um meine Geschichte und Probleme verstehen zu können, muss ich da etwas weiter ausholen. Ich lebe in der einer homosexuellen Partnerschaft. Vor einiger Zeit haben wir beide gemerkt, dass wir eigentlich bei nebeneinander leben, aber eben im Bett schon seit Jahren nichts mehr passiert. Wir sind aber irgendwie aufeinander angewiesen und kommen auch nicht voneinander los. Das heißt, dass in Problemsituationen der andere immer für den anderen da ist und man auch über alles miteinander reden kann. Der andere ist eben immer da. Das ist schon eine komische Situation und vielleicht auch nicht für alle verständlich.
Wir haben dann entschieden, uns quasi den sexuellen Teil woanders her zu holen, um das mal so profan auszudrücken. Dabei haben wir auch gesagt, dass wir kein Paar mehr sind und jeder frei ist und sich einen anderen Partner suchen kann. Aber wir wohnen noch zusammen. Ja, ich verstehe, schwer nachzuvollziehen. Im Prinzip sind wir eine sehr gut funktionierende Wohn-gemeinschaft, die etwas intimer ist. Diese Beschreibung trifft es, so denke ich, am besten.
Wir haben nun jeder einen anderen kennen gelernt und sind mit denen auch zusammen. Unser Treffpunkt ist immer noch unsere Wohnung und es laufen eben dann noch die anderen Be-ziehungen. Ist das noch nachvollziehbar und überhaupt verständlich. Wir beide kommen nicht voneinander los, können aber ohne den sexuellen Teil nicht leben.
Ich habe nun jemanden kennen gelernt, habe aber das Gefühl, dass ich für ihn nur sehr wenig empfinde. Ich dachte immer, dass man da gewissermaßen Schmetterlinge im Bauch haben muss, um sich zu verlieben. Irgendwie glaube ich immer noch an die Liebe auf den ersten Blick. Ich spüre aber auch keine Sehnsucht, wenn er nicht da ist. Es ist schon schön, wenn er da ist, aber mehr ist da auch nicht. Selbst beim ersten Sex kam da nichts an Gefühlen rüber. Verstecke ich mich da nicht etwas? Manchmal denke ich auch, dass in mir eine Stimme sagt: "Jetzt nimm den schon, bevor Du überhaupt keinen bekommst." Sollte ich vielleicht mehr Geduld haben? Er war nun in seinen Gefühlen auch sehr schnell und hat mich – so mein Empfinden – ein bisschen in die Ecke gedrängt. Oder hänge ich mich da an etwas fest, was eigentlich gar nicht da ist? Ich möchte ihm (dem neuen) aber auch nicht weh tun und ihm sagen, dass ich eigentlich nicht viel für ihn empfinde. Er ist nun mal sehr nett und ver-ständnisvoll. Ich hoffe, dass er vielleicht doch etwas von selber merkt. Obwohl ich das auch wieder für unfair und gemein von meiner Seite aus halte! Was soll ich da nur machen? Oder hänge ich noch zu sehr an der alten Beziehung? Naja, sexuell ist da überhaupt nichts, aber die Gefühle sind eben immer noch schön. Freilich gehört der Sex auch dazu und ich merke, dass ich sehr bedürftig danach bin und auch die Kuscheleinheiten brauche. Da gibt es kein Rezept, aber ich weiß eben nicht, was ich will und was ich machen soll. Oder gibt es vielleicht doch so was, dass man sich erst kennen lernen und erkunden muss?
Wer das liest, wird jetzt bestimmt denken: Wie soll das funktionieren? Die beiden wohnen und leben quasi noch zusammen und bauen aber schon beide neue Beziehungen auf. Geht das überhaupt? Ihr merkt schon, wie durcheinander die Gefühle eigentlich sind und ich wäre für ein Statement dankbar. Vielleicht auch eins, das mir den Kopf wäscht.
Vielen Dank schon mal für Eure Meinungen!
Kommentar