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Kann Liebe plötzlich verschwinden?

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  • Kann Liebe plötzlich verschwinden?

    Hallo zusammen,

    ich bin das erste Mal hier - eigentlich ist es songar nicht meine Art, vor einer breiten Öfentlich keit meine Gefühlswelt darzulegen, aber ich bin derzeit so rat- und fassungslos, dass ich es einfach mal loswerden muss.

    Zum Hintergrund: Ich bin 43 und seit 10 Jahren mit meiner großen Liebe zusammen (er ist 9 Jahre jünger) und seit 7 Jahren leben wir zusammen. wir haben eine gemeinsame Tochter, die sechs Jahre alt. als die Kleine damals unterwegs war, ist mein Freund zu mir gezogen (er lebte und studierte damals in einer anderen Stadt).

    Die darauffolgenden Jahre waren von vielen Schicksalsschlägen geprägt - unter anderem verstarb meine Mutter nach schwerer Krankheit, unsere Tochter hatte eine schwierige Operation und finanzielle Probleme belasteten unseren Alltag. Mein Lebensgefährte litt darunter, dass er aufgrund der äußeren Umstände nicht dazu kam, sein Studium wieder richtig aufzunehmen, da auch er natürlich nebenher arbeiten musste und sich den Rest seiner Freizeit mit anderen Baustellen beschäftigte, die ständig um uns herum waren.

    Trotzdem war unsere Liebe stark und tragfest - sie hat uns durch alle Widrigkeiten hindurchgeschifft und die gemeinsame Liebe zu unserer Tochter hat uns immer wieder Aufschwung und Mut gegeben. Wir waren ein Paar, das extrem gut als Team "funktioniert" hat, eine wirklich außergewöhnliche Kommunikation hatte und von einer Beziehung getragen wurde, die als große romantische Liebe mit allem drum und dran begann und sich schließlich auch als alltags- und familientauglich erwiesen hatte.

    Trotzdem stimmte etwas nicht: als mein Freund 2003 endlich wieder sein studum - sozusagen aus der Ferne - aufnahm, kam es zu einer großen Beziehungskrise. Urplötzlich zweifelte er an unserer Liebe und sagte, es wäre damals mit dem Kind alles so,schnell gegangen, er hätte nicht Zeit gehabt, erwachsen zu werden und würde so sehr seine alten Freunde und seine alte Umgebung in der Heimatstadt vermissen.

    Erschwerend kam hinzu, dass er es nicht geschafft hat, in der Stadt, in der wir leben, einen eigenen Freundeskreis aufzubauen. Bis heute (!!!) hat er keinen Kumpel hier, mit dem er sich mal auf ein Bier treffen kann. Um es kurz zu machen: die Krise dauerte 2-3 Monate und wir verliebten uns neu in einem gemeinsamen Urlaub. Mit den normalen Höhen und Tiefen einer Beziehung lebten wir dann im grunde genommen glücklich bis zum nächsten Prüfungstermin - der war 2006. Es kam die gleich Krise hoch mit genau den gleichen Problemen. Das Ganze passierte dann erneut vor ca. 4 Monaten - diesmal stand/steht die letzte Prüfung an.

    Doch die Krise ist diesmal wirklich gravierend. Zum einen verzichtet mein Freund seit rund 3 Monaten komplett auf Sex (Begründung: Er brauche Distanz - ich als Person hätte nichts damit zu tun und in der Tat hatten wir niemals zuvor Probleme mit Sex - im Gegenteil!). Zum anderen meint er, er würde plötzlich gar nichts mehr für mich empfinden - auper Freundschaft. Im Moment pendelt er wieder oft in seine Heimatstadt wegen der Uninähe. Dort hat er viel Zeit zum Grübeln, die er nutzt, sich weiter von mir zu distanzieren. Er sagt, seine Gefühle würden nicht reichen, er empfinde nur Leere und Einsamkeit. Und er wiederholt immer wider, dass ihm etwas in unserer Beziehung fehle, kann aber nicht sagen, was. Er ist zudem depressiv und ausgebrannt (steckt noch in einem Job, der ihn zutiefst unglücklich macht und hat finanzielle Sorgen) und nimmt seit 2006 wieder das erste Mal Antidepressiva.

    Ich bin wie vor den Kopf gestoßén. Muss dazu sagen,. dass wir uns vor 6 Monaten ein Haus gekauft haben, in das ich meine gesamte Erbschaft hineingesteckt habe. Wir wollten das beide. Und zum Einzug schenkte er mir ein Buch mit einer wunderschönen widmung, die mir eine Liebeserklärung machte, mit dem Wunsch, in diesem Haus gemeinsam glücklich alt zu werden und immer ein Nest für unsere Tochter zu haben. Es folgten weitere Liebeserklärugen - alles deutete darauf hin, dass er seine Zweifel und Krisen endgültig bereinigt hätte. Und jetzt kommt sowas - ausgerechnet zu so einem Zitpunkt. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Es ist keinesfalls so, dass wir uns entfremdet hätten - er sagt defnitiv auch, dass ich nichts falsch gemacht hätte und dass er selbst gar nicht weiß, warum er glaubt, seine Gefühle seinen nicht ausreichend. Er sagt, als er die Dinge über unsere Liebe gesagt hätte und sich für das Haus entscheiden hätte, hätte er daran fest geglaubt und auch die Liebesgefühle mir gegenüber wirklich gehabt. er versdtand es auch als Entscheidung für uns, damit die Zweifel endlich wegwären. Aber dass sie jetzt wieder dasind, zeige ihm das er so nicht mehr weiterkönne und etwas verkehrt sei.

    Was ich nicht verstehe: Wie können sich tiefe Gefühle wie Liebe plötzlich schlagartig ändern ohne das ein entsprechender Prozess voranging??? Ist es möglich oder liegt evtl. doch eine Depression, gekoppelt mit Burnout zugrunde, die Empfindungen unmöglich macht (ist meine Theorie - er bestreitet das!)?

    Was steckt dahinter, ich bin so sprachlos und verzweifelt! Im Moment gibt er mir wenig Hoffnung, seine Gefühle wären ziemlich verschwunden. Und die Tatsache, dass er jetzt wieder öfter in seiner Heimstadt ist, habe ihm gezeigt, dass er sich eigentlich dort am wohlsten fühle. Er sagt auch, er hätte das Gefühl, nicht richtig erwachsen geworden zu sein. Aber was soll ich denn damit anfangen?

    Ich sitze hier, arbeite, habe ein Kind zu versorgen, stemme alles allein und fühle mich einfach nur furchtbar vor den Kopf gestoßen. Wie soll ich mich verhalten? Was ist zu tun? Habe gerade mit seinen Eltern telefoniert - auch die waren geschockt (er hatte ihnen ein paar Stunden zuvor schon die Situation selbst geschildert). Haben uns noch vor 2 Wochen besucht und ihnen ist gar nichts, aber auch gar nichts aufgefallen, dass sich irgendetwas an unserer Beziehung geändert hätte oder nicht stimmen könnte. Die Reaktionen meines Freundes lassen mich wirklich an meinem Verstand zweifeln und den Glauben in alles Gute verlieren. Könnt Ihr das verstehen?

    Schon mal Danke für die Geduld - der Text war tatsächlich ultralang!

    Liebe Grüße, Anou


  • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?


    hallo anou,
    also ich. als 27 jähriges mädel, versuche jetzt mal deinen freund zu verstehen und habe als basis meine erfahrung aus eigenen beziehungen und die meiner freunde und meinen menschenverstand...
    dein freund war 24 als er mit dir zusammenkam. das ist ja so die "blütezeit", vorallem als student. man hat träume, will studieren, hat feunde, party, spass,berufliche zukunftspläne vielleicht .... mit 27 ist er aus seinem heimatort weggezogen, hat freunde und studim hinter sich gelassen und ist mit 28 vater geworden.
    dann hatte er eine schwere zeit, verlust seiner "schwiegermutter", krankheit seines kindes, finanzielle sorgen. und das gekoppelt mit dem gedanken und der tatsache, dass er keine freunde hat, die ihm persönlich zur seite stehen, die er mal auf ein,zwei,drei vier bierchen treffen kann, und dass er sein studium auf eis legen mußte bzw. als fernstudium unter erschwerhten umständen weiterführen mußte, anstatt ein unbeschwehrtes studentenleben zu führen wie seine freunde und kommilitonen. wie du sagst hat er bereits 2003 einen einbruch bekommen.

    du schreibst:
    als mein Freund 2003 endlich wieder sein studum - sozusagen aus der Ferne - aufnahm, kam es zu einer großen Beziehungskrise. Urplötzlich zweifelte er an unserer Liebe und sagte, es wäre damals mit dem Kind alles so,schnell gegangen, er hätte nicht Zeit gehabt, erwachsen zu werden und würde so sehr seine alten Freunde und seine alte Umgebung in der Heimatstadt vermissen.

    das kann ich sehr gut verstehen!!! er ist ein junger kerl, der plötzlich vater wird, von seinen freunden wegkommt, in eine fremde stadt, keine freunde, kummer etc... das ist für einen jungen mann nicht so einfach.( für eine frau auch nicht, aber ich versuche seinen standpunkt darszustellen, so wie ich denke dass es evtl. sein kann)
    du bist 10 jahre älter, du warst bereits 34jahre, "alt" genug um ein gesetztes leben mit kind zu führen. er war aber vielleicht noch nicht bereit dazu.
    war es ein wunschkind?? dann liege ich falsch mit meiner vermutung.
    ich kann mir vorstellen, dass er jetzt torschusspanik hat, so wie manche vor einer hochzeit. du hast ein haus gekauft und für ihn ist die vorstellung im moment der absolute horror in diesem ort ohne freunde etc bis an sein lebensende zu leben- mal ganz drastisch ausgedrückt.
    so wie es sich anhört mußte er viel zurückstecken und konnte sich selbst nicht verwirklichen und jetzt bricht er aus.
    so wie du die beziehung aus deiner sicht beschreibst hört es sich sehr schön an, ihr habt gut kommuniziert, hattet guten sex, wart/seit liebende eltern, ein liebendes paar.
    aber wenn er bereits vor 5 jahren eine krise hatte, kommt es doch eigentlich nicht soo plötzlich. seine probleme wurden vielleicht durch verschiedene faktoren bzw. probleme überschattet und du hast dich und du hast ihn vielleicht nie gefragt wie es IHM geht. andererseits hätte er auch was sagen können...
    warum seid ihr nicht in "seine" stadt gezogen, so dass er sein studium beenden konnte?
    du solltest ihm vielleicht zeit geben und ihm sagen dass er ruhig ne zeit dort bleiben kann wo er gerade ist um sich gedanken zu machen. wenn du ihn jetzt drängst und immer un immer wieder fragst was jetzt ist, treibst du ihn vielleicht in die andere richtung, vielleicht beginnt er dann bald dich zu vermissen und sieht ein, dass ihr zusammengehört.
    ach es ist irgendwie schwierig ....ich weiss auch nicht ehrlich gesagt...bin gespannt, was die anderen dir noch für ratschläge geben!
    gute nacht *s

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    • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?


      Hallo Soeyy,

      erst einmalvielen Dank für Deine Antwort und Deine Bereitschaft, Dich in die Situation hineinzuversetzen. Was du über die frühe Vaterschaft und die Situation als Student sagst, ist sicherlich richtig. Unsere Tochter war ein Wunschkind, wenn auch zu diesem Zeitpunkt nicht geplant (Kinder standen später auf dem Programm). Dennoch: Er ist in 7 Jahren schon sehr gut in seine Rolle hineingewachsen - auch wenn zugegebenermaßen die Nähe zu seiner Heimatstadt und die Freunde fehlten.Doch Freundschaften hätte man auch in 10 Jahren hier initiieren können - zumindest solche, dass man mal mit jemanden weggeht. Und zum Haus: nicht ich habe es gekauft, sondern wir - es gehört uns beiden zu gleichen Teilen und er hat darum gekämpft wie ein Löwe. Es war sein absolutes Traumhaus, er wollte es und als ich ihm vor dem Vertrag frsagt, wie es mit seinen zweifeln und seinem Unglücksgefühl sei, sagte er, es wäre nicht mehr da und er wäre felsenfest in seiner Entscheidung. Es folgte eine wundershcöne liebeserklärung mit dem Wunsch, im neuen Heim gemeinsam glücklich und alt zu werden. Die ehrlichkeit dieser Gefühle bestreitet er auch gar. Nicht. Kann nur nicht verstehen, wie so etwas plötzlich weg sein soll. eine andere Frau ist ausgeschlossen - wir stehen in einem sehr intensiven und offenen Dialog - ich kenn ihn da schon ganz gut und weiß, dass der Knackpubkt woanders luiegt. Daher ist das Problem auch nicht, dass ich ihm nicht zuhöre. wie gesagt: kommunikatioon ist ziemlich optiomal - er redet immer über seine Befindlichkeiten und wir versuchen zusammen, seine sehr verworrenen, zum Teil widersprüchlichen Gefühle auseinanderzudröseln. Aber das gelingt ihm selbst ja oft nicht. Er ist ja selbst überrascht und verzweifelt über diese plötzlich wieder aufkommenden zweifel. Er hatte gehofft, sie kämen nicht wieder.

      Warum wir nicht in seine stadt gezogen sind? Aus wirtschaftlichen Gründen. einer muss das Geld verdienen und das machte/mache ich mit einem relativ gut bezahlten Teilzeitjob, den ich in meiner Branche nicht in bremen gefunden hätte. Mit einem Studentenjob fütterst du keine Familie durch. Ansonsten war ich immer offen für Bremen - habe ihm auch vor dem hauskauf gesagt, dass wir noch 1 Jahr warten klönnen, bis er mit dem studieum durch ist und dann gemeinsam nach bremen ziehen. Kein problem - aber die Basis muss eine intakte Beziehung sein.

      Sicherlich braucht er Freiraum - doch das geht auch nur bedingt aufgrund unserer Lebenssituation. auch mein Freund muss arbeiten (und das tut er 3 Tage hier vor Ort). In Bremen sieht die Joblage vergleichsweise mau aus und außerdem (und das ist das Wichtigste) haben wir ein Kind, das in seinem, sozialen Umfeld seinen Vater braucht. in einer kinderlosen Beziehung ist das sehr viel einfacher, da es sehr viel mehr Freiräume und weniger wirtschaftliche Zwänge gibt. Naja, und jemanden freizulassen ist natürlich auch ein ganz zweischneidiges Ding. Das kann genauso in die falsche richtung losgehen... ich weiß es auch nicht - ist einfach sehr vertrackt und traurig. Ich erkenne halt die Person, mit der ich zusammenbin und liebe, nicht mehr...

      Anou

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      • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?


        hallo liebe anouschka,

        auf die schnelle leider fällt mir zu deiner geschichte ein, dass es im rahmen der depression deines freundes sein könnte, dass er seine gefühle nicht mehr wahrnehmen kann. daher mit besserung der depressiven symptomatik auch das hin und her.

        ich würde dir raten ihm den rückzug zu lassen, da zu sein, er nimmt ja antidepressiva. im kontakt zum psychiater oder psychologen unterstützen.

        keine vorwürfe machen, nicht bohren, drängen...

        leider bin ich grad auf dem sprung...

        liebe grüße und viel kraft wünscht dir percy

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        • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?


          Hallo Anou,

          auch wenn ich deine Lebenssituation so selber noch nie erlebt habe,
          kamen mir da doch Erinnerungen hoch, an meine Geschichte,
          bin mir aber nicht sicher, ob es dir jetzt hilft,
          fasse mal zusammen:

          Ich selber hatte auch schon eine Beziehung mit einem Mann, der an Depressionen litt, aufgrund beruflicher Unzufriedenheit, unbewältigte Vergangenheit, aktuelle Lebenssituation usw., nur dass wir keine so stabile und von Liebe getragenen Beziehung geführt haben wie ihr, auch wenn ich das zeitweise dachte...
          ...er begab sich auch in behandlung mit Antidepressiva, dann kam die Beziehungskrise mit mir und innerhalb 14 Tagen waren seine Gefühle für mich verschwunden,
          da ich mit der ganzen Situation, überfordert war, und ihn leider zu massiv bedrängt habe und sein Wanken zwischen NÄhebedürfnis und Distanz zu mir nicht mehr aushielt, kam die Trennung.
          Da es ja verschiedene Formen von Depressionen gibt, ist es gut möglich, dass dein Freund bei entsprechender professioneller Hilfe da bald wieder einen WEg rausfindet,
          glaub er braucht jetzt einfach eine gute Freundin, die ihm zur Seite steht, weniger eine Liebespartnerin (hat Dr. Riecke mir mal geschrieben), die einfach da ist, zu hört, keine Forderungen oder Anschuldigungen stellt, ihm das Gefühl gibt, ihn so zu lieben wie er ist, auch wenn es gerade danach aussieht, dass er sich seiner Verantwortung für euch (Familie) entzieht. Wünsche dir viel GEduld und Kraft für dich selber, vernachlässige nicht deine Bedürfnisse, sonst bist du schnell selber in einer Depression drin (Co-Abhängigkeit).

          Leider habe ich aber selber erlebt, wie es ist, wenn man seine geliebte Heimat verlässt, bei mir sind es 250 km, wegen dem Studium, seit 6 Jahren nun weg, und das Heimweh hält leider an, wird nicht weniger, ich denke gerade auch darüber nach wieder zurückzugehen, weil ich hier nicht glücklich werde, weder mit noch ohne Partner...

          ....also versuche Verständis für deinen freund zu zeigen, ihm fehlt so denke ich aus deiner Beschreibung der Freundes- Familienkreis, sein früheres unabhängiges Leben, das Gefühl der Heimat, "Da am richtigen Ort zu sein", mir geht es auch so, dass ich mein Herz in meiner alten Heimat gelassen habe, als ich umgezogen bin, und insgeheim habe ich immer gehofft, mein Ex-Freund würde mit mir zurückgehen, doch das hat er kategorisch abgelehnt...

          Alles Gute,
          malena

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          • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?


            Hallo Malena,

            ja, das Wanken zwischen Annäherung und Distanz ist manchmal sehrschwer, wobei er derzeit eine gewisse distanz immer einhält. Nichtsdestotrotz sind wir durch unsere gute Kommunikationsfähigkeit auch sehr stark freundschaftlich verbunden - es ist manchmal schon absurd, dass wir in der Lage sind, von unseren eigenen Personen Abstand zu nehmen, und "das Thema" ganz klar und sachlich erörtern. Das geht natürlich nicht immer und ich weiß, dass meine Rolle dabei zwiespältig ist, aber es gibt mir halt auch die Möglichkeit, in seine Seele Einblick zu erhalten und dieser Versuchung kann ich nicht widerstehen. Wir haben beide auch Freunde, mit denen wir die Sache diskutieren können, aber das gegenseitige Austauschen ist für uns beide - für mich wahrscheinlich noch mehr - unverzichtbar.
            Ja, Verständnis habe ich für seinen Freiheitsdrang - verstehe glaub ich auch ganz gut, was dahinter steckt. Trotzdem habe ich angst, mich darauf einzulassen, da es eine Sache mit "open end" ist.

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            • Depression


              Es scheint mir, dass seine Distanz gar nicht primär mit Ihnen bzw. der Beziehung zu tun hat.
              Wie hier auch schon vermutet, begründet eine Depression alle geschilderten Probleme: seine Ambivalenz, das Rückzugsverhalten, die Selbstzweifel und das Infragestellen eigener Entscheidungen in der jüngeren Vergangenheit.
              Ein Depressiver ist meist auch nicht liebesfähig einschließlich fehlender Libido.

              Auch seine träumerische Rückschau auf die Studentenzeit mit Kumpelkontakten in seiner Heimatstadt kann durchaus indifferent sein und einfach nur der unbeschwerten Zeit damals gelten.

              Kommentar



              • Re: Depression


                Sehr geehrte Herr Dr. Rieke,

                vielen Dank für Ihre Einschätzung. In der Zwischenzeit habe ich zahlreiche telefonische Gespräche mit meinem Lebensgefährten gehabt, der derzeit in seiner Heimtstadt weilt. die Antidepressiva wirken jetzt und er ist etwas ruhiger und klarer geworden.

                Er glaubt jetzt, sein Problem benennen zu können. Zum einen geben ihm die immer wieder kehrenden Zweifel an unserer Beziehung zu denken (auch wenn sie phasenweise ganz weggewesen waren - und das waren ja auch die längeren Phasen), kehrten sie zyklisch immer wieder zurück bzw. sind manchmal auch latent spürbar. Das habe nichts mit meiner Person zu tun, sondern mit ihm. Er sei im Grunde genommen noch nicht erwachsen geworden und habe - wie auf einer Leiter - nicht jede Stufe einzeln genommen, sondern zu viele auf einmal. Das sei damals passiert, als ich vor 7 Jahren schwanger wurde und er seine Heimatstadt (mit dortigem Studium) abrupt verlassen hatte, um für seine Familie da zu sein. Er habe immer wieder darunter gelitten, seine Unbeschwertheit verloren zu haben und dass sich das Studium bis heute hinzieht, habe auch mit seinen inneren Blockaden zu tun. Man muss noch dazu sagen, dass ich seine erste Liebe bin.

                Dennoch sei er mit uns glücklich gewesen, doch er habe immer das Gefühl gehabt, etwas wichtiges verpasst bzw. nicht zuende geführt zu haben. Ich denke, das Wesentliche was ihm fehlt, ist die Überzeugung, eine wichtige Lebensentscheidung nicht ganz frei getroffen zu haben. die Tatsache, dass er sich mit mir vor einem halben Jahr ein Haus (mit Kredit bis ins Rentenalter!) gekauft hatte, habe er auch vor dem Hintergrund getroffen, eine Entscheidung für uns zu treffen und endlich mit seinen Zweifeln abzuschließen. Dass das Ganze eine Dimension zu groß für ihn war, habe er dann hinterher gemerkt.

                Was er jetzt möchte, ist einen Schritt zurück gehen. Er möchte (natürlich, und das ist wichtig), endlich das Studium abschließen und stellt sich folgendes Modell vor: 4 Tage arbeitet er in unserer Stadt und lebt im gemeinsamen Haus mit mir und seiner Tochter, den Rest der Woche fährt er hoch nach Norddeutschland und arbeitet an seinem Diplom. dort möchte er sich ein Zimmer mieten, um die Erfahrung nachzuholen, einmal im Leben auf eigenen Füßen zu stehen und Zeit für sich und zum Nachdenken zu haben. Ich bin völlig verwirrt und verunsichert, ob so etwas funktionieren kann. Er sieht das Ganze als Versuch mit "open end" an und ich leide sehr unter dieser Ungewissheit - habe Angst, das Ganze könnte uns noch weiter auseinander treiben. es ist derzeit auch eine ganz merkwürdige Verquickung von depressiven Zuständen und Sinnkrise. Was können sie uns ratren?

                Schwierig finde ich derzeit auch meine Rolle als Betroffene und enge Beraterin seiner Probleme. Auf der einen Seite kann ichb gar nicht anders, als ihm beizustehen und will natürlichauch wissen, was in ihm vorgeht, auf der anderen Seite tut es aber auch wahnsinnig weh, da ich in der beratenden Rolle auch immer Abstand von meiner eigenen Person nehmen muss.

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                • Re: Depression


                  Denke so könnte es einen gemeinsamen Weg für euch geben, auch wenn es natürlich für dich nicht einfach ist. Aber wer weiss, vielleicht gibt dir der neue Freiraum auch Perspektiven für deine eigene Entwicklung.
                  Schau auch dass du deine Aengste und Zweifel mal raus lassen kannst, z.B. beim Sport oder mit einem Urschrei im Wald ;-)

                  Kommentar


                  • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?


                    Irgendwie finde ich es witzig, wenn du die Sache misstrauisch als "Open End" einstufst.

                    Weil,
                    das ganze Leben ist Open End.
                    Verläuft nicht immer so wie gewünscht, verlangt viele Kompromisse. Nur dies sehen die meisten Menschen nicht unter dem Blickwinkel Open End.

                    Was Ihn, deinen Freund betrifft, würde ich sagen -und das kannst du entsprechend aufgearbeitet auch bei ihm verwenden- eine Freiheit ist zwar gut und schön, sollte aber irgendwo einen Rahmen, eine Begrenzung haben. Sonst artet das aus, wird eine Sache die ins uferlose geht.
                    Du siehst, bildhaft gesprochen ist etwas uferloses in keinster Weise beruhigend.

                    Er verzettelt sich meiner Meinung nach mit seinem "Hirngespinnst" zu sich selbst zu finden und Freiheiten auszukosten. Natürlicher wäre es, wenn er versucht sesshaft zu werden, einen Platz zu finden von dem er in Ruhe agieren kann. Sinnbildlich ein Platz irgendwo am Ufer, oder einen Ankerplatz auf dem weiten Meer des Ozeans -sinnbildlich der Freiheit- um dorthin zurück zu kehren, sich einzufinden.

                    Was er in meinen Augen tut ist ungeeignet für ihn. Er versteift sich auf Argumente die nicht tiefergehend überlegt sind. Erinnere ihn doch geflissentlich mal an die Kinderzeit. Die Zeit in der Kinder ihre Grenzen suchen und finden wollen. Er ist geistig auf einem anderen, konträren Weg.
                    Er wird niemals Ruhe finden wenn er so weiter macht. Weiter nach Freiheiten, nach wegen ohne Grenzen sucht. Sein Weg des studierens ist ja auch mit der Abschlussarbeit beendet und dann sucht er sich einen Ruhepool -Arbeitsstelle, in der er innerhalb gewisser Grenzen agieren kann, agieren darf-.

                    Frage ihn mal nach dem Sinn des Lebens. Den Sinn den er darunter versteht.
                    Locke ihn geistig auf die Schiene, einen Ruhepool zu suchen und zu finden, von dem Er aus agieren kann.

                    Depressionen verstehe ich auch als gedankliche Muster. Als zerstörend oder störend wirkende Muster. Manche Depressiven steigern sich noch in ihre gedanklichen Muster hinein.
                    Man sollte versuchen, sie zunehmend dort wieder raus zu holen, ihnen Alternative Muster aufzeigen, schmackhaft machen und eine geistige Umstellung bewirken.
                    Das muss keine Sache mit Open End Charakter sein.

                    Versuche mal Depression auch mal als einen Gedankenprozess auf negativem Niveua zu verstehen und diesen Gedankenprozess auf positives Niveau zu verlegen.
                    Versuche also nicht seinen Weg -Depression- unüberlegt zu unterstützen.

                    Versuche ihm mal zu vermitteln, dass seine Erfahrung nachholen irgendwo unsinnig ist, denn er ist ja auf der Suche nach etwas unbekanntem, etwas von dem er noch keinerlei Vorstellung hat.
                    Nach was, welcher Erfahrung will er denn suchen, die er nie gemacht hatte.
                    Das ist ein total falscher Ansatzpunkt.

                    Anstatt Erfahrungen zu machen die möglich und natürlich sind, wühlt er im -symbolischen Raum von unbekannten Zahlen- uferlosen,grenzenlosen Raum herum. Das ist ungefähr so, als würde er im schwerelosen Weltall umher fliegen und nicht wissen, auf welchem Planeten er sich niederlassen sollte, von welchem Planeten er stammen würde.

                    Er könnte bis zu seinem Tode mit dieser Frage beschäftigt sein und hätte letztendlich nichts damit erreicht. Besser wäre es sich einen Planeten auszusuchen, auf dem man sich niederlassen könnte und auf dem er leben, wurzeln fassen kann usw. Das wäre vernünftiger, natürlicher, von der Natur gewollter.

                    Sinnbildlich ist dieser "Planet" -diesmal kein Ding ohne Open End- sondern eine Familie.
                    Er hatte seine Wurzeln in einer Familie. Wurde gezeugt und gepflegt von Mutti und Vati.
                    Er sollte diese natürliche Tradition, dieses naturgewollte Ding weiterführen, sich eine Frau suchen oder mit der die er schon hat diesen natürlichen Prozess weiter führen.

                    Das ist von der Natur so gewollt. Und das hat sowohl seinen Ursprung wie seinen Sinn.

                    Versuche dies alles mal entsprechend einzubringen, ihn von seinen konfusen Gedanken abzubringen und auf natürliche Wege und Denkmuster einzustimmen.

                    Kommentar



                    • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?


                      Hallo,

                      Dein Beitrag, der ja voller Metaphern (Meer, Planet etc.) steckt, hat mich an ein Bild erinnert, das mir heute selbst durch den Kopf gegangen ist. Ich selbst fühle mich nämlich derzeit wie ein Schiff im Sturm auf dem Ozean - ohne Navigationssystem. Es ist eben genau dieses Gefühl von Ungewissheit, das ich versucht habe, mit dem wort "open end" zu charakterisieren.

                      Auch ich denke, das grenzenlose Freiheit etwas Destruktives hat, was eigentlich keiner von uns will und was auch viel mit Einsamkeit zu tun hat. Ist auch richtig, dass man versäumte Dinge nicht später nachholen kann. Das Problem ist nur, dass er innerlich davon überzeugt ist, einen Schritt zurück gehen zu müssen und das es Teil seiner unaufgearbeiteten Vergangenheit ist. Er möchte - wie er sagt - endlich mal im Leben auf eigenen Beinen stehen und Entscheidungen frei treffen. Und dann mit den Konsequenzen leben. Doch ich fürchte, er kann sich nicht entscheiden, bleibt in diesem quälerischen Zustand der Unentschlossenheit. Er fühlt sich unendlich einsam zur Zeit und ich glaube auch nicht, dass er in seinem jetzigen Zustand Entscheidungen treffen kann/sollte.

                      Ein weiteres großes Problem ist die Frage für ihn: Was ist Liebe?! aber wer kann das schon klar definieren? Es gibt Enzyklopädien darüber! Habe ihm zwar meine Definition gesagt, aber das hilft ihm ja auch nicht weiter. Er meint, dass seine fehlenden Erfahrungen mit Frauen daran Schuld seien, sich nicht klar für mich entscheiden zu können. Denn die Entscheidung liegt für ihn immer im Vergleich. Trotz gutem Dialog komnme ich nicht weiter an ihn ran und will ihn natürlich auch nicht manipulieren. Ich hoffe so sehr, dass er auf meinen Rat hört, sich einem Therapeuten anzuvertrauen!

                      Kommentar


                      • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?

                        Hallo anouschka,

                        nun sind einige Jahre vergangen und mich würde interessieren wie es bei euch weiterging? Seid ihr noch zusammen? Ist alles wieder harmonisch und liebevoll?

                        Ich selbst bin gerade in der gleichen Situation, die Gefühle für meine Frau, die auch 10 Jahre älter ist, sie 45 ich 35, sind einfach weg und schlimmer noch sie sind sehr negativ orientiert. Wir sind seit 9 Jahren zusammen, haben auch seit 3 Jahren ein Haus. Meine Frau hat einen Sohn mit dem ich eigentlich gut klar komme. Jetzt bin ich plötzlich am zweifeln, nicht nur darüber sondern über alles, ähnlich wie beschrieben. Es ist auch das Gefühl etwas verpasst zu haben, das schwelgen in der Vergangenheit und Angst vor der Zukunft. Ich lebe momentan nicht im hier und jetzt sondern immer irgendwo in der Vergangenheit oder Zukunft.

                        Habe auch eine psychologische Diagnose mittelschwere Depression, keine Lust auf gar nichts, keine Freude an Dingen die mir früher Spaß gemacht haben und am schlimmsten nur negative Gefühle vor allem bezüglich meiner Ehe. Mir geht es seit Februar 2016 so. Habe aber auch inzwischen das Gefühl dass es nicht an meiner Frau sondern an mir liegt. Bin auch psychiatrisch und psychologisch in Behandlung habe aber das Gefühl das geht nie wieder vorbei.

                        LG
                        tomasino

                        Kommentar


                        • Re: Kann Liebe plötzlich verschwinden?

                          habe aber das Gefühl das geht nie wieder vorbei.
                          Es geht fast immer wider vorbei und obwohl depressionserfahrene das wissen, glauben sie während einer Depression trotzdem nicht das es wieder vorbei geht.
                          Liegt wohl in der Natur der Sache.

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