Eigentlich ist es nicht meine Art, meinen Freund vor Fremden "anzuschwärzen", aber ich weiß mir einfach keinen Rat mehr.
Ich bin 24 Jahre alt und bin nach dem Abi zum Studeiren ausgezogen. Mein Freund ist 30, lebte während seines gesamten Studiums bei seinen Eltern und dabei ist es bis heute geblieben. Damit steht er als Mann ja nicht alleine da. Mich stört aber , dass wir nie für uns sind und seine Eltern sehr vereinnahmend sind. Zwar behauptet er, dass er eine eigene Wohnung hat, weil er im zweiten Stock und seine Eltern im Erdgeschoss wohnen, der erste Stock wird von den Eltern meines Freundes an ein junges Pärchen vermietet. De facto hat er aber keine eigene Wohnung, weil seine Mutter mehrmals am Tag anruft, wegen irgendwelcher Nichtigkeiten. Mein Freund ist ständig unten, um irgendwas zu besorgen, zu erledigen etc.
Wir führen eine Wochenend-Beziehung und gerade deshalb ist jede Stunde mit ihm kostbar. Wenn sie anrufen, sagt er nie: "Im Moment ist es gerade schlecht."
Seine Eltern sind immer präsent, was mein Freund aber auch noch unterstützt. Die Sachen, die in unserem Kühlschrank liegen, haben seine Eltern eingekauft, (" Wenn mein Vater eh einkauft, kann er uns doch was mitbringen.") am Wochenende bringt seine Mutter uns Brötchen mit (" Sie kommt doch sowieso beim Bäcker vorbei.") usw. Letztens war meine Waschmaschine in Reperatur und ich habe den Fehler gemacht, sein Angebot anzunehmen, ein paar Wäschestücke bei ihm zu waschen und im Keller aufzuhängen. Nach ein paar Stunden hingen sie draußen im Garten, weil seine Mutter sie abgenommen und dort aufgehängt hatte. (Teilweise war auch Unterwäsche dabei, aber selbst davor hat sie nicht zurück geschreckt) Natürlich immer mit dem Zusatz: "Ich meins doch nur gut." Sie kontrolliert auch, ob mein Freund seine Wohnung ordentlich putzt usw...
Und genau das sagt mein Freund auch. "Sie meinen es doch nur gut." , oder "Die kannst du eh nicht mehr ändern." Das verlangt ja auch keiner, aber ich verstehe einfach nicht, warum er nicht sagen kann, dass wenigstens das Wochenende für uns reserviert ist. Natürlich hab ich schon mit ihm darüber gesprochen, aber nichts ändert sich.
Ich denke das liegt daran, dass er das einzige Kind seiner Eltern ist und die auch sonst niemanden haben. Sie sind schon relativ alt und er fühlt sich für sie verantwortlich, obwohl sie noch sehr fit sind. Außerdem ist es sehr bequem, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt und das Essen steht fertig auf dem Tisch... Das gibt er selbst als Gründe an, warum er nicht auszieht. Außerdem meint er es wäre unsinnig, Miete zu bezahlen, wenn man doch in seinem eigenen Haus gratis wohnen kann. Ich an seiner Stelle würde aber seine jetzige Wohnung vermieten und von dem Geld in eine Mietwohnung ziehen, einfach um rauszukommen. Er hat doch einen guten Job und verdient nicht schlecht, was spräche dann dagegen?
Seine Eltern setzen wie selbstverständlich voraus, dass ich nach dem Studium zum ihm ins Haus ziehe, obwohl wir erst ein Jahr zusammen sind. Dabei ist noch lange nicht raus, ob ich nach meinem Studium einen Job in der Gegend bekommen kann (er könnte überall arbeiten). Mir wäre es am liebsten, wenn wir uns nach dem Studium eine kleine gemeinsame Wohnung nehmen könnten und mein Freund sagt, er wäre nicht abgeneigt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass er insgeheim hofft, dass ich zu ihm und zu seinen Eltern ziehe, aber das geht einfach nicht, ich würde wahnsinnig werden.
Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, wie ich ihm und seinen Eltern noch deutlicher begreiflich machen kann, dass ich mehr für uns sein möchte, ohne als die "böse Schwiegertochter" dazustehen?
Liebe Grüße
Linda
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