die Beziehung mit meinem Freund (36) dauerte 10 Jahre, wir haben jedoch nie zusammen gewohnt. Sein Ziel war von Anfang an, zusammenzuziehen, zu heiraten, ein Haus zu kaufen und evtl. Kinder zu haben. Für mich (38) war all dies nicht mehr erstrebenswert, zumal unsere Vorstellungen in bezug auf einen gemeinsamen Wohnort etc. auch stark voneinander abwichen; aus Fairnessgründen ließ ich ihn darüber auch nicht im Unklaren, er konnte sich auch zu jedem Zeitpunkt voll auf mich verlassen. Da ich beruflich stets sehr stark eingespannt und meine vorherige Beziehung an der Eifersucht meines Freundes und mangelndem Freiraum auf meiner Seite gescheitert war, einigten wir uns schließlich darauf, dass die Wochenenden und Urlaube uns gemeinsam gehören. Mein Freund stimmte dieser Regelung offenbar eher halbherzig zu. Aufgrund eines Jobwechsels ergab es sich irgendwann, dass ich auch ganze Wochen bei ihm verbrachte. Leider endete dies nach geraumer Zeit mit Streitereien über Banales, so dass er meinem Vorschlag über einen längeren Aufenthalt irgendwann auszuweichen begann und es schließlich auch gar nicht mehr dazu kam.
Hatte er bislang unter der Woche seine Stammkneipe aufgesucht, weil ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, so intensivierten sich speziell im letzten Jahr seine Männerfreundschaften, er stieg zu meinem Erstaunen sogar in das Projekt, einen Schrebergarten umzugestalten, mit ein. Fast zeitgleich schien sich von seiner Seite eine immer größer werdende Gleichgültigkeit in unsere Beziehung einzuschleichen. Darauf angesprochen, erklärte er, es habe ja sowieso keinen Zweck, sich zu bemühen, weil unsere Beziehung ja immer weiter vor sich hin plätschern würde und ich keine Anstalten machte, etwas im Hinblick auf Zusammenziehen o. ä. zu ändern.
Auf mein Drängen unternahmen wir kürzlich zwar noch eine kurze Urlaubsreise, im gleichen Atemzug aber warf er mir mehrfach vor, dass er wegen meiner Ansprüche mehrere Gelegenheitsjobs annehmen müsse (er verlor seinen Arbeitsplatz vor anderthalb Jahren). Dabei habe ich bislang stets einen beachtlichen Anteil seiner Kosten übernommen und ihm einen Urlaub komplett geschenkt - um kurz danach zu erfahren, dass er das "nicht vorhandene" Geld in ein neues Notebook investiert hatte.
Nachdem es nun bereits zweimal vorkam, dass ich im Urlaub bzw. an freien Tagen deprimiert zu Hause saß, weil ich meinen Bekannten im Vorfeld zugunsten meines Freundes abgesagt, er sich aber plötzlich einfallen lassen hatte, dass ihm unsere ständigen Streitereien und mein Nörgeln zu anstrengend sind und er nach dem Jobben nur noch seine Ruhe bei seinen Freunden haben will, und er außerdem seinen Geburtstag erstmals mit seinen Freunden feierte und mir beiläufig anbot, dass ich ja dazustoßen könne, habe ich nun Knall auf Fall die Beziehung beendet, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, aufgrund seiner Entscheidungsunfähigkeit/Inkonsequenz permanent in Stand-by-Position zu sein. Er konnte nicht verstehen, dass ich 10 Jahre einfach so wegwerfe, und reagierte, wie üblich, beleidigt und aufbrausend. Er erklärte mir auch, dass mein Empfinden, dass er sich langsam aus der Beziehung manövrieren will, weil ihm seine Freunde wichtiger sind, falsch sei, woraufhin ich einräumte, dass meine Reaktion dann nicht angemessen gewesen sei. Obwohl er grundsätzlich den Standpunkt vertritt, dass es nichts bringt, eine beendete Beziehung wieder aufzuwärmen und über Dinge, die man nicht ändern kann, zu grübeln, hänge ich nun in der Warteschleife. Er weiß nicht, ob er das alles noch will, immerhin könne er sich in einem halben Jahr erneut in dieser Situation wiederfinden, und möchte - im Gegensatz zu mir - in Ruhe darüber nachdenken. Wie lange dieser Prozess dauert, kann/will er mir nicht sagen. Ebenso schweigt er sich aber darüber aus, ob ich sofort meine Sachen bei ihm abholen soll, wenn seine Überlegungen doch ohnehin darauf hinauslaufen, dass sich unsere Wege trennen.
Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Mir wäre zweifelsfrei am liebsten, wenn wir beide unsere Verhaltensweisen überdenken und zugunsten der Beziehung daran arbeiten könnten. Aber ich fürchte, dass seine Freunde, die ursprünglich notgedrungen einen Platz bei ihm einnahmen, inzwischen Priorität haben und sich an unserer Lage nichts mehr ändern lässt. Sofern er nicht mehr um die Beziehung kämpfen möchte, könnte ich mit einem kurzfristigen Schlussstrich besser umgehen als mit dieser Ungewissheit.
Danke fürs Zuhören - vielleicht hat der eine oder andere einen Rat für mich.
Kommentar