Hallo Trico/Koryphäe,
da ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Sie auch in anderen Foren gegen das Fachgebiet der Psychiatrie angehen, sehe ich mich gezwungen, nochmal auf Ihr verzerrtes Psychiatrie-Bild hinzuweisen.
In Foren kann man natürlich frei seine Meinung äußern, doch sie muss als solche erkennbar bleiben. Wenn Sie also schrieben "meiner Meinung nach ist die Psychiatrie veraltet ...", würden die Fachleute schmunzeln, die Betroffenen vielleicht lächeln, weil sie es anders erfahren haben. Da Sie aber als Postulat schreiben: die Psychiatrie ist veraltet ...ihre Medikamente führen zum Suizid und neuerdings noch Psychiaterbesuch und anschließend Betreuung behaupten, geht das zu weit. Politisch wäre das der Tatbestand der Volksverhetzung, hier ist es einfach nur Frevel, der nicht geduldet werden darf. Und Ihre Formulierung hier im Partnerforum
"Schreiberlinge, die von manchem überhaupt keine Ahnung haben und ihre Meinung zwanghaft, den Anderen überstülpen.“
trifft leider auf Sie selbst zu.
Ich will gern begründen, warum abartige Äußerungen über die Psychiatrie so schädlich sind: Es gibt Krankheitsbilder besonders aus dem schizophrenen Formenkreis , deren Leitsymptom die mangelnde oder sogar völlig fehlende Krankheitseinsicht ist.
Wenn es aber gelingt, den z.B. wahnhaften, halluzinierenden Patienten dazu zu bringen, das richtige Neuroleptikum einzunehmen, dann sind oft in drei Wochen (!) sämtliche Symptome verschwunden und er kann nach Hause gehen.
Häufig treten die akuten Formen dann sogar nie wieder auf.
Wenn er aber die Mittel verweigert, weil unkundige Zeitgenossen ihm etwas von giftiger Chemie erzählt haben, kann die Krankheit chronifizieren und sein ganzes weiteres Leben erheblich beeinträchtigen.
Die moderne Psychiatrie wird multiprofessionell betrieben. Es sind also nicht nur Ärzte und Pflegepersonal, sondern auch Psychologen, Ergotherapeuten, Physio-, Sozio-, Musik-, Sport- u.a. Therapeuten mit eingebunden. Nicht zu vergessen die Angehörigengruppen. Warum? Sicher nicht, weil das Fach "veraltet" ist, sondern weil nur viele verschiedene Behandlungsmethoden durch ein sinnvoll abgestimmtes Zusammenwirken verschiedener Berufsgruppen den nötigen Erfolg beim Patienten bringen können.
Der frühere Bundespräsident, Johannes Rau, hatte offenbar auch ein nicht zeitgemäßes Psychiatrie-Bild. Als ihm in diesem Zusammenhang mal in einer Rede ein Lapsus passiert war, hagelte es Proteste beim Bundepräsidialamt.
Was machte er? Er tat Buße (sein Wortlaut). Er verbrachte einen ganzen Nachmittag in einer peripheren Psychiatrie-Einrichtung. Sprach mit Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten.
Ich war damals in einer Art Psychiatrie-Beirat des Bundesministeriums für Gesundheit (Vorstand APK Bonn) auch dabei und war sehr angetan von der Art, wie der Bundespräsident sich über die moderne Psychiatrie informierte.
Solch eine Größe verlangt niemand von Ihnen. Aber vielleicht können Sie sich mal richtig informieren und vor allem die Suchenden und Unsicheren hier nicht noch weiter verunsichern.
Trinco, warum mache ich mir wohl solche Mühe? Ich könnte Ihre unpassenden und schädlichen Beiträge auch kommentarlos löschen. Aber ich weiß, dass Sie schon sehr viel unternommen haben z.B. durch Psychotherapie einiges zu verändern. So glaube ich, dass auch im Abbau von Vorurteilen bei Ihnen nicht alles verloren ist.
Übrigens sind Psychiatrie und Psychotherapie sich ergänzende Nachbarfächer. Behandlung in einer Psychiatrie bedeutet also auch Psychotherapie (nicht nur Medikamente). Und die Psychotherapie braucht die Psychiatrie sehr oft. Es gibt Patienten – z.B. ausgeprägte Unruhe-, Angst- oder Erregungszustände -, die ohne psychiatrische Vorbehandlung gar nicht psychotherapiefähig wären.
Also, gehen Sie in sich und überdenken Sie mal die Einstellung zur Psychiatrie und Medikamenten.
Beste Grüße
Dr. Riecke
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