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Wie denn nun?

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  • Wie denn nun?

    Wenn ich also auf ein konkretes psychisches Defizit, einen Mangel, Trauma, Problem oder auch nur mangelndes Selbstbewußtsein stosse, wie gehe ich damit um? Wie ziehe ich den "Kopf aus der Schlinge"?

    Ist es so, daß ich einen vortraumatischen Zustand nie wiederherstellen, sondern allenfalls der Baum wieder zum Blühen gebracht werden kann?

    Erweitert Literatur-Studium mein Bewußtsein oder finde ich dadurch möglicherweise "nicht die Konserve an der Wand"?

    Reicht allein Selbstbeobachtung oder bedarf es einen Menschen, der mit einem klugen Kopf folgerichtig denken kann und dazu über eine sensible integrierte Persönlichkeit verfügt, auf deren intuitives Urteil man vertrauen kann, bzw. eines Therapeuten?

    Mich interessiert mehr Meinungen dazu, entweder allgemeiner Natur oder auch zum konkretes Beispiel, das mich schon in meinem allerersten, aber auch im Thread vom 21. Tag beschäftigte: Meine zwischenmenschliche Beziehungen.

    Wenn ich erkenne, daß mir erziehungstechnisch eine nicht-funktionierender Mechanismus gegenüber meiner Mitmenschen eingeimpft wurde ... Meine an sich von mir geliebten bzw. geachteten Freunde/Bekannten gehen mir mit ihrer Gesellschaft wegen kleiner unwichtiger Macken nach relativ kurzer Zeit auf die Nerven, so daß ich es bevorzuge, allein zu sein. Das, obwohl ich sie grundsätzlich sehr schätze. Obwohl ich erkenne, wie krank meine Intoleranz ist und zu welcher Isolation sie führt, vermag ich sie nicht zu ändern.

    Mein Verhalten erinnert mich sehr an das meiner Eltern, die eigentlich keine Freunde haben, sich in ihre Zweierbeziehung zurückziehen und dem Rest der Welt extrem intolerant gegenüberstehen. Einmal im Jahr schmeißen sie dann eine Geburtstagsparty, spielen den ganzen Abend "Lächel-freundlich", um am nächsten Morgen über die anderen herzuziehen.

    Von Herzen kommt dabei weder das "Lächel-freundlich" noch das "Drüber-Herziehen". Ich glaube, sie sind überhaupt gar nicht in der Lage, zu empfinden/zu fühlen, was sie wirklich in ihren Mitmenschen sehen.

    Mir geht es ähnlich. Aber wie komme ich aus dieser Struktur raus? Die Selbstbeobachtung und Erkenntnis allein verändert es ja nicht.

    ???


  • reentranz und automatisierung


    sehr gut nachgefragt, liebe Sandra, endlich mal ein Mitmensch der keine Gedankensperren hat.
    In der Tat ähnelt Dein Verhalten dem Deiner Eltern. Wie sollte es anders sein ?
    Die Kognition (Selbstbeobachtung) zwingen Dich aber bereits jetzt schon zur Nachfrage.
    Ein erster Schritt. Durch das Erlernen von neuen Sachverhalten wird durch das Hinzugelernte das Bewussstsein erweitert. Dieser Vorgang ist zunächst hochbewußt, erst nach einer gewissen Zeiz sinken die Informationen ins Unterbebewußte ab, und sind somit Teil Deiner Intuition (geistiges Eigentum) geworden. Aus dem Langzeitgedächtnis heraus, werden si somit dein Verhalten ggf. mit beeinflussen können.
    Um seit langem erworbene automatische Gedanken, Verhaltensmuster oder gar Charakterzüge zu verändern, bedarf es allerdings ganz massiver Lernprozesse um tatsächlich die Webfehler der Intuition zu korrigieren.
    Ich bin mir auch sicher, dass man ganz grundsätzlich den Charakter nicht verändern kann (Ausnahme: Boost Camp),
    Aber der konsequente Verzicht aufpsychoaktive Drogen, gleich welcher Art, sowie ein lebenslanges strukturiertes Lernen, (am besten natürlich etwas Sinnvolles oder Befriedigendes) und eine konsequente Psychohygiene (nicht jeden Scheiß in sich hinein lassen), sowie der konsequente Auf- und Ausbau von bestehenden und neuen zwischenmenschlichen Beziehungen (hierbei darf man ruhig sehr wählerisch sein - beim Elternhaus hatte man seinerzeit ja keine Wahl) sind die einzigen Maßnahmen die dienlich sein können.

    Ob diese nun alleine gelingt bzw. mit Hilfe eines Therapeuten, ist sehr subjektiv, es setzt u.a. Intelligenz, die Dauerhaftigkeit des Gedächtnisses usw usf. voraus.

    Allerdings ist man tatsächlich in der besten aller Welten, wenn man einen oder mehrere Menschen, wie Wolf Singer es beschreibt, zur beständigen "Verfügung" hat.

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    • Boot camps


      heißen die Dinger,und selbst die geben keine Garantie auf Erfolg.
      "Boot Camps for troubled kids"..für Erwachsene gibt´s das weniger,und falls doch nur für die wirklich hoffnungslosen Schwerverbrecher.
      Aber manchmal reicht es aus jemanden zu haben,der die richtigen Fragen stellt,um die adäquaten Antworten zu finden,und dementsprechend zu agieren.

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      • RE: Boot camps


        danke für die korrektur und "Bestätigung", sorgiña.

        *besitos*

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        • RE: Wie denn nun?


          Ich denke, dass jeder Mensch von Zeit zu Zeit manchmal eine "Auszeit" benötigt. Sei es wegen äußerer oder persönlicher Lebensumstellungen . Auch die Sichtweise und Prioritäten verändern sich mit den Jahren, sodass einem plötzlich Dinge stören, die einem früher kalt gelassen haben. Andererseits schätzt man aber auch vielleicht ganz neue Sachen, Interessen oder Züge an Personen, die einem früher gar nicht aufgefallen sind.
          Ein gewisses Bedürfnis nach Ruhe und Alleinsein, wo du dich nur mit dir selbst oder den für DICH wichtigen Dingen beschäftigst, finde ich auch nicht wirklich schlimm, sondern nur legitim und sollte auch von Bekannten/Freunden akzeptiert werden.
          Ob du die Häufigkeit von Treffen ev. auch reduzieren möchtest, sodass du dich wieder freust, wenn du die Bekannten dann wieder siehst, kann ich nicht beurteilen.
          Mir hilft es jedenfalls manchmal Abstand zu nehmen.

          Wünsch dir alles Gute und dass du den richtigen Weg für dich findest.

          LG Shanti


          SandraD. schrieb:
          -------------------------------
          Meine an sich von mir geliebten bzw. geachteten Freunde/Bekannten gehen mir mit ihrer Gesellschaft wegen kleiner unwichtiger Macken nach relativ kurzer Zeit auf die Nerven, so daß ich es bevorzuge, allein zu sein. Das, obwohl ich sie grundsätzlich sehr schätze. Obwohl ich erkenne, wie krank meine Intoleranz ist und zu welcher Isolation sie führt, vermag ich sie nicht zu ändern


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          • RE: Wie denn nun?


            OK. Zweiter Versuch. Der erste Antwort-Versuch ist leider Opfer einer Fehlfunktion meines Rechners zum Opfer gefallen <seufz>. Fängt ja schon wieder gut an! :-(

            Sandra, mein erster Gedanke ist ein Spruch, in dem sehr viel Wahres steckt:

            "Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung"

            Du hast Deinen Eltern insofern etwas voraus, als dass Du erkennst, dass etwas nicht ganz so läuft wie es für zwischenmenschliche Beziehungen gut wäre. Das ist ein Punkt für Dich! Setz ihn gedanklich auf Deine Positivliste. Nur wer seine Fehler kennt, kann etwas an ihnen ändern. Jetzt kommt natürlich noch hinzu, dass nicht alles, was einem ein gewisses Unwohlsein verursacht, wirklich ein eigener Fehler ist. Da sind dann klärende Gespräche und "Insichgehen" notwendig. Das alles braucht vor allem Geduld und Zeit.

            Wahrscheinlich hast Du in diesem Forum weit weniger Probleme, etwas von Deinen vermuteten Fehlern (und ihren Ursachen) zu erzählen, weil wir Dir im Gegenzug nicht alle die Bude einrennen und Du selbst bestimmen kannst, welche Antworten Du an Dich heranlässt oder nicht (lesen, verdauen oder ignorieren). Mit körperlich vorhandenem Besuch ist das immer etwas komplizierter. Die kann man in der Regel nicht bei Nichtgefallen prompt vor die Tür setzen - d.h. man könnte schon, aber die gute Erziehung verbietet es einem und außerdem nehmen selbst sehr gute Freunde es übel, wenn sie nach wenigen Minuten bereits zum Gehen aufgefordert werden, ohne dass man sich zuvor in den Haaren gelegen hätte...

            Also: über kurz oder lang wirst Du versuchen müssen, Dir nicht-virtuelle Gesprächspartner zu suchen, denen Du vertraust - Freunde eben, wozu hat man die wohl sonst -, deren Kritik Du aushälst/zulässt, damit Du die von Dir so empfundenen Defizite abklopfen kannst. Wenn die von Dir erwähnten Freunde schon sehr lange Freunde sind, kennen sie sehr viel mehr Facetten von Dir als alle Foristen hier zusammen. Und einsames Selbststudium ist für Menschen wie Du, die doch sehr kommunikativ veranlagt sind, sicher keine Dauerlösung. Du kannst auf Dein Durchhaltevermögen (in puncto Abstinenz und darum stattgefundener Diskussionen hier) richtig gehend stolz sein. Was auch immer noch im Argen liegt, mit Geduld (in erster Linie mit Dir selbst) und Respekt (vor Dir selbst) bekommst Du das in den Griff.

            Ich habe gelegentlich auch das Gefühl, ich müsste mal zu einem Therapeuten gehen, um den Ursachen meiner persönlichen Defizite auf den Grund zu gehen. Und jedesmal weiß ich kurz nach dem Gedanken an diese Möglichkeit, dass ich keinen Therapeuten brauche, sondern lediglich den kühlen Verstand und das nötige Selbstbewusstsein, meine Unvollkommenheit zu akzeptieren. Nobody is perfect! Stimmt doch!

            Gespräche mit Menschen, die einem wohlgesonnen sind, helfen, falsche Denkrichtungen/Schlüsse zu vermeiden. Es ist meiner Meinung nach gut, möglichst viele verschiedene Menschen zu kennen, deren Lebenseinstellung vielleicht völlig anders als die eigene ist, um eigene Verhaltensweisen zu hinterfragen. Wer immer nur einen einzigen Menschen (und dann womöglich auch noch den Falschen) um Rat fragt, der kommt bei aller Selbstkritik auch nicht wirklich weiter, meine ich.

            Du hast dir hier schon so viele verschiedene Denkrichtungen angehört und Deine Schlüsse daraus gezogen. Wieso sollte es unter Deinen persönlichen Kontakten niemanden geben, der Dir im konkreten Fall beruhigend die Hand auf die Schulter legt, Dir stärkend den Rücken klopft oder auch mal einen Seitenhieb verpasst, je nach dem, was nun grad anliegt? Und auch zusammen schweigen, Tee trinken, weinen, wütend sein, streiten, lachen bringt auf Dauer mehr als viele Zeilen von jemanden, der nur eine sehr unvollkommene Vorstellung von Dir als Persönlichkeit hat. Wahrscheinlich weißt Du das selbst und empfindest es deshalb als "ungut", dass Du Besucher nicht bzw. nicht langfristig ertragen kannst.

            Ich glaube, dass man Probleme mit sich selbst oder anderen nicht dadurch in den Griff bekommt, indem man einen Bogen um sie macht. Panische Ängste vor Spinnen z.B. werden ja auch dadurch bekämpft, dass man den Kontakt zum Krabbeltier bewusst herbeiführt und erkennt, dass nix Schlimmes passiert (jedenfalls nichts wirklich Schlimmes). Vielleicht vergeht die Angst nie ganz, aber man lernt, mit ihr umzugehen.

            Für den Kontakt mit anderen wäre demzufolge vielleicht folgende Methode ratsam: kurze, zielgerichtete Begegnungen herbeiführen, statt sich sofort in nicht enden wollende Besuchstermine zu stürzen. Wie kann das gehen? Vielleicht so: Setz Dir ein Limit, kündige vorher an, dass Du längere Besuche momentan nicht genießen kannst, aber den Kontakt erhalten möchtest und warte ab, ob und wie es klappt. Also lad Dir nicht ganze Trupps von Leuten zu Dir nach Hause ein und geh vorzugsweise auf Besuch, damit lässt Du Dir die Rückzugsmöglichkeit.

            Strategie der kleinen Schritte. Die ist auch in allen anderen Teilbereichen anwendbar. Kurse in Selbstverteidigung stärken im Prinzip angeknachstes Selbstbewusstsein. Ist aber nicht jedermans Sache. Lauftreffs sind gut, wenn man etwas für die Gesundheit tun möchte und die Kommunikation als Nebenprodukt betrachtet, das nach eigenem Gutdünken intensiviert oder reduziert werden kann (beim Laufen ist Reden sowieso nicht gut möglich und nachher kann man zur Not ja schon anderes vor haben oder sich denn doch mal auf einen Kaffee/Tee zusammensetzen).

            Was meinst Du?

            Gruß
            Anke
            (die sich nach dem letzten Beinahe-Kollaps um Kurse in Entspannungstechniken kümmern wird, weil sie da offensichtlich nicht anders zu bewältigende Defizite hat)

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