ich habe mich noch nicht in einer Situation befunden wie derzeit und bitte die Forumsteilnehmer daher um Rat/Empfehlung.
Ich bin 45 Jahre alt, seit 20 Jahren verheiratet und habe zwei Kinder (Tochter 15, Sohn 18).
Vor einigen Jahren entwickelt sich die Ehe mit meiner Frau langsam und schleichend in eine Beziehung, die in erster Linie durch die Verantwortung für unsere Kinder getragen wurde.
Vor ca. 3 Jahren bekam ich mit, dass meine Frau einen Mailkontakt mit einem Urlaubsbekannten hatte. Im Grundsatz kein Problem, aber die Art der mails ging deutlich über einen Smalltalk hinaus (er fragte sie z.b., ob sie als Aktmodell für sein Fotohobby posieren wollte und gab ihr Tipps, wie sie mit den E-mails umzugehen habe, damit ich sie auf dem Rechner nicht erkennen könne). Dies und vor allem das Verheimlichen vor mir und ihr weiterer Kontakt mit ihm verletzten mich tief.
Desweiteren gab es nahezu täglich Krach mit den Kindern. Wenn ich abends nach Hause kam, war Schreien keine Seltenheit, obwohl die Auslöser nach meinem Verständnis nicht so gravierend waren.
Hinzu kam, dass sie seit einigen Monaten deutlich abgenommen hatte (und das bei einer ohnehin sehr schlanken Figur). Die Freizeitaktivitäten ausserhalb der Familie wurden immer mehr (sie war dreimal abends unter der Woche in ihrem Hobby Musik unterwegs), kurzum sie entfernte sich immer weiter und es folgten über einige Wochen viele ziellose und verletzende Gespräche, ohne dass wir mit einem Ergebnis auseinandergehen konnten. Irgendwann gelang es mir dann sie zu überreden „professionelle“ Hilfe über eine Beratung anzunehmen. Schließlich ging sie auch zu einem Psychologen und es wurde eine Depression diagnostiziert. Sie erhielt Therapiestunden und wurde mit Medikamenten behandelt.
Am Tag vor Sylvester kam es dann zu einer sehr heftigen Reaktion. Wieder nach einem langen, schwierigen Gespräch wurde sie von einem Weinkrampf erfasst und warf Gläser durch das Wohnzimmer, die Scherben wollte sie beseitigen, konnte sich aber kaum mehr auf den Beinen halten. Es glang mir eine Stunde lang nicht sie durch Reden, Umarmen oder sonstiges zu beruhigen. Am Morgen darauf fuhr ich mit ihr zum ärztlichen Notdienst, wo sie dann eingestand ihre Medikamente selbständig abgesetzt zu haben.
Ca. 3 Monate später gab es wieder eine verbale Konfliktsituation, ich hatte wieder erkennen müssen, dass der Mailkontakt mit dem Urlaubsbekannten wieder weiterging, obwohl sie mir versprochen hatte, dass sie ihn abbrechen würde. Tags darauf fanden mein Sohn und ich sie in einem Zimmer auf einem Boden liegend. Sie hatte eine Überdosis ihrer Tabletten genommen – ein Suizidversuch. Sie kam anschließend für ca. 8 Wochen in eine psychiatrische Klinik auf eine Depressionsstation.
Nach wenigen Tagen zu Hause folgte dann eine Kur für weitere 5 Wochen. Ich war in dieser Zeit enorm hin und hergerissen, wie es weitergehen sollte, aber ich hatte mich schließlich riesig darauf gefreut als sie wieder zu Hause war. Ich war darauf vorbereitet worden, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis wir wieder zusammenfinden würden, ich hatte die Hoffnung einfach nicht aufgegeben.
Nach einigen Wochen kam wieder ein „Aussetzer“. Sie war an einem Freitag nachmittag, als ich von der Arbeit zurückkam, sturzbetrunken. Wieder einige Wochen später erfolgte dann eine erneute Extremsituation. Nach einer verbalen Auseinandersetzung, die aus meiner Sicht eigentlich einen untergeordneten Grund hatte, war ich emotional so aufgewühlt, dass ich mich einfach ins Auto setzen und einige km fahren wollte, um Abstand zu bekommen. Sie war mir in die Garage gefolgt und hatte sich hinter das Auto gelegt, ohne dass ich sie gesehen hatte. Motor anlassen und Rückwärtsgang einlegen war bereits erfolgt, ich wollte gerade rückwärts fahren, als ich ihre Hand hinter der Heckscheibe sah. So erschrocken war ich noch nie, ich hätte beinahe meine Frau überfahren.
Wieder kam sie anschließend für 8 Wochen in die psychiatrische Klinik. In dieser Zeit habe ich sehr geschwankt zwischen endgültiger Trennung und einem weiteren gemeinsamen Weg. Nach langen Gesprächen mit lieben Menschen habe ich mich für den gemeinsamen Weg entschieden. Ein Paargespräch mit Moderation erfolgte und sie kam anschließend wieder nach Hause. Unser Verhältnis entwickelte sich wirklich in eine positive Richtung. Natürlich war auch das nicht ganz spannungfrei, aber in Summe ein lang ersehnter Weg in die richtige Richtung. Dennoch hatte sie mir mehrfach zu verstehen gegeben, dass sie emotional immer noch nicht ganz bei mir sein könne, was ich in erster Linie auf ihre Depression schob.
Am vergangenen Freitag überreichte sie mir dann unter Tränen einen längeren Brief. Sie beschrieb mir ihre Situation und weshalb sie immer noch nicht meine Nähe so empfinden kann, wie sie eigentlich möchte. Sie gestand, dass sie eine Affäre mit einem ebenfalls verheirateten Mann hatte, die damals 2 Jahre gedauert hatte, bis er sie beendete. Dies mir gegenüber einzugestehen war sie nie in der Lage gewesen, sie hatte Angst, dass ich nach Bekanntwerden unsere Beziehung abbrechen würde. Und diese Angst führte sie in die Depression mit all den oben beschriebenen Konsequenzen.
Nach dieser Information war ich nur noch ohnmächtig. All die Jahre der Kampf um sie, um schließlich zu hören, dass sie mich 2 Jahre lang betrogen hatte. Ich hatte dies aufgrund ihrer Einstellung zu Partnerschaft, Treue und Familie nie für möglich gehalten und nehme ihr enorm übel, dass sie aus Feigheit vor der Wahrheit mir und uns als Familie diese Quälerei der Depression zugemutet hat, obwohl, wie ich nun weiß, die Behandelnden Ärzte, Psychologen etc. sie immer dazu gedrängt haben, mir die Wahrheit zu sagen.
Nun stehe ich wieder in einer emotionalen Zerrissenheit und kann kaum einen klaren Gedanken fassen, wie es weitergehen soll. Mein innerer Abstand zu ihr ist größer denn je.
Kann nach diesen Erfahrungen jemals Vertrauen wieder entstehen? Steht nicht bei zukünftigen Konfliktsituationen die Vergangenheit ständig im Hintergrund?
Was soll ich nun tun?
Kommentar