Ich hoffe ich bin hier an der richtigen Stelle mit meinem Problem.
Mein Freund und ich sind seit 5 Jahren zusammen. Immer schon waren seine Eltern sehr präsent in unserem Leben. Aktuell sind tägliche Anrufe nichts ungewöhnliches. Der Vater arbeitet 100% und die Mutter ist praktisch ohne Beschäftigung alleine zu Hause. Das wiederum führt mehrmals im Monat zu der Bitte ob wir nicht vorbeikommen könnten da der Vater auf Geschäftsreise ist und die Mutter ungerne alleine bleibt. Dazu kommt aber das wir ohnehin schon mindestens 3x im Jahr mehrere Wochen bei den Eltern verbringen um auf den Hund aufzupassen während sie im Urlaub sind. Der Urlaub findet meist im April, Juli und Oktober statt, dazwischen vergehen aber keine zwei Wochen ohne dass man bitte vorbei kommen möchte. Das mag für viele nicht weiter schlimm sein, für mich ist deses ewige hin und her reisen jedoch purer Stress und ich fühle mich nicht in der Lage meinem Studium gerecht zu werden. Ich finde aber auch einfach die Intensität der Beziehung zwischen Mutter und Sohn nicht normal. Tägliche Anrufe und möglichst viele Treffen (die Treffen lassen sich nicht auf einen Kaffe oder ein Essen beschränken da wir seher weit ausenander wohnen, sie bestehen also eher aus mehreren Tagen der Übernachtung im Elternhaus) halte ich in unserem Alter nicht für gesund (27 und 28 Jahre). Zum Vergleich, ich telefoniere etwa einmal die Woche mit meiner Mutter und sehe sie alle 6 - 8 Wochen.
Sind wir dann bei den Eltern zu Hause ist das für mich regelmässig unangenehm. Es ist nicht so als wäre die Mutter böse oder gemein, aber sie kontrolliert jeden Schritt den man macht, und sei es nur dass man sich in der Küche einen Tee zubereitet. Dennoch muss ich mir auch regelmässig passiv agressive Sachen von ihr anhören wie 'du bist faul' (weil ich den Haushalt nicht so führe wie sie, dass ich aber im Unterschied zu ihr ein Vollzeitstudium zu absolvieren habe zählt nicht), 'seit du mit meinem Sohn zusammen bist trägt er nur noch das und das' usw. Auch versucht sie oft mich vor meinem Freund und/oder ihrem Mann in die Pfanne zu hauen vermutlich in der Hoffnung das man ihr zustimmt und nicht mir, mit dem typischen 'weisst du was (mein Name) gesagt hat!'
Desweiteren wird von beiden Eltern einfach angenommen das wir sämmtliche Feiertage bei ihnen verbringen, dass wir vielleicht gerne mal alleine wären oder bei meiner Mutter können sie nicht verstehen. So erhalten wir auch bei jedem Besuch bei meiner Mutter täglich Anrufe mit der Frage wie lange wir noch bleiben und der Zusatzfrage wann wir denn das nächste Mal zu ihnen kommen würden. Es scheint allgemein einfach so als würden sie, vorallem die Mutter, nur ihre Bedürfnisse sehen und alles andere nicht. Nicht dass wir beide Studieren, nicht dass wir eine Beziehung führen die man auch pflegen muss was vor allem mal Zeit ungestöhrt alleine zu verbringen bedeutet, nicht dass meine Mutter alleine lebt und auch gerne mal Besucht wird. Es dreht sich alles nur um sie. Als ich im letzten Monat einige Untersuchungen machen musste die mich sehr besorgten und wo ich meinen Freund dringen an meiner Seite brauchte, war sie z.B. wieder der Meinung das könnte ich auchgut alleine und mein Freund soll zu ihr fahren weil sie - einmal mehr - alleine ist für ein paar Tage. Was natürlich zum Streit führte weil ich allein die Bitte anmassend fand und mein Freund der Meinung war sie hätte ja nur mal gefragt. Aber dieses Blind sein für andere und deren Bedürfnisse kann ich nicht ertragen.
Dieses ewige gezerre an mir, an uns, stresst mich derart, dass ich wirklich Schwierigkeiten habe mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich wiege in meinem Kopf fast nur noch hin und her was ich sagen könnte sollte diese oder jene Situation eintreten und überlege nur noch an Verteidigungen und guten Argumenten die ich gegen sie vorbringen könnte. Ich weiss dass das nicht normal ist, aber wenn täglich ein Anruf mit einer neuen Forderung kommt der man etweder nachgehen muss oder sie mit einem gehörigen Kampf ausschlägt, bleibt meiner Meinung nach nicht mehr viel Raum für andere Gedanken.
Die Position meines Freundes ist auch mehr als schwierig. Es scheint das alles nicht so eng zu sehen wie ich, schliesslich kennt er es ja auch nicht anders. Ich meine allerdings zu bemerken dass auch er, wenn auch unbewusst, darunter leidet. Wer könnte auch einem Studium gescheit nachgehen wenn er alle zwei Wochen alles zusammenpacken muss um wieder wo anders hin zu fahren. Natürlich leidet unsere Beziehnung darunter weil er dem Thema am liebsten aus dem Weg gehen will, es allen recht machen will, keinen Streit will, während es in mir immer mehr brodelt.
Diesen Oktober beginnt mein letztes Studienjahr. Ich weiss so wie es bis jetzt läuft kann ich es nicht schaffen, oder zumindest nicht gut genug. Wie kann ich die Situatuion ändern ohne dass es zu einem kompletten Bruch mit den Eltern kommt oder zu einem Ende der Beziehung mit meinem Freund? Ich will ja nur das sie sich etwas weniger breit machen in unserem Leben.
Vielen Dank für die Hilfe.
Kommentar