Als mein Mann und ich vor sieben Jahren zusammen kamen, waren wir beide relativ gezeichnet. Ich litt unter Depressionen und Panikattacken, er war durch seine Exbeziehung ziemlich kaputt und rauchte täglich Kiff. Doch wir gaben uns irgendwie gegenseitig Halt, auch wenn es durch meine Verlustängste nicht leicht war. Dazu kamen Selbstmordgedanken und Borderline Symptome. Durch meinen Mann holte ich mir Hilfe und begann mit Anti Depressivern, die mir recht gut halfen. Mein Mann fand die Kraft und gab seine Drogen auf. Dennoch war unsere Beziehung nie ganz normal oder einfach. Ich kann sehr emotional werden und bin sehr eifersüchtig, dadurch schränkte er sich in vielen alltäglichen Dingen ein und wir haben eigentlich fast immer alles zusammen gemacht. Mein Mann fand mit meiner Unterstützung schließlich sogar eine Arbeitsstelle und machte schließlich eine Festeinstellung daraus. Leider blieb unser Kinderwunsch unerfüllt. Der nächste Schock, nachdem er sich untersuchen ließ.
Das ließ in mir ein großes Gefühl von Leere und Unerfülltheit entstehen, mein Mann ist sehr introvertiert und redete nicht sehr viel über seine Gefühle. Aber er war sehr schockiert als er das Ergebnis vom Arzt erfuhr.
Ich fühlte mich allein mit dem unerfüllten Kinderwunsch und wurde auch ab und an gemein deshalb, was ihn sehr verletzte. Ich begann mich in Arbeit zu stürzen, bis ich keine Freizeit mehr hatte. Ich nehme an, es war ein Versuch mit Arbeit und Konsum die Leere zu füllen. Nebenbei wurde ich immer unzufriedener und mir fielen immer mehr Dinge auf, die mich an ihm ärgerten. Ich machte ihm daraufhin Vorwürfe oder verletzte ihn verbal. Ich begann seine Art zu kauen zu hassen, ich wollte das er sich in Dinge ändert, die mich vorher nie gestört hatten und meckerte und nörgelte und forderte. Etwas Nettes kam nur noch ganz selten von mir. Mein Mann versuchte trotz der Verletzungen und dem Stress mit mir, mir allgemein die Dinge recht zu machen. Konnte es aber nicht... In mir war soviel Wut und Enttäuschung und meine Liebe wurde immer kleiner. Drei Monate war ich sehr abweisend und kalt. Ich verlor den Blick für das Gute an ihm und uns. Ich dachte auch an Scheidung und fragte mich wie mein Leben mit jemand anderem hätte verlaufen können. Es tat mir leid, so zu sein und zu denken, aber es geschah einfach. Ich konnte mir damals nicht mal selbst richtig erklären warum.
Bei einem Gespräch mit meiner Mutter zählte ich dann die Dinge auf, die ich doch eigentlich an ihm geliebt habe und plötzlich wurde mir klar, ich will die Ehe noch und es besser hinkriegen. Danach redete ich ihm mit ihm und gestand ihm meine Trennungsgedanken und die Gedanken an einen anderen Mann. Dann fragte ich ihn, ob er dennoch die Ehe mit mir wolle und mit mir um uns kämpfen wolle. Wir weinten beide und er wollte. Wir redeten dann und versuchten uns besser zu verhalten. Er sollte mich mehr unterstützen und sich mehr einbringen in den häuslichen Alltag, ich wollte nicht mehr so kalt und gemein sein. Leider ging das alles nur ein paar Wochen gut, dann schlichen sich einige negative Verhaltensmuster wieder ein. Manches war besser geworden. Aber nicht genug, wie ich einige Monate später herausfand...
Sein Handy klingelte und der Ehemann der Frau, mit der er mich seit sechs Wochen betrog war dran. Ich glaubte nicht was er mir sagte, bis mein Mann sie am Handy sprach. Die Vertrautheit und Scham in seiner Stimme bewiesen, was ich nicht glauben wollte. Er hatte eine Affäre gehabt und mehrere Male schnellen Sex auf der Arbeit. Meine Welt, meine Hoffnungen, mein Leben zerbrachen in Sekunden. Dann kam der Schock. Die Fragen, die Lügen, der Nervenzusammenbruch, die Suche nach Erklärungen, die Tränen, der Hass, die Wut, die Demütigung, der Schmerz, die Verzweiflung, die Angst. Und dennoch auch die alte Vertrautheit und in den Arm nehmen, Gespräche, gemeinsame Trauer um die schönen Zeiten und Hoffnungen. Aber auch viel Wut und Zweifel und Streit, gegenseitige Vorwürfe, Grobheiten seinerseits, Drohungen meinerseits, Hass und immer wieder Lügen seinerseits, als ob ich zu dumm wäre, zu erkennen, dass in einer Affäre mehr passiert als ein bisschen rein raus. Die Lügen, das Ausgeschlossenwerden aus dieser Situation machten mich kaputter als die Tat. Aber er verstand es einfach nicht! Dann hatte ich selbst eine Affäre, er wusste ich würde es tun, denn ich sagte es ihm. Ich genoss das begehrtwerden, das schön sein, den besonderen Ort und auch den Sex. Aber es war nicht mein Mann und das fühlte sich trotz allem falsch an. Später redeten wir über unsere Affären mal sehr objektiv und es scheint, als ob es ihm ebenso ging. Unser Sex, das betont er immer noch, war für ihn der schönste seines Lebens, weil er so offen und leidenschaftlich war, ohne große Zweifel und Ängste.
Jetzt kann ich mich nicht einmal mehr nackt zeigen. Sex gab es seit Monaten zwischen uns nicht. Denn ich verkrafte die Heimlichkeit nicht. Den Verrat an mir und der Treue. Er schlief während der Affäre zweimal mit mir und ich frage mich: hat er mich benutzt? Hat er sich dabei nach ihr gesehnt? Dann fühle ich mich gedemütigt und schmutzig!
Unsere Zweifel machen uns verrückt. Wir wollen es besser machen, die Ehe retten, aber die Streitereien sind schlimm! Er verzweifelt oft an meinen Vorwürfen und Ansichten über ihn und seine Affäre und dann wird er auch sehr grob..
Wir wollen es anders machen, aber es passiert immer wieder. Eine Paartherapie können wir nicht finanzieren. Es würde schon helfen, zu erfahren, worauf müssen wir achten, was ist das Verhaltensproblem zwischen uns, wo müsste man ansetzen um wieder besser miteinander umzugehen? Was könnte er tun, um gegen seine Aggressionen anzukommen?
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