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Verzweiflung

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  • Verzweiflung

    Hallo ihr lieben!

    Habe da mal wieder etwas auf dem Herzen und hoffe, jemanden zu finden, der seine ehrlich Meinung dazu äußert!

    Seit längerer Zeit nun bin ich überglücklich verliebt und alles ist wunderbar (bis auf die Tatsache, dass wir 400 km auseinanderwohnen), und mein gefühl sagt mir, dass es wohl auch ne ganze Weile halten wird.

    Vor einiger Zeit hatte ich einen Job, bei dem ich einen Mann kennenlernte, der ganz einfach zu reden begann - über sich, sein Leben, seine Zukunftsträume, seine Ängste und Zweifel und seine skurielen Ansichten gegenüber der Gesellschaft und dem Umgang mit anderen Menschen. Insgesamt unterhielten wir uns ca. 6h, d.h. ich hörte so lange einfach nur zu und er redete. Ich erfuhr, dass er bereits 5 Bücher geschrieben hat, in denen er einfach über seine Gedanken philosophierte und zeigte mir wunderschöne Bilder, die er gemalt hatte.

    Danach tauschten wir telefonnummern aus und telefonierten manchmal und er kam mir eigentlich bloß ein wenig seltsam vor (als ich ihn nach seinem Alter fragte, antwortete er 2 Jahre, denn vor 2 Jahren traf ihn die Erkenntnis...), aber ich fand es okey, ihm zu zu hören.

    Nun kam es gestern zu einem treffen. Wir gingen an den Hafen und es war ein wenig angespannt, doch am ende drückte er mir ein Päckchen in die Hand, schön verziert und sagte, dies solle ich lesen, es ist für mich.
    Als ich fragte was drinn stand, fing er an zu erzählen, dass er bei unsere ersten Begegnung das Gefühl hatte, etwas gefunden zu haben, einen Freund der ihn versteht, aus frührerem Leben, noch nie gefühlte Dinge spürte und noch nie so ohne weiteres zu sprechen begann über Dinge, die er vielleicht nie erzählt hätte.

    Natürlich wunderte ich mich, allerdings habe ich mich gefreut, für ihn etwas besonderes zu sein. Aber auf gegenseitigkeit beruhte dies nicht.

    Als ich zuhause das Päckchen aufmachte traf mich beim lesen fast der Schlag:
    Für ihn wäre ich ein Seelenfreund, er würde mich lieben, schrieb 1000 Dinge über die Wichtigkeit der Liebe, hielt seine Gedanken in den Zeilen fest wo geschrieben stand, wie er sich vorstellte mit mir da zu sitzen, meine Hand zu halten und mir seine Liebe zu gestehen, mich einfach umarmen wollte und sich ständig nach meiner Nähe sehnte...
    Insgesamt waren es 8 Seiten - noch nie hörte ich solche Worte in Verbindung mit mir - dazu 2 Gedichte, und ich kam mir total platt vor.

    Jetzt weiß ich gar nicht was ich machen soll. Ich empfinde jegliches nicht für ihn, fürchte mich vor weiteren Treffen, habe Angst vor seiner Offenheit. Er weiß nichts über mich, noch nicht einmal meinen Nachnamen, geschweige denn von meinem Freund, weil er wie gesagt nur von Dingen redete, die außerweltlich zu sein schienen.

    Als ich meinem Schatz davon erzählte geagierte er nicht wirklich eifersüchtig (das brauch er ja schließlich auch nicht zu sein), stellte ihn aber als Spinner da. Klar, wer würde das nicht tun, aber mir tut er so leid! Es hörte sich alles so verzweifelt an, jeder Satz den er schrieb.
    Ich frage mich, was passieren würde, wenn ich einfach sagen würde: Hör mal, danke für deine Offenheit, aber gebracht hat es dir auch nichts.

    Was würdet ihr tun?
    Hat man das ganze eigentlich alles einigermaßen verstanden?

    Vielleicht könnt ihr ja mal eure Meinung dazu äußern, denn dafür wäre ich sehr dankbar!
    Viele, liebe Grüße, Joon


  • lieben


    Lessing: Lieben ist wertvoller als geliebt zu werden.

    Lass ihm das.
    Er liebt Deinen Schatten auf der Wolke über Euch. Zieh ihn nicht auf die Erde hinunter.
    Und verrate ihn nicht an Deinen Freund.
    Fang einen Schmetterling und tu ihn in eine Streichholzschachtel, die Du niemals wieder öffnen wirst....aber als einen Schatz hüten.

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    • RE: lieben


      Ach Stiepel,
      wie soll ich das denn nur machen?
      Ich verstehe gar nichts mehr - habe jetzt sogar noch 6 weitere Seiten seines Briefes gefunden (heimlich versteckt in meiner Tasche), und es zerrt alles an mir...

      Kommentar


      • RE: lieben


        Wenn du ihm nicht das Gefühl entgegenbringen
        kannst, ist doch für dich die Sache eigentlich leichter.
        Paß auf, dass er dir nicht mit seiner Art ein
        schechtes Gewissen verursacht.

        Schau auch, dass du selbst nicht anfängst zu
        glauben, ihn auch zu lieben, weil er dir mit seinen
        Offenbarungen schmeichelt.

        Wer hört es nicht gern ein besonderer , ein liebenswerter Mensch zu sein. Manchmal gelingt
        es dem "Bewerber" dann dem geliebten Menschen
        das gewünschte Gefühl einzureden.
        Achte also gut auf dich.
        Das Beste wäre es sicher, ihm zu sagen, dass
        du dich freust, dass er so viel Positivers in dir sieht und findet, du ihm das auch lassen kannst,
        dass er aber das gleiche nicht von dir erwarten darf.

        Fühl mal in dich hinein, ob du, wenn du ihm die Wahrheit sagst, gleichzeitig Angst hast auf
        das was er dir entgegenbringt verzichten zu müssen.
        Vielleicht tut es dir einfach gut.
        Aber schaffe trotzdem Klarheit, sonst verstrickst du dich immer mehr.
        Das wäre mein Rat.

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        • RE: Verzweiflung


          Hallo Joon,

          "mir tut er so leid" - schreibst du. Mitleid ist wohl die schlechteste Basis für eine menschliche Beziehung! Natürlich soll man mit armen, verstörten Menschen Mitleid empfinden, aber sich hüten, aus Mitleid etwas zu tun, was man eigentlich nicht tun will.

          Stefan Zweig schreib ein Buch darüber, "Beware of Pity" heisst der (bessere) englische Titel, deutsch "Ungeduld des Herzens", wo Mitleid, die ein junger Mann empfindet, von der Frau als Liebe aufgefasst wird. Lies es mal, es ist überhaupt nicht langweilig, man kann daraus lernen.

          Aber ich glaube schon, dass du richtig entscheiden wirst.

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