Schaut mal nach und bewertet selbst, ob es oft solche Unterschiede und Missverständnisse gibt.
Und vielleicht habt ihr auch Lösungsvorschläge, um solche Unterschiede und/oder Missverständnisse auszuräumen.
So, hier nun die Geschichte:
Einem Mann, nennen wir ihn mal Herby, gefällt eine Frau namens Vero. Er fragt sie, ob sie ins Kino gehen will, sie sagt ja, und beide verbringen einen sehr lustigen Abend.
Ein paar Tage später lädt er sie zum Abendessen ein, und sie haben wieder viel Spaß. Fortan treffen Sie sich regelmäßig, und nach einiger Zeit trifft sich keiner von beiden mit irgendjemand anders mehr.
Eines Abends, als sie nach Hause fahren, schießt ein Gedanke durch Vero's Kopf.
Ohne weiter drüber nachzudenken, spricht sie diesen Gedanken aus.
Weißt du, dass wir uns mit dem heutigen Abend seit genau 6 Monaten treffen?
Stille.
Vero kommt die Stille sehr laut vor. Sie denkt:
Oje, ob es ihn nervt, dass ich das gesagt habe? Vielleicht fühlt er sich durch unsere Beziehung eingeschränkt, oder er fühlt sich von mir in eine Pflicht-Rolle gedrängt
Und Herby denkt sich "Wow, schon 6 Monate."
Vero denkt weiter:
Moment mal, ich bin mir gar nicht sicher, ob ich so eine Art Beziehung will. Manchmal hätte ich lieber mehr Freiraum, ich werde Zeit brauchen, mir zu überlegen, ob ich so weiter machen will.
Ich meine, wo führt uns das hin? Wird es immer so weiter gehen, oder schreiten wir auf eine Ehe zu? Vielleicht sogar auf Kinder? Dahin, unser restliches Leben miteinander zu verbringen?
Bin ich überhaupt bereit, diese Verpflichtung einzugehen? Kenne ich diesen Menschen überhaupt?
Und Herby denkt derweilen:
Hm, das heißt, es war Dezember, als wir anfingen, uns zu treffen. Das war gleich nachdem ich mein Auto von der größeren Reparatur zurück hatte.
Das heißt ... wie ist der Kilometerstand, wann ist die Kiste überfällig für einen Ölwechsel?
Vero denkt für sich:
Er ist besorgt. Ich sehe es in seinem Gesicht. Vielleicht war mir nicht ganz klar, wie er die Sache sieht. Vielleicht will er mehr von unserer Beziehung, mehr Intimität, eine tiefere Bindung, vielleicht hat er, sogar schon vor mir, gespürt, dass ich mich zu sehr zurückhalte. Ja, das ist es. Deswegen spricht er so selten über seine Gefühle. Er hat Angst, zurückgewiesen zu werden.
Herby denkt sich:
Die sollen sich auf jeden Fall noch einmal das Getriebe ansehen. Ist mir völlig egal, was die Meister sagen, die Schaltung funktioniert nämlich immer noch nicht richtig. Und diesmal können sie es auch nicht aufs kalte Wetter schieben. Wir haben 30 Grad, und das Ding hier schaltet sich wie ein Lastwagen von der Müllabfuhr. Und ich habe in dieser Werkstatt über 800 Euro abgedrückt.
Vero's Gedanken drehen sich derweil um:
Er ist sauer. Ich kanns ihm nichtmal übel nehmen, ich wärs auch. Ich fühle mich so schuldig, ihm das anzutun, aber ich kann nichts für meine Gefühle, ich bin einfach unsicher.
Herby spinnt derweil seine Gedanken weiter:
Wahrscheinlich werden sie sagen, es gibt nur 3 Monate Garantie, und das ist garantiert ein anderer Fall.
Vero denkt sich:
Wahrscheinlich bin ich viel zu idealistisch, und warte auf einen Ritter auf einem weissen Pferd, während ich hier neben einem superlieben Menschen sitze, einem Menschen, mit dem ich gern zusammen bin, um den ich mich wirklich sorge und der sich wirklich um mich sorgt. Einem Menschen, der wegen meiner selbstherrlichen Schulmädchenfantasien leiden muss.
Herby denkt sich:
Garantie? Die reden von Garantie? Können sie haben, ich nehme ihre Garantie und stecke sie ihnen in ...
Herby ...., sagt Susanne laut.
Ja ...? fragt Herby aus seinen Gedanken gerissen.
Bitte quäl dich nicht so, sagt sie, während sich ihre Augen mit Tränen füllen.
Vielleicht hätte ich niemals .. Oh Gott, ich fühle mich so ...
(Sie verstummt, schluchzt).
Was ist? fragt Herby.
Ich bin so dumm, schluchzt Vero.
Ich meine, ich weiß, dass es nie einen Ritter geben wird. Es ist so dumm. Weder einen Ritter noch ein Pferd.
Es gibt kein Pferd?, fragt Herby.
Du denkst auch, dass ich dumm bin, oder?, fragt Vero.
Nein!, sagt Herby. Er ist froh, endlich eine richtige Antwort zu haben.
Die Sache ist die ... es ist einfach so ... ich brauche ein wenig Zeit, sagt Vero.
(Es entsteht eine 15sekündige Pause, in der Herby versucht, so schnell er kann mit einer sicheren Antwort aufzuwarten. Endlich fällt ihm etwas ein, das funktionieren sollte.)
Ja, sagt er.
(Vero, tief bewegt, berührt seine Hand) Oh Herby, denkst du wirklich so darüber? fragt sie.
Worüber? fragt Herby.
Über ein wenig mehr Zeit sagt Vero.
Oh, sagt Herby, Ja.
(Vero dreht sich zu ihm und sieht ihm tief in die Augen, wodurch Herby schrecklich nervös darüber wird, was sie als nächstes sagen wird, besonders, wenn darin ein Pferd vorkommen sollte. Endlich spricht sie.)
Danke, Herby, sagt sie.
Ich danke Dir, sagt Herby.
Dann bringt er sie nach Hause, wo sie sich auf ihr Bett legt, eine von Konflikten geschüttelte, gequälte Seele, und bis in den Morgen weint.
Herby fährt nach Hause, holt sich eine Tüte Chips, fährt den PC hoch, und schaut mal ins Autotechnik-Forum, was es da neues, interessantes geben könnte.
Eine leise Stimme irgendwo in seinem Kopf sagt ihm, dass heute -mit Vero- im Auto höchstwahrscheinlich etwas wirklich wichtiges passiert ist, aber er ist sicher, dass er niemals verstehen würde, was das war, also beschließt er, nicht weiter darüber nachzudenken.
Am nächsten Tag wird Vero ihre beste Freundin anrufen, vielleicht sogar noch eine, und mit ihr 6 Stunden lang über die ganze Sache reden. In sorgfältiger Detailarbeit werden sie alles was sie sagte, und auch alles was er sagte, analysieren, jedes Wort, jeden Ausdruck, jede Geste, um Nuancen in der Bedeutung des gesagten zu finden, und um jede mögliche Variante durchzugehen.
Das ganze wird sich wochenlang, wenn nicht monatelang hinziehen, ohne jemals in einer plausiblen Schlussfolgerung zu enden, aber auch, ohne jemals langweilig zu werden.
Irgendwann während dieser Zeit wird Herby, während eines Treffens mit einem Freund, der sie beide kennt, fragen: Hans, sag mal, hat Vero mal ein Pferd gehabt?
Ende der hypothetischen Geschichte.
Namen und Örtlichkeiten sind rein zufällig.()
So, nun seid ihr dran.
Zeigt diese Geschichte gewisse Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
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