Viele von uns kennen den "quadratischen Tafeleffekt": sitzt man in der Schulbank, dann hat man voll die Übersicht - steht man an der Tafel, ist man völlig desorientiert. Man kann das auch als "Betriebsblindheit" bezeichnen, wenn man Mittendrin steht, dann fehlt einem der objektive Überblick.
Gut gemeinte Ratschläge, wie "Ein Hund allein beißt sich nicht" oder "Es sind immer beide dran schuld" brachten mich nicht weiter, führten mich allerdings zu der Erkenntnis, dass in unserer Verbindung die "Achtung vor dem Gegenüber" völlig verkümmert war. Erst ein älterer Herr, der unsere Situation in nächster Nachbarschaft miterlebt hatte, erkärte mir, dass ich kaputt gehen würde, wenn ich dieser Frau, die meine Aufmerksamkeiten und Liebe mit Füßen tritt, weiterhin zu lieben und zu helfen, vielmehr müsste ich lernen, sie zu hassen - wenn ein Schluck Wasser ihr helfen würde, dann müsste ich derjenige sein, der dieses Glas umstößt!
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass es sich nicht lohnt, dort zu suchen, wo nichts zu finden ist. Seit unserer Trennung war ich befreit und zweien meiner Rechtsnachfolger habe ich nach deren Ausweinen den gleichen Rat gegeben. Das ganze ist schon über dreißig Jahre her und ich lebe mit meiner Partnerin, die ich übrigens auf dem Scheidungstermin kennen lernte (wir hatten zum gleichen Zeitpunkt Versöhnungstermin und keiner der Ex-Partner war da, was lag näher als dass wir uns versöhnten?) glücklich und ohne böse Überraschungen - wir haben den Himmel auf Erden.
Diesen Beitrag habe ich nur veröffentlicht, weil ich es gut finde, dass in diesem Forum Problemsituationen geschildert werden können, zu denen sich der unabhängige Beobachter eine objektive Meinung bilden kann. Ich habe große Hochachtung vor Menschen, die fähig sind, aus den Fehlern anderer zu lernen - sie kommen dem Sinn des Lebens wesentlich näher als diejenigen, die ihre Lebenszeit damit verplempern, jeden Fehler selbst begehen zu wollen.
Liebe Grüße
Juppes
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