Freund ins Ausland gegangen, Depression?

[franzilein]

Hallo ihr Lieben

Mein Problem besteht darin, dass mein Freund vor kurzem für ein halbes Jahr ins Ausland gegangen ist. Zuerst dachte ich mir, dass man doch ein halbes Jahr ohne Probleme überstehen müsste, aber darin habe ich mich anscheinend getäuscht. Meine letzte Beziehung hielt 2,5 Jahre und war um ehrlich zu sein nicht wirklich eine Erfüllung sondern ein riesen Kraftakt. Umso glücklicher war ich, als ich meinen jetzigen Freund kennenlernte. Er gab mir Kraft, Geborgenheit, Sicherheit und alles was ich brauche um glücklich zu sein. Ich habe mich noch sie so beschützt und geliebt gefühlt. Er hat mir über die schwere Krankheitsphase meines Dads hinweggeholfen und mich in vielen Situationen gestützt.
Seit dem er weg ist habe ich das Gefühl, dass kein Tag mehr wirklich Sinn ergibt. Ich kann nicht durchschlafen, nicht essen, ich fühle mich schlapp, habe ständig Kopfschmerzen, fange an aus heiterem Himmel loszuheulen, ohne einen akuten Grund. Auch wenn es albern klingen mag, ich habe mich noch nie so verzweifelt gefühlt. Das aufstehen früh ist eine qual und der einzige Sinn des Tages besteht darin so schnell wie möglich den Tag zu überstehen, damit ich wieder einen wegstreichen kann. Das schlimmste ist, dass ich meiner Familie und Freunden vor den Kopf stoße und mich immer mehr isoliere, obwohl ich sonst gar nicht der Typ für sowas war. Ich war ständig unterwegs und immer am liebsten unter Menschen. Letztens sagte mir eine gute Freundin, dass sie sich sorgen mache ich könnte depressiv sein. Das bereitet mir seitdem Kopfzerbrechen! Könnte das schon eine Depression sein? Woran erkenn ich das und vorallem was kann ich tun. Mir fällt nichts mehr ein?! Ich weiß auch nicht ob es für unsere Beziehung gut ist, wenn ich so stark abhängig von ihm bin. Mir kommen Gedanken wie: "Wenn ich schon so am Boden bin wenn er ein halbes Jahr nicht da ist, was mache ich im Falle einer Trennung". Ich will es mir nicht einmal weiter ausmalen. Es würde mir alles nehmen. Ich war schon kurz davor mich krank schreiben zu lassen, weil ich auf Arbeit keinen klaren Gedanken fassen kann und immer mit den Gedanken abschweife oder halt einfach mal weine.

ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen weiterhelfen ...

vielen dank schon mal im Vorraus

Franzi

[Gast]

Re: Freund ins Ausland gegangen, Depression?


[quote franzilein].... Letztens sagte mir eine gute Freundin, dass sie sich sorgen mache ich könnte depressiv sein. Das bereitet mir seitdem Kopfzerbrechen! Könnte das schon eine Depression sein? Woran erkenn ich das und vorallem was kann ich tun......
Franzi[/quote]

Hallo Franzi,
ja, ich denke das könnte eine Depression sein. Ich glaube aber nicht, das du eine Depression hast (nur) weil dein Freund ins Ausland gegangen ist. Das hat möglicherweise das Fass zum Überlaufen gebracht. Du hast ja schon andere belastende Erlebnisse erwähnt wie den vorherigen Freund und die Krankheit deines Vaters.
Du solltest zum Arzt gehen und gut für dich sorgen und mit deinen Freunden und Verwandten reden.
Alles Gute kristian

[Tired]

Re: Freund ins Ausland gegangen, Depression?


Hi Franzi,

ich denke auch das die Probleme tiefer sitzen und die vorübergehende Trennung ein Auslöser ist.

Ein Termin beim Psychiater wäre meiner Meinung nach angesagt.
Ansonsten solltest du unter Leute gehen, auch wenn es schwer fällt und du dich zwingen musst.
Versuche deine üblichen Aktivitäten wieder aufzunehmen und einen möglichst strukturierten Tagesablauf zu haben. Auch wenn dein Freund wieder da ist solltest du schauen das du ein Leben neben ihm hast, das du auch mal was ohne ihn unternimmst oder ein Hobby das nur für dich ist pflegst. Es ist nicht gut das Leben zu sehr aufeinander abzustimmen, meist fühlt sich irgendwann einer eingeengt oder es kommt zu den Problemen die du jetzt hast, gönn dir etwas Individualität und Freiheit in deiner Beziehung und bewahre dir deine Selbstständigkeit.

[dr.riecke]

Re: Freund ins Ausland gegangen, Depression?


"Es ist nicht gut das Leben zu sehr aufeinander abzustimmen, meist fühlt sich irgendwann einer eingeengt .."

Das ist sicher das Hauptproblem.
Ob Auslandsaufenthalt oder nicht, das völlige Abhängigmachen von einer anderen Person, bedeutet auch Aufgabe der eigenen Persönlichkeit.
Dann ist man irgendwann für den Anderen uninteressant und die Beziehung scheitert an aufgedrängter Nähe.

[Elektraa]

Re: Freund ins Ausland gegangen, Depression?


Es ist gut, was du eben erlebst Franzi, da bin ich sicher. Im Laufe der Zeit erleben wir oft arge psychische Nöte, anstatt sie zu zeigen tun wir so, als wären sie nicht da, wir verdrängen sie, wir schieben diese lieber oft zur Seite und "lachen", anstatt zu heulen, wie es angebracht wäre. Irgendwo ist das aber alles abgespeichert und wartet drauf, dass wir es rauslassen endlich, nicht immer nur zurückhalten. JETZT ist wahrscheinlich bei dir der richtige Zeitpunkt gekommen wo das möglich ist.
Sieh das, wie wenn ein Speicher entleert wird und zugleich wird Platz frei für was anderes.
Ich habe das bei mir erlebt und bei anderen oft beobachten können- bei "Schocks" reagiere ich oft völlig gelassen, anschließend kommt erst die ganze Tragweite des Geschehens so nach und nach raus und das Zittern oder das Fürchten oder das Trauern sickert erst viel später ein in mein Bewußtsein- das wird wohl eine weise Schutzfunktion sein denke ich.

Aus der Franzilein wird eine Franziska- Reifwerden ist Wachstum, Ausdehnung. Also ich erkenne oft, dass es gut ist, wenn wieder einmal ein Schmerzpanzer gebrochen ist. Trauerzeiten nehme ich ebenso gerne an wie Glückszeiten. Das eine und das andere gehören einfach mit zum Leben dazu finde ich.
Vielleicht schreibst du mit was du fühlst???? Mach das einmal probeweise. Das ist wie wenn du wem zuhörst, der dir etwas erzählen möchte. Das kann ungeheuer viel bringen für dich.
Also bei mir war es so, dass ich die besten und wahrsten Einsichten nicht am "Tag" erfahren habe, sondern als es "Nacht" gewesen ist- zu meiner Trauerzeit. Ohne diese Gefühle wäre alles nur halb.

Alles Liebe
- oder Liebe ist ALLES, auch diese Zeit..