Ich schreibe heute weil es mir seelisch und körperlich seit der Affäre meines Mannes sehr schlecht geht. Immer wieder kommen die Fragen, Bilder im Kopf hoch. Die Erinnerungen tun mir teilweise noch genauso weh wie damals.
Sechs Wochen, auf der Arbeit und vier Mal schnelle Nummern, ohne viel Emotionalität. Davor in der Ehe eine lange Krise.
Mein Mann war früher sehr rücksichtsvoll und fürsorglich. Ich litt an starken Depressionen und neigte auch zu Selbstverletzungen. Dazu kamen in Beziehungen große Verlustängste.und er musste einiges aushalten und brauchte viel Geduld um mein Vertrauen aufzubauen. Wir haben allerdings beide eine lange und unschöne Vergangenheit.
Es fällt uns schwer mit Liebe richtig umzugehen. Unsere Beziehung war von Anfang sehr wechselhaft, leidenschaftlich und extrem emotional. Das führte auch zu heftigen Streits und vielen Tränen.
Aber: wir halfen uns auch gegenseitig, konnten über alles reden, waren uns oft unglaublich nah und sind uns sehr ähnlich in vielem. Hatten die gleichen Wünsche und Vorstellungen von der Zukunft, hielten zusammen wenn es drauf ankam. Aber es war nicht die leichte, beschwingte Beziehung die man eben normalerweise kennt.
Dann kam die Krise, schleichend und doch letztlich wie eine Lawine! Es begann mit dem unerfüllbaren Kinderwunsch, der eine heftige Stagnation zwischen uns zur Folge hatte. Auch falsche Vorwürfe und Streit, denn ich war so unglaublich erschrocken und enttäuscht. Er kann leider keine Kinder zeugen, es bräuchte medizinische und finanzielle Hilfe.
Wir versuchten es allein zu überstehen und sagten uns schließlich irgendwie schaffen wir das und machten weiter. Aber es schwelte im Hintergrund. Und ich stürzte mich in ganz viel Arbeit um die entstandene Lücke zu schließen. So viel, dass ich nur noch gestresst und genervt war und das ließ ich ihn täglich spüren. Er ging auch arbeiten und irgendwie versuchten wir miteinander auszukommen. Es gab noch gute Momente, aber zu viele Streits, Diskussionen, Aneinander vorbei, Meckereien von meiner Seite und ich war so unglaublich unzufrieden mit allem und ich gab ihm teilweise unbewusst, teilweise bewusst die Schuld.
Unser Sex war all die Jahre abwechslungsreich, leidenschaftlich und je nach Gelegenheit mal ganz oft, dann wieder mal sehr selten.
Mein Mann behauptete über all die Jahre der beste und offenste den er je hatte. Er begehrte mich auch sehr.
Doch in der Krise wies ich ihn oft ab und dachte selbst eine Zeit lang daran, wie es wäre auszubrechen, abzuhauen und mit jemand anderem etwas zu haben oder ganz und gar neu anzufangen.
Das geschah einige Wochen sehr extrem wo ich auch sehr kalt und abweisend war. Dazu sehr gemein und gereizt. Wir steckten in einem Hamsterrad und hatten schwelende unlösbare Konflikte zwischen uns.
Meine Liebe ging zeitweise fast völlig weg. Doch ich blieb treu, weil es ein Prinzip für mich war und ich dachte, wenns nicht mehr geht habe ich die Pflicht vorher zu gehen...
Schließlich fand ich zu ihm zurück, aber hatte mich furchtbar verhalten, wofür ich mich auch entschuldigte und ein langes, offenes Gespräch mit ihm führte.
Er verzieh mir und wollte mit mir zusammen kämpfen. Wir wollten vieles besser machen, mehr Zeit für uns einplanen und miteinander verbringen. Doch die Veränderungen in dieser Spirale waren für uns nur sehr schwer umsetzbar und wir fielen oft zurück in die alten Verhaltensweisen. Es blieb schwer und änderte sich nicht so wie wir es uns wünschten.
Der Supergau
Eines Tages klingelte sein Handy, Freitag abend schon spät, doch ich dachte nen Kumpel... Am Samstag Morgen wieder, dann kam er plötzlich zu mir und meinte er hätte merkwürdige sms bekommen, in denen ihn jemand fertig machen wollte, es ginge darum das man ihm vorwarf er hätte mit einer verheirateten Frau Sex auf der Arbeit gehabt. (Ich kann noch immer, nach zwei Jahren alles vor mir sehen und manchmal zerreisst es mich innerlich) Ich war total auf seiner Seite, konnte mir das überhaupt nicht vorstellen und glaubte ihm im ersten Moment.
Dann wurde angerufen, schließlich meinte ich empört da müsse man ran gehen und das besprechen. Das tat ich. Am anderen Ende war der betrogene Ehemann, dessen Frau ihm alles gebeichtet hatte, weil sie aufgeflogen war und meinem Mann ebenfalls vieles vorwarf. Er erzählte mir nun, was er herausgefunden hatte und wollte das mein Mann sich ebenfalls dazu äußerte. Dieser sah nur betroffen vor sich hin und hielt sich völlig raus.
Ich konnte und wollte es noch immer nicht glauben, bis sie ans Handy kam und ihn sprechen wollte. Ich gab ihn ihr und glaubte fest daran er würde ihr nun wegen der Verleumdungen die Meinung sagen, doch als ich sah wie er mit ihr sprach: DA WUSSTE ICH ES UND ALLES BRACH ZUSAMMEN!
Kennt jemand das Gefühl das die eigene Welt, die bis dahin bekannt und dadurch zumindest sicher schien einfach unter den Füßen in Stücke bricht, wie dünnes Eis, mitten auf dem See???
Das war es was ich fühlte. Als würde eine dunkle Wand vor alles fallen. Danach war ich nie mehr die selbe, in nichts, auch nicht im Guten. Dann begann die Hölle für mich und schließlich für uns beide.
Die ganze Wahrheit
Zuerst logen beide wie sie konnten um sich vor der Verantwortung zu drücken, es war nur einmal, ein Ausrutscher ohne jegliche Bedeutung.. Dann kamen am Ende 4 Mal raus und das bestätigten beide unabhängig. Über mehrere Wochen verteilt, immer in den Pausen, für nicht mal ne halbe Stunde, er meint wenn überhaupt reichte die Zeit für ne Viertelstunde, kurz fummeln und dann rein raus. Beim letzten Mal jedoch, in jener Woche geschah es am Mittwoch kurz vor Feierabend, als die meisten schon weg waren und am Freitag fuhren sie mit ihrem Auto früh morgens zur Arbeit und hielten auf einem Weg, wo sie wieder eine schnelle Nr hatten.
Er meinte dazu später das er da schon alles beenden wollte, jedoch zu feige war es ihr zu sagen und es zwar geschehen ließ, aber mit den Gedanken gar nicht dabei war, sondern eigentlich nur weg wollte und da schon überlegte wie er irgendwie aus der Situation raus kommt ohne den Job zu gefährden. Kondome haben sie auch nicht benutzt, wodurch er dann noch einen Bluttest machen ließ, weil er da endlich begriff, dass er mich auch gesundheitlich gefährdet hatte, denn er hat auch mit mir zwischendurch geschlafen...
Am Tag zuvor hatten wir uns ein wenig gestritten und da hatte er sich tatsächlich so auffällig entschuldigt, dass es mir schon merkwürdig erschien. Nun konnte ich es mir erklären, er hatte sich eigentlich für die Affäre entschuldigt... Also nehme ich an, er wollte tatsächlich alles beenden, aber war zu feige und unsicher, auf welchem Weg...
Sie gab später zu, dass sie sich mehr erhoffte und der Meinung war, ihm müsse es doch genauso gegangen sein. Ich habe alles mitangehört und selbst mit ihr, naja, gesprochen... Sie auch später einmal getroffen mit ihrem und meinem Mann. Mein Mann sollte sich da entscheiden, denn ich befürchtete er hätte doch Gefühle gehabt und könnte sie anstatt mich wollen, sie hatte mich ganz verrückt gemacht...
Er stand da zu mir und entschuldigte sich für sein Verhalten vor mir und ihnen. Er sagte auch das er um mich kämpfen wolle. Ich blieb auch und seitdem gehe ich durch die Hölle und er mit mir.
Ich musste mir die Wahrheit über das komplette Ausmaß über Monate erkämpfen. Ich wollte, musste alles wissen, denn nur so konnte ich überhaupt weitermachen. Es war irgendwie der einzige Weg wieder Anteil zu haben, auch an diesem Teil der Ehe. Ich fühlte mich so gedemütigt und plötzlich völlig ausgeschlossen aus den intimsten Dingen.
Wir hatten beide Nervenzusammenbrüche, furchtbaren Streit der auch in leichte Grobheiten ausartete und unzählige Tränen vergossen.
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