Heute geht es aber nicht um mich, sondern um meinen Partner. Wenn ich ihn denn so nennen kann / soll.
Für ihn ist es eine Partnerschaft. Er meint, dass er es ernst mit mir meint. Auch ist er verletzt, wenn ich Zweifel ausspreche.
Als ich ihn vor einigen Monaten kennen gelernt hab, war es Liebe auf den ersten Blick für mich. Auch er hat meine Nähe sehr stark gesucht, konnte die Hände nicht bei sich lassen.Wir haben geredet ohne Ende.
Wir haben uns täglich gesehen, sind gemeinsam spazieren gegangen.
Es war liebevoll, aufmerksam, zärtlich, leidenschaftlich.
Irgendwann wurde es dann weniger.
An den Wochenenden hat er sich gemeldet bzw. war für jeweils ein paar Stunden Samstag und Sonntag da, aber nie ganze Tage.
Oft hat er sich am Wochenanfang noch gemeldet, dann im Verlauf der Woche nicht mehr. Erst Freitags oder Samstag wieder.
Hab ich ihn angerufen, war er nicht zu erreichen. SMS hat er in den seltensten Fällen, beinahe nie, beantwortet.
Wenn ich mich zurückgezogen hab, kam er wieder auf mich zu.
Bin ich auf ihn zugegangen, wich er zurück.
Ich weiß, dass frühere Partnerinnen ihn betrogen haben. Ebenso weiß ich, dass er den Glauben an eine funktionierende Beziehung verloren oder gar nie besessen hat, der Meinung ist, dass es glückliche Beziehungen gar nicht gibt.
Versuche ich mit ihm zu reden, blockt er, wird teilweise wütend.
Einmal hat er gesagt, dass er eine Frau wie mich wohl auch nicht halten könne.
Gesagt hat er auch, dass er mit mir glücklich ist. Auf meine Frage hin, ob glücklich oder sehr glücklich, meinte er, dass er das letzte Mal mit 16 sehr glücklich war.
Mal nimmt er mich in den Arm, ist zärtlich, anlehnungsbedürftig. Dann wieder weicht er zurück, wenn ich auf ihn zugehe.
Er zieht sich zurück, weil er verletzt ist, geht aber am Haus vorbei, um zu schauen, was ich mache. Sieht Licht und klingelt doch nicht.
War jetzt eifersüchtig, als ich mit einem anderen Mann einen Kaffee trinken war.
Er will mich nicht täglich anrufen – vom treffen red ich ja schon gar nicht mehr. Sagt er.
Gleichzeitig merke ich aber hier und da, dass er sich bemüht. Spüre auch, dass er freier wird, wenn er hier ist, die Zeit und alles andere wirklich genießt.
Hab ich irgendein Anliegen, muss ich ihn nicht mal direkt fragen - er erledigt es mit Feuereifer. Ebenso ist es, wenn mein Kind etwas hat.
Auch das Zusammensein mit meinem Kind genießt er. Er selbst hat leider keine Kinder. Es hat nicht geklappt.
Es ist, als ob das auch für ihn ein Stück heile Welt ist.
Ab und an ist er ängstlich, wenn ich ihn nach seinen Wünschen frage – selbst wenn es nur ums Essen geht. Traut sich nicht, Wünsche, Bedürfnisse zu äußern.
Ab und an sagt er etwas, und ich spüre, dass da so eine Art bockiges Kind redet, dass mich verletzen will / muss. Später zeigt er mir dann durch Taten, dass diese Worte nicht so gemeint waren bzw. dass das, was ich ihm gesagt hab, sehr wohl bei ihm angekommen ist.
Wenn ich ihn frage, ob er mich lieb hat, antwortet er mit ja. Leise hat er es auch schon gesagt. Aber es fällt ihm immens schwer Gefühle zu äußern.
Mal ist er ernst und zurückhaltend, dann wieder locker, gut gelaunt, aufmerksam. Dann sucht er auch Nähe.
Ich weiß nicht, wann es angefangen hat mit seiner ständigen Müdigkeit.
Das war auch der Grund, weshalb er nicht mehr täglich da war.
Als ich ihn dann einmal gesehen hab, war ich total erschüttert, so schrecklich hat er ausgesehen – blass, mit tiefen Ringen unter den Augen.
Inzwischen ist's besser.
Hab ihm jetzt gesagt, dass ich mir Sorgen um ihn mache, weil er ständig so müde ist, sogar einschläft, wenn er bei mir ist und auf dem Sofa sitzt.
Da wurde er wütend. Er würde nicht wollen, dass ich mir Sorgen mache. Würde nicht wollen, dass sich überhaupt jemand um ihn Sorgen mache.
Außerdem, wenn jemand arbeiten würde, wäre er nun mal müde.
Klar, verstehe ich. Bin ja auch müde nach der Arbeit und hab nur noch wenig Lust etwas zu tun.
Aber so ganz abschotten tu’ ich mich nicht.
Sein Leben sieht zur Zeit so aus, dass er morgens aus dem Haus geht, abends wiederkommt (er ist Handwerker), sich duscht, aufs Sofa setzt, isst, dabei fernsieht und einschläft.
Telefone und Klingel stellt er ab.
Natürlich sieht er, wenn jemand angerufen oder getextet hat. Meldet sich aber nicht zurück bzw. nur ganz, ganz selten. Weder bei mir noch bei sonst wen.
Das, was ich beobachte, erinnert mich stark daran, wie bei mir Depri bzw. Burn-Out begonnen haben.
Ich habe das Gefühl, er verdrängt, flüchtet.
Was er verdrängt, weiß ich natürlich nicht.
Seine letzte Beziehung ist offiziell seit einem Jahr beendet. Vorbei war es aber wohl schon lange. Er hatte es gespürt, aber nichts getan. Das hat er mir mal erzählt.
Vielleicht hängt er noch an ihr. Er meint nein. Okay, sagen kann man vieles.
Vielleicht hat es ihm den Rest gegeben, dass sie ihn wohl betrogen haben muss, so wie auch zuvor eine Partnerin.
Vielleicht will er aber auch nicht wahrhaben, dass das mit uns nichts ist, nichts wird. Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, ich verstehe nicht, dass er sich gleichzeitig so abschottet und mich dann aber auch nicht gehen lässt bzw. wieder auf mich zukommt, wenn ich die Flügel strecke.
Mal lehnt er sich an, mal wehrt er ab.
Er weiß, wie sehr ich daran zu knacken habe, wenn er nicht erreichbar ist. Ich melde mich ja auch nicht ständig. Dazu hab ich gar keine Zeit.
Körperlicher Nähe geht er aus dem Weg, weil er da auch Schwierigkeiten hat, was ihm als Mann natürlich sehr zu schaffen macht. Er spricht dahingehend immer wieder von sich als Versager.
Auch hier die Frage, wo ist die Ursache?
Wenn ich versuche liebevoll mit ihm zu reden und auch die Möglichkeit nenne, dass ich es vielleicht einfach nicht bin, reagiert er nicht übermäßig, aber doch wütend und meint, dass es ihn verletzen würde, wenn ich immer und immer wieder in Frage stelle.
Aber was soll ich tun – ich verstehe sein Verhalten einfach nicht.
Mir geht es damit gar nicht gut. Im Hinblick auf meine eigene Geschichte, die geprägt ist von Ablehnungen (beginnend bei meinen Eltern), weiß ich, dass ich das auf Dauer nicht packe.
Ich bin schon jetzt total müde und traurig. Krieg kaum etwas geregelt.
Er berührt einfach auch das, was mich immer so sehr gequält hat.
Kann ich ihm helfen? Ist etwas nicht in Ordnung bei ihm oder soll ich’s einfach beenden?
Gibt es das, dass Männer solch starke Angst vor Nähe bzw. nen Knacks haben, weil im ganzen Umfeld, also auch in der Familie, viele Beziehungen zu Bruch gegangen sind?
Das ist bei ihm der Fall.
Wehren sie sich dann mit Händen und Füßen gegen echte Nähe?
Ja, ja, ich weiß, dass klingt jetzt sehr klischeehaft. Ist aber nicht so gemeint und auch nicht böse.
Ist es möglich, dass er einfach so freiheitsliebend ist, so viel Zeit für sich braucht?
So nach meinem Empfinden sollte man doch in den ersten Monaten so verliebt sein, dass man sich ständig sehen will, oder?
Letztens hat er auch gesagt, dass es für ihn schwer ist, weil er es nicht mehr gewohnt ist, zu reden, Nähe zu erleben.
Mein Bauchgefühl sagt mir, da stimmt was nicht bei ihm in seiner Psyche. Mein Verstand sagt mir, er will mich einfach nicht und will es nicht wahrhaben, ich vielleicht auch nicht.
Ich weiß nicht worauf ich vertrauen soll - auf meinen Bauch oder meinen Verstand.
Was meine Freundinnen sagen, könnt ihr euch denken.
Aber so einfach will ich es mir nicht machen.
Mein Bauch sagt mir immer wieder, dass er auf eine Depri oder ein Burn-Out zusteuert oder schon drin steckt.
Klar, natürlich ist nicht auszuschließen, dass ich das so sehen will.
Ich wäre so dankbar, wenn ihr mir helft meine Gedanken zu ordnen.
Bin wirklich total fertig, traurig, müde, verzweifelt.
Wenn Gefühle so einfach abschaltbar wären....
Liebe Grüße, Eternity
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