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was ist ......

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  • was ist ......

    .....eine "alte hippe"? Meine das ernst, wo kommt der Begriff her? Was bedeutet er?

    Danke,
    F.


  • RE: was ist ......


    weiß auch nicht, warum interessiert es dich ?
    wurdest du so genannt ?

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    • RE: was ist ......


      Hat man Dich so genannt ?

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      • RE: was ist ......


        lol ;o)

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        • RE: was ist ......


          würde ich sonst fragen?

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          • RE: was ist ......


            Klar,warum nicht ? Fragen kostet nix....gelle.Aber ich weiß es eigentlich auch nicht.Bin gespannt ob hier mal eine Lösung kommt =o)

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            • im duden nachgesehen


              hippikon (gr.) was die reiterei betrifft

              davon abgeleitet werden zahlreiche begriffe ->
              - hippanthropie - die wahnvorstellung ein pferd zu sein
              - hippocampus - seepferdchen (ein teil des großhirns, usw

              - alte hippe - vielleicht eine alte reiterin (im sinne der cohabitation)

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              • RE: im duden nachgesehen


                die wahnvorstellung ein pferd zu sein????????????????

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                • RE: im duden nachgesehen


                  Ich habe das Wort irgentwie mit so einer Art Bergziege in Erinnerung ? Oder haue ich da grad voll was durcheinander ?

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                  • RE: im duden nachgesehen


                    chirurgen wie wundhexe würden es etwa so erklären:

                    "eine ver****te alte ********"

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                    • RE: im duden nachgesehen


                      steht so im duden, kann ich doch nix dafür

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                      • RE: im duden nachgesehen


                        hört sich jedenfalls alles nicht gut an, was?

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                        • RE: im duden nachgesehen


                          Ja,da haste wohl recht.Jedenfalls ist es kein Kosename.

                          Kommentar


                          • RE: im duden nachgesehen


                            yep

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                            • RE: im duden nachgesehen


                              irgendwie hilft es mir nicht weiter.

                              Kommentar


                              • RE: im duden nachgesehen


                                Darf man die Zusammenhänge erfahren in oder aus denen man Dich so betitelt hat ?

                                Kommentar


                                • RE: im duden nachgesehen


                                  was, der wortstamm (hipp) ist doch klar - pferd, reiten, hüpfen, kohabitieren

                                  Kommentar


                                  • RE: was ist ......


                                    mit dem Begriff "Hippe" bezeichnen manche in gewissen Regionen "ein dünnes Weib" - abgeleitet von Hohlippen. Weiß aber nicht, ob in DE diese (Hohlippen) auch so heißen.

                                    LG Shanti

                                    Kommentar


                                    • im Internet nachgesehen



                                      Umgangsgebrauch - Zitat Helge Schneider

                                      Helge Schneider
                                      Zieh dich aus, du alte Hippe
                                      Kriminalroman
                                      Mit 16 Kohlezeichnungen des Autors



                                      --------------------------------------------------------------------------------

                                      Über dem Herd ist eine kleine Lampe angebracht, damit man das Essen besser sieht. Um diese Lampe herum summen Wespen, viele. Sie kommen nachts in die Wohnung, weil es draußen für diese Jahreszeit zu kalt ist. Ein Auto hält, und eine Person steigt aus. Wenig später schließt jemand die Tür auf. Der Mann hat etwas Schweres auf dem Rücken. In der Küche läßt er es auf den Boden gleiten. Es ist eine Frauenleiche, mit Plastik umwickelt. Hart matscht der Mund, der aus der Tüte guckt, auf die Fliesen. Die Wespen spüren die Wärme, die von dem noch nicht lange toten Körper ausgeht, und stürmen auf ihn los. Sie werden bald sterben, der Sommer ist vorbei. Der Mann tritt nach ihnen, um sie zu vertreiben, eine Wespe sticht ihn. "Verdammte Scheiße! Hau ab, du Arsch!" Er schlägt mit der bloßen Hand ein paar kaputt. Jetzt ist er erschöpft, er wirft sich auf den Küchenstuhl. Dann raucht er. Er starrt lange auf die Leiche und bekommt einen dicken Arm von dem Wespenstich. Er versucht, das Gift aus seinem Blut zu saugen, doch es gelingt ihm nicht, er stirbt noch am gleichen Abend. Doch keiner soll ihn in den nächsten Wochen finden, auch die Leiche der ermordeten Frau nicht.


                                      Die Zeitungen schreiben auf ihren Titelseiten von dem Mord: "Mann überfiel wahrscheinlich Frau und erwürgte sie! Ein Augenzeuge hat gehört, wie er zu der Frau sagte: 'Zieh dich aus, du alte Hippe!' Doch sie tat es nicht! Deshalb wurde sie umgebracht." Eine Zeitung setzt eine Belohnung auf die Ergreifung des Täters aus. Die Polizei sucht ihn auch. Der Kommissar heißt Schneider. Er ist ein alter Hase und hat schon viele gefunden. Und er kann sehr schnell Auto fahren und macht alles heimlich. In seinem Büro erfährt er von dem Mord durch jemanden, der reinkommt, um es zu petzen. Dieser Jemand erzählt: "Guten Tag, Herr Kommissar! Ich habe einen Mord gesehen! Ich bin total kaputt. Ich konnte da nicht mehr länger hingucken, deshalb habe ich nicht geholfen. Bitte verstehen Sie mich, Herr Kommissar! Was soll ich nur tun?"
                                      Schneider runzelt die Augenbrauen und guckt ihn professionell an: "Erst einmal den Namen und Beruf, wo wohnen Sie?"
                                      "Ich wohne in der Holzstraße, direkt neben dem Chinarestaurant 'Mykonos', wo ich immer esse. Es war furchtbar, der Mörder ist grauenhaft gewesen! Ich bin so froh, daß er mich nicht genommen hat."
                                      "Na, na, na, na! Bürschchen! Sachlich bleiben! Wie war der Täter angezogen? Trug er Ballettschuhe, oder wie habe ich das!" Er schlägt mit der flachen Hand nach dem Kerl. Dafür muß er ein wenig aus seinem Sessel hoch.
                                      "Aua! Ich hab nichts verbrochen, deshalb dürfen Sie mich nicht hauen! Der Mann hat die Frau nackend sehen wollen, aber sie traute sich nicht, sich auszuziehen! Es war furchtbar! Immer und immer wieder hat der Mann mit einer aufgesägten Chappidose in der Frau rumgekratzt!"
                                      "An der Kehle?"
                                      "Ja, genau wie Sie sagen! Woher wissen Sie das?"
                                      Der Kommissar haut dem Mann voll eins in die Fresse, dann tritt er mit seinem Stiefel dem Opfer die Zähne weg, der Mann fängt an zu weinen. "Du Memme! Du bist doch wohl nicht auf Urlaub hier! Oder?!" Und noch mal reißt der Kommissar ihm mit angewinkelten Zeigefingern den Mund kaputt, es ist ein widerliches Bild.
                                      "Abführen!"
                                      Zwei Wachtmeister tragen den ohnmächtigen Zeugen raus. Der Kommissar Schneider guckt auf die Uhr: "Wenn der Täter vor - wie dieser Mann hier beteuerte - zwanzig Minuten erst geflüchtet ist mit dem Opfer, dann haben wir eine frische Spur. Ich weiß nur noch nicht, wie frisch." Zu sich selbst murmelnd verläßt er das Büro und geht Richtung Toilette.


                                      Es ist schon spät am Abend. Ein vollbesetzter Bus rast durch die Stadtmitte, Kommissar Schneider hält sich hinter dem Fahrer an einer Schlaufe fest. Die Passagiere kippen immer wieder von links nach rechts, als der Bus in Schlangenlinien seine Überholvorgänge erledigt. Schneider denkt nach. Was hat es nur mit dem Mord auf sich? Sollte der Täter vielleicht ein ganz besonderer Typus sein, jemand, den man bislang noch nicht hatte? Immer und immer wieder läßt Schneider die Tat vor seinen Augen abspulen, nichts bringt ihn weiter.
                                      Ein kleines Mädchen faßt ihn beim Aussteigen aus Versehen am Bein. Ganz klar, daß der Kommissar ihm so gut es geht von hinten mit seiner schweren Aktenmappe auf den Kopp haut. Die anderen Fahrgäste scheint es nicht zu interessieren. Mit verzerrtem Grinsen zückt Schneider plötzlich einen vergilbten Ausweis aus der Manteltasche: "So! Darf ich dann hier mal die Fahrausweise sehen!?" Er kontrolliert den Bus. Einer hat keine Karte und will verduften. Schneider hechtet ihm hinterher, erwischt ihn an den Fußgelenken und läßt sich nicht mehr abschütteln. Bis auf die nächste Straßenseite geht es. Der verhinderte Flüchtige hat Schaum vorm Mund, als Schneider seine Linke vorsausen läßt. Angeekelt reibt sich der Kommissar den Schaum von der Faust, und zwar am Pullover des Erwischten. Mit blutverschmiertem Mund fleht der Betrüger um Gnade. Doch da schließen sich schon ein paar lustige Handschellen um seine Gelenke.
                                      "Los, auf geht's, in den Knast, Bruder!" Schneider hat einen dicken Fisch am Haken, seine Wachtmeister klatschen Beifall, als sie ins Büro kommen. Während der Gefangene fluchend hinter dem Gitter auf und ab läuft, kommt ein Anruf. Ein Wachtmeister hebt ab: "Bitte? Hier ist die Polizei." Am anderen Ende will einer den Kommissar. "Ja, Moment, er ist da!" dann gibt er den Hörer weiter.
                                      Der Kommissar sagt: "Nein, ich bin nicht da!" Er ist unwirsch. "Entschuldigung, ich glaube, er ist doch nicht da! Auf Wiedersehen!" sagt der Wachtmeister und legt auf.


                                      Der Mann in der Telefonzelle ist zirka vierzig bis fünfzig Jahre alt, er trägt einen hellen Oberlippenbart, aber er scheint angeklebt zu sein, denn links und rechts tropft noch Pattex raus. Er ist total sauer. Mit ungeheurer Wucht knallt er den Hörer auf die Gabel und spuckt in die Ecke. Sein Streifenanzug ist chic, aber er sieht trotzdem nicht so aus, als gehörte er zu der besseren Gesellschaft der Stadt.
                                      Denn er hat darüber eine grüne Lodenjacke an, die an den Kanten schon schmierig ist und auch kaputtgewetzt. Dreckige Fingernägel umrahmen seine Hände, die er nur mit Mühe so hält, daß sie nicht zittern. Er ist aufgeregt, weil er erpreßt. Dieser Mann hat sich vorgenommen, einen andern zu erpressen. Doch erst mal muß er herausfinden, wie der Frauenmörder heißt, daher ruft er die Bullen an. Als Kommissar Schneider am Apparat ist, verläßt ihn jedoch der Mut, und er hat einen zugeschnürten Hals. Sein Vorhaben wird jäh abgebrochen, doch dieser Mann gibt mit Sicherheit nicht auf.


                                      Ein brauner Lieferwagen fährt vor dem Polizeigebäude vor, zwei Männer in weißen Kitteln und Ölschutzhandschuhen steigen aus und machen sich an der Hintertür zu schaffen. In weiter Ferne bellt jäh ein Hund. "Los, pack mal mit an, du Hänfling!" Der Ältere der beiden macht die Tür auf, und sie ziehen einen länglichen, in Plastikfolie verpackten Gegenstand raus. Er stinkt nach Verwesung, der Junge dreht sich ruckartig um und kotzt auf die Straße.
                                      "Mach das bloß weg, du Schwein!" Der Ältere kann die eingehüllte Leiche nicht mehr allein halten, sie rutscht ihm auf den Asphalt, ein mahlendes Geräusch zeigt ihm an, daß die Zähne der unbekannten Person dabei zu Bruch gegangen sind.
                                      "Verdammt, was soll denn das! Komm jetzt her!" Er tritt den Jüngeren in den Hintern, der damit beschäftigt ist, seine eigne Kotze wieder aufzuschlecken.
                                      Notdürftig wischt er den Rest mit dem unteren Ärmel weg, es trieft von Kotze. "Entschuldigung, ich muß mich übergeben, wenn ich das sehe." In dem Moment kommt Kommissar Schneider die Treppe runter.
                                      "Hey, Fans! Na, wie geht's?"
                                      "Wir haben das Paket auf dem Müll gefunden. Er ist sehr schwer."
                                      "So, dann wolln wir mal." Der Kommissar untersucht den Toten, wendet ihn mit dem Fuß um und sieht ihm ins Gesicht. Der Junge heult und versteckt sich hinterm Lastwagen.
                                      "Er ist eines natürlichen Todes gestorben, Freunde! Ich kann ihn hier nicht gebrauchen, bringt ihn ins Schauhaus. Da sollen sich die Angehörigen drum kümmern!" Er geht und läßt die beiden mit ihrem Fund stehen.
                                      In seinem Büro riecht es noch Qualm. Schneider merkt es sofort.
                                      "Guten Tag, Kommissar!" Der hohe Ledersessel dreht sich von selbst um, und darin sitzt der Bürgermeister.
                                      "Klären Sie den Fall, und Sie bekommen mehr Geld demnächst, Herr Kommissar! Es war meine Schwester, die verschwunden ist. Man will auch mir ans Leder. Hier ist ein Scheck." Er überreicht Schneider einen Zettel und zündet sich die Zigarre noch einmal an, sie war ausgegangen.
                                      Schneider prüft den Scheck, er hält ihn gegen das Tageslicht. Zufrieden schüttet er sich was zu trinken ein und setzt sich so auf den Schreibtisch, daß sein eines Bein runterbaumelt, das andere nicht. "Sie müssen ja wissen, wer Ihre Schwester umbringen wollte, und wer es wahrscheinlich auch gemacht hat, denn Sie scheinen ja Interesse an dem Fall zu haben. Ist es nicht so?!" Er springt auf und rammt dem Bürgermeister einen EIlenbogen in die Magengegend.
                                      Nach Luft ringend regt sich der Bürgermeister sofort auf: "Was meinen Sie, wen Sie vor sich haben, Sie Person! Ich werde Anzeige erstatten! Sie sind ab heute entlassen, denn ich bin Ihr Dienstherr, falls Sie das noch nicht wissen!"
                                      "Aber dann erzähle ich dem Kulturausschuß auch, wo Sie die Instrumente der Beatbands versteckt halten, das wird ein Skandal! Hahahahaha!" - "Schon gut, Schneider, weitermachen! Und scheuen Sie sich nicht, etwas mehr Geld auszugeben für die Ergreifung meiner Schwester. Ich hoffe, sie ist nicht tot. Vielleicht hat der Mann sie nur scheintot gemacht. Das gibt es immer wieder, die Leute reden ja viel heutzutage. Auf Wiedersehen, Herr Oberkommissar."
                                      "Gut, ich kümmere mich darum." Schneider schnippt mit den Fingern, als das Stadtoberhaupt rausgeht.






                                      Erst mal geht der Chef der hiesigen Kriminalpolizei zu sich nach Hause. Er hat Hunger. Seine Frau macht ihm die Tür auf.
                                      "Wie siehst du denn aus! Irgendwie so enttäuscht, Helge! Stimmt was nicht?"
                                      Schneider zieht seinen langen, dunklen Mantel aus und hängt ihn an den Haken. Dann streift er seine Schuhe ab und zwängt sie in den Schuhschrank, der über und über mit Stöckelschuhen beladen ist. Mit einer normalen Geste schmeißt er ein paar Schuhe raus, damit seine Platz haben. "Was gibt's zu Essen, ********?"
                                      "Rotkohl."
                                      "Aha."
                                      Es ist halb sieben, als der Kommissar mit seiner Frau Mittag ißt.
                                      Sie reden nicht. Er mümmelt an seinem Essen rum. Es sieht so aus, als wenn es nicht schmeckt. Doch er zwängt es sich rein, genau wie die Schuhe in den Schuhschrank.
                                      "Noch Nachtisch?" Sehnsuchtsvoll guckt er in die Richtung, in der die Küche liegen muß. Dabei atmet er.
                                      Die Frau steht auf und gibt ihm Eis. Als es dem Kommissar schmeckt, sieht sie gut aus. Er merkt es natürlich und wird scharf auf sie.
                                      "Zieh dich aus, du alte Hippe!" Mit verzerrtem Gesicht und verkniffenen Lippen steht er vor ihr und sagt das.
                                      Dann wird das Licht ausgelöscht, und niemand sieht mehr was.
                                      Nur ****geräusche sind zu erkennen.


                                      Am frühen Morgen schläft der Kommissar ein. Es regnet. Tropfen schlagen an die Fenster, das Toilettenfenster ist auf. Gleichmäßige Atemzüge sind zu hören. Der Kommissar träumt. Eine Ratte hat einen Minirock an und tanzt zu Jethro Tull. Plötzlich geht die Tür auf, und herein kommt Beckenbauer. Er hat einen Fußball zwischen den Zehen. Ein gefährlicher Grizzlybär nimmt eine Puppe hoch und schmeißt sie weg. Die Achterbahn auf der Kirmes ist schnell, Schneider sitzt drin und hat Angst. Er schreit wie am Spieß. Da, ein Stern fällt vom Himmel, es ist der Jupiter! Der Kommissar begeht mit einer Atemausrüstung den Lehnstuhl, der in seinem Zimmer nur darauf wartet, genommen zu werden.
                                      Bald ist es sieben Uhr morgens, der Wecker wird dann schellen. Aber so lange ist noch Frieden bei den Leuten hier. Gleichmäßige Atemzüge verraten es.


                                      Die Frau steht als erste auf und macht sich sauber, sie ist eine Sauberkeitsfanatikerin. Alle wissen es. Der Wecker schlägt acht.
                                      "Kaffee!" Schneider erschreckt im Schlaf. Er steht senkrecht im Bett. Sie sollte nicht immer so schreien. Wie oft hatte er das schon gesagt. Da wirft jemand die Zeitung unter der Tür durch. "Wieder Mord an Frau in unserer Stadt! Wer war es?" Die Titelzeilen verraten nichts Gutes. Kommissar Schneider steht unter der Dusche, als seine Frau mit der Zeitung unter dem Arm reinkommt.
                                      "Hier, lies!" Schneider traut seinen Augen nicht.
                                      "Ich hätte schwören können, daß es sich nur um einen einzigen Täterkreis handelt! Jetzt muß ich wohl umdenken. Kein Mörder begeht den zweiten Mord so schnell. Er hat wohl schon einen Imitator gefunden, Ursula!" Schnell holt die Frau ihrem Mann den Mantel vom Haken, und er zieht ihn an. In der Manteltasche raschelt der Schlüssel vom Wagen. Gleich holt er ihn aus der Garage und haut ab.
                                      Seine Frau steht in der Türe und macht sich Sorgen, als der Kommissar mit einem hellbraunen, schnellen Fahrzeug um die Ecke fegt. Er ist sehr modern!


                                      Die Ampel zeigt schon eine Weile Rot. Der hellbraune Wagen steht davor, drinnen sitzt kein anderer als: Kommissar Schneider! Er ist ungeduldig, seine Finger gleiten immer wieder über die Windschutzscheibe, um die Atemluft wegzuwischen. Er ist zu faul, das Fenster runterzukurbeln, dann käme frische Luft rein. Plötzlich ein Gesicht an der Autoscheibe. Dick, blaß, mit Brille und Halbglatze, die Augen sind träge, und das Kinn hängt, die Nase hat Kerben vom Trinken, es ist der Bürgermeister. An diesem Novembermorgen will er zu Fuß zur Arbeit gehen, deshalb ist er da.
                                      "Herr Kommissar, was für ein Zufall! Was machen Sie denn hier?"
                                      "Ich fahre! Soll ich Sie ein Stück mitnehmen?"
                                      "Au fein, das Wetter ist so schlecht!"
                                      Der Kommissar muß sich anstrengen, um die Beifahrertür aufzumachen, zuerst macht er das Knöpfchen hoch. Vom Bürgermeister sieht man beim Einsteigen erst die Beine und den Mantel, dann zuletzt zwängt er seinen dicken Kopf nach, er schwitzt wie ein Schwein. Er klemmt eine dünne Mappe unter dem Arm platt.
                                      "Schnallen Sie sich an, Bürgermeister!"
                                      "Ja." Der Bürgermeister kann sich gerade noch anschnallen, da macht der Wagen einen Satz und streckt sich zum Horizont. Ein erhebendes Bild, wie der schnelle braune Wagen davonkracht. Der Auspuff schleift beim Start und macht Funken.
                                      Die Leute, die jetzt an der Ampel warten, weil Rot ist, sehen den Wagen von außen.
                                      "Na, wie geht's, was macht der Fall, Herr Kommissar, haben Sie schon eine Spur! Ich meine, der Frauenmord!"
                                      "Nein, aber ich bin sicher, daß noch etwas passiert heute. Haben Sie die Zeitung gelesen?"
                                      Dem Bürgermeister huscht ein sekundenlanges Grinsen über die Lippen, schnell ist es wieder weg.
                                      "Nein, was steht denn drin? Es ist doch wohl hoffentlich nicht noch ein Mord passiert! Das wäre ein Skandal, unsere schöne Stadt würde auf die Art und Weise schnell berühmt, und es kommen viele Touristen!"
                                      Der Kommissar bemerkt heimlich, daß der Bürgermeister ganz schlammige Hosenbeine hat, die Schuhe sind auch total versaut.
                                      "Hinter der Post, in dem Matschgrundstück, ist wieder was passiert. Ein etwa 6Ojähriger Mann hat eine Frau umgebracht. Auf ähnliche Weise wie der Mord vorgestern. Diesmal haben wir die Leiche. Und auch das Tatwerkzeug, eine Chappidose. Es steht alles in der Zeitung, ein normaler Polizist hat alles gefunden."
                                      "Wie grausam! Mit einer Hundefutterdose." Der Bürgermeister ekelt sich.
                                      "Ja, der Mörder muß selbst einen Hund haben."
                                      "Was, Sie wollen doch nicht behaupten, daß unser Hund...", erregt fuchtelt der Bürgermeister mit seiner eingeklemmten Mappe.
                                      "Aber, aber, Herr Bürgermeister, was meinen Sie, wieviel Leute Hunde haben!"
                                      "Ich weiß gar nicht, wovon Sie sprechen. So, da wären wir, vielen Dank für das Mitnehmen, auf Wiedersehen, Herr Kommissar!" Der Bürgermeister steigt aus und geht weg.
                                      Schneider schaut ihm hinterher, ist das hier nicht die Post? Natürlich, der Bürgermeister hat sicherlich etwas zu erledigen. Der Kommissar macht schnell die Tür auf und guckt über seinen Wagen hinweg in Richtung Bürgermeister.
                                      "Hey, Herr Bürgermeister! Gehen Sie nicht zu der Mordstelle! Nachher machen Sie sich verdächtig!"
                                      Der Bürgermeister dreht sich gehetzt um.
                                      "Ich wollte nur gucken, ob meine Brille noch da Ii...", er hält erregt inne und wird rot.
                                      "Bitte?" Der Kommissar hat schlecht verstanden.
                                      "Nichts! Ich gehe ja hier her!" Er zeigt dem Kommissar eine andere Richtung.
                                      Der hellbraune, modische Wagen fährt weg. In ihm drin sitzt: Kommissar Schneider!







                                      Im Präsidium ist die Hölle los. Reporter von allen Zeitungen sind mit ihren Fotoapparaten aufgebrochen, um Kommissar Schneider zu knipsen. Ahnungslos kommt der Kommissar da an, er will gerade aussteigen, da macht jemand ein Foto von ihm! Schneider sieht das gar nicht gerne. In bekannter Manier schlägt er den Reporter total kaputt, ja auch die anderen Leute, die da sind, kriegen Haue.
                                      "Will sonst noch jemand?" Er hält sich eine Faust an die Nase und guckt böse. Um ihn herum liegen mehrere Zeitungsleute mit verrenkten Kiefern, zerschlagenen Augenbrauen, einer hat ein Bein von unten nach oben aufgeschlitzt (Schneider hat immer heimlich ein kleines scharfes Stäbchen im Ärmel, das er blitzschnell zwischen seine Finger gleiten läßt, wenn er jemanden abführen will, um ihm weh zu tun), da liegt noch einer, dem Schneider mit seinem Stiefel, als dieser schon auf dem Boden liegt und ihm die Zunge raushängt, weil er ohnmächtig ist, voll mit der Hacke auf dieselbe Zunge tritt, und jetzt nur noch Püree da liegt, anstatt der Zunge. Keiner der übrigen Zeitungsheinis traut sich, was zu sagen, stumm bilden sie für den Kommissar ein Spalier, die Fotokameras sehen dabei verschämt auf den Boden. Einer macht doch noch ein Foto, und zwar vom Fußboden.


                                      Als Schneider in sein Büro kommt, bietet sich ihm ein Bild des Grauens. Der Wachtmeister, der so lange für ihn gearbeitet hat und auch immer pünktlich war und fleißig, hängt mit dem Kopf nach unten an der Lampe. In seinem Mund hat er ein abgeschnittenes Bein mit einem hellbraunen Wildlederschuh an. Er ist mit einem Abschleppseil oben festgemacht. Das Blut steht ihm ausschließlich in der nun unteren Körperhälfte, oben ist er so weiß, als ob er nie in Urlaub war.
                                      "Der Arme. Er war noch nie in Urlaub, wie konnte das passieren?"
                                      Zum ersten Mal ist Kommissar Schneider etwas außer seiner Fassung, schnell bekriegt er sich aber wieder.
                                      "Wer kennt den Toten noch?" herausfordernd sieht er in die Runde. Achselzucken.
                                      "Gut, ich werde die Untersuchung sofort beginnen, helfen Sie mir!" Mit vereinten Kräften bergen sie den Toten. Dabei achten sie darauf, daß der Schuh im Mund bleibt, er könnte eine Spur sein.







                                      Der Kommissar ist allein. Er sitzt gemütlich in seinem Stuhl und beäugt den Schuh mit dem abgeschnittenen Bein von allen Seiten, er dreht ihn verkehrt herum und dann wieder zurück. Mit spitzen Fingern, damit keine Fingerabdrücke dadrankommen, er trägt Handschuhe. Dann nimmt er den Hörer ab. Er wählt eine Nummer.
                                      "Hallo? Ist da die Redaktion?" Am anderen Ende verbindet jemand mehrmals. Nach einer Weile hat Schneider den richtigen Partner gefunden. "Ja, Schneider hier, Polizeipräsidium... genau, der bin ich. Also, folgendes: ich möchte, daß Sie eine Kampagne starten! Es dreht sich um die unaufgeklärten Morde, der letzte ist gerade erst passiert! Und dazu gibt es eine Spur, und zwar hier in meiner Hand halte ich einen Schuh, der nur dem Mörder gehören kann! Das Sonderbare daran ist, daß sich darin noch fast das ganze Unterbein des Täters befindet! Was sagen Sie nun? Drucken Sie bitte ein Foto von dem Schuh mit dem Bein ab, dann können Passanten den Besitzer schnell verpetzen, und wir haben einen gefährlichen Verbrecher."
                                      Es wird beratschlagt, wo und wie das Foto gemacht wird, dann legt der Kommissar auf. Er lehnt sich gemütlich in seinen Sessel zurück.
                                      Das abgeschnittene Bein liegt auf dem Tisch, während der Kommissar versucht, den schönen Wildlederschuh anzuprobieren.
                                      Er paßt wie angegossen.


                                      Als Schneider nach Hause kommt, versperrt ihm ein Lieferwagen die Einfahrt zu seiner Garage. Er steigt aus, um sich den Wagen aus der Nähe anzugucken. Es ist ein 36-Tonner mit acht Achsen, ein Sattelschlepper. Gerade steigen zwei unbekannte Männer an dem Auto hoch und wollen abfahren. Schneider ist rechtzeitig gekommen.
                                      "Halt, Sie bekommen ein Strafmandat! Haben Sie nicht das Schild gelesen? Einfahrt freihalten? Los, runter vom Bock!" Er fuchtelt mit einer 45er, die er schnell aus der Joppe gezaubert hat, dem einen der beiden vor der Nase rum. Es ist ein kräftiger Mann mit grauen Schläfen. Dazu trägt er einen Overall, wo draufsteht: "Rirabau".
                                      "Wir haben eine Sondergenehmigung von Vatter Staat! Hier, der Lappen!"
                                      Ungläubig besieht sich der Kommissar den wohl echten Bescheid.
                                      "Na gut, weiter, weiter! Ich will hier rein! Und nun los, fahren Sie! Los, los! Ab geht die Post! Schnell! Ich warte nicht mehr lange! Abfahren, habe ich gesagt! Los!"
                                      Der Kommissar ist böse.
                                      Mit Getöse donnert das Ungetüm davon. Als der Kommissar sein Haus betritt, fällt ihm ein merkwürdiges, ratschendes Geräusch auf. Er denkt sich zunächst nichts dabei. "Ursula, bist du das?!" Keine Antwort.
                                      "Ursula!! Was machst du da?!" Keine Antwort. Ursula ist wohl nicht zu Hause. Der Kommissar holt sich Getränke aus dem Kühlschrank. Das ratschende Geräusch hat einen Moment aufgehört, jetzt geht es wieder los. Und es ist sehr unangenehm. Der Kommissar geht durch das ganze Haus. Das Geräusch ist immerdar. Doch, was ist es? Der Kommissar ist verzweifelt. Nun sucht er bereits schon zwei Stunden die Ursache. Da, es klingelt. Der Kommissar macht die Tür auf. Draußen stehen ein paar Leute, anscheinend eine ganze Familie.
                                      "Was wollen Sie?"
                                      Der Mann sagt: "Wir wollen Riesenrad fahren!"
                                      "Wie bitte?"
                                      "Riesenrad fahren!" Und nun fangen die Kinder auch an: "Rieserat far! Rieserat far! Papa!"
                                      "Entschuldigung, hier ist kein Riesenrad, was soll der Unsinn?" Schneider ist verärgert.
                                      "Oh, ich sehe gerade, wir haben uns in der Hausnummer geirrt! Entschuldigung, es ist ja ein Haus weiter! Auf Wiedersehen!" Und sie gehen zum Nachbar rüber und klingeln da. Der Kommissar sieht mit Erstaunen, wie der die rein läßt, er nimmt Geld und verteilt irgendwelche Kärtchen. Was ist denn hier los? Schneiders Gehirnzellen kochen!
                                      Mit hastigen Sätzen springt er durch sein Wohnzimmer und hechtet in den Garten, hier offenbart sich ihm das Inferno: Und nun weiß er auch, wo das merkwürdig schrappende Geräusch herkommt. Im Nachbargarten steht ein Riesenrad. Wenn es sich dreht, schrappen die einzelnen Fahrgastgondeln in steter Folge an den Fenstersims des Nachbarn. Schrapp - Schrapp - Schrapp - Schrapp - Schrapp und so weiter!
                                      Mit einem überzogenen Grinsen steht der Nachbar daneben und lächelt ihm zu.
                                      "Das ist nicht schlimm mit dem Fenstersims, Herr Schneider! Meine Frau und ich haben es sogar ganz gerne, wenn es abgehobelt wird!" Seine Frau steht neben ihm: "Ja, und das klingt gut, wie Musik!" Glücklich gehen beide ins Haus.
                                      Der Kommissar gräbt bereits an dem Froschteich.


                                      Mitten in der Nacht geht eine Frau ganz alleine durch den Park hinter der Post. Sie hat merkwürdige Beine, ein bißchen so wie Kommissar Schneider sogar. Als sie unter einer Laterne herhuscht, kann man, glaub ich, auch Kommissar Schneiders Gesicht erkennen, aber es soll noch nicht verraten werden, wer er ist. Noch ein paar Schritte, und die "Person" ist in Höhe des Mannes, der sie gleich überfällt. Aber er hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Da, ein Geräusch im Unterholz, der Verbrecher kommt gebückt aus einem Busch gesprungen und will der Frau seinen bekannten Satz sagen: "Zieh dich aus, du alte Hippe!" Doch da geht überall Licht an, und es wimmelt auf einmal von Polizisten!
                                      Kommissar Schneider reißt sich jäh die Perücke vom Kopf und erkennt mit scharfen Augen den hünenhaften Mann, der jetzt verblüfft und geblendet von den Scheinwerfern ist.
                                      "Das ist doch nicht die Möglichkeit, Herr Bürgermeister, Sie?"
                                      "Ja, ich, Herr Kommissar! Ich suche meine Schwester! Ich hatte gehofft, sie auf diese Weise zu finden!"
                                      "Ach so, und ich hatte schon gedacht, Sie sind der Frauenmörder."
                                      "Nein, nein, Herr Kommissar! Ich bin der Bürgermeister. So, und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich habe einen Termin. Auf Wiedersehen!"
                                      Der Bürgermeister geht strammen Schrittes in Richtung Parkausgang. Ein Polizist mißt mit einem Metermaß die Fußabdrücke des Kommissars.
                                      "Herr Kommissar! Schauen Sie! Ihre Fußabdrücke! Sie haben dieselbe Größe wie die von dem Mörder!"
                                      "Ich werde Sie vom Dienst suspendieren lassen! Sie können gehen!" Schneider ist außer sich vor Wut.
                                      "Das ist ja wohl das allerletzte! Diese Speichellecker werden immer frecher!" Er wendet sich dem Kriminalfotografen zu: "Los, geben Sie mir den Apparat! Ich werde den Tatort selber knipsen!"
                                      Er reißt dem Mann den Fotoapparat vom Hals und macht ein paar Verrenkungen, um den Fußboden zu fotografieren. Dabei rutscht er gekonnt aus und haut den ganzen Apparat wie zufällig auf einem hochstehenden Stein in Fetzen.
                                      "Mein Apparat, Herr Kommissar!"
                                      "Oh, ja! Ich werde ihn ersetzen lassen. Aber jetzt heißt es erst mal Mittagspause. Los, wir verhungern ja schon alle!"
                                      Ein munteres Aufatmen geht durch die kleine Menge von Sachverständigen und einfachen Polizisten.


                                      In der Kantine stehen alle in einer langen Schlange vor der Essensausgabe. Als der Kommissar endlich drankommt, sieht er die Frau, die ihm mit einer langen Kelle einen Teller Suppe vollmacht. Er starrt ununterbrochen auf ihren Ausschnitt. Ja, so ist Kommissar Schneider! Nicht nur brutal, erfahren und der beste Verbrechensaufklärer überhaupt, sondern er will auch immer poppen, so gut es geht. Diese Frau hat es ihm angetan, der Kommissar wird nach dem Essen zu ihr in die Küche gehen und sie dort auf dem Herd poppen. Sie läßt es geschehen, denn sie ist schon öfter als einmal von ihm gepoppt worden. Als alle weg sind, geht der Kommissar wirklich in die Küche!
                                      "Guten Tag! Sind Sie allein?"
                                      "Ja. Komm, Kommissar, popp mich!"
                                      "Zieh dich aus, du alte Hippe!" Mit diesen Worten greift der Kommissar plötzlich hinter sich. Er hat eine Chappidose in der Hand oder so was ähnliches. Die Frau kriegt zuviel und rennt weg. Der Kommissar hinterher, er will keinen Zeugen! Er holt sie auf dem Flur ein. Zufällig ist keiner da. So kommt es, daß am nächsten Tag jemand bei der Essensausgabe fehlt. Und so spielt es sich ab:
                                      Der Kommissar rutschte nämlich aus und rempelte die Frau so unglücklich an, daß sie mit dem Hinterkopf an einem Haken, der aus der Wand ragte - es muß wohl ein Stück Eisen gewesen sein -, hängenblieb. Dabei wurde ihr die Schädeldecke abgehoben, und weil Luft ins Gehirn drang, starb sie jämmerlich, ja, sie ging richtig zugrunde. Der Kommissar sagte noch, daß er nur Spaß machen wollte, er wollte den Mörder nachmachen, deshalb hatte er sie mit der Hundefutterdose bedroht. Zufällig kam gerade die Putzfrau vorbei und hörte das. Sie half dem Kommissar beim Wegwischen an der Wand, und sie trugen die Verunglückte zu zweit eine Treppe tiefer in die Gefrierkammer, neben dem Gerichtsmedizinischen Institut. Dort wurde nur noch der Tod festgestellt. Es war grausam, aber so ist es manchmal. Nicht immer kann jemand was dafür. Auf jeden Fall war der Kommissar danach sehr schlecht gelaunt, was man hier an dieser Stelle verstehen kann.
                                      Aber er hatte sich korrekt verhalten.







                                      Ein leises Lüftchen wehte am Ufer, als ein langes Boot voll beladen mit Bananen den Fluß flutete. Auf der Kommandobrücke stand der Maat mit fliegender Hose und braungebrannt.
                                      Er hatte diese Wehmut in den Augen, die wir nur von dem kennen, der die Weltmeere befährt. Was mußte dieser Kerl schon alles gesehen haben. Von Bangkok bis Honolulu, von Amsterdam nach New York, den Don runter nach Kanada oder am Missouri-Delta Tonnen von Weizenklee aufladen.
                                      Seine gestählten Klauen griffen machtvoll um das Steuerrad. Hinter ihm, fast mit den Händen erreichbar, baumelten ein paar karierte Hemden im Wind zum Trocknen. Ein kleiner Kleffer rannte verspielt zwischen den einzelnen Bananenkisten her, dazu das Stampfen der Maschinen. Der Maat träumte gerade von Pommes mit Mayonnaise, als sein Schiff einen leblosen Körper rammte.
                                      Beinahe wäre er koppheister von Bord gejumpt! Mit aller Kraft bremste er den Äppelkahn, dazu trat er mit gewaltiger Wucht in die Pedale, der Anker flog von der Kette, und die Bremsen heulten ihr Lied. Mit ein paar Tonnen aufgewühltem Sand machte der alte Teerjack sein Boot nun fest. Mit langen Schritten stieß er gen Bug. Da bot sich ihm ein Bild des Grauens: eine halbverweste Leiche war nach langer Zeit auf dem Grund des Flusses endlich aufgetrieben, wohl nicht der Tatsache allein zu verdanken, daß die beschwerenden Steine abgetrieben waren, sondern auch von den Fäulnisgasen, die sich bilden bei Wasserleichen, obwohl oder vielleicht weil keine Luft drankommt, ich weiß es nicht. Der Maat hatte gerade in ein Marmeladenbutterbrot gebissen, und es schmeckte ihm immer noch, weil er alles in seinem Leben schon einmal gesehen hatte.
                                      Cool, mit dem letzten Bissen zwischen den Zähnen, packte er ins Wasser und holte mit seinen starken Armen den armen Tropf aus seinem nassen Grab. Jetzt mußte er aber doch fast kotzen, denn der Tote hatte überhaupt keinen Unterleib mehr, statt dessen ragte das letzte Ende des Rückgrats alleine raus, und daran war eine bunte Schleife befestigt mit der Aufschrift: "Er war ein langweiliger Skatbruder!" Der Maat warf den Körper auf das Deck und machte sich daran, die Aale aus dem Kopf zu ziehen, um sie vielleicht zu kochen. Er schlug sie auf jeden Fall an Ort und Stelle kaputt.







                                      Später in seiner Kajüte, als der Maat beim Essen sitzt, er ißt Aal mit Nudeln, überlegt er sich, was er mit seinem grausamen Fund macht. Nachdem er aufgegessen hat, steht er auf, geht nach oben und schiebt die Leiche zurück ins Wasser. Er will keinen Ärger.


                                      Im Polizeipräsidium ist es schon dunkel, nur eine Lampe brennt noch. Es ist die von Kommissar Schneider. Er ist noch auf und schreibt was nieder. Ein Protokoll von einem Vermißten. Ein Mann war heute in der Kanzlei gewesen und hat gesagt, er vermißt einen von seinen Skatbrüdern. Er vermutet, daß er mit Geld abgehauen ist, und zwar aus der Skatkasse, wo sie immer von die Kegeltouren machen. Der Kommissar mußte ihn ganz schön ausquetschen, mehr wollte der Mann nicht preisgeben. Es witterte so etwas wie ein Geheimnis in seinem Gesicht, fand Schneider, so, als ob was nicht ganz echt wäre. Also trat der Kommissar ihm in einem unbeobachteten Augenblick mit voller Wucht in die Eingeweide. Der Mann spuckte Blut, als er wegbuckelte.
                                      Der Kommissar wollte nichts mit einem neuen unaufgeklärten Fall zu tun haben, deshalb schrieb er in sein Protokoll: "Skatbruder lief auf und davon und nahm alles Geld mit. Keiner kann etwas dafür. Die Polizei braucht ihn nicht zu suchen. Der Name wird einfach im Einwohnermeldeamt gestrichen. Gezeichnet: Kommissar Schneider."
                                      Dann steht der Kommissar auf und geht ans Fenster.
                                      Er sieht, wie zwei Menschen in einer Entfernung von etwa 50 Meter hintereinander hergehen. Vorne ist eine Frau, dahinter ein Mann. Es ist ein Unbekannter! Er verschnelligt seinen Schritt. Die Frau vorne will wegrennen, da hat der Mann sie fast eingeholt. Der Kommissar sieht alles mit verschwimmenden Augen. Träumt er oder wacht er? Ihm kommt diese Szene bekannt vor. Ja natürlich, jetzt fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Dies hier ist kein Spiel! Es ist ein Mord! Der Kommissar fliegt in seine Jacke, reißt seine Knarre aus dem Tisch, steckt sie in die Jacke, dann raus aus dem Büro und in den Fahrstuhl, nein, der ist zu langsam, lieber zu Fuß die Treppen runter! Er rutscht aus und fällt hin! Egal! Weiter, weiter! Als er mit rohem Atem aus dem Hauptportal jagt, weiß er nicht, wohin er rennen soll. Er wählt eine Richtung. Dann rennt er hinter dem Mörder und seinem Opfer her. Weißer Atem schlägt ihm ins Gesicht, es ist sein eigener. Er rennt und rennt, fast eine halbe Stunde. Nichts zu sehen. Der Kommissar hält jäh inne und läßt sich auf den Boden sinken vor Lungenpein. Er kann nicht mehr, er sieht Sterne. Mit gezogener Pistole lauert er auf dem Boden, ob nicht doch jemand kommt. Die Stadt ist menschenleer. Nur ein paar Regentropfen sind jetzt zu hören, vereinzelt. Es will nicht so richtig anfangen zu regnen.
                                      Da! Aus der Stille ein unglaublicher Schrei! Das ist der Todesschrei der Frau, die von dem Täter gerade umgebracht wird, weil sie sich wehrt. Wie in einem Traum sieht der Täter sein eigenes fürchterliches Tun, er fühlt sich jetzt wohler. Die Frau nicht, sie ist schnell in Ohnmacht gefallen, bevor sie ganz stirbt. Der Mörder hat eine Brille auf. Sie ist voller Blutspritzer, keinem fällt das auf in der Straßenbahn, mit der der Mann nach Hause fährt. Zu Hause sagt seine Frau zu ihm: "Du hast da was auf der Brille!" Dann erst wischt er sich die Brille ab. Er steht im Badezimmer vor dem Spiegel und sagt zu sich selbst: "Du gemeiner Mörder! Du bist böse!" Das Spiegelbild lächelt und sagt dann: "Natürlich bin ich böse, weil sie schlecht kocht und ich nichts zu lachen habe." Der Mann, der in den Spiegel guckt: "Ach so, ja dann ist das aber auch gar kein großes Problem!" "Neeeeeeeeee!" Zufrieden wäscht sich der Kerl die Hände.







                                      Es ist soweit. Der Schuh mit dem abgeschnittenen Bein soll fotografiert werden. Zwei Männer betreten das Polizeipräsidium, sie haben Lampen dabei und ein paar Kabel. Einer trägt einen silbernen Koffer, da sind wohl die Fotoapparate drin.
                                      "Hier geht's lang." Der Pförtner schickt die beiden in die Richtung, wo Kommissar Schneider sein Büro hat.
                                      Sie kommen mit trockenen Mündern da an. Der Kommissar hat schon alles vorbereitet, auf dem Schreibtisch ist ein weißes Laken ausgebreitet, worauf der Schuh mit dem abgeschnittenen Bein steht, das jetzt aber etwas riecht. Es ist ja schon zwei Tage alt. Kommissar Schneider hat einen Mundschutz um, er sieht gespenstisch aus. Unter seinem Kinn hat er eine Taschenlampe angebracht, sie leuchtet ihm ins Gesicht hoch. Er will die beiden nur erschrecken. Die kümmern sich aber nicht darum.
                                      "Das weiße Tuch ist nicht gut, es gibt zuviel Kontrast. Haben Sie ein blaues?" Der eine ist unzufrieden.
                                      "Nein, machen Sie, wozu sie bezahlt werden. Ich habe wenig Zeit." Der Kommissar ist ungeduldig. Die Männer nehmen das Tuch weg und fotografieren das Bein ohne Unterlage. Sie dekorieren das Bild mit dem bronzenen Aschenbecher, der seit zwanzig Jahren nicht mehr geleert wurde, so jedenfalls sieht er aus. Der Kommissar ist Kettenraucher, er spuckt auch schon morgens grau.
                                      "Riiiiingggg!" Das schreiende Telefon sorgt für Verwirrung. Schneider nimmt den Hörer ab. Aus dem Kabel scheppert eine durchdringende, unsympathische Stimme:
                                      "Guten Morgen, Herr Kommissar! Möchten Sie wissen, wer die Frauen umbringt? Dann schauen Sie in den Spiegel." Und schon hat er eingehängt. Der Kommissar rappelt an dem Hörer, weg.
                                      Die Fotografen gehen gerade. Schneider überlegt nicht lange, er geht aufs Klo, um in den Spiegel zu gucken. Zuerst bemerkt er nichts. Doch es muß etwas mit dem Telefonanruf auf sich haben. Er dreht und wendet sich nach allen Seiten. Besieht sich mal von links, dann von rechts, sogar von hinten. Als er so da steht und sich den Hals verrenkt, sieht er zufällig auf der anderen, dem Spiegel entgegengesetzten Wand, ein paar haarfeine Striche im Putz, wahrscheinlich von einer Stecknadel ausgeführt. Mit einer Lupe untersucht er die Zeichen, und da steht es geschrieben: "Guten Tag Herr Kommissar! Haben Sie gut geschlafen? Und hier der Täter: Er trägt eine Maske, die ihn von keinem unterscheidet. Er hat in der Manteltasche ein blondes Frauenhaar, zirka 4 cm lang, zu einem Klümpchen zusammengerollt. Viel Glück!"
                                      Der Kommissar macht einen Freudensprung.


                                      Im Fernsehen ist lustiger Quiz-Quatsch, das sieht sich der Kommissar immer gerne an. Da kann er von der harten Arbeit am Tage abschalten.

                                      Gerade macht der Showmaster eine Ansage:
                                      "Also, meine Damen und Herren, urteilen Sie selbst vor den Bildschirmen, wer der bessere Ratefuchs ist, Herr Schleiner oder Herr Merrjahn. Und nun die Endausscheidungl Die Summe ist Hundertfünfzigtausendzwanzig! Wer hat den Preis?"
                                      Es werden ein paar Zettel herumgereicht, plötzlich springt einer hoch und ruft aus: "Top! Sieben! Acht! Neun! Wagenwäsche!" und rennt zu einem Auto, das an der Seite steht, nimmt einen Eimer Wasser und schüttet den Wagen voll. Dann nimmt er einen bereitstehenden Schrubber und schrubbt drauflos, nach ein paar Sekunden gellt ein Pfiff durch die Halle, die mittlerweile außer sich vor Begeisterung ist, und der Kandidat läßt augenblicklich den Schrubber fallen und rennt zurück auf seinen Platz.
                                      Er schafft es aber nicht, der Showmaster hat Bruchteile von Sekunden vorher einen abschließenden Pfiff getan und ist dabei wie ein Verrückter hochgeschossen. Ein jähes Raunen geht durch den Saal, die Menge ist hörbar enttäuscht.
                                      "Wieder nicht gewonnen, Herr Schleiner! Schade! Schade! Aber vielleicht ein nächstes Mal! Mit einem anderen Thema! Auf Wiedersehen. (Zur Menge und zu den Fernsehzuschauern So und wir verabschieden uns jetzt auch, ich wünsche allen noch einen geruhsamen Abend und gute Nacht! Ihr wart mal wieder top!" Mit Musik hastet er eine Papptreppe hoch und ist verschwunden.


                                      Der Kommissar schaut auf die Uhr. Viertel nach acht. Er ist noch gar nicht müde. Da kommt aber seine Frau rein, und er muß ins Bett. Sie ist sehr streng. Er wehrt sich nicht, als sie ihm das Nachthemd aus dem Schrank holt und es fein säuberlich gefaltet auf das Kopfkissen legt. Wenn er es angezogen hat, bekommt er plötzlich einen unwahrscheinlichen Gedanken: Was ist, wenn der unbekannte Frauenmörder gar kein Mann, sondern eine Frau ist? Diesmal schläft er nicht gemeinsam mit seiner Frau im Schlafzimmer, sondern steht die ganze Nacht mit großen Augen hinter dem Schrank und paßt auf, daß seine Frau schläft. Am frühen Morgen bricht er zusammen.
                                      Er muß zum Arzt. Im Vorzimmer wird er mit den Worten empfangen: "Herr Kommissar, haben Sie den Krankenschein mit?"
                                      Sofort reißt der Kommissar seinen Mantel auf, holt einen Krankenschein raus, knüllt ihn zusammen und frißt ihn auf. Er gebärdet sich wirklich wie eine freigelassene Wildsau. Die Krankenarztassistentin ist sprachlos, doch zieht der Kommissar noch einen Krankenschein aus der Tasche und füllt ihn aus. Nein, er hat ihn sogar schon ausgefüllt, das andere vorher war ein Bluff! Jetzt versteht die Frau. Der Kommissar ist immer lustig manchmal. Viele verstehen das nicht; auch wenn der Kommissar schnell Auto fährt, will er nur belustigen. Alle sollen schmunzeln, wenn er da ist. Dadurch bringt er ein bißchen Lockerheit in unsere fade Welt. Schon viele Danksagungen von Verbänden und anderen Vereinen sind zu ihm gekommen, auch das Ehrenmitglied in einer tollen Vereinigung ist er, nämlich im Karnevalsclub!


                                      Es versteht sich von selbst, daß Kommissar Schneider, wenn hohe Leute kommen aus Politik oder so, auch Reden hält. Sie werden von jemand anders geschrieben, er weiß gar nicht, was er da sagt. Man kann ihm wirklich nichts verübeln. Er ist ein guter Mensch, der auch hervorragend aussieht und auf Frauen wirkt. "Haben Sie nicht Lust, in die Politik zu gehen?" hat mal jemand zu ihm sogar gesagt.


                                      Stolz sitzt er vor dem Arzt. Der Arzt selber ist gar nicht da, er ist ins Nebenzimmer gegangen, um Medikamente zu holen, er kommt zurück.
                                      "Herr Kommissar, hier, dieses Medikament kann Lähmungserscheinungen hervorrufen und auch zum Tode führen, verwenden Sie es nicht für sich selbst. Es ist sehr gefährlich. Aber ich bin sicher, daß die Warze am Fuß auch so weggeht, man muß nur lange warten, daß jemand sie abschneidet. Oft passiert das aus Versehen, z.B. bei einem Autounfall, wenn Glassplitter in den Schuh eindringen. Und nun zu Ihrer Frage. Sie fragten, ob eine Frau stark genug wäre, eine andere Frau abzumurksen, und zwar ohne fremde Hilfe. Herr Kommissar, das ist nicht möglich. Es sei denn, die Frau ist in Rage, das heißt, jemand hat sie wütend gemacht. Dann ist es allerdings möglich, daß so ein aufgebrachtes Monstrum Bärenkräfte erlangt, die sie zu einem wahren Herkules werden läßt. Aber dann Gnade vor Recht, Herr Kommissar. Und nichts für ungut."
                                      Der Kommissar bezahlt und geht.


                                      Zufälligerweise ist die Urlaubszeit angebrochen. So kommt es, daß der Kommissar Schneider mit seiner Frau Ursula in Urlaub fährt, und zwar mit dem Wohnmobil. Es macht ihm Spaß, auf diese Art zu verreisen. So kann er seiner Frau beweisen, wie gut er fährt, er nimmt sie ja im Dienst nie mit.
                                      Über eine Auffahrt kommen sie auf die Autobahn. Sie ist sehr voll, der Verkehr steht. "Verdammt, soll das jetzt den ganzen Urlaub so gehen?" Der Kommissar ist außer sich vor Wut, er hat Schaum vor dem Mund. Da wischt seine Frau ihn ab, sie ist fürsorglich. So vergehen Stunden. Am Abend ist das Benzin alle, und sie sind noch kein Stück weitergekommen. Die Frau soll Benzin holen gehen, Kommissar Schneider paßt so lange auf den Wagen auf. Als die Frau nach zwei Stunden wiederkommen will, begegnet sie dem Mörder, nur sie weiß es ja nicht, daß er es ist!
                                      "Hier, Schatz, Benzin." Der Kommissar füllt das Benzin ein und vergißt dabei, seine Zigarre auszumachen. Eine Explosion rafft ihm seinen rechten Arm weg. Die Frau steht dabei und kann nicht helfen!
                                      So verbringt der Kommissar seinen Jahresurlaub damit, mit dem noch zur Verfügung stehenden linken Arm alles zu lernen, was sonst der rechte gemacht hat. Seine Frau hilft ihm nicht dabei, sie ist immer nur schwimmen. Ein braungebrannter Mann spricht die Frau in der Badeanstalt an und verführt sie. Beide gehen gemeinsam an den Strand, und dort macht er sie sich gefügig. Sie nimmt ihn sogar in den Mund, dabei spricht er italienisch.
                                      Als der Kommissar am Ende des Urlaubs nach Hause fährt, lenkt er den Wagen mit links. Den rechten Arm will er um seine Frau legen, doch es gelingt ihm nicht.
                                      Als er am ersten Arbeitstag in sein Büro kommt, ist ein großes Helau und Hallo wegen dem appen Arm, jeder will mal anfassen. Zum Glück hat der Kommissar die Sache mit dem appen Arm nur geträumt. Als er am nächsten Tag ins Büro kommt, ist ein großes Hallo und Helau, jeder will die beiden Arme mal anfassen.
                                      Kommissar Schneider sitzt an seinem Schreibtisch. Da! Ein Insekt kriecht über den Tisch, ein Kakerlak! Erst merkt der Kommissar nichts, doch als das Tier mit seinen Scheren klappert, wird der Kommissar aufmerksam. Er erschrickt nicht. Mit versteinertem Gesicht drückt er das Tier mit dem Daumen kaputt, es schreit noch um Hilfe. Seine ganzen Verwandten kommen plötzlich aus ihren Verstecken, sie wollen Kommissar Schneider töten. Mit blutunterlaufenen Augen sitzt der Kommissar da, und die Tiere kriechen auf ihm rum, sie wissen aber nicht, daß er seine Waffe versteckt hält. Jetzt feuert er sein ganzes Magazin aus dem Trommelrevolver. Die Tiere sind verfehlt worden, aber sie flüchten schnell, der Kommissar geht hinterher, doch in den engen, verwinkelten Schlupflöchern in der Fußleiste hat er keine Chance. Ärgerlich geht der Kommissar aus dem Zimmer.
                                      "Berto!" Er ruft nach seinem Assistenten. Ein verknitterter Mann kommt aus der Ecke.
                                      "Ja, Herr Kommissar?"
                                      "Hier!" Der Kommissar gibt dem Mann ein paar Papiere.
                                      Dann geht er weg, und der Assistent guckt in den Boden.


                                      Jetzt sitzt der Kommissar Schneider schon mehrere Tage an dem Fall mit dem Frauenmörder. Bald wird er aber sauer, weil er ihn nicht aufklärt. Um sich zu entspannen, besuchter ein Klavierkonzert. Er bekommt einen Platz in der vierzigsten Reihe, hier kann man schlecht sehen, er reckt immer den Kopf zwischen den anderen hindurch, dabei kann er dann, wenn er die Augen zusammenkneift, den Pianisten hinter seiner Tastatur erkennen. Er hat ein wildes Gesicht und etwas längere Haare, die immer furchtlos im Wind des in Rage kommenden Künstlers nach vorne schlagen, um dann wieder zurückzuhauen. Der Mann spielt Beethoven, er sieht genau aus wie die Gipsköpfe, die es von ihm gibt. Gegen Ende des Konzertes wuchern immer mehr Saiten wie Nato-Draht aus dem teuren Instrument, bei jedem Akkord rupft der Mann mit seiner durchschlagenden Raserei ein paar Hämmer mitsamt Taste mit seinen Pranken weg. Kein Zeifel, es ist Beethoven selbst, der da gespielt hat! Als er nämlich ins Publikum guckt, nach dem letzten Satz des Opus 49, da merkt man, daß er taub ist! Ja, es ist wirklich Beethoven! Der Kommissar schreckt hoch. Was wird hier gespielt, wo kommt Beethoven jetzt her? Und ehe der Kommissar Schneider noch überlegen kann, wird Beethoven schon rausgeschleppt. Der Flügel kommt auf den Schrottplatz.







                                      Noch ganz benommen steigt der Kommissar Schneider mal wieder mit Genuß in die Straßenbahn. Gleich wird er seinen Ausweis zücken. Doch da: "Guten Tag, Herr Kommissar. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist uninteressant, jedoch ich habe eine wertvolle Information für Sie, kommen Sie mit, wir steigen an der nächsten Haltestelle aus, ja?" Er nimmt den Kommissar an den Mantelenden und zieht ihn hinter sich her. Da kommt die Haltestelle, es geht alles sehr schnell, die Bahn hält, der Kommissar wird praktisch gezwungen, mit dem andern mitzugehen! "Hey, heyhedoooo! Was ist los?" Der Kommissar wird wütend. Er ballt eine Hand zur Faust und will schon schlagen, da zerbricht bereits eine Flasche auf seinem Schädel. Und noch einmal wird ein Gegenstand auf seinen Kopf gehauen. Er ist ohnmächtig und soll wohl entführt werden!


                                      Als der Kommissar in einem dunklen Raum aufwacht, weiß er nicht, wieso er da ist. Auch ist kein anderer da, er ist allein. An den Fingernägeln kann er nicht kauen, da seine Hände mit Plastiktüten umwickelt sind, und ein dickes Paketband ist auch um ihn ganz herumgewickelt. Er ist nun Opfer. Wo er sonst jagt.
                                      Plötzlich geht die Tür auf und herein kommt: Beethoven!
                                      Der Kommissar schnappt über. Er schreit und lacht. Wie ein wildgewordener Handfeger kehrt er dabei den gesamten Bodenbereich in seiner Nähe. "Ich darf mich vorstellen. Beethoven. Ich habe Sie eben auf meinem Konzert gesehen, hat es Ihnen gefallen? Hahahahahaaaa!" Er lacht schauerlich mit zurückgeworfenem Hals. Seine Zähne sind nur braune Stummel. Es ist ein Zombie! Zum ersten Mal hat der Kommissar Schneider es mit einem Zombie zu tun. Es wird für ihn kein Zuckerschlecken. Er beginnt nun auch zu verstehen. Aber er weiß auch, daß das gar nicht Beethoven sein kann, weil Beethoven nicht kriminell ist. Also, wer soll es dann sein? Fragen über Fragen, die auf ihn einströmen. Der Typ, der sich für Beethoven ausgibt, stellt ihm eine Dose Gebäck hin und verschwindet wieder. Alleingelassen sinnt der Kommissar auf schnelle Befreiung.


                                      "Kommissar Schneider spurlos verschwunden!" Diese Schlagzeile liest seine Frau am nächsten Morgen in der Zeitung. Sie schreckt aus dem Schlaf hoch, weil er nicht da ist heute nacht. Diese Frau macht sich Sorgen um ihren Mann. Liebevoll hat sie immer für ihn lecker gekocht und war mit ihm spazieren am Sonntag oder zwischendurch. Er war ihr ein und alles. Das soll sie nun missen müssen? Wer soll als nächster seine Stelle einnehmen, etwa Berto, sein Assistent? Sie ruft ihn an.
                                      "Hallo! Hallo! Hier ist Frau Kommissar Schneider. Berto, mein Mann kommt nicht nach Hause, was ist los!"
                                      "Er war im Konzert noch, mehr weiß ich nicht!"


                                      An dieser Stelle Szenenwechsel:
                                      In dem dunklen Raum, wo der Kommissar eingesperrt ist, bewegt sich was. Eine Art Schlange kriecht auf den noch immer gefesselten Kommissar zu. Der Kommissar schnalzt mit der Zunge nach dem Getier. "KL, KL, KL!" macht er in die Richtung. Das Tier hebt den Kopf und hält kurz inne. Zischend geht es weiter, die Schlange wickelt sich sachte um ein Bein des Gekidnappten. Mit eisernen Nerven sieht ihr der Kommissar zu, so lange, bis die Viper an seinem Hals ist und ihm mit der zweiteiligen Zunge einen lauen Wind zuhechelt. "Wir verstehen uns, was, Kollege?" Der Kommissar will locker wirken. Das Tier stinkt. Es hatte wohl kurz vorher aus dem Mülleimer gegessen, wie es seine Art ist. Und die da oben hatten mal wieder viel übergelassen. Zufrieden räkelt sich das Biest nun auf Kommissar Schneider in den Schlaf, jetzt ist keiner der beiden mehr allein und fühlt sich Scheiße. Obwohl sie sich erst seit kurzem kennen, haben sie größtes Vertrauen zueinander.
                                      Kein Vertrauen hat Kommissar Schneider zu den Leuten, die ihn geklaut haben. Ist einer von denen gar der Frauenmörder? Nach langen Überlegungen fällt für ihn dieser Aspekt nicht in Betracht, denn ein Frauenmörder dieser Fassong, wie wir ihn nun kennen, ist Einzeltäter, er macht sein Soloprogramm. Aber hatte nicht auch "Beethoven" ein Solo am Klavier gehabt? Und war es nicht irgendwie merkwürdig verstimmt? Fehlten vielleicht ein paar Tasten? Mit diesen Fragen, die er nicht selbst beantworten können wird, versucht der Kommissar ein wenig einzunicken. Die Schlange schläft schon lange.
                                      Sie träumt von einem Wasserschwein, das sie ganz verschlingt, es lebt noch und bellt laut in ihrem Magen, doch hat es keine Chance, da die Verdauungssäfte der Schlange dann dran sind; sie zerquetschen das Schwein und machen aus ihm eine lange Wurst, die wochenlang im hinteren Teil der Schlange mitgeschleppt wird. Davon zehrt das Tier in der langen Pause, wo es nichts zu essen gibt. Und dann träumt die Schlange von einem zweiten Wasserschwein, es hat dasselbe Schicksal! Hahahaha!


                                      Durch einen lauten Knall wird der Kommissar wach, es ist noch dunkel. Die Schlange ist komischerweise mitten auf dem Kommissar liegend geplatzt Sie hatte zu intensiv geträumt. Jetzt ist von ihr nur noch eine blutige Masse übrig, an vereinzelten Stellen mit Schlangenleder. Voller Ekel wischt sich der Kommissar mit der rechten Hand über den Mund. Er staunt: wieso kann er seine Hand bewegen? Er versucht auch die andere Hand, es geht. Sogar aufstehen geht, er ist wohl frei. Jemand muß ihn in der Nacht im Schutze der Dunkelheit losgebunden haben. Ein wenig mißtrauisch guckt er sich um, alles still. Er hält den Atem an, nein, es ist nichts zu hören. Mit Schlangenresten am Popelin-Mantel bewegt er sich zur Tür. Doch wo ist die Tür? Alles ist dunkel, man kann nirgends etwas Türähnliches erkennen. Er tastet sich an der Wand entlang, irgendwann muß er auf die Tür stoßen. Nach einer halben Stunde, er ist mehrmals ganz um das Zimmer herumgegangen und hat keine Tür gefunden, gibt er fast auf, da kommt ihm die Idee: Die Tür ist in der Decke!
                                      Er guckt hoch, mitten in der Zimmerdecke sieht man die Tür. Man muß sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Doch wie soll er da hinaufkommen? "Gar nicht!" Diese Worte stehen wie ein Fels in dem Raum! Kommissar Schneider wirbelt herum: Da, Beethoven! Der Zombie grinst ihn an. Atemlos herrscht der Kommissar ihn an: "Geh weg! Du Leiche!" Er will ihn wegstoßen, da wächst aus dem Kopf der Bestie ein zweiter Kopf, und zwar der von Kommissar Schneider! Japsend zeigt der Kommissar auf sich selbst und versucht, zu begreifen, was passiert ist. Es ist Surrealismus. Doch der Kommissar macht jetzt das einzig Richtige, er wird absurd. Er verwandelt sich in ein geometrisches Dreieck, aus dem Raum macht er einen Kreis, dessen Schnittpunkte sich mit dem Dreieck treffen, nun ist er frei.
                                      Wieder auf der Straße, merkt er, daß es spät ist, er muß nach Hause, weil seine Frau sich sonst sorgt. Sie hat sicher schon die Polizei gerufen. Ach nein, er ist ja selber die Polizei. Er atmet auf. Was für ein Konzert.







                                      Am nächsten Morgen nimmt sich der Kommissar vor, mit seinem Assistenten den Mörder zu fangen. "Als erstes werden wir diesen Bürgermeister zu Hause aufsuchen, Berto! Sie gehen mit!"
                                      Mit ihrem Automobil unterwegs, haben sie eine schöne Zeit. Sie sind schnell da. An einer Tankstelle zwischendurch holen sie sich Zigaretten. "Ich dachte, Sie rauchen nicht, Herr Kommissar, zumindest keine Zigaretten!" "Genau, Berto. Und das ist der Trick, keiner wird darauf kommen, daß ich es wirklich bin. So genieße ich ein wenig Ellbogenfreiheit. Merken Sie sich das. Im übrigen pflege ich nicht über meinen Beruf zu sprechen."
                                      Der Assistent trottet hinter seinem Meister her. Sie lassen den Wagen in gebührender Entfernung stehen, um unbemerkt zum Haus des Bürgermeisters zu kommen.
                                      Der hat sie schon hinter der Gardine entdeckt. Er steht den ganzen Tag hinter der Gardine und paßt auf. Ob er ein schlechtes Gewissen hat? Seine Stirn zeigt ein paar frische Schweißtröpfchen, als er mit fahrigen Händchen den Türknauf bedient, um die beiden Kriminalisten reinzulassen. Die Bude ist total überheizt. Hier ist mit Bestimmtheit nicht Schmalhans Küchenmeister, meine Herren! Auch an den Möbeln sieht man, daß der oberste Bürger seiner Stadt in Saus und Braus lebt. Kleine Häkeldecken hier, winzige Porzellanpüppchen dort, ein Teppich aus echter Seide, eine Sammlung Meißner Porzellan an der Wand, da ein GobeIin, hier vorne ein handgeschnitztes Tablett mit Kristallgläsern voll Likörchen, auch ein Fernseher allererster Güte glotzt aus der Ecke, wo die Hirschgeweihe ihr Zuhause haben, in einer Vitrine lebt eine teure Diamantenausstellung, und verschiedene Türen weisen den Weg in noch verwegenere Gemächer, man sieht wie zufällig in ein Badezimmer mit goldenen Wasserhähnen, vor der Wanne warten gläserne Schnabelschühchen auf einen kleinen Spaziergang, dazu kräht ein Papagei einige Takte aus Verdis Oper Nabucco, und zwar hat der Vogel ein Kettchen um von echten Perlen, man kann sie im Zwielicht kaum von Butterkügelchen unterscheiden. Das Schlimme ist ein Elefantenfuß als Schirmständer. Dieser Mann ist gefährlich!
                                      "Kommen Sie doch herein, meine Herren!" Falsch klingt diese Einladung und hinterfotzig. So bemerken es die beiden sofort. Schnell spannen sie die Lauscherchen auf, ob etwas Ungewöhnliches hier zu hören ist. "Kaffee? ... oder Teeeee?" Der Kopf des Bürgermeisters wird dabei seitlich auf die Schulter gelegt, es soll Vertrauen erwecken.
                                      Kommissar Schneider will weder das eine noch das andere. Er beginnt umgehend mit der Befragung, die uns aber hier nicht interessiert.
                                      Den Papagei quält eine einzige Frage: Was wollen die beiden fremden Herren bei seinem Bürgermeister (er weiß gar nicht, daß er der Bürgermeister ist)? Sie laufen immer ein paar Schritte vor und zurück, halten mit der einen Hand das Kinn fest, ziehen Falten auf der Stirn, drehen sich unwillkürlich um, zeigen. Was soll das. Doch dem Papagei geht es eigentlich gut, den Verhältnissen entsprechend. Er wäre auch lieber in freier Wildbahn, doch müßte er dort verhungern, weil er hier in der Wohnung des Bürgermeisters aus dem Ei geschlüpft ist und noch nie im Urwald war. Er weiß also nicht, wie man sich zu essen fängt, oder bei Papageien besser gesagt: ergattert.


                                      "Haben Sie schon mal etwas von Voodoo gehört, Herr Kommissar?" Der Bürgermeister schwitzt. Die Fragen machen ihn verrückt, doch er hat immer eine tolle Antwort parat.
                                      "Ja, ich kenne es aus dem Fernsehen." - "Nein! Das ist nichts, ich meine echtes Voodoo, Herr Kommissar. Es sind Püppchen! Man tötet mit ihnen. Es ist verboten hier. Die Filme, in denen Voodoo vorkommt, sind meines Erachtens kein gutes Mittel, um es zu erklären. Da wirkt immer alles so aufgesetzt." - "Ja, Sie haben recht. Auf Wiedersehen." Die Herren in den hellen Mänteln gehen weg. Als der Bürgermeister sich alleine wähnt, bricht er zusammen. Sein Papagei hilft ihm dabei.


                                      "Ich habe das Gefühl, wir fahren in die falsche Richtung, Berto!"
                                      Berto lenkt den Wagen. Er kann noch nicht so gut Auto fahren wie der Kommissar. Sie fahren einen Feldweg entlang, der links und rechts von Brombeersträuchern gesäumt ist.
                                      "Halt mal an, ich will meiner Frau ein paar Brombeeren pflücken." Berto hält den Wagen an, so daß der Kommissar aussteigen kann, dann fährt er ihn ein Stück weiter und wartet in einer Haltebucht. Kommissar Schneider sieht sich um, er ist allein. Er holt eine Plastiktüte aus der Manteltasche. Dann beginnt er mit Brombeerpflücken. Als er sich ungeschickt nach einer dieser leckeren Früchte bückt, rutscht er aus, denn es hatte geregnet, und die Erde ist aufgeweicht. Er ratscht sich den tollen Mantel an einem langen Brombeerzweig kaputt. Fluchend reibt er wie wild an dem Ärmel, der nicht mehr wiederherzustellen sein wird. Da fällt sein sauertöpfischer Blick wie zufällig auf etwas Dunkles am Boden zwischen den Büschen. Dem Kommissar stockt der Atem: hier mitten in der Wildnis, wo meistens keiner hingeht, liegt ein Mensch, er ist tot. Das heißt, was von ihm übriggeblieben ist, früher hatte er wohl mal Arme und Beine, jetzt ist das weggeschnitten. Daneben liegt unschuldig ein Fahrrad, an seinem Lenkrad baumelt noch ein Körbchen mit Brombeeren. Der Kommissar guckt sich mißtrauisch um und nimmt das Körbchen an sich. Dann begibt er sich eiligen Fußes zum Auto.
                                      "Fahren Sie weiter, Berto. Ich habe Hunger." Berto setzt sich in Bewegung. Der lange Wagen macht einen Satz und braust davon. Im Fond sitzt der Kommissar und lutscht an ein paar Brombeeren, die ihm anscheinend gut schmecken, er hat die beste Laune.


                                      "Haben Sie mir nichts zu erzählen, Herr Kommissar?" Berto dreht sich im Fahren um. "Na, na, na! Ich verbitte mir diesen Ton, mein lieber Berto, Sie scheinen zu vergessen, ich bin Ihr Chef!" Der Kommissar ist zu Recht unwirsch, ja ungehalten. Da greift sich Berto blitzschnell in die Manteltasche und zückt urplötzlich einen Revolver, der Kommissar weiß gar nicht, warum. Er zielt auf den Kommissar und will gerade abdrücken, vergißt einen winzigkleinen Moment das Lenkrad, da wird der schwere Wagen von einer Windböe gebeutelt! Es hat angefangen zu stürmen. Das ist die Rettung für den Kommissar, er hat jetzt die Möglichkeit, sich wie ein nasser Sack auf den Wagenboden hinten fallen zu lassen, dabei tritt er mit gewaltiger Wucht Berto die Pistole aus dem Handgelenk. Der schreit vor Schmerz auf. Wie ein Stehaufmännchen ist der Kommissar schon wieder oben und hat Berto im Polizeigriff fest, er packt mit angewinkeltem Unterarm durch die Schulter und zieht durch Hebelwirkung Bertos Arm über seine Rippen. Dabei jagt der Wagen über die nasse Fahrbahn. Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos blenden die beiden Kampfhähne, sie kämpfen um Leben und Tod. Mit Getöse kracht der Wagen mit der Schnauze gegen einen Lastwagen, der nicht mehr ausweichen kann. Blutüberströmt hängt der Fahrer über seinem Lenkrad, seine Ladung ist über die gesamte Autobahn verteilt. Da sind auch schon Fanfaren und Blaulicht. Der Kommissar quetscht sich durch das Windschutzfenster ins Freie, Berto liegt wimmernd, in Blech eingeschweißt, unter seinem Fahrersitz begraben, der Wagen hat sich verkehrtrum unter den LKW katapultiert. Aus diesem Blechhaufen kann Berto nicht mehr entfliehen, sein Körper hat sich sowieso mit dem teuren Auto vermengt, man weiß nicht mehr, wo Fleisch ist und wo Metall. Er stirbt mit den Worten auf den Lippen: "... Herr Ko...m...m...i...ssar, der...", und dann kommt noch eine Art Husten oder so. Der Kommissar ist glücklicherweise kaum verletzt, das heißt, er hat eine Platzwunde auf der Stirn, ein Pflaster ist bereits schon draufgeklebt. Er konnte die Brombeeren retten, seine Hand gleitet in das Körbchen.
                                      (Was war denn das, warum hat Berto durchgedreht? Oder wollte er ihn wirklich umbringen? Hat er vielleicht den Torso in die Büsche gelegt, nur um Kommissar Schneider zu prüfen, das heißt, ob der Kommissar vor ihm Geheimnisse hat? Warum schoß, oder besser, wollte Berto auf den Kommissar schießen? Warum gerade in diesem Moment? Hat er ihn gekränkt?) Der Kommissar wundert sich ein bißchen. Doch kann er keinen mehr fragen. Am wenigsten Berto. Ein bißchen allein fühlt der Kommissar sich schon. Die Brombeeren sind alle. Er hat sie alle aufgegessen.
                                      "O Gott, ich wollte sie meiner Frau mitbringen!" Schnell geht der Kommissar in ein Blumengeschäft und holt Wicken oder so.


                                      Ein langer Tag ist zu Ende gegangen. Vor dem Polizeipräsidium herrscht gähnende Leere auf dem Bürgersteig. Eine Putzfrau ist damit beschäftigt, die breite Freitreppe im Hauptportal des Gebäudes naß zu wischen. Immer und immer wieder schlenkert sie mit dem Wischmop Wasser aus dem Eimer auf die Stufen, um es dann wieder aufzunehmen, sie wringt das Ungetüm über dem Eimer aus und so weiter. Eine Taube fliegt in Richtung Stadtmitte ab, sie hatte vorher auf dem First gehockt. Ein letzter Sonnenstrahl zwinkert der Putzfrau kurz zu, bevor er verschwindet und einem bewölktem Himmel Platz macht. Die Nacht bittet um Einlaß!
                                      Die letzten Stufen blinken wieder wie neu, die Frau macht sich das Tuch auf, das sie um ihren Kopf geschlungen hatte. Sie geht nach Hause. Als sie ihre Sachen gepackt hat und aus dem Haus heraustritt, muß sie ihren Schirm aufspannen, ein Platzregen ist hereingebrochen. Sollte ihre Arbeit für die Katz gewesen sein? Na ja, denkt sie, ist ja egal, ist ja bezahlt, und zwar besser wie die Scheiß-Maloche mit den Steckdosen, die man in Heimarbeit zusammenschrauben muß und wo man alles falsch macht und nachher gar nichts bekommt, wo man sogar viel Geld bezahlen muß, weil man etwas kaputtgemacht hat. Ihre Schritte tragen sie zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Sie ist auch dort allein. Sie ist zirka 50 Jahre alt, hat natürlich graue Strähnen, die sie auch nicht färbt, sie steht zu ihrem Alter. Und liften lassen kann sie sich sowieso nicht.
                                      Der Bus kommt mit Verspätung. Die Frau steigt ein und begibt sich auf die Suche nach einem Sitzplatz. Es ist einfach, denn sie ist auch hier wieder allein. Keuchend schleppt sich der Bus durch die engen Straßen. Müllberge, abgemeldete Autos, kein spielendes Kind mehr, die Nacht ist da. Ein unbewußter Schleier liegt über der Stadt. Wo sonst schreiende Zigarettenverkäufer und Blumenmädchen die Straßen verzaubern, herrscht nun Stille. Es erinnert an ein Gemälde von Heinrich Mann. Denn es ist ja noch nicht dunkel, wie gesagt, die Nacht kommt jetzt gerade. Im Schutze der Nacht steigt die Frau aus dem Bus und läuft schiefhackig den Bürgersteig entlang, nur noch wenige Schritte bis zu ihrer armseligen Behausung. Eine Mietskaserne der Superlative trotz dem seidenmatten Himmel. Auch hier wieder: Thomas Mann! Die Gefühle sind unbeschreiblich. Hier der unerhörte Reichtum des Bürgermeisters, da die schnöde Einsamkeit in selbstgewählter Armut der Frau, kein Likörchen, kein Teppich, nur abgelatschter Linolersatz auf den Dielen. Hier fühlt sich die Frau wohl, sie ist daran gewöhnt. Nachdem sie die Haustür aufgeschlossen hat, guckt sie zuerst in den Briefkasten. Endlich, mit fiebrigen Fingern hält sie triumphierend einen Briefumschlag in der Hand. Inhalt: die lange erwartete Autogramm-Postkarte ihres Idols. Es handelt sich um keinen geringeren als eine bekannte Persönlichkeit aus dem öffentlichen Leben. Doch sie versteckt die Karte, es ist ihr ein bißchen peinlich. Wie oft hatte sie schon von ihm geträum

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                                      • RE: Nachtrag - Buch


                                        es gibt übrigends auch ein Buch von Helge Schneider mit dem
                                        Titel "Zieh dich aus, du alte Hippe"

                                        Ich selbst kenne es aber nicht.

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                                        • RE: was ist ......


                                          vom Wortstamm her eigentlich "dürres Pferd"
                                          umgangssprachlich in einigen Regionen Deutschlands aber "alte Ziege" -
                                          in keinem Fall ein Kosename

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                                          • RE: was ist ......


                                            Hi @deja,
                                            - Hebbe o. Hippe: ältere Frau (meist in Verbindung mit dem Wort „alte“)

                                            - durch mundartlichen lautwandel (etwa wie hippe < heppe) aus Halle/Saale

                                            reicht das ?

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                                            • RE: was ist ......


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                                              großes, dünnes Mädchen mit übertriebener Mannequinfigur; weibliches Gegenstück zum "Schmachtlappen"; "hippelig" - unruhig, nervös, dauernd in Bewegung ("Sonne Hippe mit so Muckis wie son Spucht kannze doch kein Feudel inne Hand drücken, damit ma bei mich inne Bude so richtich wienern tut.")
                                              _____________________________________

                                              Das war's zur nacht.
                                              Ab in's Bett,Schäfchen zählen....

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                                              • RE: im duden nachgesehen


                                                ja, darf man. hm, und ob die pferdenummer stimmt...............am ehesten vielleicht das mit der alten frau?

                                                hat mich jemand genannt, den ich zugegeben, währen wir nicht beide in einer beziehung, sofort aufessen würde... ich habe manchmal das gefühl, ihm ist es ernst, kann aber nicht anders als ständig und auf alles einen konter zu geben.

                                                als ich mal wieder trotz allem flirten nur "schlagfertige" antworten parat hatte.....dachte mir schon, er meint irgendwas in die richtung "vertrocknet"...vielleicht bin ich das ja sogar....

                                                danke, macht spass ueber begriffe nachzudenken.....was gibt es denn noch für welche?

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