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Was, würdet Ihr sagen, hält einen Partner...

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  • Was, würdet Ihr sagen, hält einen Partner...

    ... bei einem Partner, der süchtig ist???

    Ob die Frage hier nun hineingehört oder nicht - darüber habe ich nachgedacht. Aber ich finde schon, dass es einen Austausch hier geben kann, weil grade hier viele Menschen sind, die Erfahrungen in der Art gemacht haben und vielleicht dazu beisteuern mögen...

    Ausserdem setze ich mich nun schon einige Zeit damit auseinander, ob es, wie viele sagen, die blosse Tatsache ist, dass man den Partner liebt oder ob da vielleicht doch auch Bedürfnisse befriedigt werden, die unterschwellig eine Rolle spielen.

    Hintergrund ist, dass ich nun 11 Jahre mehr oder weniger mit einem Partner verbracht habe, der Alkoholprobleme hatte ( seit der Trennung vor einigen Monaten nun tatsächlich Trocken ist ) und mich eben selbst frage, warum. Warum man nicht anders reagiert hat, seine Grenzen gesetzt hat, sein Leben nicht fremdbestimmt sondern selbstbestimmt gestaltet hat. Vielleicht treibt mich die Frage um, weil es sich so entwickelte, dass er nach der Trennung Trocken wurde...

    Natürlich spielt Liebe eine große Rolle - aber gibt es da eventuell noch andere Gründe, die eine Trennung verhindern... ???

    Kann es zB sein, dass man (aus welchen Gründen auch immer) das Gefühl braucht, gebraucht zu werden? Dass man das Gefühl hat / haben oder entwickeln kann, dass man sich sozusagen unentbehrlich macht? Dass man Busse tut (auch sozusagen) für etwas? Also, unterschwellige Bedürfnisse befriedigt werden eben...

    Oder ist es die Vorstellung von der Beziehung, die man wahrscheinlich ohne das Suchtproblem leben würde, der Grund?

    Die Frage bezieht sich auf jede Form von Sucht. Hierzu zähle ich auch Menschen, die unter einem Helfersyndrom oder Geltungssucht leiden, Annorexie oder Bulimie, Spielsucht oder eine der mannigfaltigen anderen Formen... Für den Partner, der die jeweilige Sucht mittragen muss, ist es nicht einfach, das zu tun...
    Aber was hält einen? Hoffnung, den Partner retten und ändern zu können?

    Ich hoffe, ihr findet das nicht doof und habt Lust, Euch dazu zu äussern. Ich glaube, mir würde es helfen - freuen auf alle Fälle, wenn ihr beitragen mögt... egal, aus welcher Sicht...

    Liebe Grüße Calvin


  • Re: Was, würdet Ihr sagen, hält einen Partner...


    Ich glaube es ist eine gute Mischung aus allem, zumindest bei einem normalen, relativ unabhängigen Menschen.

    Mitleid, die Hoffnung das doch alles wieder gut wird, das Gefühl das nur ich helfen kann da ich ihm am nahesten stehe, Liebe...... Wenn man sich trennt gibt man zu versagt zu haben, man hat vor sich selber versagt, davor hat man auch Angst.

    Dann gibt es noch die Abhängigkeit von der Beziehung, Kinder, finanzielle Dinge, die "Nachbarn".......

    Dann die Varianten des Helfersyndroms, Co. Abhängigkeit, etc. das haben wir doch alle mehr oder weniger in uns, ganz besonders wenn es um Menschen geht die zu unserem Leben gehören.

    Ich denke aber das man es ab einem bestimmten Leidensfaktor schafft sich davon frei zu machen (solange es nicht krankhaft ist) aber von seinem Verantwortungs und Pflichtbewusstsein, der eigenen queren Moral kann man sich nur schwer lösen. Die Pflicht Familie zu bleiben, auch in schweren Zeiten, die Scham vor der Außenwelt wenn man sich trennt weil man dem Partner nicht helfen kann, zu schwach ist, ihn fallen lässt um sich selber zu retten.
    Wahrscheinlich spielt der einzelne Charakter, die Weltanschauung, das Umfeld und das Familienbild eine genauso große Rolle dabei, wie irgendwelche Abhängigkeiten.

    Kommentar


    • Re: Was, würdet Ihr sagen, hält einen Partner...


      Herzlichen Dank, Tired. Ich finde Deine Antwort sehr gut und ich denke, Du hast den Nagel auf den Punkt getroffen...


      >>> Mitleid, die Hoffnung das doch alles wieder gut wird, das Gefühl das nur ich helfen kann da ich ihm am nahesten stehe, Liebe...... Wenn man sich trennt gibt man zu versagt zu haben, man hat vor sich selber versagt, davor hat man auch Angst. <<<

      ich glaube, das spielt bei den heutigen, gesellschaftlichen Geflogenheiten (Scheidungsrate, allein erziehende, usw) sogar noch eine größere Rolle, wie gesellschaftliche Aspekte, da ja nicht mehr die Form von Ausgrenzung stattfindet, wie früher, wenn man sich trennt.

      >>> Wahrscheinlich spielt der einzelne Charakter, die Weltanschauung, das Umfeld und das Familienbild eine genauso große Rolle dabei, wie irgendwelche Abhängigkeiten.<<<

      Auch das unterstütze ich voll.

      Kommentar


      • Re: Was, würdet Ihr sagen, hält einen Partner...


        Moin Calvin,

        ich glaube es gibt noch etliche, individuelle Gründe weshalb man bei einem Süchtigen bleibt.

        Wenn man z.B. in eine Familie hinein geboren wird in der ein Elternteil abhängig ist, bis man bemerkt das etwas anders ist als bei anderen ist man schon geprägt, vielleicht sogar für die Partnerwahl bei der man evtl. unbewusst nach vertrautem sucht, der Sucht. So bescheuert es klingt für manch einen dürfte der süchtige Partner ein Stück Sicherheit vermitteln, weil diese Sucht so vertraut ist und man im laufe der Jahre gelernt hat besser mit Abhängigen umgehen zu können als mit "normalen" Menschen. Aufgrund des Aufwachsens in einem Suchthaushalt macht die Außenwelt eher Angst (schon alleine weil man immer Geheimnisse vor ihr bewahren musste, wenn man es nicht schafft wird sie gefährlich für die Familie), als das was man kennt. Eine normale Beziehung wird zu etwas unnormalen, der Süchtige Vater, Bruder, Partner zur festen Konstante die irgendwie Halt geben kann, trotz allem.

        Menschen die an einen Partner geraten der Süchtig ist, aber selber noch nie etwas damit zu tun hatten dürften regelrecht in diese Rolle hineinwachsen.
        Nimm mal eine psychisch gesunde
        Frau (so wie wir es sind()))()))).
        Sie geht häufiger in ein Lokal in dem immer der gleiche Typ herum sitzt und säuft, vielleicht gibt es mal ein Hallo oder etwas small-talk. Sie sieht aber genau was mit dem los ist und würde sich nie auf so einen einlassen. Erstens wird sie einen Teufel tun einfach so den Samariter zu spielen und zweitens sieht sie den Mann so wie er ist, als einen zerstörten Menschen der säuft. Sie weiß das es irgendwie krank wäre sich mit so jemandem ernsthaft einzulassen, das es selbstzerstörerisch ist.

        Jetzt nimm die gleiche Frau die einen Mann geheiratet hat mit dem sie gerne Feiern ging, Alkohol gehört hier und da dazu, aber alles in einem Rahmen der für sie normal ist. Er macht seinen Job, vernachlässigt sie nicht und sie gönnt ihm den kleinen Rausch am Wochenende.
        Es ist ja auch noch kein gesunder abends ins Bett gegangen und war am nächsten Morgen für alle sichtbar Alkoholiker, dann würde sich die Frau ganz schnell was überlegen, aber er ist nach dem Rausch wie er immer ist.
        Der Alk wird unmerklich in höheren Dosen konsumiert, das fällt nicht auf weil er eigentlich nur sein Level hält. Im Urlaub wird auch etwas häufiger getrunken, naja, es ist halt Urlaub warum auch nicht. Nach dem Urlaub wird das Feeling noch mit heim genommen und statt in den Alltagstrott zu verfallen geht man weiterhin abends aus und trinkt was, ist doch schön.
        Das der Göttergatte zusätzlich immer öfter zum Nachbarn auf ein Bierchen verschwindet, oder häufiger auf die Toilette muss wo der Flachmann versteckt ist fällt da gar nicht größer auf.
        Dann wird häufiger mal verschlafen, macht nix, er ist ja sonst so zuverlässig. Die Zuverlässigkeit lässt aber immer mehr nach, fast unmerklich. Es fällt ihr selber nicht auf das es immer häufiger zu solchen Problemen kommt, das Ganze hat für sie noch keine größere Bedeutung als hin und wieder eine Notlüge anzuwenden, macht doch jeder mal.
        Irgendwann realisiert sie das er Alkoholiker ist, aber da haben sich beide schon unmerklich ein Schutzschild gebaut, um es vor der Welt zu verbergen. Die Frau ist schon mittendrin in der Scheinwelt der Süchtigen, hat sich unmerklich ein Lügengespinst aufgebaut um den Mann vor den Blicken der Außenwelt zu schützen. Beide sitzen damit im selben Boot, haben sogar das selbe Ziel. Es wird versucht sich vor Entlarvung zu schützen, die Sucht selber wird noch gar nicht als Feind gesehen, die Entdeckung wäre der Gau den man gemeinsam verhindern muss. So unterstützt die Frau immer mehr die Sucht ihres Mannes, in der Hoffnung das sich die Phase irgendwann wieder auswächst (schließlich ist er ja eigentlich ganz anders, wenn man lange genug durchhält wird er sich schon wieder fangen), das einzige was sich aber ändert ist die Qualität seiner Sucht. Die Frau verschafft ihm immer mehr Freiräume die er zum trinken nutzen kann, sie beschützt diese sogar vor der Außenwelt und beginnt die Sucht von ihrem eigentlichen Leben zu trennen. Das Saufen des Mannes ist etwas, das sie selbst vor ihrer Realität verbirgt, zumindest solange der Alltag noch halbwegs funktioniert. Vielleicht hat sie in all der Zeit nicht einmal daran gedacht das es ein Suchtproblem gibt, sie ist so langsam und sanft in ihre Rolle des Suchthelfers hineingewachsen das sie gar nicht realisiert das es nicht zum "normlen" Leben gehört.
        Dann ist es die Frage ob die Frau mit einem Paukenschlag aufwacht und etwas dagegen tut, oder ob sie dieses Parallelleben gänzlich als Normalität annimmt. Das wäre auch nicht verwunderlich, bestimmte Alkoholikertypen können etliche Jahre trinken bevor es zu Konsequenzen im Umfeld führt, die Arbeit und das Leben drumrum läuft nebenher weiter. Die Frau ist also vermeidlich in einem ganz normalen sozialen Umfeld, das ihr Mann seine Phasen hat wirkt da gar nicht so tragisch.........So ist er halt und weils keiner merkt ist es auch nicht so schlimm.

        Solange alles unter dem Teppich gehalten werden kann ist der Mann auch kein Spriti, so etwas kann man ja nicht verbergen man kennt sie ja, die Typen mit dem Namensschild auf dem Barhocker, gar nicht zu vergleichen mit dem eigenen Mann.

        Ich schätze mal das es etliche Varianten gibt die jemanden dazu bringen die Sucht des anderen, bis zum meilenweit Überschreiten der Schmerzgrenze, zu ertragen und mit zu tragen, eine wichtige Ursache dürfte der Selbstbetrug sein, der wahr ist solange es gelingt auch das Umfeld davon zu überzeugen.

        Kommentar



        • Re: Was, würdet Ihr sagen, hält einen Partner...


          Hi Tired,

          >>> in eine Familie hinein geboren wird in der ein Elternteil abhängig ist, bis man bemerkt das etwas anders ist als bei anderen ist man schon geprägt, vielleicht sogar für die Partnerwahl bei der man evtl. unbewusst nach vertrautem sucht, der Sucht. So bescheuert es klingt für manch einen dürfte der süchtige Partner ein Stück Sicherheit vermitteln, weil diese Sucht so vertraut ist und man im laufe der Jahre gelernt hat besser mit Abhängigen umgehen zu können als mit "normalen" Menschen. <<<

          Ich habe für mich festgestellt, dass genau das ein Grund (wohlgemerkt - einer, nicht jeder) für mich ist.

          Ich habe 2009 Vollzeit in einer Bücherei gearbeitet und bin auf Schwierigkeiten mit dem dortigen Personal gestossen (nur zwei Personen (eine extrem), mit denen ich Schwierigkeiten hatte ) ... Nach dem Intermezzo, das mir persönlich garnicht gut tat und heute noch den Geschmack von Versagen für mich hat, musste ich für mich aber feststecken, dass es unter anderem daran lag, dass ich den Anderen gegenüber verkehrt aufgetreten bin. Ich, als Person, war garnicht mehr vorhanden, war als Persönlichkeit nicht mehr präsent und habe damit den Weg für alles frei gemacht.

          ich habe in den letzten Jahren immer die Auseinandersetzung mit vertrautem Boden gesucht (und gefunden () ) - habe dann nach 2009 erkannt, dass ich völlig verlernt habe, wie man im normalen Alltag mit Menschen umgeht, die "normal" sind und nicht zu einem bestimmten Kreis, einer bestimmten Gruppe Mensch gehören...
          Verworren - aber vielleicht weisst Du, wie ich das meine...

          >>> Nimm mal eine psychisch gesunde
          Frau (so wie wir es sindlaughing smileylaughing smiley). <<<

          Ich schütt mich grade aus vor lachen... Haha - danke für den vergnüglichen Beginn des Tages ()))

          >>> Ich schätze mal das es etliche Varianten gibt die jemanden dazu bringen die Sucht des anderen, bis zum meilenweit Überschreiten der Schmerzgrenze, zu ertragen und mit zu tragen, eine wichtige Ursache dürfte der Selbstbetrug sein, der wahr ist solange es gelingt auch das Umfeld davon zu überzeugen.<<<

          Ja - und mit dem Selbstbetrug macht man soviel kaputt... Bei sich, dem Umfeld und dem süchtigen Partner auch... :-((

          Ich denke, zu diesem Selbstbetrug kann man durchaus auch Gründe zählen, die unterschwellig dazu zählen. Über verschiedene, dauerhafte Erfahrungen im Elternhaus gelernt, dass man nur was zählt, wenn man arbeitet und arbeitet (auf welche Art auch immer - emotional, körperlich) ... Wenn hierbei Grenzen der eigenen Kraft überschritten werden, das eigene Leben immer hintenansteht, weil es wichtiger sein muss, anderen zu helfen, dann bedient, denke ich, ein süchtiger Partner ebenfalls ein altbekanntes, vertrautes Bedürfnis nach Sicherheit...

          Solche Kreise zu durchbrechen kann nur gelingen, wenn man sich ihrer bewusst wird (Büchlein!) ... Dann hat man die Möglichkeit, eigenes Verhalten zu verändern; auf Menschen, die dieses von einem gewohnt sind, anders zu reagieren ... Aber ich finde auf alle Fälle, es ist sehr schwer - auch vor sich selbst zu bestehen, wenn das Denken gewendet werden soll... Wie Du geschrieben hast :

          >>> von seinem Verantwortungs und Pflichtbewusstsein, der eigenen queren Moral kann man sich nur schwer lösen. <<<

          Und sich dann mit dem eigenen Anteil an der allgemeinen Situation hinterher auseinandersetzen... Was aber sein muss, weil man ja ungern immer wieder und weiterhin dieselben Fehler machen möchte ()

          Kommentar

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