ich dachte bisher, dass ich meine Beziehungsprobleme alleine in den Griff bekomme. Jetzt verliere ich den Glauben daran. Es macht mich kaputt, ich kann mich nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren, nichts läuft mehr.
Ich bin 23 Jahre alt, meine Freundin ist ein Jahr jünger. Vor 3,5 Jahren haben wir uns kennengelernt, es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Wir liebten beide das Leben, es gab keine Sorgen, keine Angst. Schnell wurde das anders, und bis heute haben wir die gleichen Probleme.
Wir kommen aus völlig verschiedenen Elternhäusern. Für ihre Mutter ist Freiheit das höchste Gut, für meine Eltern ist es Liebe, vllt. sogar Aufopferung. Meine Eltern waren immer für mich da und sind es bis heute, sie sorgen sich bei jeder Kleinigkeit. Ihre Eltern haben sie zu totaler Selbstständigkeit erzogen. Meine Eltern verbringen jede freie Minute zusammen, ihre Eltern sehen sich dann, wenn es gerade passt. Keine Terminvereinbarung, ständiges Zu-Spät-Kommen etc. Für meinen Vater wäre das ein absolutes Unding. Soviel zum Hintergrund.
Und dann stehe also ich da. Derjenige, der einen Vater hat, für den die Frau immer bereit steht und alles liegen lässt, sobald er ruft. Und da ist sie, für die Freiheit und Selbstständigkeit an erster Stelle steht. Kurzum: Es gibt so oft Ärger.
Sie predigt: Du musst loslassen. Ich sage: Bis zu einem gewissen Punkt. Sie trifft sich mit ihrem Ex-Freund, sie kommt nach Hause, wann sie will, sie schmeißt Pläne um. Ich versuche, sie so lange machen zu lassen, bis ich denke, dass ich mich selbst verliere. Dann fordere ich gemeinsame Zeit, mehr Liebe etc. - und ernte das genaue Gegenteil. "Du nimmst mir die Luft zum Atmen", heißt es sofort. Wenn ich allerdings absolut gar nichts sage, bekomme ich oftmals Liebe bis zum Geht-Nicht-Mehr. Aber nur dann. Aber es fällt mir verdammt schwer, nie etwas zu erwarten, nie Forderungen zu stellen. Ist das wirklich verboten?
Wenn ich merke, dass ich absolut nichts sagen dürfte, ist es am schlimmsten. Dann sage ich: Komm doch bitte früher nach Hause, ich brauch dich jetzt einfach! Ich habe keinen Grund und weiß, dass es total falsch ist, aber gerade diese Gewissheit macht ein vernünftiges Verhalten unmöglich. Und dann beginnt der Teufelskreislauf...
Wir lieben uns sehr, sonst wären wir längst für immer getrennt. Zweimal ist sie mir schon abhanden gekommen, weil ich sie zu sehr eingeengt habe. Die einzige Annäherung haben wir insofern geschafft, dass sie auf Pünktlichkeit achtet (für mich eine Selbstverständlichkeit) und sie sich mit ihrem Ex-Freund treffen kann (für sie eine Selbstverständlichkeit).
Alles ist ein Kampf. Es fällt so schwer und ist so mühsam. Wenn sie nur verdammt viel Freiheit erwarten würde - ok. Aber sie braucht auch ohne Ende Liebe. Ich kann Beides auch nach 3,5 Jahren nicht miteinander vereinbaren. Ich sehe mich als Schuldigen und bewundere sie für ihre klaren Prinzipien. Warum kann ich sie nicht einfach komplett (!) loslassen?
Grüße Lukas
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