Mein Freund und ich wohnen nicht zusammen und wir wollen alsbald wieder in Urlaub fahren. Diesmal mit einem vor 2 Monaten angeschafften Wohnmobil, welches seine Freizeit seither voll in Beschlag nimmt (Bastler).
Sicherlich mal ganz nett, soetwas auszuprobieren und unabhängig zu sein, dennoch kann ich mich nicht sonderlich freuen.
Während ich gerne morgens etwas früher aufstehe, um das ganze Programm des Fereinorts/-landes durchzumachen (Museen, Kirchen, Denkmäler, besondere Plätze) und gerne mittels öffentlicher Verkehrsmittel die Leute kennenlerne, um dann in den Nachmittagsstunden ggf. zu schwimmen und auszuspannen, schläft er lieber gerne lange, steht dann irgendwann auf,frühstückt nicht richtig oder verpasst im Hotel die Buffetzeiten, setzt sich nicht gerne in Strassencafes oder geht gerne gut essen, um zu verweilen, nervt mich und konzentriert sich nicht, wenn wir ein Museum besuchen, fragt, wo ich hingehe, wenn ich aus dem Bett krieche, um auf die Toilette zu gehen und macht zuweilen nachmittags um 17.00 Uhr den Vorschlag, man könne doch heute einen Ausflug machen. Er verfährt sich andauernd, ist ohne Navigationssystem aufgeschmissen und mietet lieber einen Mietwagen, statt den "lustigeren" Weg öffentlicher Verkehsrmittel zu wählen.
Das Ganze sieht dann so aus, dass ich meist "Schnittchen" mitnehme, weil man ja nie weiß, wann er vorhat, ein Restaurant aufzusuchen (er isst mir dann alles weg und ist satt), darauf achte , dass keine Mücken fliegen, da es sonst nachts einen riesen (!) Aufstand (wir jagen dann Mücken) gibt und ich morgens "liebvoll" seine Mückenstiche betreuen muss, meine gesamten Ansprüche vollkommen herunterschraube und darauf warte, dass die Sache
vorbei ist, mir dabei aufsagend, dass das eben zur Liebe dazugehört, Urlaube zu ertragen.
Nur am Abend sind wir uns einig, dass wir uns nicht sonderlich wohl in Diskotheken /Bars fühlen.
Sicherlich ist es angenehm, wenn man den Partner aus erotischen Gründen bei sich hat, dennoch finden wir im Urlaub meist keinen richtigen Schlaf. Ich bin nach einigen Tagen fix und fertig. Auch stört es mich, wenn er sich nachts ununterbrochen hin-und herdreht, wenn eine Mücke kommt. Ganz schlimm war, als er bei geschlossenem Fenster Mückenspray gesprüht hat.
Wenn ich sein Blickfeld verlasse und sage, dass ich mal eine halbe Stunde allein sein möchte, werde ich beobachtet und muss immer erklären, wo ich hingehe und wann ich "ungefähr" wiederkomme. Er liebt es, wenn wir uns beide stundenlang über Landkarten knien und günstige Routen heraussuchen. Ich muss dann aufmerksam und interessiert zuhören und um die Sache abzukürzen, mit sicherer Stimme darauf hinweisen, dass sein Vorschlag dort-und daentlang zu fahren einfach genial ist. Oder er erklärt stundenlang wie eine Schiffshebebühne oder "was weiß ich was" funktioniert, so lange, bis ich es quasi schon auswendig aufsagen kann. Wenn wir irgendwo "gemütlich"entlanglaufen in den touristischen Orten, will er mir immer irgend etwas kaufen, was ich gar nicht mag. Es dauert dann ca. 5 Minuten und einen fast lautstarken Ton, um ihn davon abzuhalten.
Nach einigen Tagen sage ich meist einfach nur noch "Ja.".Wenn er stehen bleibt, muss ich (immer sehr verliebt das Händchen haltend) ebenfalls stehen bleiben.
Wenn ich ein Buch lese, fragt er meist, was ich lese und "macht dann so lange herum", bis ich es weglege. Er dreht alles so perfekt, dass es am Ende so aussieht, als bestimmte ich, wo es hingeht und was wir machen, dabei gibt er immer den Ton an. Überhaupt habe ich kaum die Möglichkeit , 10 Minuten allein zu sein. Ruhe ist erst dann, wenn ich ihn an einen FKK-Badestrand setze.
Während ich mit meinen Eltern einen sicherlich 1000 Mal schöneren Urlaub verleben könnte, werde ich in diesem Sommer mit einem vordergründig glücklichen ,lächelnden Gesicht in einem Wohnmobil Bratkartoffeln braten,daneben mein Herzliebster, der sich über den passgenauen Aluminium-Camping-Tisch freut.
Ist das so, dass man das aushalten muss? Bin ich zu intolerant oder zu wenig partnerschaftsorientiert? Ich versuche immer, gelassener zu werden. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte noch ein oder zwei Kinder, die ich mit in Urlaub nehmen müsst, würde ich mich ertränken.
Vielleicht ist das jetzt etwas übertrieben geschildert, aber zumindest in den ersten zweit Tagen fühle ich mich so.
Wer weiß Rat?
Viele Grüße N.
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