ich bin derzeit in einer sehr verfahrenen Situation und weiß nicht, ob die Lösungsmöglichkeit, die ich mir überlegt habe, "tragen" kann...
Wir sind verheiratet, leben –eigentlich immer schon - in einer Wochenendbeziehung und haben zwei Jahre alte Zwillinge. Trotz nicht optimaler Bedingungen Wunschkinder, weil mir medizinischerseits dringend geraten wurde, meinen Kinderwunsch „jetzt oder nie“ zu verwirklichen. Ich ging in Elternzeit und zog (sehr ungern) zurück in meinen Herkunftsort, um Geld zu sparen und unter der Woche Unterstützung für die Kinder zu haben. Vereinbarung: er sucht einen gutbezahlten, festen Job und holt uns dann nach.
Während der ganzen Zeit ging es mir sehr schlecht: ich fühlte mich überfordert, „auf dem Abstellgleis“ und sehr, sehr allein. „Es ist nicht für immer“, diese Parole ließ mich durchhalten. Wenn wir erst zusammen wohnen und eine „richtige“ Familie sind, ich die Kinder auch wieder an ihn abgeben, ausgehen, arbeiten, Bekanntschaften schließen, in Ruhe duschen... kann, wird alles wieder besser.
Erst als ich mich an die neue Gesamtsituation halbwegs gewöhnt hatte, fiel mir auf, dass über die widrigen Umstände hinaus einiges im argen lag. Daß wir stillschweigend übereingekommen waren, uns nicht mehr anzufassen. Daß wir immer weniger von unseren unterschiedlichen Leben wussten. Daß ich mich immer weniger auf die Wochenenden freute.. Daß die latente Wut in meinem Bauch immer mehr wuchs.
Ich habe ein paar Mal versucht ihm zu vermitteln, dass es für mich so nicht weitergehen könne, habe eine Eheberatung vorgeschlagen.... Mal kam Trost („nach dem Umzug wird alles besser“), mal Betroffenheit, mal Gereiztheit, aber so richtig befriedigend war keine Reaktion.
Inzwischen hat er eine feste Arbeit, und unser Umzug war/ ist für Sommer geplant.
Vor zwei Wochen schließlich weinte ich (wie schon öfter) über den Zustand unserer Ehe. Er kam dazu, und ich sagte ihm, ich verstände nicht, was nur aus uns geworden sei, dass er mir so fremd vorkäme, dass ich gerne meinen besten Freund wieder hätte und die Kühle und Geschäftsmäßigkeit zwischen uns nicht mehr ertragen könne. Dann fragte ich ihn noch – keine Ahnung, wieso, denn bis dahin hatte ich es nicht wirklich für möglich gehalten: „Hast du eine andere?“
Hatte er. Eineinhalb Jahre lang, ab dem dritten Lebensmonat der Kinder. Er habe diese Beziehung vor einem Vierteljahr beendet, leide sehr aber unter dem Verlust; diese Frau sei seine beste Freundin und seine „zweite große Liebe“ gewesen. Es täte ihm leid (aha), und er habe die ganze Zeit geglaubt, dass wir wieder zusammenfänden, wenn die Beziehung beendet sei. Er wolle sehr gerne ein „richtiges“ Ehen- und Familienleben mit mir, brauche aber Zeit, „das Ganze“ zu verarbeiten (noch mal aha). Und er wollte mir davon erzählen, „wenn wir wieder besser miteinander reden können.“
Ich bin fassungslos. Unendlich wütend. Unendlich enttäuscht. Unendlich traurig. Und trotzdem momentan gewillt, mit umzuziehen, in der Hoffnung, wenn schon keine „richtige“ Ehe und Familie, dann wenigstens Entlastung und die Chance auf ein eigenes Leben zu haben, mit einer Arbeit, eigenen Bekanntschaften und Aktivitäten. Wenn schon Zweckgemeinschaft, dann will ich wenigstens diesmal auch etwas davon haben.
(Und ja: ich hoffe auch, dass die Liebe wieder einkehren könnte bzw. ausgebuddelt werden kann. Von ihm und von mir. Es war mal so schön... aber das war es wohl bei jedem Paar irgendwann einmal. Er fehlt mir sehr bzw. er, wie er war, fehlt mir.)
Nächste Woche haben wir unseren ersten Paarberatungstermin. Aber gegen eine „zweite große Liebe“ ankämpfen, nachdem wir beide ehrlich überzeugt waren, den Menschen fürs Leben schon gefunden zu haben – geht das? Ich mag nicht mein Leben lang an der Seite eines Mannes leben, der „ihr“ hinterhertrauert. Dafür bin ich mir zu schade, und auch unsere frühere Liebe.
Ganz zu schweigen davon, daß ich mich betrogen und ausgenutzt fühle...
Habt ihr Ähnliches erlebt? Und habt ihr Tips für mich?
Danke fürs Lesen (ist ziemlich lang geworden)!
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