Wie verhängnisvoll kann es werden, wenn man zu neugierig ist und Unterschiede als Wertung empfindet? Erschöpft liegen wir nebeneinander. Ich streichle ihr Gesicht, wische ein paar Haarsträhnen weg, die der matte Schweißhauch auf ihrer Stirn festhielt und denke noch so "das war gut, schön, ehrlich, sanft und heftig"...Als es plötzlich von ihrer Seite ertönt: "Wie war eigentlich der Sex mit IHR"?
(Sie, meine letzten Beziehung vor zwei Jahren, die ebensolang dauerte.)
Schluck. Blut, das in den Kopf strömt. Jetzt bloß nix falsches sagen, oder? Mach schon, sag was!
Ich: "Naja, er war gut."
Sie: "Aha. Ihr hattet also guten Sex."
Ich: "Hm. Ja schon".
Sie: "Haben wir auch so guten Sex?"
Ich: "Hm. Wir haben anderen Sex." (Wieso sag ich das, verdammt?)
Sie: "Anderen Sex? Das heisst also, der Sex mit ihr war besser?" (Shit, ich wusste es, wie komm ich da jetzt wieder raus?)
Ich: "Nein, nicht besser, nur anders eben, das kann man doch nicht vergleichen. Jeder Mensch ist schließlich anders, und du bist ein ganz anderer Typ als sie".
Sie: "Du willst also lieber jemand, der so ist wie sie? Was war denn nun so anders an ihr?"
Ich: "Nein Schatz, du bist perfekt so, wie du bist. Sie war eben so ein Energiebündel, ständig unter Strom, very outgoing, und so war sie eben auch beim Sex. Ich hab doch nie gesagt, dass ich das besser fand. Du hast eine ganz andere Persönlichkeit, bist viel ruhiger, introvertierter, leiser, man kann Menschen da doch nicht vergeichen."
Sie: "Doch, kann man wohl, machst du doch gerade."
Ich: "Schatz, du beziehst das auf dich, ich weiß schon, worauf du hinauswillst, aber du machst dich nur unnötig runter."
Sie: "Mach ich doch gar nicht".
Ich: "Tust du wohl, und das weißt du auch. Das ist nicht gut".
Sie ist sichtlich den Tränen nahe.
Ich: "Ich hab dich lieb, Schatz."
Schweigen.
Ich: "Guck mich mal an, bitte."
Keine Reaktion.
Ich dreh sie zu mir rum, sag ihr wie schön ich sie finde, was ich alles an ihr mag, warum ich so gern mit ihr zusammen bin. Ein leichtes Lächlen umspielt nun wieder ihren Mund, aber überzeugt sieht sie noch nicht aus und verhält sich auch nicht so, als wir uns anziehen und was zusammen essen. Fazit, ich fahre früher als sonst nach Hause, sag ihr, sie soll sich doch bitte keine Gedanken machen und weiß, dass sie es doch tut und mit sich hadert. Während es mich nervt, dass sie augenscheinlich so wenig Selbstbewußtsein besitzt, dass sie mein Vorleben so belasten kann. Ich messe mich schließlich auch nicht an ihren früheren Partnern.
Kennt ihr sowas auch??? Soll man sich solchen Fragen aus Prinzip einfach verwehren, um keine schlafenden Hunde zu wecken oder wie geht man(n)am besten damit um?
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