ich bin hier, weil ich seit 6 Wochen getrennt bin, aber einfach große Probleme habe einzuordnen, ob das, was ich wahrgenommen habe, tatsächlich so zu werten ist oder ob ich es überbewerte.
Zu mir: ich bin 27 Jahre alt, befinde mich seit über zehn Jahren in therapeutischer Behandlung aufgrund von Borderline. Ich bin heute an einem Punkt, an dem ich Gefühle gut sortieren kann und weder Selbstverletzung betreibe, noch große Schwankungen erlebe. Allerdings würde ich mich bis heute als sehr beziehungsängstlich einstufen. Idealiersung und Abwertung aufgrund von Angst vor Nähe sind noch immer ein Thema. Ich habe nie gelernt, dass meine eigene Wahrnehmung richtig ist. Deshalb verunsichert mich meine aktuelle Situation sehr.
Da ich von vielen Frauen hier gelesen habe, dass sie teils nach Jahren der Ehe mitsamt Kindern eine Beziehung zu einem Narzissten beendet haben, würde ich mich von diesen über Antwort freuen.
Zur aktuellen Situation:
Ich bin seit 6 Wochen von meinem Freund getrennt. Wir waren ( und ich weiss, dass es in keiner Relation zu dem steht, was viele hier erlebt haben) 7 Monate zusammen. Wir kommen aus der selben Stadt, unsere Eltern kennen sich seit der Jugend, er ist erfolgreich, hat das Gymnasium besucht und studiert, sieht toll aus und hat einen riesen Bekanntenkreis. Er sagte mir von Beginn an, als wir uns kennenlernten, dass er seine Freiheit braucht. Das erschien mir nicht weiter ungewöhnlich. Ich war aufgrund der Kenntnis darüber, dass ich selbst Bindungsängste habe sogar eher erleichtert. Zu Beginn habe ich mich sehr zurückgehalten und er zeigte mir schnell, dass er mich als Partnerin haben möchte. Es kam dann auch so.
Immer mehr Situationen haben sich in der Beziehung ergeben, die ich nicht einordnen konnte. Immer wieder hat er über die Arbeit die Distanz gesucht. Über Hobbies. Wenn wir zusammen waren, war er nie richtig da. Er hat so liebe Dinge gesagt und war auch sehr lieb aber irgendwie war er immer im Kopf mit anderen Dingen beschäftigt. Wenn er ausgegangen ist, hat er mich komplett ignoriert. Er wusste genau, wieviel Angst ich vor Ignoranz habe. Immer,wenn wir uns nah waren hat er danach wieder Distanz reingebracht. Es gab soviele Momente, die ich nicht aufzählen kann.
Zusammengefasst hat er mir nach langem analysieren Dinge gesagt wie, dass er Angst hat von mir abhängig zu sein, dass er Angst hat, dass ich ihm überlegen bin ( rein messbar lächerlich, da ich nicht im entferntesten das besitze, was er hat) , er hatte sogar Angst, seine Mutter könnte mich mehr lieb haben, als ihn. Er hat mich ignoriert, weil er das Gefühl hatte, dass in ihm Schuldgefühle aufkommen, wenn er mich allein lässt und dann macht er zu. Er war neidisch auf die kleinsten Dinge, die mir entgegengebracht wurden. Ich habe immer die Zeit für uns frei gehalten an Tagen, an denen er kein Sport gemacht hat, nicht auf Dienstreise war oder ähnliches. Er sagte mir daraufhin ich sei abhängig von ihm. Das sind nur Auszüge.
Natürlich habe ich meine Therapeutin zur Rate gezogen und sie sagte irgendwann zu mir, dass mein Freund narzisstische Züge hätte. Ich habe darüber gelesen und leider ist fast immer nur von einem pathologischem Narzissmus die Rede. Er hat viele Dinge aber nicht gemacht. Er hat keine anderen Frauen, er war auch nicht offensichtlich gemein zu mir. Das macht es so schwer. Vieles passiert so untergründig, sodass man den Menschen gar nicht richtig und wirklich fassen kann. Sooft hatte ich das Gefühl, ich bewerte das über und bin einfach nur zu anhänglich oder klammer. Egal, mit wem ich darüber gesprochen habe, alle sagten mir, dass sie damit auch ein Problem hätten, weil man ja letztlich nie ein konstantes Gefühl des gewollt seins hat.
Er hat sich von mir getrennt nachdem ich ihn mit seinem Verhalten konfrontiert habe. Habe ihm gesagt, er solle mal lesen und schauen, ob er sich wiederfindet. Ja er fand sich wieder. Ja, er war zutiefst gekränkt. Aber er sagte er würde sich nun von mir trennen, da er sich nicht einfach ändern könne und mir nicht mehr wehtun will. Ich weiss, dass er einfach nur das Gefühl der Schuld nicht ertragen kann. Nun gab es nach der Trennung 2 weitere Wochen, in denen er mir gesagt hat, er will vom Herzen aber vom Kopf nicht. Immer wieder hat er mir gesagt, er vermisst mich, war bei mir, hat geweint, ist mir nah gekommen,näher als vorher. Um mich dann wieder zu ignorieren, mir wieder knallhart zu sagen, dass es nichts bringt. Nach den zwei Wochen habe ich das ganze beendet. Ich habe darunter so gelitten. Ich habe das auch durchgezogen. Nummer gelöscht und auf keinen Versuch seinerseits eingegangen.
Trotz allem bin ich zutiefst verusichert. Ich denke ständig an ihn und weiss, dass er lebt, als hätte es mich nie gegeben. Es fühlt sich kränkend an und ich fühle mich wie ein wertloses Etwas. So viele Dinge, die er gesagt hat und ein so anderes Verhalten. Er wirkt nach außen so viel stärker und hat so viel mehr als ich. Ich fühle mich so klein. Auch das sind Dinge, die ich hier immer wieder gelesen habe. Aber ich frage mich noch immer, ob ich es nicht zu streng gesehen habe, ob ich nicht hätte einfach anders sein müssen .
Ich freue mich über jede Antwort.
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