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Warum ich?

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  • Warum ich?

    Ich sitze hier auf meinem Bett und kann immer noch nicht begreifen, was ich heute Morgen gehört habe. Es ist Mittag, später Nachmittag. Die Sätze meines Arztes hämmern unerbittlich auf mich ein, ich kann sie nicht hören, ich will sie nicht hören, kann sie nicht akzeptieren. Ich fühle mich ohnmächtig, fast tot. Ich merke plötzlich, wie nur zwei Wörter das ganze Leben zerstören können und mir plötzlich die Luft zum Atmen abschnüren. Die Konzentration lässt langsam nach, um mich herum beginnt sich alles zu drehen. Ich kann die Geräusche, welche von draußen nach innen dringen selber kaum wahrnehmen, genauso wenige, wie das hübsche Mädchen, das gerade neben mir steht und mir ein ahnungsloses Lächeln schenkt. Ein Mädchen von gestern. Ein Mädchen unter vielen, nichts besonderes. Sie küsst mich zärtlich, ich fühle mich tot. Sie berührt mich, ich spüre nichts. Ich bin benommen und kann nicht verstehen, wieso es ausgerechnet mich getroffen hat. Ich möchte schreien, kann es nicht. Möchte die paar Wörter aussprechen, welche mein Arzt routiniert ausgesprochen hat. Sein schwacher Trost hilft mir nicht, ich möchte schreien. Das Mädchen liebkost meinen Hals. Ich will sie berühren, ihren Körper spüren, wie gestern. Ich möchte alles vergessen und die Diagnose verdrängen. Mir einbilden, dass alles wieder beim Alten ist. Darum erwidere ich ihre Küsse. Zuerst etwas zaghaft, dann intensiver....ich versuche es, versuche mein Schicksal zu vergessen. Es geht nicht! Angewidert angesichts meiner Krankheit stoße ich das Mädchen geschockt von mir. Überrascht sieht sie mich an. Ich zittere, bebe am ganzen Körper und spüre meine Krankheit innerlich ausbrechen. Und dann blicke ich wieder auf sie und weiß, dass es auch für sie bald vorbei sein wird. Eine unter vielen, welche von ihnen trägt die Schuld? Welche von ihnen hat mir das Schicksal beschert und somit mein Leben zerstört? Ich sehe sie an, bin wütend und suche die Schuld bei anderen. Meinen Körper versuche ich behutsam zu beruhigen. Es gelingt mir jedoch nicht...... ich verliere allmählich die Kontrolle über ihn und bevor es zu spät ist, bevor ich endgültig der Besinnungslosigkeit verfalle, höre ich die paar wenigen Sätze aus meinem Mund, ganz leise, fast stumm. Langsam bemerke ich, wie sich das überraschte Gesicht des Mädchens ins Entsetzen verwandelt. Sie versteht es nicht, begreift es nicht und während sich ihre Lippen zu einer fassungslosen Frage formen, stürme ich aus dem Zimmer. Ich renne raus, direkt in den Regen. Laufe an meinen Lieblingscafes vorbei, an meinen vielen Freunden. Was werden sie nur sagen? Ich laufe, renne, renne um mein kostbares Leben, welches ich leichtfertig verspielt habe. Es ist vorbei! Dann stürze ich, falle in das grüne Gras im Park und rieche es, rieche das Leben, die Luft, all die schönen Dinge, die ich zuvor noch nie wahrgenommen habe. Für einen kurzen Augenblick fühle ich mich frei und mit bitterem Glück gesegnet. Es ist zu spät! Der Regen vermischt sich langsam mit meinen Tränen, meine Traurigkeit übernimmt erneut meine Sinne. Es ist alles nur ein Traum, ein schrecklicher Traum aus dem ich bald erwachen werde! Ich lächle erleichtert in mich hinein und glaube meinen eigenen Lügen; dann greife ich völlig verstört in meine Hosentasche und hole ein Stück Papier heraus in der Hoffnung, dieses nicht in meiner Tasche zu finden. Doch es befindet sich darin und meine Träume zerplatzen. Ich beginne wieder zu weinen...... weine um mein Leben, um meine Zukunft und um meine Vergangenheit, ich kann es immer noch nicht begreifen, wieso ausgerechnet ich?! Zittrig halte ich das Blatt Papier in meinen Händen und folge der getippten schwarzen Schrift, und dann, plötzlich, höre ich erneut die Sätze aus meinem Mund sprechen, ganz leise, fast stumm: "HIV- Positiv.....ich bin HIV-Positiv...", ich schreie innerlich. Nur für wenige Sekunden bleibt die Welt um mich herum stehen, meine Tränen trocknen. Es hört auf zu regnen. Ich schließe meine Augen und lasse mich fallen.

    Vielleicht werde ich eines Tages mit meinem Schicksal leben können, vielleicht werde ich eines Tages wagen einen Neuanfang zu beginnen........ vielleicht..........


  • Re: Warum ich?


    Warum sollte man auch nicht neu anfangen können,
    ein mir naher Mensch hatte nach der Infizierung
    noch gute 15 Jahre,obwohl er die ersten 8 Jahre nicht behandelt wurde.Das ist schon eine ganze weile her,heute dürfte die Medizin noch ein ganzes Stück weiter sein.

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    • Re: Warum ich?


      Seelenwandler schrieb:
      -------------------------------------------------------
      ... Ein Mädchen unter vielen,...




      -------------------------------------
      Dieser eine Satz ist es der deine Frage "Warum ich?" doch beantwortet.

      Obwohl ich jetzt zugeben muss das ich in deinem Posting nicht herauszulesen vermag ob es sich um eine gut geschriebene Story oder um deine wirkiche Lebensgeschichte handelt.

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      • Re: Warum ich?


        Jetzt hat die Droste von Pichler auch noch HIV.

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