ich (30) bin seit zweieinhalb Jahren mit meiner Freundin (25) zusammen, haben keine gemeinsame Wohnung und führen eine grundsätzlich harmonische Beziehung. Es gab immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten und auch einzelne Situationen, in denen es durch meine Eigenart, Dinge manchmal zu schnell zu pessimistisch zu sehen, zu streitähnlichen Auseinandersetzungen kam, die aber im nachhinein wieder geglättet wurden, da wir beide sensibel und (sie noch mehr als ich) harmoniebedürftig sind. Anfang des Jahres gab es eine Zeit, in der ich unzufrieden mit meiner beruflichen Situation und sie gleichzeitig sehr mit ihrem Studium belastet war und in der dadurch unsere gegenseitige Aufmerksamkeit zueinander abnahm. Wir fanden wieder zueinander, aber sie hatte in dieser Zeit wohl Trennungsgedanken, die nicht nur aktueller, sondern grundsätzlicher Natur waren, die sie mir aber damals (der Harmonie willen?) nicht mitteilte. Bis vor drei Monaten schien alles ok, aber zu dem Zeitpunkt trat sie im Rahmen des Studiums ein Praktikum im Ausland an, das drei Monate dauern sollte. Ich hatte sie ermutigt, die Zeit von ursprünglich einem auf drei Monate auszudehnen, weil ich sie in dem, was sie tut, ehrlich unterstütze und sicher war, dass sie solch eine Chance nutzen sollte. Kurze Zeit später sollte ich ebenfalls für zwei Monate im Ausland arbeiten, wodurch sich die Möglichkeit, uns gegenseitig zu besuchen, ausschloss. In dieser Zeit lernte sie einen anderen Mann kennen, der ihr, wie sie sagt, in einem Moment und in der fremden Situation näher war als ich und sie küsste ihn. Nachdem ich in unseren Gesprächen und Emails gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmt, bat ich sie, die Karten auf den Tisch zu legen, was sie auch tat. Ich glaube ihr, dass dies eine einmalige Sache war und kein weiterer Kontakt zu diesem Mann besteht.
Dazu muss ich sagen, dass wir beide von unseren Grundwerten her eher bodenständig und aber auch "fernbeziehungs-erprobt" sind, da ich immer wieder im Ausland oder anderen deutschen Städten arbeite und sie auch schon ein neunmonatiges Auslandssemester absolvierte, was aber nie ein ernsthaftes Problem darstellte, da unsere Beziehung an sich gefestigt war und durch die jeweilige Sehnsucht nacheinander auch "frisch" gehalten wurde. In dieser jetzigen, für sie sehr speziellen Situation in dem fremden Land mit vielen neuen Eindrücken, und mit der neuen Erfahrung, einem anderen Mann gegenüber schwach geworden zu sein, verstärkten sich bei ihr aber Gedanken, alleine sein zu wollen. In der Zeit musste sie selbständig und alleinverantwortlich sein, was ihr auch gut gelungen ist und ihr dadurch einen Geschmack davon gegeben hat, auch alleine klarkommen zu können (ich bin niemand, der sie zuvor eingeengt hätte und unterstütze die Selbständigkeit meiner Partnerin im allgemeinen). Wir hatten zwei Monate nur Email-Kontakt und ein paar wenige Telefongespräche, in denen wir aber soweit miteinander übereinkamen, dass ich diesen "Ausrutscher" verzeihen könnte und wir beide die Beziehung eigentlich nicht beenden wollten. Es waren keine einfachen zwei Monate mit vielen Emotionen und einigem stimmungsabhängigem hin und her bei uns beiden, aber wir haben die Zeit überstanden, um zurück in Deutschland zu sehen, wie es uns mit der Situation geht. Vor drei Tagen sahen wir uns wieder, haben uns aufeinander gefreut und einen, "den Umständen entsprechend" schönen Abend verlebt, nach dem wir zumindest wieder in einem Bett schlafen konnten, doch am nächsten Morgen fühlte es sich für sie falsch an (für mich fühlte es sich auch nicht komplett richtig an, doch war ich froh, die Nähe wieder zu spüren). Nach langen emotionalen Diskussionen eröffnete sie mir schliesslich die Trennung, mit der Begründung, nicht einfach weiter machen zu können, als wäre nichts gewesen. Wenn ein Neuanfang möglich wäre, dann nur nach einer einstweiligen Trennung, sie müsse sich auf sich besinnen und herausfinden, was sie wolle (dabei geht es vordergründig nicht um andere Männer, sondern eher um ein allgemeines Lebensmodell und ob dieses mit mir möglich wäre). Entsprechend geschockt von dieser Aussage bin ich seit drei Tagen ziemlich im Eimer, esse kaum und rauche viel, denn trotz allem glaube ich an die guten Seiten unserer Beziehung und empfinde sie noch als meine "Traumfrau". Meine Angst ist nun, dass wir nicht wieder zueinander finden. Sie sagt, sie liebt mich, weiss aber im Moment nicht, ob sie noch verliebt ist, und kann nicht sagen, ob wir noch eine Chance haben, bzw. wie lange es dauern wird, bis sie sich darüber im klaren ist. Dies ist für mich eigentlich eine unhaltbare Situation; ich habe ihr ehrlich gesagt, was ich für sie empfinde, und dass ich unsere Krise als Chance sehe, die wir gemeinsam bewältigen müssten und dass ich mir von dieser Bewältigung eine Stärkung unserer Beziehung erhoffe. Wir sehen uns bis jetzt täglich, was uns beiden auch wichtig ist, aber ich befürchte, dass mich dieser Zustand nach und nach zermürbt, die Ungewissheit, ob und wann sich etwas zugunsten eines Neuanfangs verändern wird. Sie sagt, sie braucht diese "offizielle" Trennung, um unbefangen etwas neues mit mir beginnen zu können (wenn es denn funktioniert), ich dagegen sträube mich schon gegen dieses Wort "Trennung" und würde lieber auf der Basis einer "(krisengeschüttelten) Beziehung" versuchen, uns wieder näherzukommen, weil ich diese Ungewissheit nicht ertrage (noch ja, aber es fragt sich, wie lange). Hinzu kommt, dass wir beide eigentlich den Standpunkt des anderen durchaus verstehen (auch verstehen wollen), aber wir drehen uns immer mehr im Kreis und ich befürchte, dass bei beiden Optionen irgendwann einer von uns beiden nicht mehr kann und aufgibt, nur um wieder eine klare Situation zu haben.. Gestern konnte ich ihr klar machen, was für eine Qual es für mich bedeutet, und sie hat sich dazu bereit erklärt, es auf meine Weise versuchen zu wollen, was ihr aber weniger chancenreich erscheint als ihre Variante. Heute war sie bei mir und meinte, sie rechnet uns grössere Chancen aus, wieder zueinander zu finden, wenn sie eben nicht den Druck einer bestehenden Beziehung spürt... Es war trotz allem ein schöner Abend mit vertrauten Momenten und wir sind freundlich und optimistisch auseinander gegangen, aber meine Furcht bleibt, dass der Prozess als solcher einfach irgendwann zu lange dauert, und wir uns bis dahin verloren haben oder gar nicht wiederfinden... Klingt verdammt kompliziert, ist es auch... Hat irgendjemand ähnliche Erfahrungen mit solch einer Trennung gemacht, kann sowas Erfolg haben? Danke für eure Geduld nach diesem Monstertext...
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