Verfahren helfen, die zugrunde liegenden komplexen Hirnfunktionen besser zu verstehen. Die Kognitionspsychologie befindet sich noch am Anfang einer komplizierten Forschung. Dank ihrer interdisziplinären Tendenzen ist sie von großer Beitragsfähigkeit für viele weitere Forschungsfelder.

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        • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


          Soweit die Theorie! Das ist alles wirklich interessant, aber eigentlich keine Antwort auf meine Frage.
          WAS soll ich konkret tun? "Informationsumgestaltung", ok, aber WIE??? Wenn das alles so einfach wäre, hätte ich das doch schon längst getan!!! Mir macht das doch auch keinen Spaß! Hab permanentes Herzrasen!

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          • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


            bis kognition vom kopf im bauch ankommt (also zum gefühl wird) braucht es seine zeit, das geht nicht von heut auf morgen, aber es geht, selbst wenn es manchmal jahre braucht
            intuitive wahrnehmeung verläuft in vorgeprägten bahnen (lat. charakter = in stein gemeiseltes zeichen) - innerseelische neue neuronale verschaltungen zu installieren ist der weg der sog. kognitionstherapie und n. m. E. der geeignetste weg sich von seinen intuitiven macken zu befreien, denn ohne jegliches zutun ändert sich wenig bis gar nichts an den "eigenen" einstellungen und bewertungen, die oftmals un-/widersinnig bis dumm sein können.
            ein tiefes verständnis für die eigene sowie die menschlichkeit des anderen sind ein hohes gut, welches zu erreichen, es anzustreben gilt, denke ich.

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            • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich auf!


              So blöd es immer wieder klingt, die einfachste Möglichkeit, ist sich selbst zu verzeihen. Die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, und nicht anderen Menschen die Schuld für das eigene Befinden oder Verhalten zu geben. Wenn Dich ein anderer Mensch verletzt, läßt Du es zu. Du gibts im die Möglichkeit Dich zu verletzen, willst Du das nicht wird ihm das nicht gelingen. Finde eine Möglichkeit für Dich Abschied zu nehmen, von ihm und der Vergangenheit. Ich habe für mich als letztes Zeichen, immer Rosen geschenkt, für mich ein Entgültiges Zeichen des Abschiedes, so makaber es scheint, ähnlich dem Abschied an einem Grab, danach gab es für mich persönlich nie ein Weg zurück, und somit die Möglichkeit, auch von der Vergangenheit Abschied zu nehmen, und nach vorne in die Zukunft zu schauen.

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              • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


                Danke Mujeriego, deinen Beitrag habe ich wenigstens verstanden. Das mit den Rosen ist gut - nur, den Abschied von ihm habe ich schon. Wie gesagt, ich will ihn gar nicht mehr zurück.
                Was mir selbst Angst macht, sind meine Gedanken und meine unglaublichen Rachegefühle, die keinen Raum mehr für anderes lassen und mich selbst krank machen (Herzrasen). Sicher hast du Recht, dass ich mich verletzen LASSE. Nur wie komm ich aus dem Teufelskreis raus?
                Vielleicht hat noch jemand eine Idee??

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                • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


                  Natty schrieb:
                  -------------------------------------------------------
                  > Was mir selbst Angst macht, sind meine Gedanken
                  > und meine unglaublichen Rachegefühle, die keinen
                  > Raum mehr für anderes lassen und mich selbst krank
                  > machen (Herzrasen).....
                  > Vielleicht hat noch jemand eine Idee??


                  es gibt da einen merksatz:

                  "nur befriedigte Menschen sind tolerant"

                  vielleicht hilft dir, liebe natty, dieser Denkanstoß ja weiter und erweckt in dir neue Ideen...

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                  • Die, die wir durch die Hölle gehen!


                    Heilt die Zeit wirklich alle Wunden?

                    In größter innerer Not, kurz vorm Durchdrehen, zu allem fähig, nicht mehr ein noch aus wissen, von unsagbarem Trennungsschmerz gequält werden - Liebeskummer ist grausam. Wenn der Partner geht, schmort der Zurückgebliebene in der Hölle. Nächte werden durchgrübelt, Sehnsucht sprengt die Brust, Ängste fressen die Seele auf: Das "Ich" stürzt in ein Schwarzes Loch. Die einen greifen zu Tabletten, andere suchen Trost im Suff. "Ich trink' auf dein Wohl, Marie, auf das, was mal war", mimt Schlagersänger Frank Zander lallend ins Mikro. Manche Männer harren nächtelang im Regen vorm Haus der Angebeteten, andere terrorisieren die Ex mit Salven von Anrufen. Verlassene Frauen stechen ihrem Verflossenen schon mal die Autoreifen platt oder kippen ihm eine Ladung Beton ins Cabrio. Vielen bricht die Krise das Herz. Liebeskummer ist das Hauptmotiv der jährlich 13 000 Selbstmorde in Deutschland.


                    Doch Liebeskummer ist nicht gleich Liebeskummer. Denn schon die Liebe selbst hat viele Gesichter. Wir empfinden mit 17 anders als mit 70. Und sicher spielt auch eine Rolle, ob ein Paar zwei Wochen oder zwanzig Jahre lang zusammen ist. Zudem können höchst unterschiedliche Gefühle zwei Menschen aneinander fesseln. Entsprechend vielfältig wendet sich dann eines Tages das Glück. Der seelische Tiefschlag kann durch Untreue des anderen kommen oder schlicht durchs Erlöschen der Gefühle. Manch einer quält sich jahrelang in einer Dreiecksbeziehung, ein anderer leidet, weil er Leidenschaft erst gar nicht entfachen konnte, die Angebetete seine Schwärmereien überhört. Und jeder wiederum reagiert in der Krise anders. Der eine schnappt sich sofort tröstenden Ersatz, beim anderen heilt die Wunde nie.

                    Das Drama, das fast jeder auf seine Weise im Leben einmal und die meisten sogar wesentlich öfter erleiden, haben Dichter seit eh und je zu Meisterwerken verarbeitet. So erzählt Hans Christian Andersen in seinem Märchen "Die kleine Seejungfrau" von einer Nixe, die nach unerfüllter Liebe zu einem Menschen-Prinz in Meerschaum zerfällt. William Shakespeare lässt im "Hamlet" des Prinzen Geliebte Ophelia aus Liebeskummer irrsinnig werden. Und in Goethes frühem Werk "Die Leiden des jungen Werther" verzehrt sich ein unglücklich Verliebter nach der Angebetenen und geht mit großen Seelenqualen vor die Hunde: Werther erschießt sich.

                    Während der Trennungsschmerz bei Dichtern aller Epochen Dauerthema war, kümmerten sich Psychologen herzlich wenig um seine Ergründung. Wohl deshalb, weil sich bereits Sigmund Freud kaum dafür interessierte, vermutet Igor A. Caruso, der als Professor für Klinische Psychologie und Sozialpsychologie in Salzburg lehrte. Eine Generation von Seelenforschern habe "das ehrbare, ausgesprochen monogame und bürgerlich vorbildliche Privatleben von Sigmund Freud" zum Vorbild erhoben und sich moralisch beeinflussen lassen. Caruso hat sich als einer der wenigen Wissenschaftler in seinem Werk "Die Trennung der Liebenden" des Themas angenommen.

                    Dass in der Seele eines Verschmähten weit mehr passiert, als viele wahrhaben wollen, liegt in der Natur menschlicher Bindungen. Wenn zwei zu einem Paar werden, so die Erkenntnis der Psychologie, werden die Grenzen zwischen "Ich" und "Du" niedergerissen. Beide verschmelzen und begeben sich in Abhängigkeit - wie als Baby bei der Mutter. Und deshalb kommen bei einer Trennung im späteren Leben Gefühle und Ängste hoch, als hätte uns die überlebenswichtige Mutter verlassen. "Der Schmerz, den die Liebestrennung hervorruft, gehört zu dem Entsetzlichsten, das wir imstande sind zu ertragen", hat Psychologe Caruso aufgrund zahlreicher Gespräche mit Patienten herausgefunden.

                    Was in einem Verlassenen passiert, versuchen inzwischen auch Biochemiker zu ergründen. Tage- und wochenlang, so haben sie herausgefunden, läuft im Körper des Leidenden die Produktion des Stresshormons Cortisol auf Hochtouren. Der Stoff wird von der Nebennierenrinde hergestellt und in die Adern ausgestoßen. Das Blut spült ihn in den Organismus und ins Hirn. Cortisol bewirkt Gefühlsverwirrungen und depressive Stimmungen. Die innere Uhr des Menschen gibt den Befehl zur Produktion immer in den frühen Stunden des Tages - meist gegen vier Uhr am Morgen. Die Folge: Man wacht auf, wälzt sich nervös von einer Seite auf die andere und kann nicht mehr einschlafen.

                    Wenn Amor seinen Pfeil aus einem Herzen zieht, tut's auch deshalb weh, weil der Liebes-Leidende auf Entzug ist. In seiner langen Beziehung hat er nämlich oft die Droge Endorphin bekommen. Endorphine sind eine Reihe von Substanzen, die unser Gehirn produziert und die als Botenstoffe zwischen den Neuronen wirken. Diese körpereigenen Opiate entstehen beispielsweise beim Schmusen und sorgen für Zufriedenheit, Wohlbefinden und Glück - allerdings auch für Abhängigkeit. Denn wenn sich der geliebte Mensch eines Tages abwendet, kommt es zu heftigen Entzugserscheinungen. Unruhe, Schwermut, Ängste wühlen die Seele auf; Gefühle wie bei einem Junkie, dem der Stoff ausgegangen ist: Sehn-"Sucht". Schokolade-Essen kann die schwere Zeit ein bisschen lindern. Denn Zucker setzt im Körper Endorphine frei, wie es allerdings auch Kohlenhydrate und Fett tun.

                    Bei einem Verlassenen nimmt zudem die Produktion des Corticotropin- Releasing- Hormons (CRH) im Körper zu. Die Substanz reguliert des Menschen Appetit nach Essen und Sex. Im Tierversuch ließen hohe CRH- Dosen den Nahrungs- und Vermehrungstrieb rapide sinken - und ähnlich ist es offenbar beim Zweibeiner.

                    Doch all die Abläufe im Zentralnervensystem des Menschen sind dermaßen komplex, dass Biochemiker gerade erst die einfachsten Zusammenhänge entschlüsseln können. Zudem schwankt die Mixtur des Hormoncocktails ständig - und mit ihm die Stimmung. Wie eine emotionale Achterbahn rast man dann durch Loopings von Enttäuschung, Angst, Trauer, Verzweiflung, Sehnsucht und Wut. Und manch ein Herz fliegt dabei aus der Kurve. Ob Lady Di, Hillu Schröder oder Lieschen Müller - der Seelenschmerz macht alle klein. "Die ersten Wochen waren furchtbar. Ich lief fast rum wie eine gespaltene Persönlichkeit", gesteht der Grüne Joschka Fischer, dem die Ehefrau den Laufpass gab. Ob es in diesem zwischenmenschlichen Unglück Gesetzmäßigkeiten gibt, hat die Wiener Psychologin Gerti Seiger versucht herauszufinden. Die österreichische Beziehungs-Expertin, die vor Jahren kaum einer Talk-Show-Einladung widerstehen konnte, befragte 30 Männer und 30 Frauen, die sich wegen einer gescheiterten Liebe quälten, und machte daraus ihre Doktorarbeit.

                    Das dramatische Geschehen des Auseinandergehens, so Gerti Sengers Auswertung, hat fünf Akte:
                    1. "Bedrohung": Seltsame Blicke, fehlende Küsse, mangelnde Zeit deuten an, dass "was im Busch" ist.
                    2. "Lähmung": Der Riss wird offenkundig, der Partner sagt: "Es ist aus". Das trifft den anderen wie ein Hammerschlag, zieht ihm den Boden unter den Füßen weg, er bricht emotional zusammen.
                    3. "Verhandeln": Man telefoniert und versucht sich zu treffen. Es kommt das Angebot, sein Verhalten zu ändern, neue Hoffnung macht sich breit.
                    4. "Regression": Das Scheitern wird eingestanden - und alles wird egal. Tränen fließen, der Verlassene geißelt sich mit Vorwürfen. Arbeitsunfähigkeit und Appetitlosigkeit setzen ein. Der Liebeskranke zieht sich ins Bett oder in die Badewanne zurück, sucht Zuflucht in einen harmonischen Zustand von Wärme, Ruhe und Geborgenheit - und das geht hin bis zu Selbstmordgedanken.
                    5. "Akzeptanz": Depressionen und Weinanfälle kommen, die Gedanken kreisen. Der Trauernde lebt im Hin und Her von sozialem Rückzug und gesellschaftlicher Aktivität.

                    Sengers Statistik offenbart, dass es Frauen und Männern im Großen und Ganzen ähnlich ergeht. Bei 90 Prozent fließen Tränen. Zwei Drittel beiderlei Geschlechts gaben einen Gewichtsverlust von drei bis sechs Kilo an. Und ebenso viele wurden krank. Sie bekamen Magen-Darmbeschwerden, Kreislaufstörungen, Rheumaschübe oder Allergien. Der große Unterschied zwischen beiden Geschlechtern zeigte sich in der Bereitschaft, über den eigenen Zustand zu reden. 93 Prozent der Frauen, aber nur 30 Prozent der Männer vertrauen sich in ihrem Leid jemandem an. "Männer legen die Probleme noch immer als Schwäche aus", sagt Senger, "und wenden ihre Energie dazu auf, Haltung zu bewahren und Schmerz zu verdrängen."

                    Dafür trösten sich Männer (63 Prozent) häufiger mit sexuellen Abenteuern als Frauen (23 Prozent). Vermutlich ein Labsal fürs verletzte Ego. Insgesamt, so fand Frau "Dr. Liebeskummer" heraus, brauchen beide Gruppen unterschiedlich lang für den Leidensweg: Männer im Durchschnitt elf und Frauen 15 Monate.

                    Warum Abschied nehmen so schwer fällt, weiß Caruso. Man bedenke, "ein Mensch liebt einen anderen". Schreibt der Salzburger Seelenforscher, "er hatte bis zu jenem bestimmten Tag, bis zu einem bestimmten Augenblick, den lebendigen Körper, den lebendigen Geist, die lebendige Wärme, die Gegenwart eines anderen Menschen für sich gehabt. Er sah, liebkoste, fühlte, hörte, roch diesen Menschen, er sprach mit ihm." Und plötzlich ist Schluss mit alledem. Das Ich in Abschiebehaft. Alle Bindungen sterben ab. Caruso: "Die Trennung hat den Geschmack des Todes - im Leben. Das Problem der Trennung ist das Problem des Todes zwischen Lebenden." Seiner Meinung nach ist die Zeit, in der ein Mensch wie wahnsinnig ums nicht klingelnde Telefon schleicht, in der er Briefe schreibt, die er nie abschickt und in der er den Umsatz des Blumenladen um die Ecke steigert, oft noch härter als das physische Ende des Partners - Viele Sitzungsprotokolle von Patienten beweisen wirklichen Tod würde der Geliebte in die unbewegliche und erstarrte Ewigkeit rücken. Er wird nicht älter, er wird nicht anders, er wird auch nicht mehr untreu. Die Ewigkeit nimmt ihn auf als Geliebten, der mir allein gehört - eine erhabene und bequeme Situation zugleich. "Im Liebesleid der Lebenden jedoch wendet sich der Partner nicht nur ab, sondern schenkt seine Zuneigung früher oder später einem anderen."

                    Im Horrortrip des Trennungsschmerzes will der Psychologe Hinderk M. Emrich sogar etwas entdeckt haben, was der Gepeinigte am wenigsten vermutet. "Paradoxerweise ist derjenige, der Liebeskummer hat, sehr häufig derjenige, der sich gegen die Liebe wehrt", sagt der Professor und Leiter der Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover.

                    Wie bitte? Emrich erklärt: "Liebe ist ein schwieriger, gefährlicher Prozess voller Ängste. Eine Gratwanderung zwischen Sehnsucht nach Geborgenheit auf der einen und Bestrebungen nach Autonomie auf der anderen Seite. Dabei muss das ICH beim Niederreißen seiner eigenen Grenzen den drohenden Verlust seiner Identität bewältigen." Meist werde dieser Konflikt paradox gelöst. Und zwar so: "Wer sich verliebt, hält den anderen gleichzeitig auf seelischer Distanz, verbirgt das aber vor sich." Das, so Emerich, sehe er ständig in der Praxis, wo er mit Menschen voller Partnerschaftsproblemen zu tun habe. "Allerdings muss die Seele vor sich selbst verbergen, dass sie nicht den Mut zur totalen Hingabe hatte", sagt der Professor. Die Folge: Der Partner ist enttäuscht und wendet sich ab - der andere bekommt Liebeskummer.

                    Gibt es ein Rezept gegen Trennungsschmerz? Kaum. Es ist offenbar der Preis, den ein Mensch für die wunderbaren Gefühle der Liebe riskieren muss. Leidenschaft die Leiden schafft. Doch die Katastrophe hat auch ihr Gutes. Wer vor dem Scherbenhaufen seiner Beziehung steht, fühlt so intensiv wie sonst nie. Wenn das Tagebuch zum engsten Vertrauten wird, öffnet sich der Zugang zu den eigenen emotionalen Ressourcen. Gefühle wallen wie Sturmfluten. Plötzlich wird das Leben, das tagaus, tagein verschwenderisch vergeudet wird, bedeutungsvoll. Und alles andere, der Ärger mit dem Chef, die Delle im Auto, die unbezahlte Rechnung werden lächerlich klein. Das ICH macht Inventur. So muss das Ende der großen Liebe keinesfalls das große persönliche Scheitern sein.

                    Im Gegenteil. Trennungszeit ist Reifezeit. Und irgendwann kommt der Tag, wo man 24 Stunden nicht an den anderen denkt. Schließlich bedeutet der Schluss-Strich eine neue Chance auf ein neues Glück - das es diesmal besser zu meistern gilt. "Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling"? Doch, Siw Malmkvist!

                    Ob die Menschheit allerdings angesichts der vielen durchlittenen Beziehungsqualen tatsächlich reifer wird, scheint fraglich. Zwar wird in unserer Gesellschaft immer häufiger Schluss gemacht, doch die Trennung wird immer weniger tief erlebt. Denn weil sich das Beziehungskarussell heute viel schneller als vor 30 Jahren dreht, hat auch das Herz-Verschenken Inflation. Je häufiger aber jemand seine schönen Gefühle offeriert, desto öfter kommt auch der Kummer - und so dauert er auch immer kürzer.

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                    • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


                      du hast mit dieser beziehung noch nicht abgeschlossen. deshalb hat dein ex in deinen negativen rachegedanken noch immer macht über dich.

                      das einzige was du tun kannst, ist ihn wirklich und endgültig loszulassen. wenn es sein muss, lass ihn emotional in dir sterben. verstehst du was ich meine? füge ihm nicht im äußeren schmerz zu, sondern töte ihn in deinem inneren ab.

                      oft können rituale sehr hilfreich sein. hast du noch bilder oder sonstige dinge von ihm? sammle sie alle zusammen, verbrenne sie, so wie man einen leichnam verbrennt und verstreue die asche.

                      war er öfters bei dir in der wohnung? streiche die wände neu oder räuchere zumindest die wohnung aus um das negative zu vertreiben und ihn loszuwerden.

                      nur indem du das alte los wirst, kannst du platz für etwas neues, dir gut tuendes und erfüllendes in deinem leben schaffen.

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                      • Re: Die, die wir durch die Hölle gehen!


                        wow! Das war eine Menge an Information! Vielen Dank für deine Mühe!! Wenn man das alles so abstrahiert, wird einem vieles klarer und dann kann man auch besser damit umgehen! Ich werde mir das alles bestimmt noch einige Male durchlesen! Demnach habe ich die Chance, in spätestens 15 Monaten meine Ruhe zu haben ;-) Nein, im Ernst - es sind wirklich ganz viele Gedankenanstöße dabei, mit denen ich mich ernsthaft beschäftigen werde! Vielen Dank!!

                        Kommentar


                        • Re: Hilfe! Meine Rachegefühle fressen mich au


                          Du hast wohl Recht! Ich habe heute deinen Rat befolgt und alle Erinnerungsstücke rausgeholt und weggeworfen! Außerdem hab ich alle Mails von ihm gelöscht! Hat mich zwar Überwindung gekostet, aber irgendwie war es auch befreiend! Hatte so das Gefühl,wie wenn ich ihm damit eins auswischen könnte!

                          Kommentar


                          • Re: Meine Rachegefühle ernähren mich satt


                            .

                            Kommentar


                            • Re: Die, die wir durch die Hölle gehen!


                              Wow, Respekt!!!
                              Du hast echt was auf dem Kasten.

                              Mir gehts grad auch wieder besser!!!

                              Kommentar


                              • richtig


                                @dreizack, dass hast Du wirklich schön gesagt. So muss es sein, sonst hängt man ewig an dem Übel.

                                Kommentar

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