ich bin 24 Jahre alt und habe vor ca 6 Wochen mit einem Mann (28) der mir bereits seit 3 Jahren aus meinem Freundeskreis bekannt ist etwas angefangen. Wir treffen uns regelmäßig und verbringen abgesehen vom Sex zusätzlich eine schöne Zeit miteinander. Er behandelte mich immer sehr gut, versuchte nicht das mit uns vor unseren Freunden zu verheimlichen und gab mir sehr viel Zuneigung. Deshalb war für mich sehr schnell klar, dass es mehr als "nur" Sex ist. Letztes Wochenende teilte er mir allerdings mit, dass er mich zwar mag und gerne Zeit mit mir verbringt, jedoch nicht im Stande ist eine Beziehung zu führen. Er erzählte mir davon, dass er bei der Trennung seiner letzten Freundin (nach 6 Jahren Beziehung) keinerlei Emotionen verspürte. Auch bei dem Tod seiner Großeltern habe er nichts gefühlt und die Schwangerschaft seiner Schwester lässt ihn ebenfalls kalt. Außerdem habe er zeitweise Depressionen und würde sich in dieser Zeit "wie ein *********" verhalten (nach dem Motto "mir ist alles egal").
Zunächst war ich ziemlich geschockt über diese Information, da ich seine "Kälte" nie wirklich zu spüren bekommen hatte: Er suchte immer die Nähe zu mir, nahm ständig meine Hand, wir lagen auch mal Abende nur auf der Couch und haben gekuschelt und er hat mich immer mit Anstand behandelt. Die Situationen in denen ich es minimal bemerkte habe waren: wenn wir uns ein paar Tage nicht gesehen haben, begrüßte er mich sehr kühl und bei sms meldete er sich seltener von sich aus und war manchmal eher sachlich oder hat gar nicht geantwortet (wenn ich z.B. etwas emotionales geschrieben habe).
Ich wusste erst nicht, wie ich darauf reagieren sollte, war jedoch neugierig und wollte seine Situation verstehen. Zudem bemerkte ich, dass es ihm alles andere als leicht viel, mir davon zu erzählen, sich zu öffnen und etwas von ihm Preis zu geben, das sonst niemand von ihm weiß. Also redeten wir. Ich fragte ihn weshalb er mir davon erzählt hat (wo ihm doch seiner Meinung nach alles egal ist) und er sagte mir, dass ich so lieb zu ihm war, dass er mich schützen wollte. Ich glaube ihm das, u.a. auch weil er sehr anständig ist, aber ich hatte ebenfalls das Gefühl, dass er mir auch aus egoistischen Gründen von sich erzählt hat, weil er versucht ein "normales" Leben zu führen.
Seine letzte Freundin wusste nichts von seinen Problemen mit Gefühlen und er erzählte mir, dass es generell eher kühl in der Beziehung verlief (nicht sehr viel gemeinsam gelacht und geredet usw.). Wir dagegen lachen sehr viel zusammen (ich bin eher emotional gepolt) und ich finde es immer wunderschön mit ihm. Ich fragte ihn wie er dann so lange mit ihr zusammenbleiben konnte und er meinte er habe zum einen oft das getan was sie von ihm erwartet hat (sie zu küssen und ihr zu schreiben usw.) obwohl es ihm eigentlich egal war wie es ihr geht und zum anderen habe sie sehr viel ertragen können. Teilweise lag sie weinend neben ihm im Bett, weil sie doch zu wenig Zuneigung von ihm bekommen hat und er nicht mit ihr schlafen wollte etc. und er sagte selbst das war ihm egal.
Ich meinte zu ihm, dass er mir nichts vormachen muss/soll. Wenn er sich nicht melden will, dann soll er das nicht tun und wenn er mich nicht küssen will, dann soll er auch das nicht tun. Aber es hat sich nichts geändert und er behandelt mich noch genauso wie vorher und küsst mich und meldet sich, ohne dass ich es von ihm verlange. Er kann wohl nicht sagen/schreiben, dass er mich vermisst o.ä. weil es ihm egal ist, ob ich da bin oder nicht (weil ihm alles egal ist), aber er sagt mir dann andere Dinge wie "Es war sehr schön mit dir" und "Schön dass du da warst" "Ich verbringe gerne Zeit mit dir", was auch ehrlich gemeint ist.
Das waren auch die Gründe weshalb ich mich dazu entschieden habe mich weiterhin mit ihm zu treffen, um eine schöne Zeit zu haben. Ich muss sehen wie ich damit klar komme wenn er eine schlechte Zeit hat, aber im Moment bin ich sehr glücklich und vor allem sehr dankbar, dass er sich mir geöffnet hat und ehrlich zu mir ist. Mir viel es dadurch ebenfalls leichter mich ihm zu öffnen. Zudem schien es für ihn im Bereich des möglichen professionelle Hilfe aufzusuchen.
Er war bereits einmal beim Therapeuten, als er nach der Trennung seiner Freundin und dem Tod seiner Großeltern bemerkte, dass er nichts empfindet. Ihm sagte die Psychologin allerdings nicht zu und die Öffnungszeiten passten ihm beruflich bedingt auch nicht, also ging er nicht mehr hin...
Ihm war es sehr wichtig, dass ich niemandem von seinen psychischen Problemen erzähle (das war ihm dann nicht egal, wie andere von ihm denken).
Natürlich mache ich mir über die ganze Situation (nicht nur meine sondern auch seine) Gedanken. Kennt ihr jemanden der ebenfalls Probleme mit Gefühlen, sowohl positiv als auch negativ, hat? Oder seit ihr ebenfalls mit so jemandem in einer Art Beziehung?
Ich bin sehr dankbar über eure Erfahrungsberichte und Meinungen!
Viele Grüße
Knabberkatze
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