ich bin 36 Jahre alt, meine Frau 38 Jahre. Wir sind seit 5 Jahren verheiratet und haben eine 2-jährige Tochter.
Vorne weg: Ich liebe meine Frau und würde alles für sie und unsere kleine Familie tun. Bis vor kurzem hatten wir eine - aus meiner Sicht - glückliche Beziehung. Leider hatte meine Frau vor einem 3/4 Jahr einen Schwangerschaftsabord in Verbindung mit einer Ausscharbung. Seitdem dreht sich die Abwärtsspirale scheinbar unaufhaltsam. Dazu kommt, dass meine Frau den Tod ihrer Mutter, die vor ca. 2 Jahren verstorben ist (während ihrer Schwangerschaft) bis heute nach eigener Aussage nicht verarbeitet hat. Sie leidet unter starken Verlustängsten (gerade im Hinblick auf unsere Tochter)
Anfangs habe ich den Fehler gemacht und habe Sie ermutigt es weiter zu versuchen und ein zweites Kind zu bekommen. Wir haben viele Gespräche darüber geführt und leider hat meine eigentlich positive Absicht das Gegenteil bewirkt. Es fühlte sich für sie dann an, als wenn ich Druck aufbauen würde, dass ich Sie einenge und ihr die Luft zum Atmen nehme. Besonders hat sie Angst davor, dass eine erneute Schwangerschaft wieder zum Abord führen könnte und ihr Leben völlig aus der Bahn wirft.
Ich habe etwas gebraucht um das zu verstehen. Mittlerweile unterstütze ich sie voll in Ihrer Absicht erstmal ihr Seelenleben zu ordnen. Vor allem sehe ich ganz klar, dass wir ein gesundes Kind haben und dieses Geschenk wundervoll ist.
Ich hatte ihr seinerzeit eine Selbsthilfegruppe oder bzw. eine Psychologen nahegelegt, der ihr bei der Bewältigung dieser Probleme hilft. Sie hat es aber mit der Begründung abgelehnt, dass Sie das Probleme am besten mit sich selbst ausmachen möchte. Ihrerseits versucht Sie sich nun zu helfen in dem Sie meditiert und einen Yogakurs macht.
Parallel zu dieser ganzen Entwicklung habe ich aber gemerkt, dass noch etwas anderes nicht stimmt. Es war ein Gefühl, dass sich leider bestätigt hat. Das Gefühl hat sich durch gewisse Verhaltensmuster des anderen ergeben, die sich geändert haben bzw. vorher nicht vorhanden waren. Sie läuft ständig mit dem Handy durch die Gegend, ist ungewöhnlich lange auf. Wir haben nahezu keinen Sex mehr. Sie sagte, es hätte damit zu tun, dass sie Angst davor hat, Schwanger zu werden. Wenn wir mal Sex haben dann sowieso nur noch mit Kondom und um den Einsprung herum schon mal gar nicht. Der Sex macht auch keinen Spaß. Sie war schon immer nicht der aktive von uns beiden, aber mittlerweile verharrt sie in ihrer Passivität. Es fühlt sich alles nicht mehr echt an. Sie hat sich mittlerweile eine Spirale einsetzen lassen.
Auch ansonsten ist sie distanziert. Wir reden wenig. Wenn wir über uns reden, dann gebe ich den Anstoß. Dieses Gefühl der Distanz und das mit dem anderen was nicht stimmt, ist permanent vorhanden. Auch die Form der Kommunikation hat sich geändert. Kosenamen bleiben aus. Stattdessen spricht sie immer öfters meinen Vornamen aus.
Ich habe sie dann irgendwann auf meine Vermutung angesprochen und sie sagte mir wahr und deutlich, dass Sie ein Schlüsselerlebnis mit jemand anderem hatte. Sie ist wohl einem Mann begegnet, in den Sie früher einmal verliebt war. Sie hat in diesem Zusammenhang von „bedingungsloser Liebe" gesprochen und sie wüsste jetzt wieder was das sei. Ihrer Aussage nach ist es bei dieser Begegnung geblieben. Ich habe das Ganze in diesem Moment nicht verstanden, bin aber der Meinung, dass Sie in diesem Moment (und noch heute) ein Gefühl der Verliebtheit für diesen Menschen empfunden hat bzw. empfindet. Seitdem plätschert alles so dahin. Ich versuche meinerseits ihr den Rücken frei zu halten und sie an das zu erinnern, was wir hatten und was wir haben. Sie sagt, sie würde mich lieben. Ich zweifele jedoch an dieser Aussage, da sich das alles nicht mehr echt anfühlt. Kürzlich habe ich sie dann nochmal auf diese Begegnung angesprochen und sie sagte, „Ach das hat sich erledigt". Diese Aussage war mit all ihrer Gestik und Mimik unglaubwürdig. Sie kann nicht gut flunkern. Das hat sich dann leider auch so bestätigt, da ich mir mittlerweile sicher bin, dass sie auch den Kontakt zu dieser Person sucht. Warum ich mir sicher bin, möchte ich an dieser Stelle nicht schreiben, da mir die gefühlte Anonymität des Internets an dieser Stelle zu riskant erscheint. Ich habe Angst, dass vertraute Menschen die Darstellung wiedererkennen und wissen, wer hier war schreibt. Sei der Zufall auch noch so klein.
Jedenfalls darf davon ausgegangen werden, dass sie Gefühle für diesen Menschen entwickelt hat, obwohl sie die Person seit Jahren vermutlich nicht gesehen hat. Ob es bereits zu einem Treffen gekommen ist, kann ich nicht abschließend sagen.
Sie wird wohl Gründe dafür haben, warum sie mir die besagten Dinge nicht offen erzählt. Ich vermute, dass sie sich zum einen selbst nicht sicher ist, was sie sucht und finden wird. Vermutlich ist es auch die Angst vor den Konsequenzen die eintreten können, wenn sie es offen ausspricht. Damit meine ich die Angst, dass sie damit was bewirkt, was irreparabel ist und schlimmsten Fall das Aus unserer Ehe bedeuten könnte. Ich glaube, dass sie eine Entscheidung vorbereitet und gerade die Optionen bewertet (sorry, hier kommt der Statistiker in mir durch).
Ich bin mir relativ sicher, dass sie mit vermeidlich vertrauten Personen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis über diese Entwicklung spricht. Nur nicht mir.
Ich fühle mich, als würde ich an der Außenlinie stehen und das Fußballspiel nimmt seinen Lauf. Ausgang ungewiss. Jedenfalls kann ich dem ganzen nur zuschauen.
Ich für meinen Teil versuche Ihr Kraft zu geben, helfe mehr als sonst im Haushalt, versuche ihr zu zuzuhören, schaffe ihre Freiräume. Gleichzeitig versuche ich die Dinge, die uns verbinden, präsent zu halten. Das ist die Liebe zu unserer Tochter und unsere gemeinsamen Erinnerung. Gleichzeitig bin ich auch um Normalität bemüht, kann das alles aber nicht ausblenden. Ich schlafe schlecht und wenig. Ich bin traurig und enttäuscht. Dieses Thema beschäftigt mich ununterbrochen und quält meinen Geist.
Ich selber finde es immer schwer anderen Ratschläge zu geben, da ich der Meinung bin, dass man beide Personen dafür kennen und gehört haben muss. Mir tut es aber bereits gut, dass alles hier mal zu „Papier" zu bringen, da ich keinen habe, mit dem ich darüber sprechen kann. Ich habe auch mal überlegt ihr einen Brief zu schreiben. Der rote Faden dieses Briefs wäre meiner Vorstellung nach nicht der Vorwurf (den ich auch nur in dem Punkt sehe, dass sie mir nicht alles erzählt), sondern das Einende, bzw. das was eine Ehe ausmacht. Getreu dem Motto in guten wie schlechten Zeiten. Abschließend möchte ich sagen, dass ich glaube, dass Sie nach Liebe und Geborgenheit sucht und das anscheinend bei mir Zurzeit nicht findet. Ich möchte ihr Herz berühren, ohne sie einzuengen. Ihr ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Letztlich glaube ich, dass das, was ihr passiert ist, nur eine Art Katalysator ist für das geschehene ist.
Ich danke euch für euer offenes Ohr und das ihre diese Zeilen zu Ende gelesen habt!
Lieben Gruß,
Vivaldi
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