Wir sind seit 2017 zusammen und im Sommer 2018 wollten wir gemeinsam nach Berlin gehen.
Das hat dann nicht geklappt, weil sie einfach viel zu wenig Deutsch gelernt hat und ich ihr sagte, dass sie zuerst Deutsch können sollte, damit sie schon nach wenigen Wochen einen Job in Berlin finden wird (sie ist sehr intelligent, deshalb würde ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen).
Denn: ich hatte Panik, dass wir dann in Berlin sitzen (ich arbeite sehr viel im Home Office), ich arbeiten muss und sie den ganzen Tag vor dem Laptop sitzt und YouTube-Videos schaut, im Internet surft, usw...
Das würde die Beziehung stark beeinflussen und ich könnte mich auch für den Job nicht konzentrieren.
Aber es kommt noch dicker:
Da es 2018 nicht möglich war (Deutsch) nach Berlin zurückzugehen und sie mitzunehmen, verschoben wir es auf Sommer 2019.
Sie lernte Deutsch, aber die Bücher, die sie von meinen Bekannten bekam, waren nicht gut genug, dann kaufte sie sich selbst welche, die waren dann auch nicht gut genug, ich selbst gab ihr 100e Stunden Deutschunterricht (hatte dies früher auch beruflich gemacht - erfolgreich), aber auch das war ihr nicht gut genug, weil sie braucht, wie sie sagt, jemanden der Ungarisch spricht, um Deutsch lernen zu können.
In meinem Fall muss sie - wir sprechen Englisch - alles erst vom Englischen ins Ungarische übersetzen, obwohl es um Deutsch geht.
Ist sicher nicht einfach, doch - aus meiner Sicht - machbar. Denn wie lernen denn 1000e andere Menschen eine Sprache?
Ich sagte ihr, dass ein Native Speaker (wie ich es bin) immer das Beste ist.
Keine Chance.
Sie rebellierte richtig gegen mich und das Ergebnis ist, dass sie zwar "Ich möchte bitte zwei Tickets" durchaus sagen kann, aber wenn der Ticketverkäufer weiterfragen würde, dann wäre sie schon limitiert.
Nun hat sie in Budapest - für ungarische Verhältnisse - einen guten Job bei einer amerikanischen Firma und verdient den ungarischen Durchschnittslohn.
Von Deutschland erwartete sie sich eine ähnliche Position - eben mit deutschem Lohn.
Ich sagte ihr, dass niemand auf sie warten würde, wenn sie nicht mal 3 Sätze Small talk führen kann und das Übersiedeln nach Berlin höchstens Sinn machen würde, wenn sie in der deutschen Dependance ihrer amerikanischen Firma unterkommen würde, denn dort könne sie Englisch sprechen.
Es gab deswegen 1000e Diskussionen und am Ende sagte ich das Übersiedeln auch für 2019 ab.
Das mag jetzt unfair klingen, aber Fakt ist, dass ICH die Verantwortung hätte.
1. sie würde ihren guten Job in Budapest aufgeben
2. sie wäre zumindest anfangs total abhängig von mir - wir hätten eine gemeinsame Wohnung, die ich zu einem großen Teil (Miete) bezahlen müsste (etwa 80:20, 75:25) - es bliebe ihr zumindest die ersten Monate nicht viel von ihrem Geld, denn sie hat auch nicht viel gespart (ist ja noch jung).
3. dennoch würde ich das alles eingehen, WENN sie Deutsch sprechen würde
Zumindest Small Talk...
4. aber sie kann es nicht.
Ich kann und will dieses Risiko einfach nicht übernehmen, dass sie den Job in BP aufgibt, wir nach Berlin gehen, sie dann dort vielleicht keinen Job findet, dann zu Hause sitzt, wir deshalb andauernd Querelen haben (sie ist da leider sehr zickig) und am Ende kann auch ich nicht arbeiten und verliere vielleicht meinen Job.
Deshalb habe ich das auch für 2019 abgesagt und gesagt, dass ich weiter in Budapest bleibe, sie aber nun endlich ihren Hintern bewegen muss (Deutsch) und dann sehen wir im Sommer 2020 weiter.
Seit ich ihr das gesagt habe, hat sie das Deutschbuch (seit 5-6 Wochen) nicht mehr angegriffen...
Ich bin deshalb verzweifelt und fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt.
Dadurch auch sonst vieles nicht passt, scheint es nun so, als ob wir noch in diesem Jahr getrennte Wohnungen haben werden...
Mir tut das aber auch weh, denn sie hat 1000e gute Seiten, die so toll sind, wie ich sie bisher noch nie erlebt hatte - aber wenn etwas schlimm oder schlecht an ihr ist, dann ist es ebenso 1000x schlechter.
Sie ist ein Extrem...
Unausgeglichen, ohne Balance...
Zugleich ist sie aber ein herzensguter Mensch und ich möchte es ihr ermöglichen, dass sie ins Ausland geht. Sie hat eine chronische Krankheit, weshalb sie ein kürzeres Leben haben kann (ihr Vater starb mit 50), ich will nicht eines Tages meine Koffer packen und einfach gehen und sie zurücklassen, sondern ich möchte ihr zumindest eine Brücke bauen, wenn wir dann vielleicht kein Paar mehr sind...
Teilweise mache ich mir aber auch Vorwürfe, weil ich das Übersiedeln nach Berlin für dieses Jahr abgesagt habe...
Aber ich denke, meine Gründe sind verständlich???
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