Inzwischen verblassen die schlimmen Erinnerungen ganz langsam. Und das Geschehene tritt tatsächlich etwas in den Hintergrund. Aber die Angst vor der Zukunft ist groß. Man hat geredet und vieles aufgearbeitet in den unzähligen, mega emotionalen und auch vernünftigen Gesprächen. Doch so viel man nun an Erkenntnissen und neuen Schwerpunkten miteinander man gewonnen hat, dafür sind nun andere Dinge zerbrochen.
Wir hatten mal ein sehr offenes, inniges und leidenschaftliches Sexualleben. Das lag an dem Vertrautsein und der Sicherheit, einander zu gefallen und Lust aneinander zu haben. Doch dann kam seine Affäre.
Seitdem fühle ich mich vor meinem Ehemann nicht mehr als die schöne, besondere und einzigartige, oder unersetzbare Sexualpartnerin. Dabei gab es ca. 6 Jahre sehr experimentierfreudigen, sinnlichen und wilden Sex zwischen uns, den er immer toll fand und der ihm viel bedeutet hat. Er redete davon, er zeigte es durch diverse Gesten, wir sprachen über unsere Fantasien und probierten viel miteinander aus. Er war auch immer sehr angetan von mir, in jeder Hinsicht. Er sagt bis heute, sein Problem war nicht der Sex oder mein Aussehen, sondern meine Art. Das ist auch verständlich für mich, ich weiß was er meint und arbeite daran.
Doch mein gutes Gefühl bei unseren Intimitäten gerät an harte Grenzen, sobald er mich etwas intimer berührt oder auch nur in Unterwäsche sieht. Früher war ich sehr zeigefreudig und offen. Das ist kaputt. Wir küssen uns intensiv und kuscheln in Unterwäsche, es sind alles kleine, flirty Intimitäten, die sich auch gut anfühlen und hoffen lassen. Aber Sex, echte Nacktheit oder intimere sexuelle Praktiken sind für mich kaum auszuhalten. Denn es kommen immer wieder, in diesen Momenten die Erinnerungen an die Intimität zwischen den Beiden hoch.
Ihm geht es teilweise ähnlich, aber nicht so sehr, wie mir. Er begehrt mich sehr und wartet geduldig. Er sagt immer wieder, dass ich es ihm wert bin und er mir beweisen will, wie sehr er mich will. Er lässt mich auch volle Kontrolle haben, damit ich sicher sein kann, dass er wirklich auf mich wartet und mich begehrt.
Dennoch gibt es in mir diese Mauer. Ich liebe ihn noch immer und begehre ihn auch, aber wenn er mich nur etwas intimer berührt, möchte ich weg und fühle mich unglaublich verletzbar und unwohl. Es gibt kleine Fortschritte, aber vieles ist mir nun unvorstellbar.
Diese Affäre meines Mannes hat, auf Grund des Bewusstseins das ich ihn fast verloren hätte, viele Erkenntnisse und offene Gespräche hervorgebracht, aber auch furchtbar tiefe Wunden gerissen, die Dinge, die vorher noch heil waren trotz der Krise, zusätzlich zerstört.
Er weint oft, wenn wir über unseren Sex reden und ich ihm sage, dass es einfach so kaputt ist bei mir. Es tut ihm leid so dumm gewesen zu sein und er will mich unbedingt wieder zurück, er vermisst unseren Sex und meinen Körper berühren zu können. Er begehrt mich oft und auch, wenn ich nur im Bademantel bin oder Sport mache. Doch für mich ist es noch immer nicht möglich weiter zu gehen.
Ich habe große Angst vor der Zukunft unserer Ehe. Es ist alles so anders geworden. Manches ist offener und klarer geworden aber vieles auch einfach nur fremd und anders...
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