Es war also einmal ein kleines Vögelchen. Dieses Vögelchen bildete sich ein, schöner und klüger als all die anderen vergleichbaren Vögel zu sein.
Es bildete sich ein, lauter zu singen, schneller mit den Flügelchen zu schlagen und mit dem Schnäbelchen zu klappern. Der Schnabel des Tieres war ungewöhnlich groß und gebogen, fast mutete er auf den ersten, flüchtigen Blick ein wenig unangenehm an, aber im Laufe der Zeit achteten alle anderen immer weniger darauf. Er existierte nun einmal so und nicht anders, und das war auch gar nicht weiter schlimm.
Bald begann man das ungewöhnliche Plapperinstrument sogar zu mögen. Im gesamten Tierreich wurde davon gesprochen, wie so ein kleiner Vogel zu so einem großen Schnabel kommen könnte. Von der Größe abgesehen, war es ein außerordentlich schöner Schnabel, das kann und muss man ihm zugestehen. Er war von großer Festigkeit und der Farbton war dem Gefieder des kleinen Vögelchens angepasst.
Allerdings stellte sich immer mehr heraus, dass das kleine Vögelchen nicht wusste, wie es den Schnabel sinnvoll einsetzen sollte. Manchmal war es die Langeweile, manchmal allerdings auch gewisse Stimmungsschwankungen, von denen es heimgesucht wurde. Und so klapperte und plapperte und schnatterte und schnäbelte es und bemerkte oft gar nicht, dass es zuviel schnäbelte und klapperte. Alle anderen beachteten das Vögelchen nicht mehr und es traf ein, was in solchen Fällen immer eintritt. Das Vögelchen begann zornig zu werden. Es hüpfte von einem Bein auf das andere, bewegte ganz aufgeregt die Flügelchen und konnte nicht aufhören, wütend das kleine Köpfchen zu schütteln. Die hastigen Bewegungen lockten sämtliche Katzen aus der Nachbarschaft an, doch auch sie schlichen nur um den Vogel und mochten dieses aufgeregte Tier nicht fressen.
Vielleicht befürchteten sie, dass der große, spitze Schnabel des kleinen Vögelchen ihnen die Augen aushacken würde.
Eines schönen Tages plapperte das kleine Vögelchen wieder einmal laut und heftig, um auf sich aufmerksam zu machen. Die anderen Vögel reagierten wie üblich und beachteten die Bemühungen des Vögelchens nicht. Und so schrie der kleine Schreihals immer weiter und weiter und fühlte sich außerordentlich einsam. Der arme kleine Vogel wusste schon gar nicht mehr, was er von sich gab und selbst wenn er gewollt hätte, blieb sein gut ausgeprägter Schnabel nicht still stehen.
Der Lärm wurde unerträglich. Die Katzen hielten sich mit den Pfoten die Ohren zu, Hunde schlichen mit eingezogenem Schwanz von dannen und flehten wem auch immer an, dass dieser Lärm doch endlich aufhören solle.
Nur einer, ein anderer, größer Vogel, der sich zuvor bereits durch Gelassenheit und einer selbstverständlichen Selbstverständlichkeit ausgezeichnet hatte, näherte sich dem kleinen Vögelchen.
Er schaute das flatternde Tier nur kurz an, hob dann einen starken Flügel und gab ihm einen Klaps.
Das Unfassbare geschah.
Aufgeregt plappernd verschluckte sich der Vogel, fiel kopfüber in die zuvor ausgeschrieenen Buchstaben und brach sich den Schnabel.
Die plötzliche Stille war unheimlich. Katzen, Hunde, Mäuse, Meerschweinchen, Spinnen und andere Tiere eilten herbei und gruppierten sich um das gefallene Vögelchen.
Schließlich brachte der große Vogel, der doch für den Sturz verantwortlich gewesen war, ein dünnes Tuch herbei.
Mit vereinten Kräften banden die Tiere dem kleinen Vögelchen den Schnabel zu, verknoteten es zwei dreimal und liefen davon.
Fortan hüpfte das Vögelchen mit verbundenem Schnabel durch die Gegend.
Und wenn es nicht gestorben ist, so schweigt das Vögelchen noch immer.
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