Servus Elektraa!
Ich wollte schon gestern antworten, aber gestern Abend ist die Nachteule einfach eingeschlafen ...
Du sprichst viele interessante Dinge an.
U.a. schreibst du, dass du sogar in der eigenen Familie keinen Halt gefunden hast. Das kenne ich persönlich so nicht, aber ich weiß, wie schrecklich das sein muss. Ich habe eine ältere Halbschwester (gleiche Mutter, anderer Vater). Ihr Vater hat meine Mutter schlecht behandelt, dann sitzengelassen und meine Mutter hat sie deshalb nie wirklich angenommen. Darunter hat sie ein Leben lang gelitten, ihr fehlt das Gefühl der bedingungslosen Annahme und sie tut mir deshalb sehr leid. Bei mir war's genau umgekehrt. Ein Jahr vor meiner Geburt ist ein Bruder (war damals 9 Jahre alt) überfahren worden und meine Mutter hat all das Entsetzen über dieses Ereignis in eine "Affenliebe" zu mir gesteckt. Überfüttert (gemästet), behütet, niemals raus gelassen.
Ich kenne die Ausgrenzung deshalb aus meiner Schulzeit. Ich war fett, unansehnlich, wurde viel gehänselt und gemobbt.
Und da kommt Arni ins Spiel! Kurios, dass du ihn erwähnst, denn seine Motivation (es allen zeigen, nicht mehr angreifbar sein) spielt auch in meinem Leben eine Rolle.
Ich habe irgendwann beschlossen, nicht mehr fett, nicht mehr angreifbar zu sein. Ich habe über 50 Kilo abgespeckt, wurde sportsüchtig. Ich bin z.T. jeden Tag über 20 km gejoggt und mein Wesen hat sich komplett geändert. Ich war sportlich und fit und Menschen sind mir anders begegnet (mit mehr Respekt), aber ich habe meinen Humor verloren, wurde sehr ernst, verschlossen, schließlich hart, verbittert, depressiv.
Das alles wieder aufzubröseln dauert, das kennst du sicher auch, obwohl deine Problemlage wahrscheinlich ganz anders ist.
Es ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten und wenn man an einer Stelle repariert, vergisst man eine andere. Aber ich gebe dir auch Recht: Daran kann man wachsen (nach dem Winter den Sommer erleben).
Ich komme übrigens aus dem Ruhrgebiet, das heißt Menschen überall. In der Steiermark war ich leider noch nicht, aber ich stelle mir die Region sehr schön, sehr naturnah, sehr behaglich vor.
Beim Chatten bin ich noch nicht. Irgendetwas hält mich im Moment noch zurück. Ich gehe mal in mich, um zu schauen, was es sein könnte.
Und mit dem Schreiben bist du mir einen großen Schritt voraus. Du hast geschrieben zur Bewältigung, zur Verarbeitung, um mit den Dingen klar zu werden. Das vermeide ich, weil ich wahrscheinlich zu feige dafür bin.
Ich verdränge alles Belastende aus der Vergangenheit. Als meine Mutter vor ca. 20 Jahren gestorben ist, habe ich 5 Minuten kurz geweint, danach zu mir gesagt, dass ich nie wieder daran denken will. Schlechte Idee, denn ich habe ihren Tod nie wirklich verarbeitet. Heute erscheint sie mir in grotesken Szenarien in Alpträumen. Und auch nur im Traum kann ich weinen.
Aber ich schreibe trotzdem! Ich bin ein Schreiberling, ein Werbetexter.
Und vielleicht noch nicht ganz bereit für einen neuen Lebensabschnitt. Denn ich habe mich (als Test) bei einer großen Agentur beworben und die wollten mich haben. Ich hätte umziehen müssen, neue Kollegen, neues Umfeld, hartes Programm. Ich war zu feige, habe gekniffen.
Ich werde es aber in jedem Fall nochmal versuchen und vielleicht bin ich dann mutiger.
So, jetzt freu* ich mich auf deinen nächsten Beitrag (obwohl ich nichts frage, würde ich gerne mehr von dir lesen) und schicke liebe Grüße ins schöne Österreich!
Cyrano
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