Ich habe an dem Gespräch am WE zunächst intensiv teilgenommen, ab Sonntag Morgen nachgelesen. In aller Kürze zusammengefaßt habe ich den Verlauf so erlebt:
(1) Eine Frau wendet sich in einer Extremsituation an das Forum; sie ist gleichzeitig verzweifelt, traurig, gedemütigt, voller Angst, wütend, voller Scham, findet Erklärungen, Entschuldigungen für den Partner "Er liebt mich doch...!"
(2) Der Partner der Frau schaltet sich mit für mich zunächst z.T. unverständlichen Kommentaren, Zitaten und neuen Threads in die Diskussion ein . Irgendwann wird klar: ER ist das !
(3) Rasend schnell entstehen eine Menge Nebenkriegsschauplätze: er spricht mit seiner Partnerin, beide suchen Unterstützung bei den anderen Teilnehmern, die wiederum diskutieren untereinander, wer "sich mit wem solidarisiert" (zwischendurch noch der Kommentar, "ihr zieht hier eine Show ab" , der einen Fake vermuten läßt)
(4) Am nächsten Morgen allgemeine Betroffenheit: wer hat hier was zu wem gesagt und sich wie verhalten ? wo positioniert sich jeder ? wie kann denn DER sich überhaupt hier in's Forum wagen ? wieso hast DU ihm so und so geantwortet ? usw...
Mein Standpunkt dazu:
1. Ein Forum hat Grenzen, innerhalb derer es dem Einzelnen nützt und Sinn macht. Ich kann von zu Hause am Rechner aus keine eskalierende Situation irgendwo in Deutschland in Ordnung bringen. Den Zahn sollten sich alle Teilnehmer ziehen !
2. Ein Forum hat nur das geschriebene Wort. Jeder sollte sich die Mühe machen, sorgfältig zu formulieren und sorgfältig zu lesen. Threads, die 25x neu geschrieben werden, weil sich ein anderer an einer Formulierung stößt, nutzen niemandem, ebenso wenig wie die Bemerkung "wenn du eine Webcam hättest, würdest du mich verstehen!" - haben wir hier nicht, aber das weiß jeder und sollte sich entsprechend bemühen.
By the way....
3. Bemerkungen á la "Deine Meinung interessiert mich nicht, du ....XYZ ...!" lassen auf nichts weiter als mangelnde Distanz zur Diskussion und den beteiligten Personen schließen, wo sich doch mal jeder der hier anwesenden Hobby-Psychologen (mich eingeschlossen) hinterfragen sollte, aus welchen Gründen er oder sie sich überhaupt zu einem Beitrag äußert. Manchmal scheint es hier nur noch um's "Recht-" oder "Das letzte Wort Haben" zu gehen und die Betroffenen sollen sich doch gefälligst möglichst schnell helfen lassen.
Jede Auseinandersetzung unter den "beratenden" Forumsteilnehmern geht doch straight vom eigentlichen Thema weg ...und mit einer abstrakten Opfer-Täter Diskussion läßt man sich hier stellvertretend vor den Karren der beiden spannen, deren Kommunikation anscheinend im Moment - wenn überhaupt - nur auf Distanz via Internet funktioniert.
4. Die Frage nach Solidarität vs Lynchjustiz geht ja wohl völlig am Thema vorbei !! Was nützt es denn konkret, wenn beide auszählen können, wer sich auf die eine oder andere "Seite" gestellt hat ? Theoretische Erklärungen, Analysen oder Grundsatzdiskussionen richten gar nix aus (Hallo - wir kennen die beiden noch nicht einmal !)
Die Situation muß entschärft werden (indem sich von mir aus beide hier alles von der Leber schreiben und auch zunächst mal eine räumliche Trennung stattfindet, um noch Schlimmeres zu verhindern), helfen müssen vor Ort andere: Polizei, Ämter, Beratungsstellen, Frauenhäuser oder wofür sie sich auch entscheiden.
Ein Forum hat da einfach seine Grenzen und die müssen wir akzeptieren, wenn wir hier überhaupt funktionieren wollen.
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