Ursprünglich beworben hab ich mich im kleinen Betrieb von Frau Meier - eine selbstbewußte und auf mich sehr direkt wirkende Geschäftsfrau. Ihr Ehemann hat ebenfalls einen sehr kleinen Betrieb im gleichen Haus. Und ich erkläre mich von vornherein bereit, für beide zu etwa gleichen Teilen zu arbeiten, wenn es denn zur Einstellung käme.
Jut, am 01.11. war dann aber Katastrophenalarm - ihr Mann wurde von seinen zwei Arbeitskräften im Stich gelassen, Arbeitsverhältnisse waren wohl bereits gekündigt und nun hatten sich beide für den Rest der Zeit krankschreiben lassen. D.h. ich mußte spontan erstmal nur bei ihm aushelfen und kam bis dato gar nicht dazu direkt in ihrem Betrieb zu arbeiten.
Dabei hat sich für mich nach wenigen Tagen herauskristallisiert, dass der Mann der absolute Looser ist, sein Betrieb ist total überschuldet - weiß aber keiner und sie zieht ihn mit durch. Er ist so übertrieben darauf fixiert, nett zu anderen Menschen (Kunden oder Angestellten) zu sein - dass das absolut nicht verwunderlich ist, dass dabei sein Laden den Bach runtergeht.
Sie wiederum scheint genau das andere Extrem zu sein.
Beispiel für das unterschiedliche Verhalten: Bei ihr im Betrieb hängt in der Küche ein Schild: "Mineralwasser und Kaffee (normal - nicht die Pads!! und nicht die Teebeutel !!) sind für die Angestellten."
Er hingegen hat mir die ganze Zeit auf seiner Etage, Kaffee(auch Pads!)-Kuchen-Cola etc. angeboten, mir sogar den Kaffee gekocht und an den Schreibtisch gebracht :-))
So - nun sind die beiden Betriebe seit zwei Tagen auf eine gemeinsame Etage gelegt worden, seine Räumlichkeiten liessen sich nicht mehr finanzieren.
Und schön höre ich, wie dieser Mann gegenüber ihren Angestellten Erklärungen abgibt, dass diese sich doch bei den Pads bedienen sollten, das sei ja wohl eine völlig alberne Anweisung seiner Frau, dass diese nicht genutzt werden dürfen ?!
Naja, soweit Personenbeschreibung und welches Chaos durch ihre "Fusionierung" droht :-) Oh und welches Dilemma da auf mich zukommen mag, da ich ja zwischen den beiden stehe, als einzige Kraft, die nun für beide zu arbeiten bereit ist.
Mein Problem ist aber ein anderes:
Einerseits waren beide extrem nett zu mir, was die Konditionen meines Arbeitsplatzes angeht (das mag zwar auf seinem Mist gewachsen sein, aber immerhin hat sie ja auch ihr Okay gegeben): Mir wurde - ohne Anfrage von mir - sofort angeboten, meine Arbeitszeit so anzupassen, dass ich eine Stunde früher daheim sein kann bei meiner kleinen Tochter. Mir wurde ebenfalls - ohne Anfrage - angeboten, die Probezeit von sechs auf drei Monate zu verkürzen, damit ich schneller zu einem unbefristeten Arbeitsvertrag komme. Der Hammer war dann vor einigen Tagen: Mir wurde noch ein Auto angeboten, ein Privatfahrzeug, das mir in zwei Wochen zur Verfügung stehen soll. (weil ich über keines verfüge und mich mit der Bahn abplage.) Sie leihen mir das Fahrzeug, zahlen Versicherung/Steuern - ich nur den Sprit und darf es natürlich nutzen, wie ich will.
Andererseits wundere ich mich die ganze Zeit schon über die Klagen der Mitarbeiter, die bei ihr angestellt sind. Sie mache sie fertig, sie haben Angst vor ihr etc.. Sie ist der Horror überhaupt. Und ich bekomme halt mit, dass die Chefin fast tagtäglich irgendwelche Emails schreibt, wo sie ihre Mitarbeiter anmotzt.
Bisher hab ich mir nur gedacht, ich halt mich daraus. Ich hab ja kein Problem, zu mir ist man nett. Vielleicht sind die anderen da auch einfach überempfindlich, wenns mal Kritik gibt - einfach mal abwarten - solange man mir nix getan hat ....
Nun bin ich seit heute erst wirklich auf ihrer Etage, mit ihren Angelegenheit beschäftigt, und habe erste Dinge für ihren Betrieb erledigt. Und durfte diese Frau nun in ihrem Element erleben (wahrscheinlich auch nur ansatzweise, wahrscheinlich ist noch mir gegenüber eher gehemmt,nehm ich mal an).
Der Morgen begann schon mal damit, dass sie ihren 20jährigen Sohn, der im Nebenzimmer so lautstark zurechtgebügelt hat, dass ich jedes Wort verstanden habe.
Also, und ich habe zwei Emails verschickt. Mehr nicht - das waren praktisch meine ersten Aufträge. Daraufhin zitiert sie mich also in ihr Zimmer, um mich aufzuklären, dass das so nicht geht. Ihr Aktenzeichen solle immer am ANFANG ins BETREFF der Email - damit erhoffe sie sich, dass der angesprochene dann nur noch RE klickt und das so sofort im Hause zugeordnet werden kann.
Zufällig läuft ihr Mann am Zimmer vorbei, der sofort dazugerufen wird, damit er auch davon lernen kann, denn auch er soll zukünftig für ihren Betrieb mitarbeiten.
Zwischenzeitlich ärgert sie sich, weil sie sieht das jenes Aktenzeichen sowieso falsch zugeordnet wurde und sie ruft lautstark nach Frau C, die gerade zu mittag ist.
Dann durchblättert sie die restlichen Emails des Hauses, entsetzt über das dort herrschende Chaos und das sich scheinbar noch nie jemand an diese Anweisung bezüglich des vorangestellten Aktenzeichens gehalten hat. Und sie ruft nun die nächste Angestellte, Frau D, herein, um diese herunterzuputzen.
Auf meinen erstenVersuch, diese Frau zu bremsen, in dem ich mich entschuldige, dass sei meine ersten beiden Emails gewesen, ich habe die Anweisung verstanden, reagiert sie damit, dass das nicht gegen mich gemeint sei.
Auf meinen zweiten Versuch, sie zu beschwichtigen, indem ich erkläre, dass ihre Angestellten, das ja wüßten, mir das eigentlich auch richtig beigebracht hätten, reagiert sie regelrecht VERÄRGERT und WÜTEND:
Fangen SIE nicht an, mit mir zu diskutieren! Hier ist gar nichts in Ordnung. Die Angestellte C ist seit einem Jahr hier beschäftigt und ich lasse mir das nicht gefallen, dass mein System nicht umgesetzt wird !!! Mag sein, dass es für Sie jetzt genug ist der Debatte, für MICH noch lange nicht - das ist nicht in Ordnung.
Ihr Mann steht neben mir mit gesenkten Schultern und signalisiert mir, es dabei bewenden zu lassen. Anschließend in der Tür macht er noch ein Kreuz über der Brust ??! Auch die Angestellte D sagt nix und erklärt mir im Nachhinein, dass es keinen Sinn habe, ihr zu widersprechen.
Anschließend fragt mich inzwischen wieder eingekehrte C (die dann auch ihren Anschiss wegen des falsch vergebenen Aktenzeichens hinter sich hat), ob bei mir alles okay sei, ich dürfe mir nichts zu herzen nehmen. Sie habe lange Zeit jeden ABend zuhause geweint, wegen dieser Frau. Das habe sie sich abgewöhnt, soll sie sie doch kündigen, wenn sie so unzufrieden ist.
Also ich bin extrem irritiert von diesem Verhalten. Und ich denke, die gute Frau weiß gar nicht, wie sie auf irhe Mitarbeiter wirkt. Ich hab zufällig einen Privatbrief von ihr gelesen :-), da beschreibt sie ihr Verhältnis zu ihren Mitarbeitern als gut, wenn sie denn mal aufbrause, dann per mail - hin und wieder - das hört sich harmlos an. Und sie fragte mich nach meinem Vorarbeitgeber, der seine Mitarbeiter extrem mobbt und dafür bekannt ist, ob diese richtiggehen ANGst vor ihm hätten. Ich hörte auch dieser Frage heraus, wie furchtbar sie das findet - und ich denke sie ist weit davon entfernt, zu erkennen, dass sie selbst sowas auslöst.
Ich fand diese Situation heute schon fast "krank". Genauso krank, wie sein Verhalten, es allen recht machen zu wollen. Ihr Verhalten, eigentlich mit Lautstärke und "fangen Sie nicht zu diskutieren an", den anderen irgendwo den Mund zu verbieten und aufgrund einer Bagatelle, eines ja nur falsch plazierten Aktenzeichens einen Betriebs-Zusammenschiss (alle Mitarbeiter machen es ja seit Ewigkeiten falsch) ausarten zu lassen - das fand ich auch jenseits dessen was ich als "Normales" Arbeitgeber-Verhalten einstufen würde.
Momentan geht mir grad durch den Kopf, ihr vorstehenden Text mal vorzulegen. Das Verhältnis zwischen ihr und mir war von Anfang an sehr direkt und ehrlich (sowohl meinerseits auch auch ihrerseits) - das fand ich eigentlich sehr beeindruckend.
Vielleicht deshalb möchte ich mich nicht in die Schiene der Menschen einklinken, die alle hintenrum jammern und unzufrieden sind, falsch spielen (inklusive ihrem Mann) - keine Ahnung, muß ich drüber schlafen, oder noch ein bissel Zeit vergehen lassen, oder Eure Meinung hören :-)
Danke.
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