Mein Freund ist ein totaler Familienmensch; er wohnt in der selben Wohnüberbauung wie seine Eltern und sein Bruder mit Familie. Wir haben beide eine eigene Wohnung; sehen uns also hauptsächlich am Wochenende und einmal unter der Woche. Es vergeht eigentlich kein Wochenende, an dem wir ungestört sind (wir sind immer bei ihm, weil er die grössere Wohnung hat). Und wenn ich mich wehre und sage, ich wolle mal einen einzigen Samstag mit ihm alleine verbringen, dann habe ich ein schlechtes Gewissen; als würde ich ihn von seiner Familie fernhalten. Und er sagt dann gequält ab, wenn die Mutter mal wieder von drüben anruft und fragt, ob wir auch "kurz mal rüber" zum Bruder kommen, um zu grillieren.
Vor allem seine Mutter ist eine grosse Belastung für unsere Beziehung; sie gibt mir mit kleinen Hinweisen sehr oft zu spüren, dass ich mich aus seinem Haushalt raus halten soll (den sie für ihn, ihren 28jährigen Sohn macht). Kommt ständig vorbei. Beim Bruder ist sie und auch der Vater JEDES Wochenende, Samstag und Sonntag, den ganzen Tag. Das Kind des Bruders wird hauptsächlich von der Mutter resp. Grossmutter erzogenen (!!!), nicht etwa von der eigenen Mutter. Die Mutter meines Freundes mischt sich in ALLES ein; in die Kindererziehung, in die Wohnungseinrichtung, kommt mit in die Ferien etc.
Nun wünscht sich mein Freund schon lange sehnlichst ein Kind mit mir. ABER: Er ist nicht bereit, sich mit mir eine andere Wohnung zu suchen. Die Wohnung und die Lage seien ideal für ein Kind. Auch der Mietzins ist realistisch; er ist Normalverdiener. Und die Wohnung hat eine eigene Waschküche, was mit einem Kind auch wirklich sehr praktisch ist. Die Sache mit der Mutter kriege er "dann schon in den Griff", sagt er.
Nun, ich habe monatelang hin- und her überlegt ob ich die Pille absetzen soll. Weil ich ihn sehr liebe. Weil ich eine Zukunft mit ihm haben möchte. Und natürlich auch ein Kind mit ihm. Ich wollte die Beziehung vor knapp zwei Monaten sogar beenden, weil ich nicht mehr weiter wusste. Aber er hat um mich gekämpft.
Also gut. Nun habe ich die Pille abgesetzt. Weil ich endlich einmal eine Entscheidung treffen wollte. Und jünger werde ich ja auch nicht (bin 34). Aber das Hin- und Her, das ist überhaupt nicht besser geworden. Leider. Ich fühle mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut. Seit ich die Pille nicht mehr nehme, wechseln meine Gefühle stündlich. Einmal empfinde ich "Du liebst ihn, er liebt Dich. Wir halten zusammen. Das ist die Hauptsache" (naiv, ich weiss) und dann wieder "ich kann und will nicht so leben wie er; ich bin kein Familienmensch. Ich will mein eigenes Leben mit ihm zusammen". Ich bin überzeugt, die Mutter würde jeden Tag auf der Matte stehen, kaum dass wir ein Kind haben. Und das würde ich auf gar keinen Fall mitmachen. Das würde unsere Beziehung unglaublich belasten. Und doch, mein Freund hat recht; seine Wohnung wäre in vielerlei Beziehung ideal für eine Familie.
Was soll ich tun? Ihm sagen dass ich die Pille wieder nehme, und wir halt nichts an unserer Beziehung ändern können, solange er dort wohnt? Ein Ultimatum stellen? Ihn loslassen?
Mit ihm zu reden hat übrigens keinen Sinn; er hört zwar zu und beruhigt mich, er werde das alles schon in der Griff kriegen. Aber weiter ändert sich gar nichts.
Wer rät mir etwas Gutes?
Vielen Dank,
T.M.
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