da mich das obige Thema seit einigen Wochen beschäftigt wende ich mich an dieses Forum. Zuerst möchte ich einmal meine Situation beschreiben.
Mein Name ist Christian, ich bin 24 Jahre alt und bin momentan mit einem dualen Studium beschäftigt, in welchem zumeist 6 Tage die Woche (Betrieb + Fachhochschule) gearbeitet wird. Ende 2011 ist meines Erachtens nach der Ursprung meines heutigen Problems. Ende November 2011 hat mein Vater den Freitod gewählt und ist ohne Nachricht aus dem Leben geschieden. Hinterlassen wurden leider sehr wenige Dinge, hauptsächlich Trauer und ein hoher Berg finanzieller Schulden, von denen meine Mutter noch nicht einmal etwas wusste.
Ich bin ein intelligenter, aufgeweckter, humorvoller und ehrlicher Mensch (gewesen). Nach dem Tod meines Vaters war - wie in vielen beschriebenen Fällen - nichts mehr so wie vorher. Meine Mutter musste in der ersten Zeit starke Antidepressiva nehmen und hat sich im Schlafzimmer vergraben. Alles, was mit dem Tod meines Vaters zutun hat (Ausschlagung des Erbes, Bestattung, Trauerrede, organisatorische Übernahme aller Gespräche bei Stadt, diversen Banken etc. habe ich zumeist allein getragen). Von meinen Freunden waren die Wichtigsten da und haben mir gut zugesprochen.
Natürlich hat man in einer Trauerphase Zeiten, in denen es einem selbst sehr schlecht geht. Mein Vater wird nicht wieder auferstehen, er wird alle meine zukünftigen Höhen und Tiefen nicht mit erleben. Was mich vor allem geprägt hat (das stelle ich mittlerweile fest) sind Ängste über das Alleinsein und darüber, allein gelassen zu werden.
Objektiv habe ich den Tod meines Vaters für alle Aussensstehenden gut überwunden. Wie soll es auch anders sein, schließlich bin ich derjenige gewesen, der meine Mutter und anderen Angehörigen gut zu reden mussten ("ich funktionierte"). Auch ich habe heftige Trauerpassagen hinter mir, habe mit vielen Leuten sehr reflektiert darüber gesprochen, geweint etc. Lange nach dieser Zeit hatte ich den Eindruck mich nicht an jemanden binden zu können. Nun habe ich seit etwa 5 Monaten einen neuen Partner.
Unsere Beziehung fing sehr schön an und sie ist es auch heute noch für mich, dennoch habe ich manchmal das Gefühl, dass ich innerlich etwas abgestumpft bin. Um es kurz zu fassen - ich empfinde manche Gefühle nicht mehr so stark wie früher, sei es aus Protektionismus oder welchen Gründen auch immer. Manches Mal dominiert die Angst, alleine zu sein, möglicherweise, sich schützen zu wollen.
Der Höhepunkt war der Zeitpunkt, als mir meine Freundin vorherige Woche sagte, dass sie mich liebt, was ich einfach nicht erwidern konnte. Nach einem langen Gespräch habe ich ihr mein Problem erklärt, was sie leider nicht ganz so leicht verstehen kann. Das widerrum kann ich auch verstehen, schließlich ist das eine besondere Situation. Es ist einfach so, dass ich diese Wörter, oder manche Gefühle nicht mehr so zeigen oder erwidern kann, wie es einmal war. Eine Art kleines Gefängnis, aus dem ich nicht so ganz herauskomme.
Insgesamt bin ich leider etwas ratlos. Ich habe mit mehreren Menschen darüber gesprochen, die mir leider auch nicht viel raten können. Hat jemand mit obiger Situation Erfahrungen? Ist es unterbewusst möglicherweise immer noch das Verarbeiten, das Alleinsein, was mich prägt?
Für jede Antwort bin ich sehr dankbar.
Christian
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