ich bin das erste Mal hier - eigentlich ist es songar nicht meine Art, vor einer breiten Öfentlich keit meine Gefühlswelt darzulegen, aber ich bin derzeit so rat- und fassungslos, dass ich es einfach mal loswerden muss.
Zum Hintergrund: Ich bin 43 und seit 10 Jahren mit meiner großen Liebe zusammen (er ist 9 Jahre jünger) und seit 7 Jahren leben wir zusammen. wir haben eine gemeinsame Tochter, die sechs Jahre alt. als die Kleine damals unterwegs war, ist mein Freund zu mir gezogen (er lebte und studierte damals in einer anderen Stadt).
Die darauffolgenden Jahre waren von vielen Schicksalsschlägen geprägt - unter anderem verstarb meine Mutter nach schwerer Krankheit, unsere Tochter hatte eine schwierige Operation und finanzielle Probleme belasteten unseren Alltag. Mein Lebensgefährte litt darunter, dass er aufgrund der äußeren Umstände nicht dazu kam, sein Studium wieder richtig aufzunehmen, da auch er natürlich nebenher arbeiten musste und sich den Rest seiner Freizeit mit anderen Baustellen beschäftigte, die ständig um uns herum waren.
Trotzdem war unsere Liebe stark und tragfest - sie hat uns durch alle Widrigkeiten hindurchgeschifft und die gemeinsame Liebe zu unserer Tochter hat uns immer wieder Aufschwung und Mut gegeben. Wir waren ein Paar, das extrem gut als Team "funktioniert" hat, eine wirklich außergewöhnliche Kommunikation hatte und von einer Beziehung getragen wurde, die als große romantische Liebe mit allem drum und dran begann und sich schließlich auch als alltags- und familientauglich erwiesen hatte.
Trotzdem stimmte etwas nicht: als mein Freund 2003 endlich wieder sein studum - sozusagen aus der Ferne - aufnahm, kam es zu einer großen Beziehungskrise. Urplötzlich zweifelte er an unserer Liebe und sagte, es wäre damals mit dem Kind alles so,schnell gegangen, er hätte nicht Zeit gehabt, erwachsen zu werden und würde so sehr seine alten Freunde und seine alte Umgebung in der Heimatstadt vermissen.
Erschwerend kam hinzu, dass er es nicht geschafft hat, in der Stadt, in der wir leben, einen eigenen Freundeskreis aufzubauen. Bis heute (!!!) hat er keinen Kumpel hier, mit dem er sich mal auf ein Bier treffen kann. Um es kurz zu machen: die Krise dauerte 2-3 Monate und wir verliebten uns neu in einem gemeinsamen Urlaub. Mit den normalen Höhen und Tiefen einer Beziehung lebten wir dann im grunde genommen glücklich bis zum nächsten Prüfungstermin - der war 2006. Es kam die gleich Krise hoch mit genau den gleichen Problemen. Das Ganze passierte dann erneut vor ca. 4 Monaten - diesmal stand/steht die letzte Prüfung an.
Doch die Krise ist diesmal wirklich gravierend. Zum einen verzichtet mein Freund seit rund 3 Monaten komplett auf Sex (Begründung: Er brauche Distanz - ich als Person hätte nichts damit zu tun und in der Tat hatten wir niemals zuvor Probleme mit Sex - im Gegenteil!). Zum anderen meint er, er würde plötzlich gar nichts mehr für mich empfinden - auper Freundschaft. Im Moment pendelt er wieder oft in seine Heimatstadt wegen der Uninähe. Dort hat er viel Zeit zum Grübeln, die er nutzt, sich weiter von mir zu distanzieren. Er sagt, seine Gefühle würden nicht reichen, er empfinde nur Leere und Einsamkeit. Und er wiederholt immer wider, dass ihm etwas in unserer Beziehung fehle, kann aber nicht sagen, was. Er ist zudem depressiv und ausgebrannt (steckt noch in einem Job, der ihn zutiefst unglücklich macht und hat finanzielle Sorgen) und nimmt seit 2006 wieder das erste Mal Antidepressiva.
Ich bin wie vor den Kopf gestoßén. Muss dazu sagen,. dass wir uns vor 6 Monaten ein Haus gekauft haben, in das ich meine gesamte Erbschaft hineingesteckt habe. Wir wollten das beide. Und zum Einzug schenkte er mir ein Buch mit einer wunderschönen widmung, die mir eine Liebeserklärung machte, mit dem Wunsch, in diesem Haus gemeinsam glücklich alt zu werden und immer ein Nest für unsere Tochter zu haben. Es folgten weitere Liebeserklärugen - alles deutete darauf hin, dass er seine Zweifel und Krisen endgültig bereinigt hätte. Und jetzt kommt sowas - ausgerechnet zu so einem Zitpunkt. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Es ist keinesfalls so, dass wir uns entfremdet hätten - er sagt defnitiv auch, dass ich nichts falsch gemacht hätte und dass er selbst gar nicht weiß, warum er glaubt, seine Gefühle seinen nicht ausreichend. Er sagt, als er die Dinge über unsere Liebe gesagt hätte und sich für das Haus entscheiden hätte, hätte er daran fest geglaubt und auch die Liebesgefühle mir gegenüber wirklich gehabt. er versdtand es auch als Entscheidung für uns, damit die Zweifel endlich wegwären. Aber dass sie jetzt wieder dasind, zeige ihm das er so nicht mehr weiterkönne und etwas verkehrt sei.
Was ich nicht verstehe: Wie können sich tiefe Gefühle wie Liebe plötzlich schlagartig ändern ohne das ein entsprechender Prozess voranging??? Ist es möglich oder liegt evtl. doch eine Depression, gekoppelt mit Burnout zugrunde, die Empfindungen unmöglich macht (ist meine Theorie - er bestreitet das!)?
Was steckt dahinter, ich bin so sprachlos und verzweifelt! Im Moment gibt er mir wenig Hoffnung, seine Gefühle wären ziemlich verschwunden. Und die Tatsache, dass er jetzt wieder öfter in seiner Heimstadt ist, habe ihm gezeigt, dass er sich eigentlich dort am wohlsten fühle. Er sagt auch, er hätte das Gefühl, nicht richtig erwachsen geworden zu sein. Aber was soll ich denn damit anfangen?
Ich sitze hier, arbeite, habe ein Kind zu versorgen, stemme alles allein und fühle mich einfach nur furchtbar vor den Kopf gestoßen. Wie soll ich mich verhalten? Was ist zu tun? Habe gerade mit seinen Eltern telefoniert - auch die waren geschockt (er hatte ihnen ein paar Stunden zuvor schon die Situation selbst geschildert). Haben uns noch vor 2 Wochen besucht und ihnen ist gar nichts, aber auch gar nichts aufgefallen, dass sich irgendetwas an unserer Beziehung geändert hätte oder nicht stimmen könnte. Die Reaktionen meines Freundes lassen mich wirklich an meinem Verstand zweifeln und den Glauben in alles Gute verlieren. Könnt Ihr das verstehen?
Schon mal Danke für die Geduld - der Text war tatsächlich ultralang!
Liebe Grüße, Anou
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