in meinem sex vs. gender-thread haben wir uns ja wohl etwas verheddert. um nicht dort vielleicht jemand von einer wortmeldung zum thema abzuschrecken (weil man sich als höflicher mensch nicht so gern in ein zwiegespräch einmischt), würde ich die auseinandersetzung mit deiner position gern hier in einem eigens dafür geschaffenen rahmen fortsetzen (natürlich ist niemand von der teilnahme an der diskussion ausgeschlossen)
so weit ich dich verstanden habe, bist du am thema sehr interessiert, stehst aber dem genderkonzept - ums mal so zu sagen - kritisch gegenüber. mich würden die einzelheiten deiner kritik interessieren
was das biologische geschlecht betrifft (lassen wir mal den hermaphroditismus außen vor, das ist eine andere baustelle), besteht ja wohl einigkeit
soziologisch relevant ist aber nicht das biologische geschlecht, sondern die damit verbundene gesellschaftliche rolle. und diese ist ein konstrukt - jede gesellschaft konstruiert sich hier ihr eigenes modell
daß etwa das soziale modell "frau" in den matriarchatskulturen ganz anders ausgesehen hat als im patriarchat, dürfte einleuchten
und der "mann" wird z.b. heute, in unserer kultur, als heterosexuell definiert. "homosexualität ist unmännlich". das war noch im antiken griechenland anders: das soziale konstrukt "mann" sah homosexualität bzw. homosexuelle beziehungen als norm vor
gut, könntest du sagen, rollenbilder wandeln sich im laufe der zeiten. es bleibt aber bei "frau" und "mann"
das stimmt vielleicht für unseren kulturraum. in indien etwa existiert die kaste der hijras (beinahe poetisch umschrieben mit "Eunuchen, Kastraten, Zwitterwesen"). ein drittes geschlecht. nicht frau, nicht mann - hijra
mögen die hijra auch biologisch als "nicht frau, nicht mann" einzuordnen sein (ich weiß es nicht), tatsache ist, daß auch für sie platz in der gesellschaft ist, also ein soziales konstrukt des gender "hijra" existiert, dem ihre existenz zugrunde liegt (bei uns wären das vielleicht "hermaphroditen" - diese(die endung mußt du dir aussuchen ;-) gender existiert bloß nicht in unserer vorstellung von geschlechterdualität)
wenn drei gender, warum nicht vier, warum nicht viele? "geschlecht" wird gesellschaftlich wahrgenommen, anhand einer geschlechterdefinition. wenn wir uns auf die dualität einengen, bedeutet das ausgrenzung. ein "mann" ist hetero - also ist der schwule abnormal. eine "frau" kleidet und benimmt sich feminin - also ist der drag king abnormal
begreifen wir geschlecht als soziales konstrukt, werden diese ausgrenzungen obsolet. das ist mein ganz privates genderkonzept
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